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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.08.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080822021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908082202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908082202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-22
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
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Rr. SM/1VS. ZaM. Leipziger Tagevlatt Sonuavend, 22. August 1V08 * Die Knntzitzntur V-saZowSktz. Da« «Neue Mannheimer Volks- blatt- will wissen, daß da» letzte Wort zu der ReichStagSkaudidatur des Grafen PosadowSky noch nicht gesprochen sei. Die endgültige Ent scheidung stehe der Wahlkrei»koaseren; zu und die werde in den nächsten Tagen fallen. Der „Maanb. Geaeralanz.-, dem wir diese Mitteilung ent nehmen, hat indes wenigHoffnung, daß die Konferenz ihr« Parteiführer noch desavouieren wird. Da« will uns auch so scheinen. Zudem glauben wir nicht einmal, daß die durch kleine Zentrum«gei>ler verfahrene Situation jetzt noch zu retten sein würde. Die „Natlib. Korresp.- schreibt weiter: Vielleicht sollte man auch dem Grafen PosadowSky zu dieiem Ausgang beglückwünschen. Die alten zähen Gegner, die ihm die letzten Jahre seines Staatssekretariats verbitterten, würden wohl auch gegenüber dem ReichStagSabgeordneten keine Ruhe geben. Ein Kost- Pröbchen präsentieren bereit« die »Hamb. Nachr.". Die schreiben: „Als Vertreter eine« Großblocks, wie er ihn sich denkt, der nämlich vor allem da« Zentrum eiuschließt, wollte Graf PosadowSky in den Reichstag einziehe«.- Das ist boshaft und hinterhältig; aber eö ist falsch. Gras PosadowSky wollte einige Gewähr für die Sicherheit seiner Kandidatur haben. Deshalb legte er Wert darauf, zugleich auch vom Zentrum aufgestellt zu werden. * Die verftSn»i-un» «tt England und die Alottenvereinskrisc will die ,Mil.-pol. Korresp.- in eine ganz bestimmte Relation bringen. Es sei damals von der ,Mil.-vol. Korr." darauf hingewiesen worden, daß „die Affäre Keim eine tiefere politische Bedeutung und Grundlage hade als allein innerdeutsche Unstimmigkeiten über da« Maß der Flotten- Vereinsagitation-. In Verbindung mit den — zu jener Zeit noch unter der Hand betriebenen — Bemühungen Englands, wenn auch keine Ab rüstung, so doch mindestens eine ziffernmäßige Festlegung der maritimen Rüstungen auf den Statukquo )u erreichen, sei die Keimsche Politik eine dauernde Gefahr für die ruhige Leitung der Reichsgeschäste. „Ueber München, von wo ja auch der erste Vorstoß gegen Keim auSgina, und dank gewisser Pariser Verbindungen konnten dann regierungsseitS die zur Abwendung eines Konfliktes (und doch zur Gewährleistung eines ausreichenden deutschen Flotten-Status) nöligen Schritte beizeiten getan werden, jetzt erst aber werden bestimmte Vorgänge aus der letzten Jahreswende, u. a. auch Regierungserklärungen in der Budgetkommission deS Reichstage«, ganz verständlich.- Daß, trotz jener Ereignisse und Vorkehrungen im letzten Winter und Herbst, die Angelegenheit eine diplomatische Doktorfrage bilde und schwer zu lösen bleibe, ändert nichts an den hier mitgeteilten Tatsachen. Da« würde eine merkwürdige Auf klärung sein. * Vorbereitung der Reservisten für das Manöver. Nach den Manövern der letzten Jahre ist in Presse und Parlament zur Sprache gebracht worden, daß unter den zu den Herbstübungen eingezogenen Reservisten der Faßtruppen unverhältnismäßig viel Marschkranke und Marschunfähige sich befunden halten. Wenn diese Behauptungen auch übertrieben waren und für die Allgemeinheit nicht zutrasen, so ist doch bei einzelnen Truppenteilen ein großer Teil der eingezogenen Reservisten vorzeitig in die Standorte zurückgeschickt worven, weil die Leute den An strengungen des Manövers nicht gewachsen zu sein schienen. — Um die deS Marschieren« entwöhnten Reservisten wieder an die des Infanteristen im Manöver harrenden Anstrengungen zu gewöhnen, werden sie schon seit einigen Jahren auf vier Wochen eingezogen, so daß etwa 14 Tage der Uebung auf das Manöver und etwa 14 Tage auf die Zeit vor dem Manöver entfallen. Diese 14 Tage sollen lediglich zur kriegdgcmäßcn Ausbildung verwendet und besonder« dazu benutzt werden, die Reservisten vor dem AuSrückea auf die bevorstehenden Anstrengungen sachgemäß vorzubereiten. Die Zeit wird also mit Marschübungen, bei denen die Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit allmählich gesteigert werden, und mit Felddienstübungen auszufüllen lein. Zum Wachldienst, zu Vorübungen für Paraden und ähnlichen nicht mit der kriegsmäßigen Ausbildung unmittelbar zusammenhängenden Dienstzweigen werden die Reservisten in Zukunft nrcht mehr herangezvgen werden. Es ist durch diese Maßnahmen die Gewähr gegeben, daß zeder Reservist die Anfor derungen, die iu den anstrengenden Manövertagen an feinen Körper ge stellt werden, auch wird erfüllen können. Eine Verlängerung der Uebungen über 28 Tage hinaus zur besseren Vorbereitung der Reservisten wird auch künftighin voraussichtlich nicht stattfindeu. -- * Ein Volksschulletzrer al« sozialdemokratischer Landtagskandidat. Die Sozialdemokraten werden znr bevorstehenden Ersatzwahl im bay rischen LandtagSwahlkrei« Kaiserslautern an Stelle des verstorbenen Ehrhart den Volksschullehrer Hofmann aufstellen. Es ist ries der erste aktive BolkSschnllehrer, der al« sozialdemokratischer Kandidat im bayrische» Landtag vertreten sein würde. * Tw Rückkehr DernburgS ist nach einer an amtlicher Stelle ein gelaufenen telegraphischen Mitteilung für Mitte September in Aussicht genommen. Der Staatssekretär wird heute Sonnabend, den 22., von Swakopmund au« die Heimreise antreteu. Ein Abstecher nach Kamerun und Togo ist nicht geplant. * Tie bayrische Sla«ttSre»ter»ng hat kaut „Münchner Neuesten Nachrichten- erst in den letzten Tagen den Fortfall jeder Religions angabe in bayrischen Pässen nach Rußland angeordnet, in der aus gesprochenen Absicht, jüdische Reisende vor Schikane in Rußland zu bewahren. Ausland. * Jur Schlappe der Franzosen in Afrika, über die wir kürzlich be richteten, liegt weiter folgende Pariser Meldung vor: Pari«, 22. August. (Tel.) Nach einer im Kolonialmiaisterium ein gegangenen Nachricht ist die Lage de« französischen Posten« in Maure tanien noch immer sehr gefährlich. Kapitän Berger vrrlor bei dem Ver suche, den Posten Akjucht zu erreichen, 22 Mann und erwartet mit dem Rest seiner von den Mauretaniern bedrohten Trupp« Unterstützung. Aber erst im September kann eine neue Expedition nach Akjucht abgehen. - Englische Schulschiffe der Handelsmarine. Dem Beispiele de« Nord deutschen Lloyd folgend, welcher mit seinen Schulschiffen so glänzeud« Resultate erzielte, hat jetzt auch die White Star Line den Segler „Mersey" zu einem Schulschiffe eingerichtet. Gestern hat das neue Schulschiff mit 40 Kadetten feine erste Reise nach Australien angetrrten. Der immer größer werdend« Mangel an wirklich brauchbaren Schiff«ojfizieren in der englischen Handelsmarine hat Str I. Bruce JSmay Anlab zn dieser neuen Einrichtung gegeben. Die Kadetten, junge Leute im Alter von 14 bis 17 Jahren, muffen vier Jahre aus dem Schul schiff fahren, sie erhalten den Unterricht durch drei Navigationsoffiziere und zwei ander« Lehrer. Die White Star Line gibt diesen Kadetten bei ihrer späteren Anstellung den Vorzug. Die Kosten für den vierjährigen Unterricht und für die Verpflegung während der vier Jahre belaufen sich auf etwa 4000 ^l für jeden Kadetten, sind also nicht unerheblich. * Englands Interest« an der Oviumeinfnhr in China ist bekannt, hat doch sogar England deswegen den berüchtigten „Opiumkrieg" geführt. Dir englisch«Indische Ausfuhr von Opium nach China hat einen Wert von etwa ISO Millionen Mark. Dagegen hat Edina den schweren Nachteil des Opium- und Morphiumgenuffes erkannt und strebt, besonders in letzter Zeit, mit Erfolg, daS Laster zu unterdrücken. London, 22. August. (Telegr.) Ein hiesiges Blatt meldet aus Peking vom 2l. August: China zeigt kein Nachlassen in jeinerAntiopinm-Polittk. Eine beträchtliche Schwierigkeit liegt jedoch iu dem ungeheueren Einfluß des Morphiums. Alle Mächte, mit Ausnahme Japans, stimmten dem Verbot der Morphiumeinfuhr zu; die Zustimmung Japans wird aber täglich erwartet. Ein kaiserliche« Edikt wurde veröffentlicht, da« jeden Chinesen, der Morphium oder Mittel zur Einspritzung unter die Haut herstellt oder verkauft, ohne eine Lizenz zn besitzen, die Verbannung an die Postgrenze de« Reiches androht. - Rom als Seehafen? Die römisch« Handelskammer hat vor einiger Zeit bereits ihr Programm aufgestellt, Rom zum Seehasen zu machen rind die ökonomische und kommerzielle Entwickelung der Hauptstadt durch ihre Umwand lung in eine Hafen- und Industriestadt herbeizusühren. Infolge der von der Handelskammer ausgegangenen Anregung sind verschiedene Projekte ausgearbeitrt worden, indessen scheint es gute Wege damit zn haben, Rom selbst zum Sekhasen zu erheben. Vielmehr scheint nach Berichten des Kaiserlicken Konsulats in Rom einstweilen nur dasjenige Projekt den meisten Anklang zu finden, das daraus ab zielt, Rom durch eine Bahn auf dem kürzesten Wege mit dem Meere zu verbinden, das Flussbett des Tiber zwecks Hebung der Flußschisfahrt zu regulieren und einen Seehasen in der Nähe von Ostia anzulegen. Die Kosten für letzteren berechnet die mit Prüfung der eingesandten Vorschläge beauftragte Kommission ans 35 Mill. Lire. Für die beste Bahnverbindung mit dem Meere sind 7 Projekte eingerricht worden, die zurzeit einem Spezialbureau znr Prüfung überwiesen sind. Bon diesen letz- teren Projekten begegnet dasjenige der Stadtgemeinde Rom den meisten Sym pathien. Nach diesem soll eine große 40 m breite Straße angelegt werden, die von der Porta San Paolo ausgeht und zwischen Castel Fusano und Ostia das Meer erreicht. Ein Teil der Straße, die eine Länge von 2S km haben wird, soll für die zweigleisige elektrische Bahn, der andere Teil für Automobile, Wagen und Fußgänger reserviert werden. Die Kosten für die Ausführung dieses Pro jekts werden auf 13 Millionen Lire veranschlagt. Ob und wann die Verwirk lichung des ganzen Planes zu erwarten ist, läßt sich noch nicht übersehen. Jedenfalls wird mit Eifer darauf hingearbeitet, Laß wenigstens die Bahnver bindung zwischen Rom und dem Meere zur fünfzigsten Jahresfeier des König reichs Italien im Jahre 1911 fertiggestellt wird. * Ter splttlische Flottenbnn, von dem seit dem Besuche König Conards beim spanischen König soviel geredet wird, läßt zum ersten Male etwas Positives von sich verlauten, indem die Oeffnung der Snbmissionsangebote erfolgt ist. Deutsche Firmen scheinen nicht beteiligt. Madrid, 21. August. (Tel.) Gestern sand im Marineministerium die Oeffnung der Submissionsangebote für Len Ban der Flotte und ihrer Ausrüstung statt. Die Angebote gehen von mehreren französischen Werk- hätten, u. a. von Crcuzot, von einer spanisch-englischen Gruppe, die die Firmen Amaldo und Armstrong umfaßt, von einer asturischen mit der eng lische» Gesellschaft Palmer kombinierten Gruppe und schließlich von einer spanischen Gesellschaft für Schiffsbautrn. « * Tas unabhängige Portugal. . , Lissabon, 2l. August. (Tel.) Aus Anlaß der Hundertjahrfeier der Schlacht von Vimeiro, in der Wellington die Franzosen unter Junot be siegte. wohnte König Manuel in Begleitung des Kriegsministers, zahlreicher Offiziere und Regimentsabordnungen der Einweihung eines Gedenksteines zur Erinnerung an den für die Unabhängigkeit Portugals erstrittcnen S'eg bei. Viel bedeutsamer für daS Schicksal Portugals als diese Seeschlacht war der Methuen-Bertrag von 1703, der Portugal in völlige, wirtschaftliche und damit politische Abhängigkeit von England gebracht hat, die sich in der Neuzeit nur dem Namen nach von einem Protektorat unterscheidet. * Tic Wahlsrende in der Türkei nimmt teilweise Formen an, wie sie auch in andern Ländern nicht unbekannt sind. Saloniki, 22. August. (Tel.) Seit einigen Tagen kommt eS hier zu ernsten Wahlexzessen. In mehreren össenllicheu Lokalen wurde daS ge samte Mobiliar zertrümmert. Die Polizei nahm eine Reihe von Ver haftungen vor. Anläßlich der türkischen Frage hält es Italien für nötig, seine Dreibund anhänglichkeit besonders zu betonen. Rom, 22. August. (Tel.) Entgegen tendenziöser Meldungen wird auf der Konsulta mit Bestimmtheit versichert, daß die italienische Regierung gegenüber den neuen Verhältnissen in der Türkei dieselbe Haltung wie Deutschland und Oesterreich beobachten werd«. Auch auf diesem Gebiet werde sich die Festigkeit de» Dreibunde» erweisen. - Der Gegensatz zwifchm China «nd Japan wird durch einen neuen Zwischenfall verschärft. Peking, 2l. August. (Tel.) Die Gefangennahme und tödliche Verletzung eine« Chinese», der ehrmal« japanischer Offizier war, durch japanische Soldaten im Hause eine« Beamten de« KriepSministeriumS in der Lbinesenstadt verursachte «ine» ernsten Zwischenfall mit Japan. Die Differenzen sind noch nicht beiarlegt, da die bisherigen Entschuldigungen Japans dem Weiwupu in keiner Weise genüge». tripzrgev und sächsische Angelegenheiten. Wetterbericht -er ASnigl. SSchs. Lan-es-wetterwarte zn Vver-en. Boraussage für den 2S. August 1K08. Veränderliche Wind«, Bewölkung, Gewitterneigung. * UniversttälSnachrichten. Der Professor der Aegyptologie »nd Direktor deS ägyptologischen Instituts der Universität Leipzig Dr. Phil. Georg Stein, dorfs ist vom Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu einer wissenschaftlichen Reise nach Aegypten bis zum 8. Dezember beurlaubt worden. * Bildung «ine» L. Bataillons. Da» 12. Jnfanterie-Regiment Nr. 177, daS nur aus 2 Bataillonen besteht und in Dresden garnisoniert, erhält zum I. Oktober ein 3. Bataillon. ES wird aus der 9. Kompanie des 3. Infanterie- Regiments Nr. 102 als 9., der 10. Kompanie deS 4. Jnfanterie-RegimentS Nr. 103 als 10., der 11. Kompanie Les 9. Jnfanterie-RegimentS Nr. 133 als II. und der 10. Kompanie des 11. Jnfanterie-RegimentS Nr. 139 als 12. Kom- panle gebildet. * Tcm Kgl. Sachs. Militärverein „China- und Afrikakrieger- für Leipzig und Umgegend ist auf Ersuchen für seine Fahne die Führung von kaiser lichen und königlichen Insignien genehmigt worden, nachdem ihm bereits vor einigen Monaten ein Fahnenschmuck, bestehend aus einem Bande in den RrichS- farben und einem mit hxm Reichsadler versehenen Nagel, verliehen worden war. * 8ur Bestellung der Hamburger Abendpost in Leipzig. In dieser wichtigen Angelegenheit hat sich dieHandelSkammer Leipzig erneut mit einer Etngad<an da» Reichspostamt zu Berlin gewendet, um eine Aenderung in dem jetzt bestehenden Verhältnis herbeizusühren. Es bedarf keines Nachweises, daß zwei so große Handelsstädte wie Hamburg und Leipzig in wichtigen Beziehungen zu einander stehen, und unser Reichspostamt wird sicherlich davon Kenntnis haben. Umso befremdender muß es wirken, daß alle Schritte, die bisher in dieser Richtung bei dem Neichsposlamt getan ivurden, ohne Erfolg blieben. Die Sachlage ist folgende: Die Hamburger Abendposl gelangt im allgemeinen tu Leipzig erst mit der z w eit e n A u s t r a g u n g, die um V«10 Uhr beginnt, in die Hände der Empfänger. Nun ist zwar nach jahrelangem Petitionieren erreicht worden, daß die mit dem 8 Uhr 18 Minuten abends von Hamburg abgehenden Schnellzuge beförderten Postsendungen hier bei der ersten Aus tragung bestellt werden, allein mit diesem Zuge wird nur rin kleiner Teil der Post befördert, weil die letzten Annahmezeitrn in Hamburg, je nach Lage des Postamtes, zwischen 7 Ubr 25 Min. und 7 Ubr 40 Min. liegen. Alles was später zu Händen der Postämter ist, hüt absolut keine Aussicht, in Leipzig mit der ersten Post bestellt zu werden. In der neuerdings an das Reichspostamt gerichteten Eingabe teilt die Handelskammer mit, daß auf eine Umfrage 43 Firmen Angaben über die Zahl der ihnen täglich von Hamburg zugehenden Briefe und Postkarten gemacht haben. Diese 43 Firmen er halten zusammen täglich im Durchschnitt etwa 250 der bezeichneten Sendungen, im Jahre also, dieses zu 300 Tagen gerechnet, etwa 75 000. Ueber den Empfang von Mustersendungen haben 31 Firmen Angaben gemacht. Sie beziffern die ihnen aus Hamburg zuaehenden Sendungen aus täglich 3l1, jährlich 93 300. Das sind nicht nur ansehnliche, sondern gewaltige Zahlen. Und sie lassen die Größe des Gesamtverkehr» ahnen, wenn berücksichtigt wird, daß es Zahlen nur für den Verkehr in der einen Richtung sind und daß in Leipzig rund etwa 4000 handelsgerichtlich eingetragene Firmen bestehen. Auch darf nickt übersehen werden, daß der Inhalt der Briese durchweg sehr wichtig ist und daß in sehr vielen Fällen die Briefe an die Agenten Einlagen enthalten, die von diesen an die Empfänger weitergegeben werden. Um dem Bilde noch einige besondere Lichter auszusetzen, fügt oie Handelskammer aus anderen Einzel angaben, die ihr gemacht worden sind, hinzu, daß fünf Firmen den Werk ihres jährlichen Bezuges an Waren an! Hamburg auf durchschnittlich 2 300 000 beziffert haben »nd daß ein einziger SprditionS-Agent die von ihm jährlich per- mittelte Güterbewegnng mit etwa 150000) Zentnern angibtl Sodann weist die Handelskammer auf den besonders schlimmen Uebetstanü hin, dass an Sonn- und Feiertagen für Leipzig die Hamburger Abentpost überhaupt ganz aus fällt und die in Hamburg am Sonnabendabend abgesandten Briefschaften nsw. er>t am Montag in die Hände der Empfänger kommen. Hier handelt es sich nicht nur um die Interessen großer kaufmännischer Firmen, sondern durch diesen geradezu unglaublichen Uedelstand wird unsere gesamte Einwohnerschaft in vielen Fällen aufs schwerste geschädigt. Schon dieser Umstand allein müßte dazu führen, daß das Reichspostamt in Berlin endlick eine gründliche Aenderung in Liesen Verhältnissen eintreten läßt. Im Interesse LeS Handels sowohl als der gesamten Einwohnerschaft Leipzigs können wir daher der Eingabe der Leipziger Handelskammer nur den besten Erfolg wünschen. * Oswald Faber der Aeltere -si. In aller Stille erfolgte gestern nach- mittag im Familienkreise auf dem Südfriedhofe (3. Abteilung) die Beisetzung der Urne mit der Asche des Dahingegangenen. Dabei wurde noch ein großer Lorberrkranz niedergelegt, dessen in den Turnerfarben gehaltenen Schleifen die Aufschrift trugen: Ein letzter Gruß dem Freunde von Georg Hirth in München- Jugend. — Georg Hirth, der Besitzer der ..Jugend" und der „Münchner Neuesten Nachrichten" ist, lebte lange Zeit in Leipzig und war in den Jahren 1863—1866 Redakteur der „Deutschen Turnerzeitung", die damals im Verlage S gung darin erblicken, dem Menschen, der sozial und durch die Umstände auf ihre Frequenz angewiesen ist, das fehlende Heim zu ersetzen, nicht aber ibn an einen Ort zu bringen, wo er sich mit innerer Unlust der Ruhe yinaibt und ihn allein die Billigkeit der Speisen — nicht einmal ihre Qualität — zu öfterem Verweilen lockt. Ter Kulturmensch freilich wird darüber hinaus seine Forderung noch höher stellen. Er sucht zunächst ein künstlerisches Milieu, wo Stil -u Hause ist, ein Stil, der Freude weckt und zu Reflexionen stimmt. Er fordert neben Qualität des Materials Qualität der Menschen, mit denen ihn dieser Ort zusammenbringt, verlangt für das Auge An regungen, tr^tr.l er sich hingeben kann, eine Behaglichkeit, die sich durch die Umgebung selbst ergibt. Zum mindesten sollte er das Recht bean spruchen dürfen, daß man auch hier seiner Persönlichkeit Rechnung trägt, daß das Milieu in seinen Kulturwcrten sich dem künstlerischen Niveau anschmiegt, auf dem er sich sonst als Gebildeter im geistigen Verkehr mit seinen Mitmenschen bewegt. Tie Kunst, im Wirtshaus sich heimisch zu fühlen, ist für den Men schen von Geschmack vielleicht die schwerste, die es gibt, aus dem ein fachen Grunde, weil man von einer Kultur im Wirtshause heute noch nicht sprechen kann. Aber die muß erreicht werden, weil unser Leben die>'e soziale Einrichtung auS der Not heraus geschaffen bat, weil wir durch tausend Umstände gezwungen sind, mit dem Wirtshaus wie mit dem Theater als einem Faktor im Kulturleben der Gegenwart zu rechnen. Wo anders als hier, wo der Körper seine Ruhe sucht, der Geist Zeit hat, sich schönen Bildern hinzugeben, könnte der Mensch überhaupt, seit das stoUe freie Recht der Gastfreundschaft vernichtet ist, Än'pruch darauf erheben, der Persönlichkeit ihr Recht zu lassen. Heute mögen es scheinbare Widersprüche schlimmer Art sein, die Ge danken dieser Form von einander scheiden. Hat unsere Entwickelung aber überhaupt den Zweck, das Leben künstlerisch zu vertiefen und l-aben alle Kultnrbestrebungen die innere Tendenz, das Bewußtsein der Menschheit im Schillerlchen Sinne ideal zu steigern, so kann der Bc- ariss einer Wirtshauskultur auf die Dauer auch kein leeres Wort mehr kein, sondern ein Programm, dessen Verwirklichung sicherlich eine der vornehmsten Ausgaben kommender Jahrzehnte in sich schließt. * - Nene Werke »an Strinbber«. August Strindberg, der früher in „Mester Oluf" und „Gustav Vasa" eine seiner mächtigsten Bühnengestalten ge- schaffen bat. bat jetzt, wie unker l-,-Mitarbeiter aus Kopenhagen schreibt, wiederum diesen Stoff zur Behandlung ausgenommen, »nd zwar in riuem Schauspiel, das auch den Titel „Gustav Vasa" trägt und Motive au« der Jugend de- König« behandelt. Der zweite Akt ist schon vollendet, und da« neue historisch« Schauspiel wird bald fertig sein. Ein dritte« Drama, da« den alten König Vasa behandel« Wirtz, ist geplant, und fall« e« zur Aursührung gelang», wird die schwedische Literatur also eine dramatische Trilogie haben, die Gustav Vasa» ganze- Leben behandelt. - Der „Faust- in LontzO». All« London wird berichtet: Di, große Faust. Ausführung, di« Berrbohm Tree in Hi« MajestYs Theater veranstaltet, scheint da« Hauptereigui« der kommenden englischen Theaterjaison werden zu sollen. „Ter Gedanke, eine Bühnenbearbritung von Goethe- unsterblichem Gedicht nut- zuführen, hat mich seit langer Zeit nnau«gefetzt beschäftigt," so äußerte sich Tree kurzttch zu einem Bekannten. Schon vor Jahre» hatte er geplant, gemein- sam mit George Alexander «tue Faust - Aufführung zu veranstalte», aber damals kam die Absicht nicht zur Ausführung. Der Faust, der voraussichtlich schon am 5. Seplember in Szene gehen wird, ist von Stephen Philipps und Comyns Carr bearbeitet; Tree spielt den Mephistopheles, während Marie Löhr die Margarete übernimmt. Es wird der erste Teil mit dem Prolog gegeben. Von einem Versuche, den zweiten Teil des Faust in England einzubärgern, verspricht sich Tree nicht viel. Nachdem, was bis heute bekannt ist, wird besonders die Walburgisnachtszrne eine prachtvolle Ausstattung er- fahren, in visionären Bildern werden hier die schönen Heldinnen der Vergangen heit Faust gegenübertreten, Äleopalra, Helena und auch Messalina. Die Kostüme sind von Dion Clayten Calthrop entworfen und als Zeit der Hand lung und Stil der Trachten in die Zett Dürers gewählt worden. Die Bühnen- mnnk wurde von Colerivge Taylor komponiert, der auch zu der Ballade vom König in Thule eine neue Musil ersonnen hat. * Corot und Tanmier. Eine hübsche Anekdote von Corot und dem genialen großen Karikaturisten erzählt anlässlich der feierlichen Enthüllung einer Daumier-Büsle in Valmondois, die zu der hundertsten Wiederkehr des Geburts jahres des Künstlers errichtet wurde, der , Cri de Paris": Ta» kleine HauS, in dem Daumier starb, war ihm von Corot zum Geschenk gemacht worden, aber nur wenige erinnern sich der Umstände, unter denen diese Bejitz- übrrtragung sialtfand. Corot batte erfahren, daß Daumier, der inzwischen alt geworden war und nicht mehr arbeiten konnte, von seinem Hausbesitzer gemahnt und unausgesetzt gequält wurde, weil er seine Miete nicht immer ganz pünktlich bezahlen konnte. Corot geht zum Besitzer und kaust das Haus, in dem Daumier wohnt. Dann geht er zum Notar und täßt sofort rin Schriftstück auffetzen, in dem er als Besitzer verfügt, dass die alte Hütte fortan stets das Eigentum dessen bleiben sollte, der sie nun bewohnte. Die Urkunde in der Tasche, läuft er zu Daumier: , Du, dies Haus hier ist eben verkauft worden. Du hast einen neuen Hauswirt", ruft er dem Freunde entgegen. „Ich kenne ihn, ich ivollte Dich ihm empfehlen, aber unglücklicherweise ist er noch schlechter ans Dich zn sprechen wie der bisherige, und wahrscheinlich wird er Dir kündigen. Da, hier hast Du einen Zettel, den Dir zu übergeben er mich bat." Und er überreichte Daumier den Kaufvertrag. Daumier nahm sich gar nicht die Mühe, das Schriftstück erst anzusehen; er dielt es für einen Brief mit Mahnungen und Drohungen, hastig nick nervös zerknitterte er den Bogen und ärgerlich wirst er da» Knäuel in die Ecke. Corot aber beginnt zu lachen. Er hebt Las zerknitterte Papier schnell auf, sorglich faltet er es auseinander und mit lauter Stimme liest er dann den Inhalt vor: „Mein alter Daumier", sagt« Corot schließlich, „Du bist jetzt Dein eigener HauSwirt. Ich glaube, Du wirst Dich nicht vor Vie Tür setzen." Daumier war bekanntlich sehr stolz und zurück haltend, aber in diesem Augenblick brach etwa- wie Rührung durch sein äußer- ltch rauhes Gebaren. Und bann sagte er einfach: „Du bist der riuzig« Mensch, von dem ich irgend etwas annehmen kann. . ." * Chirurgische Jnftruwente de» Allert«»». Daß die Kunst der Wund ärzte im Altertum bereit» auf einer hohen Stufe gestanden haben muß, zeigen die fein auSgearbriteten und komplizierten Instrumente, die sich im Lauf« der Ausgrabungen der neueren Zeit an den vrrsckiedensten Stellen gefunden haben. Tr. Pereival Windmüller stellt im nenesten Heft der „Umschau" eine Anzahl von Abbitdunqrn antiker chirurgischer Instrumente zusammen und gibt dazu einen Ueberblick über ibre Entwicklung. Bon den alten Aegypteru, dem „Aerzte- Volk", sind zwar nur wenige Instrumente erhalten geblieben, aber sie zeigen, daß sie ihren Beinamen wohl verdienten. Man siebt da Sonden, scharfe Löffel, Näbnadrln mit Orhr, Pinzetten, Instruments di« zugleich Sonde, Messer und Pinzette darstellen, sowie eia eigentümlich gebogenes Messer, das zu Sektionen gebraucht wurde. Merkwürdig ist eine lange Sonde, an deren Ende sich ein scharfer Löffel befindet; wahrschein lich wurde sie bei den Vorbereitungen zur Mumifizierung der Leichen gebraucht, indem sie Lurch die Nase eingesührt wurde und nach Zerstörung Le« Siebbeins zur Enifcrnuog deS weichen Gehirns diente. Wohl die ältesten chirurgischen Eingriffe, von cenen man Kunde erkält, sind auf einem Relief an einer Toten kammer in Sakkarah aus dem Jahre 2500 v. Chr. dargrstellt, auf dem man die verschiedensten Operationen beobachten kann. Aus Babylonien stammt ein Siegelzylinder, auf Lein ein Schröpfinsirumentarium mit dem Acrztegott Adar dargestellt ist und das der Zett Abrahams nnb Hammuradis angehört. Unter den Funden, die Schliemann bei seinen Aus grabungen in Troja gemacht hat, finden sich gleichfalls eine Anzahl chirurgischer Instrumente, scharfe Löffel, Sonven, schön geformte feine Messer, und man kann sich vorslellen, wie mancher homerische Held sich seine Wunden mit solchen In strumenten von den geschickten Aerzten jener Zeit hat behandeln lassen. Oft genug ist dieser Vorgang aus Vasen auch dargestellt, unv in einem berühmten Bild aus Pompeji, das jetzt im Museo Nazionale zu Neapel ist, sieht man, wie der Arzt Japyx die Wunde am Oberschenkel des Helven Aeneas mit einer Sperrzange öffnet, um die Pfeilspitze an» der Liefe der Wunde entfernen zn können. Ganz besonders reichhaltig ist die Sammlung antiker chirurgischer Instrumente, die heute ihren Play im Museo Nazionale in Neapel gefunden hat. Etwa 50 ver schiedene Instrumente veranschaulichen da die Kunst der griechischen Chirurgen, man sieht stumpfe Sonden, scharfe Löffel und Haken, eine Sperrzange, eine Knochen schneide- bezw. Wurzelzange, Schrvpsköpfe und ganz besonders komplizierte, genial konstruierte Instrumente zu gynäkologischen Untersuchungen. Neuercing« sind nun auch bei den Ausgrabungen auf der Saalburg eine grosse Zahl höchst interessanter Instrumente bei der Ausschachtung eine- alten Brunnen» innerhalb deS Kastells gefunden worden. Außer Sonden und feinen Messern fällt be sonder» ein Mundspiegel auf, daS einzige bekannte Exemplar au» dem Altertum, welche» beweist, daß die Aerzte jener Zeit auch Kenntnis von der Beleuchtung de» Munde», vielleicht auch oe» Kehlkopfe- gehabt haben. Der Arzt, dem alle diese Instrumente gehörten, ist vielleicht sogar Spezialist für Augenheilkunde ge wesen, denn ein Name „LepiduS" befindet sich auf einem Okultstenstempel, wie ihn die Augenärzte zu jener Zeit vielfach gebrauchten. - Kleine Chroutk. Professor Max Rosenmund, Dozent für Geodäsie und Topographie am Züricher Polytechnikum, ist, wie der „L.-R." meldet, in Zürich im Alter von 51 Jahren gestorben. Er hatte sich durch seine Arbeiten für Vermessung der Simvlonanlagen große Verdienste erworben. Er wurde au« diesem Anlaß zum dreifachen Ehrendoktor ernannt. — Richard Wagner« „Götterdämmerung" geht an der Pariser Großen Oper zum ersten Male am k. Oktober in Szene. Fräulein Grandjean wird die Brünnhilde singen. — Man beabsichtigt, wie un» geschrieben wird, in Bochum, im Stadtpark daselbst, einen BiSmarcktnrm (au« Ruhrsandstein) zu errichten, welcher vorwiegend den Charakter eine« GedenktnrmeS haben, jedoch auch al« AuSsicht-tunn dienen und mindesten» 30 Meter doch sein soll. Zur Erlangung von Entwürfen ist ein Wettbewerb für in Deutschland ansässige Architekten und Bildhauer ausgeschrieben. Da« Preis gericht besteht auS den Herren Professor Kreis-Tresden, Lande-banrat Zimmer- mann-Münstrr, Stadtbaurat Kullrich-Dortmund, Stadldaurat Bluth und Walter Bosch-Bochum. An Preisen sind au-gesetzt: ein I. Preis zu 1000 ein 2. Preis zn 600 und ein 3. Prei« zu 400 — Die 5. ordentliche Drle- aierten-Versammluuq de« „Zeuttal-Brrbandr» Deutscher Tonkünstler und Tonkünstler.Vereine" (E. B.) findet, wie na« geschrieben wird, am 19. und 20. September d. I. in Köln a. Rh. statt.
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