Volltext Seite (XML)
Bald schon errang er den Kompositionspreis der Berliner Sing-Akademie (gegr. 1791). Wegen einer Nervenkrankheit zur Beendigung seiner Studien gezwun gen, besann er sich auf seine jüdischen Wurzeln und widmete sich von mm an intensiv der Reform der Synagogalmusik. Die Berliner Juden, aufgeschlossen für alles Neue, wünschten in der orthodoxen jüdischen Gemeinde auch Synago galmusik im Stile Sulzers. Lewandowski wurde als Chorleiter die Umsetzung dieses Wunsches übertragen. Zum 25-j. Dienstjubiläum wurde er zum König lichen Musikdirektor ernannt, 1866 als Chorleiter an die Neue Synagoge Ber lins berufen, die nun auch eine Orgel hatte. Zur Einweihung erklang - im Bei sein Otto v. Bismarcks! - sein Hallelujah, Psalm 1^0, das sehr gerühmt wurde. Im Dezember 1890 verlieh ihm die Akademie der Künste den Professorentitel. Der »Mendelssohn der Synagogenmusik« starb 1894 und ist auf dem jüd. Fried hof Weißensee bestattet. Für die neue Liturgie, vielfach mit Orgel, sowie mit Einbeziehung des Gemeindegesangs, entstand 1871 sein Zyklus Kol Rinnah zum jüdischen Jahr, 1879 folgten 18 Liturgische Psalmen für Soli, 4-st. Chor und Or gel, die auch für Gottesdienste anderer Konfessionen geeignet sind. Alfred Rose war Kantor der jüdischen Gemeinde Hannover. Dort widmet sich die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Hannover e. V. (GCJZ) seit 1953 der Wiederentdeckung/-belebung der Musik des Reformjudentums. Mitwirkende Die jüdische sakrale Musiktradition zu pflegen und einem größeren Hörerkreis zu erschließen war das Ziel von Oberkantor Werner Sander, als er den Leipziger Synagogalchor 1962 gründete. Dem 1. Konzert im Mai 1963 in Dresden folgten viele weitere in Halle, Erfurt, Berlin, Leipzig, Gastspiele in jüdischen Gemein den, 1965 die 1. LP »Meisterwerke der Synagoge und das Jüdische Volkslied« und eine Reihe von Sabbatfeiern für den Berliner Rundfunk. - Helmut Klotz, Chorleiter seit 1972, sang - als Kantor - die Tenorsoli aus dem Dirigat heraus; unter seiner Leitung entwickelte sich das Ensemble zu einem semi-professionel len Konzertchor mit hohem künstlerischem Anspruch, der eng mit anerkann ten Solisten und Orchestern zusammenarbeitet. - Die zunehmende Konzert tätigkeit im In- und Ausland belegt die wachsende Wertschätzung des Chores, der u. a. 1996 beim Gedenkkonzert für Yitzhak Rabin in Berlin und der Eröff nung der Dresdner Frauenkirche 2006 sang sowie seit 1980 beim Gottesdienst zur Pogromnacht in der Thomaskirche Leipzig mitwirkt. Der seit 1991 einge tragene, gemeinnützige Verein, gefördert von der Stadt Leipzig und dem Frei staat Sachsen, Träger zahlreicher Auszeichnungen, reist regelmäßig erfolgreich als Kulturbotschafter in alle Welt. - Das weltliche Repertoire mit jüdischer Folk lore, vorwiegend aus alten Gemeinden Osteuropas, hebräischer Folklore und israelischer Chormusik, wird durch zeitgenössische Kompositionen - u. a. von Joseph Dorfman, Bonia Shur und Siegfried Thiele -, teils eigens für den Chor geschrieben, zu variablen Programmen ergänzt.