den. Hinderlich dabei war allerdings das gleich zeitige Bemühen der katholischen Gegenrefor mation, die Trennung von Christen und Juden zu radikalisieren. Bereits 1516 wurde in Venedig das erste jüdische ..Ghetto" eingerichtet. Vin cenzo Gonzaga folgte diesem Beispiel 1612 mit einem Ghetto in Mantua. So wurden die Juden gerade in einer der größten Blütezeiten italieni scher Kultur von dieser weitgehend abgeschnit ten. Die erzwungene Isolation führte in den jüdischen Gemeinden zu einer großen Sehn sucht nach den verloren gegangenen Errungen schaften der Renaissance, unter anderem auch nach mehrstimmiger Musik. Im Ghetto war die Synagoge dafür der einzige wirklich geeignete Aufführungsort. Salamone Rossi suchte mit seinen mehrstimmigen Werken für die Synagoge, welche musikalisch keinerlei Zusammenhang mit der jüdischen Tradition haben, sich jedoch in der Textwahl nahtlos in die traditionelle Litur gie fügen, diese Sehnsucht zu stillen, zwei sich entfernende Welten zu vereinen. Kulturelle und religiöse Integration: Louis Lewandowski Der aus ärmlichen Familienverhältnissen stam mende jüdische Sänger und Komponist Louis Lewandowski hatte während seiner Ausbildung in Berlin die Gelegenheit, durch die dortige jüdi sche Kultur-Elite seinen musikalischen und reli giösen Horizont zu erweitern. Während einer langen Nervenkrankheit konnte er sich auf seine familiären und musikalischen Wurzeln besinnen: die Synagogenmusik. Inzwischen hatte er aber auch die klassische europäische Musiktradition kennen und lieben gelernt. So entstand in ihm der Wunsch, beide Traditionen miteinander zu verbinden. Die Neue Synagoge an der Oranien burger Straße, in der Lewandowski seit 1866 als Chorleiter wirkte, war mit einer Orgel aus gestattet. Das gab ihm die Gelegenheit zu einer vollkommenen Neuerung in der jüdischen Sa kralmusik: Er entwickelte eine neue Liturgie mit Orgelbegleitung für den jüdischen Gottes dienst und wurde zum .Mendelssohn der Syn agogalmusik'. Lewandowskis Musik bildete eine Brücke: Einerseits bereicherte er die tra ditionelle jüdisch-religiöse Musik durch abend ländische Formen, Klänge und Besetzungen. Andererseits förderte er durch seine Arrange ments tradierter jüdischer Themen die Po pularisierung jüdischen Gesangs auch in der umgebenden nichtjüdischen Gesellschaft. Eine andauernde Erfolgsgeschichte: Clement Marot & Theodore de Bze: Les Pseaumes en vers frangais avec leurs melodies, Genf 1562 [Genfer Psalter] Claude Goudimel: Pseaumes de David.... Paris 1551-1566 Jan Pieterszoon Sweelinck: Cinquante Pseaumes de David Amsterdam 1604