Meine sehr geehrten Dannen und Herren, liebe Theaterliebhaber, Shalom! Wie schön, Sie alle im Cottbuser Staatstheater heute, beim Auftreten des Leipziger Synagogalchors zu haben. Und das zu einem wirklich wunderbaren Anlass: zur 7. Wiederkehr der Gründung der Neuen Cottbuser Synagoge. Aber es gibt noch einen Grund zur heutigen Veranstaltung: im vorigen Jahr feierten wir 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland. Mit der Neuen Synagoge (am Schlosskirchplatz) erhielt das jüdische Leben in Cottbus ein neues Zentrum. Das jüdische Gotteshaus ist ein sichtbares Zeichen für das vielfältige, aktive jüdische Leben, das sich seit 1998 in Cottbus wieder entwickelte. Das jüdische Volk war im Laufe seiner Geschichte, die immer wieder zwischen Licht und Schatten wechselte, oft heimatlos. Dort, wo Juden einen Ort zur Feier von Gottesdiensten, zum Lesen der Thora und zum Lernen finden konnten, da entstand Heimat. Was mich besonders freut, dass mit der Umgestaltung der früheren evangelischen Kirche in eine Synagoge wir nun ein Stück Heimat hier in Cottbus finden konnten. Die Neue Cottbuser Synagoge zeugt davon, dass sich die Jüdische Gemeinde als Teil der Stadtgesellschaft wahrnahm. Heute zählt die Jüdische Gemeinde rund 497 Mitglieder. Wir sind Bürger der Stadt Cottbus! 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland - das sind Jahre der kulturellen Blüte, aber auch Jahre tiefer Unmenschlichkeit. Unvergessen bleibt, was jüdischen Familien angetan wurde durch Ausgrenzung und Verleumdung, durch gewaltsame Novemberpogrome in 1938 - immer wieder, über Jahrhunderte hinweg. Das Ziel des NS-Regimes war, das gesamte jüdische Volk zu vernichten - bis zum letzten Juden. Dieses dunkelste Kapitel blieb ewig in der deutsch-jüdischen Geschichte. Aber vor dem Hintergrund des Holocaust nimmt es sich wie ein Wunder aus, dass wir heute in Deutschland wieder eine lebendige jüdische Gemeinschaft haben, die drittgrößte in Europa. Neue Synagogen, jüdische Kindergärten und Schulen sind entstanden. 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland sind vor allem eine Geschichte mit Zukunft. Ich wünsche Ihnen ein schönes Konzert und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit! Gennadi Kuschnir Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Cottbus e. V.