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Wir haben uns verschuldet, haben betrogen, geraubt, übel geredet. Wir haben uns vergangen und haben Frevel veranlasst, waren frech, gewalttätig, haben Lüge verbreitet. Wir erteilten schlechten Rat, haben gelogen, gespottet, sind abtrünnig geworden, haben gelästert, waren widerspenstig, haben Unrecht getan, Verbrechen begangen, bedrängt, waren hartnäckig, haben gefrevelt, verdorben, Greuel begangen, geirrt, irregeführt. Interludium Ono towo Interludium Ono towo / Oschamnu Jidl mitn fidl Salomon Sulzer (1804-1890) Louis Lewandowski (1821-1894) Text: Itzik Manger (1901-1969) Mel.: Abraham Ellstein (1907-1963) Arr.: Rozhinkes Über Felder und Straßen fahren zwei Klesmorim auf einem Heuwagen. Sag mir: wer sind sie? Jidl mit der Geige, Arje mit dem Bass. Das Leben ist ein Lied, warum soll man sich fürchten? Das Leben ist ein Spaß! Eine Ziege steht auf der Wiese und meckert traurig. Närrische Ziege, Traurigsein ist töricht! So schüttelt sie den Bart: Ja, dumm ist es! Ein Vogel fliegt: Guten Morgen und ein gutes Jahr! Trauer und Sorgen gehören ins alte dunkle Jahr. Wir lachen dem Wind ins Gesicht: Jidl, Jidl, fahr! Rejsele Mordechaj Gebirtig (1877-1942) Arr.: Rozhinkes Jeden Abend stehe ich in der Gasse vor dem Haus meiner Rejsl, pfeife und rufe: Komm, komm, komm! Ich gehe auf und ab, singe und knacke Nüsse, da höre ich ihre flinken Füße auf der Treppe, ich nehme sie in den Arm und küsse sie. Dowidl, pfeif nicht mehr, es verdrießt die fromme Mutter: Pfeifen, sagt sie, ist nicht jüdisch. Gib ein jüdisches Zeichen. Ich schwöre, nicht mehr zu pfeifen! Dir zuliebe werde ich fromm wie deine Mutter und gehe jeden Sabbat in die Synagoge. Mein Lieber, dafür strick ich Dir ein schönes Gebetsriementäschchen mit einem Davidstern. In der Synagoge kannst du sagen, das hat meine Rejsl gemacht. Ich liebe dich, Rejsl, ich liebe deine Mutter, das Haus, die Gasse, die Steine, auf die du trittst. Hör die Mutter rufen: Komm, komm, komm. Wieder steht verträumt das Haus, komm im Traum zu mir, Rejsl! Tschiribim Trad. Arr.: Samuel Seifert Kinder, lasst uns ein Lied zusammen singen, eine fröhliche Melodie in Reimen. Die Mutter kocht Nudelsuppe mit Grütze und Klößchen. Kommt der Feiertag heran, spielen wir mit Dreideln. Als unser Rabbi einmal unterwegs war, kam plötzlich ein Regenguss. Ruft der Rabbi zu der Wolke: „Hör auf zu regnen!" Alle Chassidim blieben trocken, nur der Rabbi wurde nass.