Für einen vom Judenrat von Vilnius 1943 ausgeschriebenen Wettbewerb kom ponierte der damals gerade II-jährige Komponist Alek Wolkowisky das Ponary- Lied; inhaltlich ist es das ergreifende Wiegenlied einer Mutter, die dem Sohn Trost über den Verlust des Vaters und doch auch Hoffnung zu geben versucht. Der jüdische Violinist, Sänger und Komponist Salomone (Salamone) Rossi »Hebreo« (ca. 1570-1630) wirkte um 1600 am Hof des musikbegeisterten Her zogs Vincenzo Gonzaga zu Mantua, einem Zentrum der damaligen Musikwelt, für das Rossi Instrumentalstücke, Tänze, Madrigale und Bühnenmusik, aber auch synagogale Musik komponierte. Die Sammlung seiner geistlichen Werke in hebräischer Sprache - v. a. Psalmvertonungen - erschien 1622 in Venedig. Er musste dabei einen Spagat ausführen, denn die jüdischen Gemeinden hielten gerade in der Fremde an ihren alten Traditionen fest. Aber sie waren doch den Neuerungen der damals Neuen Musik - z. B. Instrumente, neue Weisen, mehr stimmige Sätze - nicht abgeneigt. Diesen Bestrebungen kam Rossi mit Psalm vertonungen nach der Kirchenmusik-Tradition eines Palestrina entgegen; aber die Ablehnung der katholischen Kirche der Gegenreformation gegenüber den Juden bereitete ihm Probleme: Bereits 1516 gab es in Venedig ein »Ghetto«, 1612 folgte ein solches in Mantua. Die Spaltung suchte Rossi mit Vertonungen hebräischer Texte für die Synagoge zu überwinden, z. B. in zahlreichen kurzen »Wallfahrtspsalmen« 120-134 (Shir Ha-Maalot), endend mit der Segensbitte. Der Schriftsteller und christliche Hebraist Johann Stephan Rittangel, geboren und als Jude getauft in Forchheim bei Bamberg, konvertierte später zum katholi schen, dann calvinistischen und schließlich lutherischen Glauben. Als Professor für orientalische Sprachen lehrte er in Königsberg und Amsterdam und besuch te 1641-42 England, wo er Kontakt zu verschiedenen jüdischen Organisationen unterhielt. Er übersetzte viele hebräische Texte ins Lateinische und galt als be sonderer Kenner der alten Reform-Glaubensgemeinschaft der Karaim. - Die Haggada (Quelle des Ki lo na'eh) ist die (teils reich bebilderte) Erzählung vom Auszug aus Ägypten und Handlungsanweisung zum Seder am Erev Passach, dem Vorabend des Festes der Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten. Salomon Jadassohn war ein zu Lebzeiten (* 13.8.1831 Breslau - t 1.2.1902 Leip zig) berühmter deutsch-jüdischer Komponist, Pianist, Musiktheoretiker und -pädagoge. Nach der Ausbildung in Breslau bei A. F. Hesse (Klavier) und Moritz Brosig, später in Leipzig bei M. Hauptmann, studierte er bei Liszt in Weimar (1849-51), wirkte dann als Chorleiter an der Synagoge in Leipzig und lehrte seit 1871 als geschätzter Pädagoge am Konservatorium Musiktheorie, Klavier und Komposition. Danach als Dirigent in Danzig und Bremen (Leitung des Philh. Chores und des Opernorchesters) tätig, kehrte er nach Leipzig zurück; dort starb er am 1.2.1902. Er hinterließ eine Vielzahl von Werken aller Gattungen und an der Ästhetik E. Hanslicks orientierte Schriften. Die Zeitgenossen rühmten sei nen flüssigen Stil und Formsinn; später galt er vielen als epigonal. Stilistisch steht er Mendelssohn und Liszt nahe, mit einer Bach nachempfundenen Poly- phonie. Für die neu belebte Synagogalmusik war er von großer Bedeutung.