Oie Melodien des Genfer Psalters (bzw. Huge- notten-PsaltersI sind mit ihren volkssprachli chen, den Psalmen nachgedichteten Texten ein unverzichtbarer Bestandteil der calvinistischen Gottesdienstordnung. Die Genfer Psalmen er strecken sich stilistisch von volksliedhaften, manchmal tänzerischen Melodien bis zu kirchen- tonalen Gesängen. Durch seine musikalische und textliche Eindringlichkeit wurde der Psalter zum erfolgreichsten Gesangbuch des Christentums. Vor allem Claude Goudimels mehrstimmige Fas sungen erreichten eine außergewöhnliche Ver breitung. Jan Pieterszoon Sweelinck gab mit seinen virtuos rhetorischen Cinquante Pseaumes de David 1604 der bedeutenden Epoche nieder ländischer Vokalkompositionen einen großarti gen Abschluss. Musikalische Re-Formation der Reformation: Heinrich Schütz: Becker Psalter SWV 97 - 256 (1628, 1661) Der Leipziger Theologe Cornelius Becker (1561-1603) wollte mit seinen gereimten deut schen Psalmen Davids die calvinistischen Dich tungen des Genfer Psalters durch die „Rädels führer Beza und Marot" ersetzen. Ihn störten nicht nur ihre Verse, sondern auch die „fremden, französischen und für die weltlüsternen Ohren lieblich klingenden Melodien". Heinrich Schütz befürwortete im Vorwort seiner vierstimmigen Vertonung von Beckers Psalmen Davids (1661) dessen „geistreiche Paraphrasin oder Außle- gung". Er stand jedoch der musikalischen Ein kleidung, wie sie sich Becker vorstellte, kritisch gegenüber. Beckers Ausgabe war ohne Melo dien erschienen, jedoch in den Versen so gefasst, dass die Gemeinde seine Texte auf bekannte lutherische Kirchenliedersingen konnte. Diese Praxis des Kirchenliedes befriedigte Schütz nicht und veranlasste ihn, seine eigenen vierstimmi gen Sätze für Beckers Psalmverse zu verfassen. Calvinisten und Muslime verschwören sich gegen die Habsburger: Ali Ufki (Wojciech Bobowskil: Mezamir (F-Pn Suppl. Ture 472, 1665-1673) nach: Clement Marot et Theodore de Beze: Les Psaumes en vers franqais avec leurs melodies, Genf 1562) Der aus Lwow stammende polnische Kirchen musiker Wojciech Bobowski wurde im Alter von etwa 18 Jahren von Krimtartaren gefangen genommen und an den Hof des Osmanischen Sultans Mehmet IV. (1648-1687) verkauft. Im Serail von Konstantinopel erhielt er eine ausge zeichnete Ausbildung. Er konvertierte zum Islam, nannte sich fortan Ali Ufki und war unter ande rem als Dolmetscher, Schatzmeister und Hofmu siker des Sultans tätig. Bobowski beschäftigte sich intensiv mit religiösen Fragen. Herausra gend in ihrer Bedeutung als Quelle zum musika lischen Repertoire sind seine handschriftlichen