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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.08.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080828013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908082801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908082801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-28
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
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Rr. 238. 10L Jahr«. Leipziger Tageblatt. Freitag. 28. ««gast 1SV8. -p. Ltetertwolkwitz, 27. August. (Kür den Grafe» Zeppelin) sind lei dem hiesigen vaterländischen Verein bis jetzt 182.30 eingegangen. Der Siemeinderat verwilltgte 100 Au» Sachsen. Dresden, 27. August. * Hofnachrtchte«. Frau Prinzessin Johann Georg veranstaltete gestern nachmittag in Rebefeld für die Schulkinder auS Rehefeld und ZaunhauS rin Sommerfest. Tie Kinder belustigten sich am Abschieden eines Sternes und wurden dann mit Schokolade und Kuchen, sowie mit kleinen Geschenken bedacht. * Liam Urlaub zurück. Ter Minister des Königl. Hauses Staatsminister v. Metzsch«Reichenbach ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen. * Reiche Schenkung an die Stadt. Herr Rittergutsbesitzer Karl Ender in Dresden hat dem Rate 102 000 ./L zum Ankauf des Sanatoriums Laltental bei Nieberueukirch zur Beifügung gestellt. Zu dem Sanatorium gehören drei Billen mit möblierten Zimmern zur Aufnahme von Kurgästen, eine Badeanstalt für Kur-, Luft- und Sonnenbäder und ein anschließender größerer Waldpark. Zum Betriebe des Sanatoriums bat Herr Ritterguts besitzer Ender der Stadt Dresden eine weitere Summe von 100000 zugesichert. Aus der Zuwendung soll nach den Wünschen des Schenkgebers eine besondere Stistung mit dem Namen Elisabeth-Stiftung gebildet werden, welche minderbemittelten Dresdner Bürgern und Einwohnern, insbesondere Beamten, Lehrern und Arbeitern beiderlei GeichlechtS gegen billiges Entgelt die Möglichkeit zur Erholung und Genesung geben soll. -o- Verschüttet. Gestern mittag wurde der Arbeiter Gustav Karsch in der Lehmgrube der Sächsischen Gußstahlfabrik verschüttet. Eine halbe Stunde später zog man ihn tot hervor. Karsch, der sich im 38. Lebensjahre befindet, ist schon 18 Jahre im Betrieb«. Er hinterläßt Frau und mehrere Kinder. * Las eigene Kintz überfahren. AIS auf der Tharandter Straße der Mühlenbesitzer Böhme aus CoßmannSdors mit dem von ihm geleiteten, mit Mebl beladenen Planwagen stadtwärtS fuhr, fiel sein neben ihm auf dem Kutscherbock sitzender vierjähriger Knabe unverhofft, und ohne daß es sein Vater verhindern konnte, vom Wagen herab und wurde überfahren. Die Ver letzungen des Kindes waren so schwer, daß es nach knrzer Zeit verstarb. s * Z Borna, 27. August. (Buzancyfeier.) Am hiesigen Kriegerdenkmal am breiten Teich veranstaltete heute vormittag das Karabinier-Regiment und die Karabinier-Bereine aus Borna und Leipzig eine kurze, erhebende Ge- deukfeier Les Tages von Buzancy. Die Leipziger Kameraden waren von der Regimentsmusik und einer Abteilung Unteroifizieren vom Bahnhof nach dem Denkmal begleitet worden, wo bereits das Osfizierkorps, svwie Deputationen des Regiments und drS Bornaer Vereins Ausstellung genommen hatten. Der Regimentskommandeur hielt eine Ansprache und legte, wie auch die Vertreter der beiden Vereine, einen Lorbeerkranz nieder. Am Nachmittag waren die Teil nehmer Gäste der Unterosfiziergesellschaft, die ihr Sommerfest abhielt. i. Nerchenbranb b. Chemnitz, 27. August. (Tat einer geistesgestörten Mutter.) Die 45 Jahre alte Ehefrau des Fabrikarbeiters Gebhardt tötete in der Abwesenheit ihres in Neustadt arbeitenden Mannes ihren 1'/, jährigen Knaben, indem sie ihm zwei Finger ihrer Hand in den Mund steckte, bis daS Kind erstickt war. Die Fran hat die Tat in einem Anfalle von Geistesgestört heit verübt. Die Kranke wurde vorläufig nach Altchemnitz in die Bczirlsanstalt gebracht. * Retchenhatn, 27. August. (TodeSstnrz.) Das 1'/,jährige Söhnchen des Fabrikarbeiters Köhler stürzte aus einer Erkerwohnung herab und erlitt so schwere Verletzungen, daß es nach wenigen Minuten verstarb. t. Crimmitschau, 27. August. (Krankenhaus. — Zinnschießen.) In seiner letzten Sitzung genehmigte das Stadtverordnetcnkollegium einen Anbau an daS Krankenhaus und bewilligte als Bausumme 30000 — Das übliche Zinnschießen unserer Schützengesellschaft findet dieses Jahr am 1. Oktober statt. 3. Schedewitz, 27. August. (Unfall.) Tie 7jährige Tochter des Berg arbeiters Neef machte sich an der Drehscheibe der Drahtseilbahn eines hiesigen Schachtes zu schaffen. Hierbei wirrde sie vom Seil am Bein ersaßt und in die Drehscheibe hineingezogen. Ihr wurde ein großes Stück Fleisch vom Unter schenkel bis auf den Knochen herausgerissen. * Waldenburg, 27. August. (Von der Wäscherolle zermalmt.) Die Tochter des Bäckermeisters Milde begab sich mit in eine Wäscherollen kammer und kroch hinter eine Rolle. Als diese angedreht wurde, zermalmte sie dem Kinde den Kopf, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. * RöhrSdorf, 27. August. (Schadenfeuer.) In der verflossenen Nacht ist daS Wohngebäude der niederen Mühle bis aus die Umfassungsmauern niedergebrannt. Drei Familien, die das Gebäude bewohnten unv nicht ver sichert halten, heben säst alle Habe verloren. Ein dreijähriges Kind konnte nur mit Mühe vor Len eindringenden Flammen gerettet werden. * Pirna, 27. August. (Die goldene Lebensrettungsmedaille) wurde vom König dem Gefreiten der 1. Batterie des 2. Feldartillerie-Regiments Nr. 28 Bruno Arno May für die von ihm am 26. Mai unter eigener Lebens gefahr bewirkte Errettung eines Kameraden aus der Gefahr, von einem Güter zuge überfahren zu werden, verliehen. Landesverband der SaaUnhaber im Königreich Sachsen. * Pirna, 26. August. In unsener Elbestadt hat der Landesverband der Saalinhaber im Königreich Sachsen seine» fünften Verbandstag abgehalten. Am Dienstag früh bereits traseu viele sächsische Saalinhaber vier ein. Am nachmitlag um 3 Uhr sand im Schützendem >e eine Telegiertensitzung statt, an die sich am abend ein Kommers im 0 rbgericht Copitz auschloß. — Heute vormittag um 10 Uhr trat im Etablissement „Carola-Bad'^ der Verband zu seiner Hauptver sammlung zusammen. Der Verbandsvorsitzende Gustav Fritzsche-Tresden leitete die start besuchte Versammlung. Nach dem vorgelcgien Jahres- und Kassenbericht betrug die Mitgliederzahl am Schluffe des Geschäftsjahres 188l, während der Kassenabschluß in Einnahme und Ausgabe 13 903,1 nachweist. Tas Hauptinteress« nahm die Beratung der Anträge in Anspruch. Zunächst sland rin Antrag des Saalinhabervereins Chemnitz auf der Tagesordnung, der Vcrbandsvorstand wöge Mittel und Wege finden, daß dem Ucberhandnehmen von unerlaubtem Winkelschank in Privaispeiiewirtschafteu, Ladengeschäften und sogen, alkoholfreien CassS durch geeignete behördliche Maßnahmen Einhalt getan werde. Ter Antrag wurde von Herrn R. Strellcr-Traisdorf eingehend begründet. ES wurde' beschlosst, die Sache gemeinsam mit dem Sächsischen Gastwirts- verbände weiter zu verfolgen. — Ferner sprach Hanta aus Ottcndorf-Olrilla über die erstrebte Tanzerweiterung für das ganze Königreich Sachsen und führte auS, daß man den erhöhten Lasten, die man den Gastwirten fort gesetzt zumute, eine vermehrte Verdienstmöglichkeit gegenübcrstellen sollte. Er beantrage daher» die Jahreshauptversammlung möge die Erwartung aus sprechen, daß daS Löntgl. Ministerium des Innern recht baldige Ent schließung behuss der vor etwa zwei Jahren nachgesuchten Tanz- ermeiiecung für das gesamte Königreich treffe. In der Debatte, während der Herr A m tS h aup tm an n von Nostitz-Ptrna in der Versamm lung erschien, stimmten sämtliche Redner den prinzipiellen Forderungen des Referenten zu. Tie Abstimmung ergab die Annahme des Antrages. Tie Beratung eines vom Verein Dippoldiswalde gestellten Antrages: „Tie Jahresversammlung wolle beschließen, daß an die gesetzgebenden Körperschaften eine Eingabe gemacht wird, in welcher um die gleichmäßige Erhebung bezw. Len gänzlichen Wegfall der Revisionsgebühren für Bierapparate ersucht wird, jährten zu einem Beschluß, wonach Schritte nach dieser Richtung gemeinsam mit dem Sächsischen Gastwirtsverband unternommen werden sollen. — Annahme fand ferner rin vom Verein Döbeln-Land gestellter und von K i p p e n h a h n - Limmritz begründeter Antrag, der die VerbandSleitung beauflagt, darauf hinzuwirken. Laß aus geietzlichem Wege Bestimmungen getroffen w«rden, daß der Gewrrbestaad und somit auch das Saal- und Gast- wirlsgewerbe in den Kreis- und Bezirksausschüssen eine ent'prechende Vertretung fincet. Weiter erörterte der Verbandstag auf Antrag Les Vereins Leipzig. Stadt di« Frage: „Wie schützt sich das Saalgewerbe gegenüber der Genossen, schast Deutscher Tonsetzer bezüglich Les Aufführungsrechtes tantiemepflichtiger Musikstücke?" Mosemauu-Lripzig referierte und betonte, daß man den Komponisten Le» berechtigten Lohn nicht vorenthalten wolle, Laß man aber nicht einverstanden ist mit der Art, wie die Genossen- schast Deutscher Tonsetzer di« Tantieme erhebt. Man solle die Tantieme mit dem Geld für die Noten mit einziehen. Man brauche ja die modernen Musiker nicht, denn e» geb« genug tantiemesreie Musik. Man solle nur fest zu- iammenhalteu im Kamps« gegru die Tonictzerqenosseuschaft, dann würde man sich Hunderttausend« von Mark erhalten. Nach langer Debatte wurde eine Resolution im Sinne der AoSführuugen deS Referenten angenommen. —Ter Saalinhabrrverein Großenhain beantragte, den VrrbanLsvorstand zu be- austragen, beim Königl. Sächsischen Krieg-Ministerium Ladin vorstellig zu werden. Laß daS Spielen auswärtiger Militärkapellen nicht mehr von der Zu stimmung deS Garnisonällesien abhängig zu machen ist. Cs wurde beschlossen, Len Vorstand mit entsprechenden Schritten in der Angelegenheit zu beauftragen. Al» Ort für den L^Berbaud-tag wurde Zwickau gewählt. Ans Sachsens Umgebung. II. Delitzsch, 27. August. (Entschädigung für Unwetterkalamitosen.) Die durch das Unwetter vom 26. Mai im Kreise Delitzsch Geschädigten werden nicht, wie früher bekannt gegeben mit 25 Prozent, sondern insolge der ein gegangenen Beträge mit 50 Prozent des Abschätzung-wertes abgefunden werden. Der in Len Gemarkungen Boyda und Wölkau ansässige Sächsische Oberhof marschall Graf Vitzthum v. Eckstädt hat außerdem den Geschädigten der beiden Orte noch entsprechende Anteile von 300 .^> gezahlt. Die Ausräumungs arbeiten werden wohl schwerlich in diesem Jahre beendet werden können. S. Eilenburg, 27. August. (Die Rebhühnerjagd) in den hiesigen Fluren und denen der Umgegend hatte bisher ein befriedigendes Ergebnis. Im Jagdrevier des Rittergutsbesitzers Jlse-Mensdors wurden an einem Tage von 5 Schützen über 90 Rebhühner erlegt. Für ein Huhn wird hier durchschnitt, lich 1 .4 gezahlt. k. Dessau, 27. August. (Gegen die Licht- und Kraftsteuern. — Für die Brandgeschüvigten.) Ter DessauerGemeinderat beschloß in seiner gestern abend stattgesundcnen Sitzung einstimmig, den Magistrat zu beauftragen, beim Reichstag und Bundesrat gegen die event. in der kommenden Reichs- finanzresorm vorgesehene Gas- und Elektrizitätssteuer energisch zu protestieren. — Für die Brandgeschädigtrn in Donaueschingen bewilligte der Gemeinderat einstimmig 500 .« * ApolVa, 27. August. (Beim Turnen) bat sich hier ein sehr bedauer- licher Unfall zugetragen. Ein junger Wirker tat einen unglücklichen Sprung, indem er mit dem Gesäß auf einen Stab geriet, der zerbrach und dessen eines Ende sich ihm tief in den Leib bohrte. Von der Wucht des Stoßes zeigt die Tatsache, daß Stoffreste seiner Kleidung bis in das Innere deS Körpers gerissen wurden. Der Unglückliche wurde in die Klinik nach Jena gebracht. * Greußen (Schwarzburg-Sondershausen), 27. August. (Jugendlicher Brandstifter) Unter dem Verdacht, in der letzten Zeit drei große Schaden feuer vorsätzlich angelegt zu haben, wurde hier der 16jährtge Tiichlerlehrling Schleenvoigt verhaftet. Der junge Mensch, dec einige Jahre in Zwangs erziehung untergebracht war, hat die ihm zur Last gelegten Verbrechen bereits eiugestandcn. -II- Gernrode, 27. August. (Unterschlagungen in einer Station-- lasse.) Der Vorsteher des hiesigen Bahnhofes, Küster, ist seit einigen Tagen verschwunden. Bei der Revision der Stationskasse stellten sich jetzt bedeutende Fehlbeträge heraus. * Schwanebeck bei Halberstadt 27. August. (Auch eine Ansicht.) Der Magistrat veröffentlicht folgende Bekanntmachung: „Diejenigen Einwohner, welche bezüglich städtischer Einrichtungen Wünsche öder Beschwerden haben oder zu haben glauben, werden gebeten, dieselben an zuständiger Stelle, da- ist auf dein Ralhause, anzubringen, und nicht jeden Quark erst in der Zeitung breitzulreten. Zeitungen oder Bürgervereine sind keine Vorinstanzen oder Aufsichtsbehörden für Magistrat und Polizeiverwaltung. Schwanebeck, den 19. August 1908. Magistrat und Polizeiverwaltnng." * Benescha», 27. August. (Ein eigenartiges Eisenbahnunglück) hat sich hier ereignet, dem leider zwei Menschenleben zum Opfer fielen. Der Bahnmeister Brozik und der Vorarbeiter Dolezal waren aus dem Doppel- gleise mit der Kontrolle der Spurweite beschäftigt und standen, jeder innerhalb eines der beiden Gleise, mit dem Rücken gegeneinander gekehrt, als Plötzlich von jeder Seite ein Zug heranbrauste. Durch das Warnungssignal aufgeschreckt, sah irder auf und sah sich einem Zug gegenüber. Den Zug auf dem anderen Ghise, dem feder Len Rücken zukehrte, bemerkte weder der eine noch der andere. Um sich zu retten, sprangen sie von den Gleisen fort, aber nicht — wie es die Vorschrift verlangt, in die Seilengräben, sondern jeder auf daS von ihm freigeglaubte Gleis. Beide Männer wurden von den Lokomotiven der einander entgegen- fahrenden Züge ersaßt und furchtbar zerstümmelt. * Aussig, 27. August. (In den Luftschacht gestürzt.) Beim Lesen von Getreidcähren fiel gestern nachmittag das neunjährige Töchterchen des Glas- machers Ritschel in Len Lustfchacht des ehemaligen Anuaschachtes bei Prödlitz. Es wurde sofort zu Bergungsarbeiten verschritten und das verunglückte Kind in einer Tiefe von 50 m an der Leiter, die seinerzeit von den Bergleuten zum Einsteigeu benützt worden war, hängend tot aufgesunden. DaS Kind dürfte bald infolge Einatmens der angesammelten Gaje erstickt sein. St. JoachtmSthal, 27. August. (Radioaktive Bäder. — Zer- schmettert.) Das k. k. Miniperium sür öffentliche Arbeiten in Wien hat ungeordnet, daß das Bauprogramm für die in St. Joachimsthal zu errichtende Kuranstalt zur Abgabe radioaktiver Bäder mit möglichster Beschleunigung durch geführt wird. Bereits im nächsten Jahre soll dieselbe der Benutzung übergeben werden. Die Behörden erwarten nun, daß die Stadt sür Errichtung der not- wendigen Badehotels und sonstigen Kureinrichtungen sorgt. — In Hengstererben wurde der Arbeiter Jsioor Schreiber von einem stürzenden schweren Stein getroffen und gräßlich verstümmelt. Er wurde sofort getötet. Verbandstag Deutscher Gewerbe- und Kaufmannsgerichte. 8. u. 8. Jena» 27. August. (Telegraphischer Bericht.) Der Verband Deutscher Gewerbe- und Kwufmannsgerichte, der zum letzten Male im Jahre 1905 in Würzburg tagte, trat heute hier im Großen Saale des Volkshauses zu seinem diesjährigen Verbandstagc zu sammen, der außerordentlich zahlreich von Delegierten und Gästen be sucht war. Es sind über 300 Teilnehmer erschienen. Die Verhand lungen des Verbandstages begannen mit einer nichtöffentlichen Aus schußsitzung, die unter Leitung des Verbamdsvorsitzenden Magistratsrats v. Schulz-Berlin stattfand' und in der die Tagesordnung sür die Hauptversammlung festgestellt wurde. Es wurde beschlossen, die Erörte rung über die K o n k u r r e n z k l au s e l am ganzen morgigen Freitag stattfinden zu lassem. Der Schutz der Lohnforderungen der Bauarbeiter und die übrigen noch nicht erledigten Gegenstände sollen dann am Sonn abend zur Verhandlung kommen. Mittags kurz vor 12 Uhr wurde darauf die eigentliche Verbandsvcrsammlung von dem Vorsitzenden des Verbandes Magistratsrat v. Schulz-Berlin eröffnet. Am Vorstandstische hatten sich die Mitglieder des Ausschusses vollzählig eingefnndcn, darunter u. a. Landtagsabgeordneter Stadtrat Tr. Flesch-Frankfurt a. M., Reichstagsabgeordneter Oberbürgermeister Cuno-Hagon und der Direktor der Berliner Handelshochschule Stadtrat Professor Dr. Jastrow-Charlottenburg. In der Versammlung bemerkte inan auch zahlreiche Gcwcrksclzaftsführcr, sowohl von den Freien Gewerk schaften, wie von den Hirsch-Dunckcrschen Gewerkvercinen, und auch den Herausgeber der „Sozialen Praxis", Professor Herrn. Francke-Berlin. Der Vorsitzende Magistratsrat v. Schulz führte in seiner Begrüßungsansprache aus: Es sei angebracht, heute darauf hinzuweisen, daß der Verband sich aus den kleinsten Anfängen zu der stattlichen Mitgliederzahl von rund 300 Gewerbe- und Kaufmannsgerichten ausgewachsen habe. Durch die Gewerbe- und Kaufmannsgerichte und insbesondere durch die Veröffent lichung der Urteile sei das Interesse sür die Vorschriften des Gesetzes in die weitesten Kreise getragen worden. Man sagt uns, so führte der Redner aus- nach, daß die Kaufmanns- und Gewerbegerichte ein Unglück wären. Diejenigen, die über die Kaufmanns- und Gewerbsgerichte streiten wollen, haben allen Anlaß, sich an Ort und Stelle über die Vor trefflichkeit dieser Gerichte zu informieren. (Lebhafter Beifall.) Das ge schieht aber nicht. Tie Erfolge, die wir haben, die Notwendigkeit und Nützlichkeit der Gerichte können durch unberechtigte Angriffe nichr weg diskutiert werden. Der Redner wünschte dann den Verhandlungen deS Verbandstages guten Erfolg. Darauf begrüßte Regierungsrat Dr. v. N o st i tz - W a l I tv i tz im Namen der Großherzoglich Sächsischen Staatsregieruug den Ver- Handstag. — Es folgten dann Begrüßungen durch den Vertreter der Handelskammer Weimar, den Vertreter der Karl-Zeiß-Stiftung, den Vertreter des Oberbürgermeisters von Jena und denjenigen der Hand werkskammer. — Vorsitzender Magistratsrat v. Schulz-Berlin er- stattete darauf den Geschäftsbericht und machte Mitteilungen über die Kassenverhältnisse und die jetzige Zusammensetzung des ge- sckmstsfübrenden Ausschusses. Darauf trat der Verbandstag in die eigentliche Tagesordnung ein und verhandelte zunächst über die Gesetzgebung über den Arbeitsvertrag seit dem letzten Verbandstag des Jahres 1905. Gerichtsrat Dr. P r e n n e r - München führte in seinem Referat hierzu aus: Die Sozialpolitik ist der Ausgleich unendlich vieler, in der historischen und innerlichen Entwicklung begründeter, widersprechender Interessen. Dieselbe erheischt deshalb eine gewisse wohlberechnete Vorsicht und verträgt keinerlei Uebcrftürzungen. Allein auch unter Betonung dieser Umstände muß für die letzten drei Entwicklungsjahre der deutschen Sozialpolitik, speziell der Gesetzgebung über den gewerb lichen und kaufmännischen Dienstvertrag, gesagt werden: Das „Schiff lein" Sozialpolitik hat trotz dringenden Bedürfnisses seinen KurS nahezu eingestellt. DaS Reich hat ein einziges einschlägiges Gesetz, den sogenannten kleinen Befähigungsnachweis betreffend, vom 30. Mai 1908 fertiggestellt. Der Stillstand der ReichSgrsetzgebung gab selbstverständ lich auch den einzelnen Bundesstaaten wenig Gelegenheit zur Be- tätiyung sozialpolitischer Maßnahmen. Die letzten drei Jahre waren somit wenig produktiv, obschon eine übergroße Zahl wichtiger sozial politischer Probleme, z. B. Heimarbeit, Rechtsfähigkeit der Berufs vereine, Arbeitskarnmern, Ausgestaltung deS Versicherungswesens, Sonntagsruhe, Konkurrenzklausel, Akkordvertrag u. a. m. gebieterisch noch Erledigung rufen * Dem VerbandStage der deutsche« Gewerbe- uud Kaufmanns- gerächte, der heute im Bolkshaufe eröffnet wurde, ging wie üblich eine Konferenz der Arbeiterbeifitzer im Gewerkschaftshause voraus. Der Vorsitzende der Zentralkommission der Arbeiteroelsitzer, Holz (Dresden), eröffnete die Sitzung mit einer Begrüßungsansprache. Dr. Winter (Wien) überbrachte die Grüße des Verbandes der Gewerbegerichte Oesterreichs und erklärte, er sei zu der Konferenz gekommen, um zu lernen und die gewonnenen Er fahrungen in seiner Heimat verwerten zu können. Darauf erstattete Holz (Dresden) den Bericht der Zentralkommijsion. — In der Diskussion sprach ein Redner sich für die Gleichberechti gung der Kaufmannsgerichte aus und wandte sich dagegen, daß an geblich mit den Handlungsgehilfen ein Zusammenarbeiten nicht zu er zielen sei. Man tolle für die Handlunasgehilfen fordern, was sie später von selbst verlangen würden, selbst auf die Gefahr hin, davon Nachteil zu haben. Sodann berichtete Holz (Dresden) über daS Thema „Die Ge werbegerichte als Einigungsamt". Er führte aus, daß die Gewerbe gerichte dieser Aufgabe nicht gewachsen seien. Das liege hauptsächlich an den Vorsitzenden, denen häufig das nötige sozialpolitische Verständ nis abaehe. — Kör sien (Berlin) ist ebenfalls der Ansicht, daß die Gewerbegerichte ihrer Aufgabe als Einisnngsämter nur dann gerecht werden könnten, wenn die Vorsitzenden/nch in die Arbeiterbewegung hineinleben. Sache der Organisationen sei es, daß sich die Gewerbe- gerichtsvorsikenden mehr als bisher mit der Arbeiterbewegung und dem öffentlichen Wirtschaftsgetriebe befaßten. Bei der Besprechung der Rechtsprechung au den Gewerbegerichten wies Körsten (Berlin) darauf hin, daß die Unternehmer die augen blickliche Zeit der Krise ausnützten, um ihre wirtschaftliche Position zu kräftigen. Darunter leide auch die Rechtsprechung. Die Unternehmer stellten Verträge auf nach dem Rezept: Vogel friß oder stirb! Wer die Arbeitsordnungen nicht anerkenne, erhalte keine Arbeit. Pflicht der Arbeiterbeisitzer sei es, jedem Versuch der Verschlechterung der Rechtsprechung entgegenzuarbeiten. — An der Debatte hierüber be teiligen sich eine größere Anzahl von Vertretern der Gewerbegerichtc. Darauf wurde die Konferenz vertagt. Gerichtssaal. Reichsgericht. er. Leipzig, 27. August. Die Mörderin ihres KindeS. Vom Schwurgerichte Erfurt ist am 29. Juni die Arbeiterin Wally Liborius wegen Mordes zum Tode verurteilt worden. Sie hat am 4. April ihren Sohn getötet, weil sie selbst lebensüberdrüsfig war und ihn nicht allein lassen wollte. Deshalb ist nicht zugleich aus Ehrverlust erkannt worden. — In ihrer Revision rügte sie, daß der Sachverständige Dr. K. laut Protosoll nicht nach seinen Personalien befragt worden ist. — In der heutigen Verhandlung vor dem Reichsgerichte beantragte der Reichsanwalt die Verwerfung der Revision. Das Reichsgericht erkannte aber auf Aufhebung des Urteils und Zurückverweisung der Sache an das Schwurgericht, weil es nicht ausgeschlossen sei, daß das Urteil auf dem Verstoße beruhe. Ein Gattenmörder. Vom Schwurgerichte Essen (R.) ist am 8. Juli der Reisende Jakob Eismann zum Tode verurteilt worden, weil er seine Ehefrau Johanna Elsmann in Essen ermordet hat Seine Revision kam heute vor dem Reichsgerichte zur Verhandlung. Er beschwerte sich darüber, daß ihm eine rot «„gestrichene Stelle rn seinem Briefe vorgehalten worden ist, und behauptete, es sei nicht er sichtlich, wie die Zengenbelehrnng erfolgt ist. Auch fei em von ihm gestellter Antrag nicht Protokolliert worden. — Das Reichsgericht er kannte heute auf Verwerfung der Revision. Wegen Raubmordes ist am 27. Juni vom Schwurgerichte Metz der Dienstknecht Stefan HiPpert zum Tode verurteilt worden. Er bat am 5. Mai zu Montoy einen Mord an fall auf die Witwe Kraßler begangen und ihr mit Gewalt 60 weggenommen. Tie Frau ist am 31. Mai im Krankenhause den erlittenen Verletzungen er legen, nachdem sie vorher vernommen worben war. — Die Re vision des Angeklagten, welche unrichtige Fragestellung rügte, wurde heute vom Reichsgerichte verworfen. Rönigliches Landgericht. r Leipzg, 27. August. Unter der Anklage des verbotenen Glücksspiels hatten sich vor der Ferienstrafkammer 11 zu verantworten der 29 Jahre alte Handarbeiter Friedrich Wilhelm Eckert, der 47 Jahre alte Agent Wilhelm Theodor Ruppel und der 45 Jahre alte Bäcker Christian Karl Hellner, alle drei schon wiederholt bestraft und jetzt iu Untersuchungshaft. Die Anklage gegen Eckert ging dahin, daß er am 23. Marz d. I. in einer hiesigen Gastwirtschaft mit einem unter dem Spitznamen „Knecht" be kannten Manne, der wahrscheinlich der Stellmacher Otto Wilke aus Reichenbach ist, mit dem von ihm in diese Wirtschaft verschleppten Molkereigehilfen Bäumler ein Kartenspiel, bei dem eine von Bäumler gemerkte Karte nicht eher aus dem auf dem Tische ausgebreiteten Karten spiele herausgozogen werden durfte, als bis noch drei Blätter übrig blieben, in der Weise gespielt hat, daß Gewinn und Verlust lediglich dem Zufalle überlassen waren, wobei Bäumler 1,50 verloren hat. Am gleichen Tage hat Eckert in Gemeinschaft mit „Knecht" in einer anderen Wirt'chaft mit Bäumler Kümmelblättchen gespielt, wobei der letztere seine ^Ihr samt Kette und seinen Regenschirm an „Knecht" ver lor, der die Sachen zu Gelbe gemacht und den Erlös mit Eckert geteilt hat. Dann betrog Eckert den Bäumler noch auf eine ändere Weise. Er ließ ihn von drei Kartenhaufen eine der drei zu obcrst liegenden Karten, die er selbst kannte, ziehen und verdeckt auf den einen Haufen zurück legen. Dann mischte Eckert die drei Haufen durcheinander, aber so, daß er die von Bäumler gemerkte Karte in seiner Gewalt behielt. Sodann legt« er Bäumler eine Karte verdeckt vor und fragte, ob das die gemerkte Karte sei, legte aber auf das Verneinen nicht diese Karte, sondern die von Bäumler gemerkte Karte verdeckt auf den Tisch. Dann zeigte er dem Bäumler verdeckt noch zwei Karten, die Bäumlcr als nicht von ihm ge merkt erklärte. Diese beiden Karten legte er auf die zuerst hingelegte richtige Karte und wettete nun, daß die richtige Karte sich unter den drei hingelegten Karten befinde. Natürlich war Bäumler hineingefallen und hatte sein Geld verloren. Ruppel hat am 23. März mit einem ge wissen „Günther" dem Zimmergesellen Keinert im Kümmelblättchenspiel 2 -kl abzenommen, die Keinert sich erst gegen Verpfändung feiner Uhr von ihm geliehen hatte. Bei dieser Gelegenheit hat Hellner den Schlep per gemacht. Der Gastwirt L., welcher wegen Duldung des verbotenen Glücksspiels mit angeklagt war, konnte den Beweis erbringen, daß er schuldlos gewesen ist, er wurde kostenlos freigesprochen, da- gegen wurde Eckert zu acht Monaten, Ruppert zueincmJahre und Hellner zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Eckert wurden drei Monate, den beiden anderen j« zwei Monate auf die Unter- suchungshaft angerechnet. Wegen Unterschlagung von fast 16 000 F hatte sich der Prokurist Otto de Groot vor der Ferienstraskammer 0 des Landgerichts zu ver antworten. Im Jahre 1899 kam er bei der hiesigen Firma H. und E. an, wo er ein Anfangsgehalt von 2400 und Tantieme bezog. Im Lause der Jahre wurde de Groot mit einem Mechaniker M. bekannt, der ein Auslandspatent verwerten wollte, de Groot hatte zu dieser Erfindung Vertrauen und lieh dem Erfinder nach und nach 10 000 .E. Mit dem Patente scheint es indessen nichts geworden zu sein, so daß de Groot sein Geld einaebüßt hat. Seiner Firma waren unterliessen Zweifel ange kommen bezüglich der Ehrlichkeit ihres Prokuristen, sie ließ die Bücher durch einen Revisor nachprüfen und es stellte sich heraus, daß de Groot die oben angegebene Summe unterschlagen hatte. Der Angeklagte wurde zu einem Jahre sechs Monaten Gefängnis und drei jährigem Ehrenrcchtsverlnst verurteilt. DaS unter Kontrolle deS Kau 17 (Hannover) d«S Deutschen Radsabrer- BundeS am letzten Sonntag auSqesahrene Straßenrennen Goslar—Hildesheim brachte der Marke vrennatzpr einen neuen Erfolg, indem der erste Preis auf dieser Marke gewonnen wurde. ,7««
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