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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.08.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080815013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908081501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908081501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-15
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
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Ezpeditionen des I». und Alitlande«. Pau»».Filiale Berlin: Carl Duucker, Herzog!. Baqr. Hosbuch» Handlung, Lützowstrake IO. (Delephon VI, Rr. «608). Haupt-Filial« Dresden: Seeftrad« 4, l (Delephon 4621). Nr. 225. Sonnabend 15. August 1908. 102. Jahrgang. Da» wichtigste. * Als neuer britischer Botschafter fürBerlin ist Sir William Edward Goschen, zurzeit Botschafter in Wien, ernannt worden. sS. Dtschs. R. und Letzte Dep.j * Die vom KaiserJranz Josef anläßlich seines Regierungs jubiläums geplante Amnestie soll am 17. August proklamiert werden. IS. Ausl.s * Die russische Zirkularnote über die Reformen inMaze- donien erklärt ausdrücklich, daß Rußland auf der Durchführung der Reformen besteht. IS. Ausl.s * Der Schah von Persien will angeblich nur noch ein Schein parlament beibehalten. (S. Letzte Dep.j * In Lissabon wurde eine neue revolutionäre Be wegung entdeckt. IS. Ausl.) * Der neue Parsevalballon der Motorluftschiffstudicn- gesellschast hat gestern eine Probefahrt unternommen, die glatt ver lief. (S. d. des. Art.) Türkische kehren. Daß die Geschichte eine Bildungsschule des politischen Urteils sein soll, steht bei uns ollen fest. Ob sie es in Wirklichkeit ist, das ist, wie der alte Hontane sagte, ein „weites Feld", das wir heute nicht betreten wollen. Wenn wir aber überhaupt aus der Geschichte lernen sollen, dann dürfen wir die zeitgenössische Geschichte, die deshalb lehrreicher ist, weil sie mehr Analogien bietet, nicht unbeachtet lasten. Wir sprechen diesen Satz im Hinblick auf die Ereignisse in der Türkei aus. Die deutsche Diplomatie kann aus ihnen zweierlei lernen. Erstens, daß sie wieder einmal schlecht unterrichtet war und in Zukunft danach streben muß, sich besser zu unterrichten, wenn sie nicht günstige Ge legenheiten verpaffen und die politisch« Betätigung des deutschen Reiches falsch instradieren will. Zweitens, daß man zwei Eisen im Feuer haben muß, daß es nicht genügt, die — oft nur scheinbar — herrschenden Ge walten für sich zu gewinnen, sondern daß die Volksströmungen eben falls die wachsamste Beachtung verdienen. Earl Peters erzählt in einem Berliner Blatt, daß ihn im Jahre 1904 zwei Jungtürkcn besucht und ihm erklärt hätten, die offizielle Politik Deutschlands sei auf einem falschen Wege. „In Berlin glaube man augenscheinlich, daß die Macht, welche den größten Einfluß auf den Palast habe, damit auch tonangebend in der Türkei und in der mohammedanischen Welt sei. Dies sei indessen falsch und ein gefähr licher Irrtum. Denn je ausgesprochener jemandes Freundschaft für dsi Hohe Pforte sei, um so entschiedener werde sich das Mißtrauen des gebildeten Türkentums gegen ihn wenden. Das türkische Volk sei be reit. das deutsche als seinen Freund anzuerkennen. Dann müsse das Reich aber aufhören, als der rückhaltlose Freund des Padischah-Despo- tismus zu handeln. Dies geschehe in allen Fragen der internationalen und inneren türkischen Politik. Der Freiherr von Marschall sei der eigentliche Berater Abdul Hamids in den kritischen Lagen türkischer Entwicklung." Diese Ausführungen waren, wie die Ereignisse be weisen, durchaus zutreffend. Herr von Marschall ist ein in seiner Weise ungemein tüchtiger Mann, aber ein Mann, der alles im Lichte des „Be richts" sieht und daher von vornherein geneigt war, die Volks- strömungcn in ihrer Bedeutung zu unterschätzen. Wenn unsere Diplo maten an die Berliner Zentrale schreiben, so denken sic immer: „Wie wird diese Darstellung auf Seine Majestät wirken?" Das ist mensch lich, ober sehr gefährlich. Daß Wilhelm II. von der wachsenden Macht des Volkes — sei es auch noch so weit entlegen — nicht gern hört, gilt als Tatsache. Herr von Marschall hat zwar die Rechte Deutschlands auch den Günstlingen des Sultans gegenüber energisch vertreten, aber die ganze deutsche Politik war doch nur auf Abdul Hamid zug«schnitten. Wäre unsere Diplomatie bester unterrichtet gewesen, so hätte sich hier eine Nuance finden, eine mittlere Linie ziehen lasten. Und wenn die beiden Jungtürkcn zu Carl Peters kamen, warum kamen sie nicht zu einem unserer Berliner Würdenträger? Vermutlich, weil sie einer kühlen Aufnahme von vornherein sicher waren. Wer nicht offiziell be glaubigt ist, findet ja bei der deutschen Diplomatie kein Gehör. Das ist sehr korrekt, sehr loyal, aber auch von diesen ausgezeichneten Eigen schaften kann man zuviel besitzen. Wenn man nichts als legitimistisch ist, so ist man eben heutzutage, im Zeitalter der Masse, zu wenig. Wie gesagt, die Ereignisse haben es bewiesen. Die Volksmassen, die vor dem Palast des Sultans demonstriert hatten, zogen von dort zu einer Tankeskundgebung vor die englische Botschaft. Dem neuen britischen Botschafter Sir Lowther, der gerade in Konstantinopel eintraf, wurde von feiten der Jungtürken ein begeisterter Empfang zuteil. Und der Groüwesir hat sich soeben offiziell in Worten über das Verhältnis der Türke: zu Deutschland geäußert, die zwar die deutsche Industrie und das deutsche Heer loben, aber betonen, daß die Türkei in auswärtigen Dingen durch die deutsche Freundschaft nichts gewonnen habe und eben so deutlich wie höflich von uns abrücke. Der mangelhaften Informa tion ließe sich vielleicht abhelfen. Es müßten bei jeder Botschaft Per sönlichkeiten angestellt werden, die ausschließlich mit der Beobachtung aller inneren Strömungen betraut würden und lediglich über solche dolkspsychologische Vorgänge fortlaufenden Bericht zu erstatten hätten. Hierfür wären vielleicht erfahrene, sprachlich und politisch gut durchgebildete Journalisten geeignet. Unser Beruf, der manche Mängel in «ns erzeugen mag, hält uns doch zu exakter Beobachtung an und gibt uns die Vorurteilslosigkeit, die wir an dem Beamten oft zum Schaden der Reichsgeschäste vermissen. Außerdem aber müssen unsere Behörden aushören, die auswärtige Politik vom monarchistischen Standpunkt aus „moralisch" zu betrachten, das heißt, immer nur mit den leitenden Kreisen zu rechnen und nur ihr Wohlwollen zu erstreben. Unsere Diplomaten sind in dieser Hinsicht genau so doktrinär wie unsere Radikalen, die die auswärtigen Beziehungen nach Maßgabe der Cobden-Suttncr-Bibel von dem Wohlverhalten der fremden Regie rungen abhängig machen möchten. Beide sollten von Bismarck lernen, der schon im Jahre 1861 schrieb: „Ich bin meinem Fürsten treu bis in die Vendee, aber gegen alle andern fühle ich in keinem Blutstropfen eine Spur von Verbindlichkeit, den Finger für sie aufzuheben." Die innere Politik fremder Sraaten sollten wir lediglich unter dem Ge sichtspunkt der Utilität für unsere nationalen Zwecke betrachten. Der* deutsche Schiffsbau und seine Arbeitrstorungen. In dem Augenblick, da wir diese Zeilen schreiben, ist es noch nicht ausgemacht, ob es zur Aussperrung von 25 000 Schiffsbauern kommt, oder ob der „Vulkan" in Stettin mit wenigen hundert Nietern, von denen die gan^e Störung ausgcht, zum Frieden kommt. In eine Er örterung des Spezialfalles wollen wir hier nicht eintreten, schon weil die Tatsachen meistens scharf umstritten werden und sich nur an Ort und Stelle genau kontrollieren lassen. Soviel ist jedoch sicher, daß die Leitung des „Vulkan" eine (wahrscheinlich sehr bedeutungsloses Neu regelung der Ueberstunden der Nieter vorgenommen hat, ohne diese hin zuzuziehen, wie sie es verabrcdnngsgemäß gemußt hätte. Auf Verlangen ist sie indes hierzu bereit gewesen und nun haben die Nieter neue Be dingungen aufgestellt, entgegen dem geltenden Vertrage. Das hat so gar die sozialdemokratische Gewerkschaftsleitung für unberechtigt er klärt. Die Nieter behaupten nun, sie seien ausgesperrt. Die „Vulkan"- Leitung verlangt, daß sie die Arbeit aufnehmen oder daß die Gewerk schaftsleitung andere, freiwillige Nieter stelle. Das ist abgelehnt und nun droht die Aussperrung eines großen Teiles der Schiffsbauer aller Art. Ja, es ist möglich daß der Kamps auf die gesamte Metallindustrie übergreift. Die Werften kündigen die Aussperrung von 60 Prozent aller ihrer Arbeiter an, falls die Nieter nicht bis zum 18. August abends wieder eiugetreten sind. Diese haben am Dienstag mit 327 gegen 65 Stimmen beschlossen, den Streit fortzusetzen. Wegen der Widerspenstigkeit von 400 Nietern sollen also so viele Tausende von Schiffsbauern wider ihren Willen feiern? Ohne Zweifel haben sich auch die Arbeitgeber den Ernst der Frage klar gemacht. Allein auch sie stehen vor schwerwiegenden Erscheinungen. An sie ist wieder einer derjenigen Fälle herangetreten, wo ein klviner Teil von Arbeitern seine besonderen Forderungen durchsetzen will; er rechnet auf Erfolg, weil der lausende Betrieb ihrer nient entbehren kann. Ohne Nieter können keine Schiffe gebaut werden. Erreicht erst der eine Teil seinen Willen, so kommen natürlich die andern nach. Die Unternehmer find dann vollkommen widerstandslos. Das haben sie eingesehen und daher gehen sie mehr und mehr dazu über, im Falle des Ausstandes eines einzelnen Zweiges der Arbeiter, die ganzen Werke zu schließen. So machen es auch jetzt die Schiffswerften; sie drohen es wenigstens an. Darob entsteht nun die übliche Entrüstung bei Sozialdemokraten und manchen ihnen sehr wohlgesinnten Sozialpolitikern. Aus der anderen Seite wird man sagen: Wer das Schwert nimmt, kann sich nicht über Hiebe beklagen. Die vielgepriesene Organisation der Arbeiter hat über all in der Welt die Organisation der Arbeitgeber zur Folge gehabt. Einem Teilstreik antworten die vereinigten Unternehmer des ganzen Produktionszweiges mit Aussperrung der gesamten Arbeiterschaft. Aber sie können sich nicht einzeln und bei kleinem überwinden lasten, das tun die Arbeiter auch nicht. Das Ganze ist Krieg mit seinen vielen beklagens werten Folgen. Aber im Kriege wird eben auf beiden Seiten geschossen. Hoffen wir nur, daß diesmal am Vorabend des Ausbruchs der Feind seligkeiten das köstliche Gut des Friedens noch gewahrt bleibe. Die Nieter des Schiffsbaus haben sich zu ihrer Kraftprobe den un glücklichsten Zeitpunkt ausgewäblt. Das haben die sozialdemokratischen Gewerkschaftsleiter sehr wohl erkannt, deshalb haben sie ernstlich vor dem Kampf gewarnt und den Nietern sogar die Unterstützung aus der Ver einskaste verweigert. Wir haben schon gelesen, daß man sie deshalb preist, und wollen sie auch nicht tadeln. Man sollte aber auch bedenken, daß die sozialdemokratischen Herren sehr häufig so verfahren, daß sie lange Zeit das Feuer im allgemeinen anfachen, daß sie jedoch, wenn die Flammen nicht mehr zu hemmen sind, plötzlich die Spritze handhaben. Sie tun das, um sich vor Nackenschlägen zu sichern; an fehlschlagenden Streiks sind sie niemals schuld. Allerdings kann man auf sichere Niederlage der Schiffsbauer rech nen. Denn gerade dieser Zweig unseres Wirtschaftslebens hat eine be sonders schwere Krisis durchzumachen. Er ist von der rückgängigen Kon junktur am allerschwersten betroffen worden, schwerer noch als die Reederei. Denn die Schiffahrt hört nie auf. Dem Schiffsbau aber können zeitweilig alle Aufträge fehlen, weil die Reederei Schiffe genug besitzt. Die heftigen Zuckungen gehen von England auS, denn es ist noch immer, wenn auch in abnehmendem Maße, das eigentliche Land des Welt schiffsbaus. Es hat die glücklichsten Bedingungen dafür: billige Stein kohlen und mächtige Eisenhütten in nächster Nähe der Häfen. Dazu eine alte Tradition, eine gut durchgebildete Arbeiterschaft und eine große Zahl wohleingerichtetcr Werften. Zur Zeit des Holzschisfsbaucs drohte es seine Stellung zu verlieren, da es nicht genug Eichenholz hatte. Der Eisenschiffsbau hat sie ihm wieder verschafft. Die anderen Länder wag ten sich erst zögernd an den Eisenbau heran. In neuester Zeit empfindet England ihren Wettbewerb allerdings stark. Der englische Schiffsbau ist in sich immer noch gestiegen, aber lange nicht so stark wie der sanderer Länder. Gebaut wurden (in 1000 Tonnen brutto): Durchschnitt Großbrit. Deutsch!. Holland Japan Ver. Staaten 1892/97 1010,0 95,8 12,0 3H 68,5 1898/05 1525,0 205,4 44,6 23,4 458,0 1906 1828,3 318,2 66,8 42,5 441,0 1907 1607,9 275,0 68,6 66,3 474,7 Englands Anteil ist von 77F Prozent im Durchschnitt der Jahre 1892/97 auf 61 Prozent im Durchschnitt der Jahre 1905/07 gesunken. Seine Schiffswerften sind auf eine Riesenerzeugung eingerichtet. Nachdem nun schon jahrelang die Produktion sehr stark gewesen war, wurde es endlich knapp mit Aufträgen. Da bauten die Werften spekula tiv für eigene Rechnung. Das konnte nur kurze Zeit dauern. Und darauf mußte sich die ganze Schwere der Konjunktur auf England werfen. Seit Anfang 1907 ist es nun mit dem englischen Schiffsbau reißend schnell rückwärts gegangen. Am 31. März 1907 waren noch 1306 000 Tonnen im Bau, am 30. Juni 1908 nur noch 799 000 Tonnen. Im ersten Quartal 1907 wurden 453 000 Tonnen neu begonnen, im zweiten 1908 nur 162 000 Tonnen. Darunter ist aber vieles inbegriffen, was mit der Seeschiffahrt nichts zu tun hat: Flußschiffe, Schleppdampfer, Prähme, Lotsen- und Leuchtschiffe usw. In Deutschland hat, wie man aus vorstehenden Zahlen sieht, der Schiffsbau keine solchen Exzesse gemacht. Er war 1907 gleichfalls kleiner als 1906. Aber er stand am 30. Juni 1908 noch mit 188 600 Tonnen im Bau gegen 196 000 Tonnen am 31. März 1907. Seitdem hat sich jedoch auch in Deutschland die Beschäftigungslosigkeit immer stärker geltend gemacht. Die alten Schiffe sind bis auf einige wenige vollendet, (worunter namentlich einige Riesendampfer beim „Vulkan" hervorzuheben sinds, neue Aufträgesind nicht zu bekommen, wenigstens nicht für die Handels reederei; die Werften sind sehr froh, wenn sic Aufträge für die Marine bekommen. Sie arbeiten bereits mit beschränkter Zeit und haben keine Eile. Einzelne haben sehr billige Aufträge übernommen, andere bauen für eigene Rechnung — beides, um die Arbeiter beisammen zu halten. Die Auftraggeber drängen nicht. Und unter diesen Umständen be schwören 400 Nieter einen viele Tausende bedrohenden Arbeitskrieg herauf. Es ist tief zu beklagen, daß solche Unbesoni enheiten Tausende von Familien mit so viel Elend bedrohen. Die Zeppelinfpen-e. Ueber den Fortgang der Nationalspende für den Grafen Zeppelin liegen noch folgende Meldungen vor: * Berlin, 14. August. Der Magistrat beschloß, für den Zeppelin- Fonds 30 000 .4l zu bewilligen. R. Hamburg, 14. August. (Privattelegramm.s Der Senat be- antragte bei der Bürgerschaft eine Spende für don Zeppelin-Fonds von 25 000 die zweifelsohne genehmigt wird. * Hannover, 14. August. Die Sammlung dcS „Hannoverschen Kurier" für Zeppelin überschritt heute bereits 75 000 .ll. * Völklingen, 14. August. Die Röfchlingschen Eisenstahlwerke überweisen der Stuttgarter Rentenanstalt 3000 zu Zeppelins freier Verwendung. k. Dessau, 14. August. Uns wird geschrieben: Auf die Mitteilung des Leipziger Tageblattes in seiner Nr. 223, daß die Dessauer Groß industriellen und wohlhabendsten Kreise fast nicht unter den Spendern für den Grafen Zeppelin vertreten seien, erläßt die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Aktiengesellschaft, mit dem Hauptsitz in Berlin, einer Zweigfabrik in Dessau, die Publikation, daß sie bereits vor der Kata strophe von Echterdingcn mit der Ausarbeitung des Landungsapparates zur Hinteren Gondel auf flachem Lande beschäftigt war und diesen dem Grafen Zeppelin nach dem Unglücksfall gratis zu liefern angeboten habe. Der genannten Gesellschaft kann für ihr lobenswertes Verhalten dem greisen Erfinder gegenüber nur aufrichtig gedankt werden. * Lindau, 14. August. Das kleine, 5800 Einwohner zählende Lindau i. Bodensee hat als Zeppelin-Spende den Betrag von 9067 auf gebracht. Zeppelin-Sammlung durch die Post. Die Sammlung von Geldbeträgen »um nationalen Luftschiffbau fonds für den Grasen von Zeppelin durch sämtliche Reichs-Postanstalten ist jetzt, entsprechend der Anregung des Reichskomitees, vom Staats- fekretär des Reichs-Postamts angeordnet worden. Alle Postämter, Post agenturen und Posthilfsstellen nehmen Beiträge sowohl von örtlichen Hilfsvereinen, wie von einzelnen Personen bis Ende dieses Monats an. Selbst wo mehrere Postanstalten an einem Ort sich befinden, hat sich jede von ihnen bei der Annahme und Abführung der Spenden zu be teiligen. Grundsätzlich soll die Annahme durch den Führer der Haupt kasse der Postanstalt geschehen. Sie können aber auch an den Schaltern stottfinden, soweit es ohne erhebliche Störung des laufenden Dienstes ftattfinden kann. Jedenfalls soll den Einzahlern gegenüber möglichstes Entgegenkommen betätigt werden. An der Außenseite des Pcsthouses, etwa in der Nähe des Briefkastens, wird eine Tafel mit der Bezeichnung „Annahme von Geldbeträgen zum nationalen Luftschiffbaufonds für den Grafen von Zepelin" angebracht. Die Beiträge können von den Ein zahlern auch selbst gebucht werden. Die anfgekommcnen Summen werden am 24. d. M. und nach Beendigung der Einsammlungstätigkeit der Postanstalten an das Bureau des Neichskomitees in Berlin unter Abzug bes tarifmäßigen Frankos eingesandt. Die Listen werden auf bewahrt. Die bei Posthilfsstellen «ungezählten Beträge werden täglich durch die Landbriefträger an die Bestellpostanstalt abaesiil'rt. Der Parsevalballon. * Berlin, 14. August. Der neue Parsevalballon der Motorluftschiffstudiengcsellschaft vollführte heute vormittag, wie schon kurz gemeldet, eine Fahrt von 221. Stunden rund um Berlin. Um 6 Uhr 15 Minuten stieg das Luftschiff auf dem Tegeler Schießplätze auf, ging über Pankow, Weißensee und Stralau nach Oberschönweide. Von dort ging die Fahrt nach dem Tcmpelhofer Felde, dann über Friedenau, Steg- litz, Groß-Lichterfelde, Zehlendorf, Wannscc, Kladow und Gatow zurück zum Aufstiegsort, wo um 9 Uhr eine glatte Landung erfolgte. In der Gondel befanden sich Hauptmann v. Kehler als Führer, Hauptmann v. Krogb und Ingenieur Kiefer, die die Höhen- und Seiten steuerung bedienten. Das Luftschiff hielt sich während der Fahrt durch schnittlich in Höhen von 200 bis 400 Metern. Während bei der Abfahrt die Windgeschwindigkeit nur etwa 3 Meter in der Sekunde betrug, stieg sie in größeren Höhen auf 8 bis 10 Meter. Auch war es, besonders in. her Gegend von Zehlendorf, in einer Höhe von etwa 300 Metern, sehr böig. Trotzdem entwickelte der Ballon eine sehr gutcGeschwin- digkeit und gehorchte willig dem Steuer. Tic Stabilität war ausgezeichnet. Dentsches Reich. Leipzig, 15 August. * Ler Kaiser und »er Herzog do« Cumberland. Die Berliner Universal-Korrespondenz erhält über die Verhandlungen, die eine Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem Herzog von Cumberland vorbereiten sollten, von ganz authentischer Seite aus Wien folgende Darstellung, die manche noch nicht bekannte, doch sehr interessante Einzelheiten enthält: Die wiederholten Versuche Kaiser Franz Josefs, eine mündliche Aussprache der beiden Fürsten zustande zu bringen, scheiterten stets daran, daß der Herzog von Cumberland die Vorbedingungen des Berliner Hofs nicht erfüllen wollte. Der Berliner Hof verlangte bekanntlich von dem Herzog in erster Linie bedingungslosen Verzicht für sich und feine Nachfolger auf die Herr schaft in Hannover. Der Herzog war bereit, für seine Person den Verzicht auszusprechen, nicht aber auch für seine Deszendenten. Alle Versucht, die gemacht wurden, den Herzog nmzustimmen, scheiterten an seiner starren Weigerung. Der Herzog berief sicb darauf, daß er seiner Mutter auf dem Sterbebett geschworen habe, niemals sich mit einer Ausschließung deS welfischen FiirsteiistammeS von der Regierung in Hannover einverstanden zu ertlären. Hier stehen sich die Gegensätze kraß gegenüber. Eine Brücke zur Verständigung erscheint unter diesen Verhältnissen ausgeschlossen, da beike Teile er klären, bis zu den äußersten Grenzen des Entgegenkommens gegangen zu sein. In Berücksichtigung dieser Sachlage bat auch Kaiser Franz Josef schon seit längerer Zeit jede weitere Bemühung, ein persönliches Zusammentreffen der brivcn Fürsten berbeizuführen, auf gegeben. Der Eintritt eines SohneS deS Herzogs in die bayrische Armee ändert
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