Einführung Am 14. März 1926 fand in der Leipziger Gemeindesynagoge Ecke Gottsched-/Zentralstraße ein besonderes Konzert statt. Damals, Mitte der 1920er Jahre, existierte in Leipzig die größte jüdische Gemeinde in Sachsen. Ihr gehörten etwa 13000 Mitglieder an. Die 1855 errichtete liberale Gemeindesynagoge bot Platz für rund 2000 Besucher und verfügte derzeit über eine Orgel von Wilhelm Sauer, der auch die Orgel in der Thomaskirche gebaut hatte. Aus dem einstigen Knaben- und Männerchor, der von Mitgliedern der Thomaner und von Studenten des Konservatoriums unterstützt worden war, war ein gemischter Chor mit Männer- und Frauenstimmen entstanden. Öffentliche Konzerte wurden seit dem Ersten Weltkrieg zunehmend angeboten. Die 1914 berufenen Kantoren Samuel Lampel und Max Jaffe sowie der seit Ende 1924 wirkende Chorleiter Barnet Licht nutzten verschiedene Medien, um Bildungsarbeit zu leisten: Im Rundfunk und im Nachrichtenblatt der jüdischen Gemeinde wurde regelmäßig über Synagogenmusik und jüdische Feste informiert, in der Synagoge fanden Vortragsreihen statt. Das Konzert im März 1926, dessen Programmfolge überliefert ist, bot den Besuchern geistliche Werke jüdischer und christlicher Komponisten, aufgeführt von jüdischen und nichtjüdischen Musikern. Leipziger Bürger und Gäste, gleich welchen Glaubens, waren eingeladen, eigene Eindrücke von der Kultur der Juden zu sammeln. Sie sollten die Möglichkeit erhalten, sich zu begegnen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und Unterschiede als gegenseitige Bereicherung zu erleben. Das historische Konzert wurde 2015 im Rahmen der 1000-Jahr-Feier Leipzigs vom Leipziger Synagogalchor und dem Kammerchor Josquin des Prez sowie renommierten Musikern und Sängern unter der Leitung von Ludwig Böhme in der Thomaskirche erneut aufgeführt und 2018 - ebenfalls in der Thomaskirche - für eine CD aufgenommen, die diesen besonderen Teil Leipziger (Musik-)Geschichte für eine größeres Publikum erlebbar macht. Die CD „Klingende Toleranz", erschienen beim Altenburger Label Querstand, können Sie nach dem Konzert erwerben. Im heutigen Konzert hören Sie Ausschnitte aus diesem Programm, Werke von Louis Lewandowski, Samuel Lampel, Salomon Jadassohn, Salomone Rossi, Arnold Mendelssohn und Johann Sebastian Bach. Gleichzeitig geben die Aufführenden einen Ausblick auf das diesjährige Gemeinschaftsprojekt „Cantate l'Adonai - Singet dem Herrn", das jüdische und christliche Psalmvertonungen aus drei Epochen vereint. In mehreren Konzerten wird das Programm 2019 und 2020 in sächsischen Kleinstädten zu hören sein.