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Schlof schojn, majn narisch klejn mejdele, wos is hajnt epes mit dir? Hungerik is ojch dajn ketzele un ,s hot gor kejn tajnes zu mir. Her wi es miauket, es ret tzu dir: Mejdl, los mamen tzu ru. Hungerik ich ojch, klejn ketzele, un ,ch wejn nischt asoj wi du. Aj lju lju, schlof schojn, majn krojnenju. Schlof schojn, majn orem klejn mejdele, wajl der schlof lindert di nojt. Hungerik is ojch dajn Ijalkele un wejnt nischt un mont nischt kejn brojt. Lern sich kind fun dajn Ijalkele, wejst wos si tracht atzind? Oj wi betribt is a mamele, wen hungerik is ir kind. Aj lju lju, schlof schojn, majn krojnenju. Schlaf nun, mein närrisches kleines Mädchen, was ist heute nur mit dir los? Hungrig ist auch dein Kätzchen doch es macht mir keine Vorwürfe. Hör, wie es miaut, es spricht zu dir: Mädel, laß Mutter in Ruh! Hungrig bin auch ich, das kleine Kätzchen, doch ich weine nicht so wie du. Aj lju lju... schlaf nun, meine Krone. Schlaf nun, mein armes kleines Mädchen, denn der Schlaf lindert die Not. Hungrig ist auch dein Püppchen, doch es weint nicht und fordert kein Brot. Lerne, Kind, von deinem Püppchen. Weißt du, was es jetzt denkt? Oh wie betrübt ist eine Mutter, wenn ihr Kind hungrig ist. Aj lju lju... schlaf nun, meine Krone. STABAT MATER - JOSQUIN DES PREZ (UM 1450/55-1521) Kammerchor Josquin des Prez