Volltext Seite (XML)
Deutscher Abendbericht. Berlin, 24. Juli abends. (Wtb. Amtlich.) Auf dem Schlachtfelds zwischen Soissons und Reims «m ganzen ruhiger Tag. Teilkämpfe südlich des Qureq und südwestlich von Reims. Großes Hauptquartier, 25. Juli. (Wtb. Amt lich.) Eingegangen nachmittags ^5 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Zwischen Bucquoy und Hebuterns griff der Feind am Abend unter starkem Feuerschutz an. Er wurde abgewiesen. poliiffchs Rundschau. Deutsches Reich. 4- Z m Stande der litauischen Frage wird von gut unterrichteter Seite mitgeteilt, daß das eigenmächtige Vor gehen einiger litauischen Politiker nicht etwa durch eine Verzögerungspolitik Deutschlands verursacht worden sei. Zwischen Wilna und Berlin herrsche ständige und gute Fühlung. Drei hervorragende und berechtigte Vertreter Litauens sind ermächtigt, unbehindert in ganz Deutschland zu reifen, sie haben jederzeit Zutritt bei den deutschen politischen Behörden und verkehren ununterbrochen zwischen Wilna und Berlin. Osterreich-LLngarn. x Der in amerikanischen Zeitungen veröffentlichte Brief Kaiser Karls an den König von Rumänien ist, wie in Wien amtlich festgestellt wird, eine Fälschung: Der Sach verholt ist vielmehr folgender. Im Februar d. Js. hat der Kaiser im Einvernehmen mit dem Grafen Czernin einen Stabsoffizier an König Ferdinand von Rumänien gesandt und ihn wissen lassen, daß ihm ein billiger Friede nicht verweigert werden würde, wenn er darum nachsuche. Zugleich überbrachte der Stabsoffizier einzelne Vor bedingungen für einen solchen Frieden. Wie bekannt, hat die rumänische Regierung kurz darauf den Vierbund mächten ihren Wunsch nach Einleitung von Friedensver handlungen ausaesvrochen. Ebenso scheiterten Vorstöße, die der Feind westlich von Albert und aus Mailly heraus führte. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. An der Schlachtfront zwischen Soissons und Reims ließ die Kampftätigkeit gestern nach. Kleine Jnfanterie- gefechte im Vorgelände unserer Stellungen. Südlich des Ourcq und südwestlich von Reims führte der Feind heftige Teilangriffe, die wir im Gegenstoß zurückschlugen. Heeresgruppe Herzog Albrecht. In den Vogesen brachte bayrische Landwehr von einem schneidig durchgeführten Unternehmen Gefangene zurück. Ter Erste Generalquartiermeister Ludendorff. Deutschen haben ihren Plan der Zerstörung der feind lichen Kriegskräste in ein Programm gebracht, besten einzelne Phasen sie getreulich durchführen werden, ach wenn einmal ein Rückschlag eintreten wird. Von der Wiederherstellung des Gleichgewichtes an der Westsront oder gar davon, datz die Initiative auf die Entente übergegangen ist, kann vorläufig keine Rede sein. Eine Abordnung Ler Sowjet-Regierung in Berlin. Berlin, 25. Juli. (tu.) Seit einigen Wochen weilt eine Abordnung der Sowjet-Regierung in Berlin, um mit der deutschen Reichsregierung über die Auslegung des Brest-Litowsker Friedensvertrages Verhandlungen zu führen. Der Wunsch zu diesen Verhandlungen ist von der Sowjet-Regierung in Moskau ausgegangen, und er fand beim Staatssekretär v. Kühlmann sofort sympathische Aufnahme. Die Verhandlungen, die noch unter der Leitung des Herrn v. Kühlmann begonnen wurden, stehen nun mehr vor dem Abschluß. Sie haben, wie der Vertreter der Frank-surter Zeitung hört, in sämtlichen Punkten zu einer Einigung geführt. In Aussicht stehende Rede Lloyd Georges. Hoag, 25. Juli, (tu.) Die Morningpost schreibt, datz Lloyd Georges in der folgenden Woche in einer Gewerkschaftsversammlung über die Mindestforderungen Englands hinsichtlich Belgiens Mitteilung machen wird. Rumänien. x In der Anklage gegen Bratianu fehlt, wie vielfach bemerkt worden ist, der eigentliche Hauptpunkt: daß Bratianu das Bündnis mit den Mittelmächten verräterisch gebrochen hat. Wie Bukarester Blätter dazu mitteilen, soll dieser Punkt auf Vermittlung des Ministerpräsidenten Marghiloman ausgeschaltet worden sein, da sonst die Ver antwortung des Königs direkt in Frage gekommen wäre. So wurde der Hauptanklagepunkt ausgeschaltet. Rußland. x Die Beschlagnahme des Nachlasses des Zaren durch die Sowjetbehörden bezweckte vor allem die Sicher stellung der in dem persönlichen Besitz des ermordeten Zaren verbliebenen wichtigen politischen Privatkorrespondenz, unter der sich das vielgenannte Notiz- und Tagebuch Nikolaus U. befindet, in dem seine eigenhändigen, sich bis auf die letzte Zeit erstreckenden Aufzeichnungen enthalten sind. Sie stellen ein wichtiges Material für die Schuld- fcage des Weltkrieges dar. Das Moskauer Zentral- Exekutivkomitee bat beschlossen, den schriftlichen Nachlaß Les Zaren nach genauer Prüfung zu veröffentlichen. Schweiz. X Die Blätter beharren dabei, daß in der Schweiz Friedensbcsprechnugen stattfinden, zumindest aber vor bereitet werden. Es heißt, daß sich der holländische Sozialistenführer Troelstra nächste Woche in die Schweiz nach Vevey begeben wird, angeblich ebenfalls zu FriedenL- besprechungen. — Die Gerüchte finden erneut Nahrung durch die Reise des früheren französischen Außen ministers Delcaffe nach der Schweiz, der seinen dort inter nierten Sohn besuchen will. Tleueste Meldungen. Große Verlustliste der Amerikaner. Rotterdam, 24. Juli. „Daily Telegraph" meldet aus New-Bork, die letzte Verlustliste der Amerikaner von der Front in Frankreich weist 12 716 Namen auf. U-Bootarbeit vor Boston. Haag. 24. Juli. Ans Orleans (Massachusetts) wird gemeldet: Der Kommandeur der Marinestation teilt mit, daß amerikanische Wasserflugzeuge ein deutsches U-Boot am Kap Cod (gegenüber von Boston) mit Bomben au- griffen. DaS U-Boot hatte vier amerikanische Boote ver senkt und verteidigte sich mit Kanonenschüssen, tauchte dann aber bald und ging in südlicher Richtuug davon. Die ver senkten vier amerikanischen Boote hatten 41 Personen an Bord, eines war mit Steinen beladen. Drei Mann wurden verwundet. 8UU Kilometer Schlachtfront. Zürich, 24. Juli. Der militärische Mitarbeiter deS ,Carrier- della Sera' betont die Möglichkeit, daß sich die Offensive noch weiter ausdehne. Eine Entscheidung der großen Schlacht sei »och nicht erreicht. Die Kampffront erstrecke sich gegenwärtig auf eine Strecke von 8VU Kilo metern. Augenblicklich sei der Ausgang der Kämpfe »och Mlüercchcubar. Letzte Orahtberichte As» „WUSdraffer Tageblatt«-". Wieder 18 000 Tonnen versenkt. Berlin, 24. Juli. Amtlich wird gemeldet: Auf dem nördlichen Kriegs schauplatz vernichteten nnsere U-Boote I8 00V Br -Reg.-To. Der Chef des AdmtralstabeS der Marine. Ein offenes Geständnis. Bern, 25. Juli, (tu.) Die Turiner Stampa schreibt: Man sucht die unerfahrene und begeisterungstrunkene Leserschaft glauben zu macheu, datz die letzte Schlacht die Höchstanstrengung des Feindes bedeutet. Man versteht nicht, wie sich ernste Leute zu solchen Phantasten hergeben können, da doch Jedem klar sein mutz, datz aus die 4. Offensive des Feindes die 5. und 6. folgen kann und wird. Bon den Amerikanern ist sogar nach dem Zeugnis Elemenceaus erst in vielen Monaten eine sühlbare Mit wirkung zu erwarten. In diesem Augenblick von einem Sieg des Verbandes zu reden, bedeutet daher eine ver hängnisvolle Verkennung der wahren Sitnation. Die Ritte sagt -ie Wahrheit. Lugano, 25. Juli, (tu.) Schatzminister Ritte bekannte in einer UutsrreLnng, die bisherigen mangelhaften Ergebnisse der wirtschaftlichen Ab machungen zwischen de» Ententemächte» seien darauf zurückzuführe«, datz jedes Land ziemlich rücksichtslos seine eigens« Interessen verfolge. Nah und Kern. v Ungekochte Milch soll man nicht trinken St warnt der Berliner Polizeipräsident mit Reicht auf dal einiger Typhusfälle. Die Warnung kann überall g^tet werden. Di- Molkereien sollten die Milch i? allen Fallen, namentlich während des Sommers nui gemacht ist. Jedenfalls ist da- Abkochen der Milch vor dem Genuß zu empfehlen. Der Feind will unfer alles nehmen, Bei uns schwelgt mancher im „Verzicht"; Doch brauchen wir uns nicht zu schämen: Gottlob, so weit sind wir noch nicht. Es mutz doch früher oder später , Der Mann erscheinen, der es wagt, Und der nicht nur der Volksvertreter, Nein, unsres Volkes Meinung sagt! Wir treten nicht als arme Schächer, Um Frieden bettelnd, vor euch hin; Wir beugen euch, ihr Friedensbrecher, Bis ihr dem Frieden beugt den Sinn. Dann woll'n wir uns mit euch verständigen, Ob ihr auch zetert, keist und greint, Und wollen diesen Krieg beendigen, Wie s uns gerecht und nötig scheint. Aus „Dem Kommenden" j im Kladderadatsch vom 21. Juli- > o Der Postverkehr mit dem Ausland und deH besetzten Gebieten erfährt vom 1. August ab erheblich« Einschränkungen. So werden beispielsweise Sendungen) von Drucksachen von Privatpersonen an Privatpersonenj nicht zulässig sein. Durch die Einschränkungen dieser Art wird der deutsche Zeitungsversand nicht b ührt werden.) Desgleichen nicht der übliche Postverrehr zwischen In-) ländern und Feldpostberechtigten im Ausland und dem) gesetzten Gebiet. Die Einschränkungen sind, wie amtlich) bekanntgegeben wird, durch Spionagegefahr verursacht. Aus dem Gerichtssaal. 8 Nrenprecynng ves 'Professor Henkel. Der Vorsitzende des Oberverwaltungsgerichts in Jena verkündete Mittwoch mittag das Urteil im zweiten Prozeß gegen de» Leiter ver Frauenklinik an der Universität Jena, Professor Henkel. Das Urteil erster Instanz wird aufgehoben und der Angeklagte freigesprvchen. Die Kosten des Verfahrens trägt die Staatskasse. Der aufsehenerregende Prozeß gegen den Professor war erstmalig in Weimar verbandelt worden. Damals verurteilte das Gericht den Angeklagten wegen der ihm zur Last gelegten Beschuldigungen.Vornabme unnötigerOperationen,Schwanger schaftsunterbrechungen, mangelnder Fürsorge usw. zur Dienst versetzung. Die zweite Instanz machte klar, daß Eifer süchteleien u. dergl. einen großen Einfluß bei der Anklage erhebung gespielt batten. Aus Giaöt u«ö Murellungen für diese Rubrik nehmen mir leberzcit dankbar empegen. Wilsdruff, um 25, Jul; Merkblatt für den 26. Juli. Sonnenaufgang 5" ! Monduntergang 8^ N. Sonnenuntergang I Montzaufgang lM N. ll Nachforschungen nach Vermißten. Die Angehör gen fön im Felde Vermißten wenden sich bei ihren Nach forschungen oft an Private oder an Büros im neutralen oder gar feindlichen Auslande, weil sie glauben, daß diese m der Nachforschung nach den Vermißten erfolgreicher find als Me vesonüeren heimischen Stellen. Das trifft aber durchaus nicht zu, und Ler beste Weg ist immer, sich an die nächstgelegene Stelle des Roten Kreuzes in der Heimat zu wenden. Im Laufe des Krieges ist gerade dieser Teil der Arbeit des Roten Kreuzes in Deutschland so ausge baut worden, daß jede Heranziehung ausländischer Stellen durch Private vollkommen / überflüssig ist. Auf jede An meldung, die Vor- und Zunamen, Geburtstag und Geburts ort des Vermißten, die letzte Feldadresfe und wenn möglich die Angabe, wo er zuletzt gefochten hat, enthalten soll, er folgt genaue Nachforschung auf den allerverschiedensten Wegen, die auch Befragung etwa gefangen gemeldeter Kameraden usw. einschließt. o Gute Aussichten für Kasfeeliedhaver — nach dem Kriege. In Brasilien haben sich infolge der mangelnden Ausfuhr und der vorzüglichen Ernte an Kaffee die Be stände derart angestaut, daß die Dockgesellschaften in aller Eile neue Lagerhäuser errichten müssen. Nach Londoner Mitteilungen plant ein Pflanzerverband in Sao Panlo gemeinsam mit einem Ausschuß nordamerikanischer Kaffee- Händler eine auf vier Jahre berechnete Propaganda zur Hebung des Kaffeeverbrauchs in den Vereinigten Staaten zu betreiben, wozu die Kosten im Betrage von einer Million Dollar bereits aufgebracht sein sollen. — Hiernach gewinnt es den Anschein, daß nach dem Kriegsende Kaffee, der jetzt in Deutschland einen unerschwinglichen Preis erreicht hat, am ehesten wieder zu normalen Preisen zu Laben sein wird. — Einschränkung unnötigen Papierverbrauchs. Das Ministerium des Innern Hai zur Abhilfe gegen den noch immer bestehenden empfindlichen Papiermangel u. a. angeordnet, daß dis Herausgabe von Verwaltungs- und Geschäftsberichten, insbesondere von sogen. Sammelberichten über 25jährige oder 50jährigs Tätigkeit von Städten, Kreisen, Sparkassen, Aktiengesellschaften und sonstigen Verbänden, die auch jetzt noch häufig in Tausenden von Druckstücken und aus besonders gutem Papier gedruckt werden, zu unter bleiben hat. Diese Verordnung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. — Meißen. Der 39. Verbandslag des Verbandes der Schneider-Innungen Sachsens hatte vom Sonnabend bis Montag eine große Zahl von Teilnehmern aus ganz Sachsen nach Meißen geführt, dessen Schönheiten sie bei angenehmstem Wetter genießen dursten, aufs beste betreut von Angehörigen der Meißner Schneider-Innung. Die erste Hauptversammlung begann Sonntag nachmittag 3 Uhr, au der für die Kgl. Amtshauptmannschast Herr Regierungs- amtmann Dr. Sievert teilnahm. Wi^ zu erwarten war, wurde die Nsbensatzung der Unterstützungskasse zeitgemäß dahin ausgelegt, daß als Meister auch Meisterinnen zu verstehen sind. Dagegen fand der Antrag Meißen auf Einführung einer Feuerversicherung unter den Verbands- mitgliedern wenig Gegenliebe. Die zweite Hauptversamm lung begann Montag vormittag wiederum im Kgl. Burg keller, eröffnet und geleitet vom Verbandsvorsitzenden Herrn Pflugbeil, Direktor der Deutschen Schneiderfachschule in Dresden. Aus dem Geschäftsbericht ging hervor, daß der Verband 87 Innungen mit 4000 zahlenden Mitgliedern, ein schließlich der zum Heeresdienst eingezogenen 4500 Mitglieder zählt. Das stärkste Interesse rief hervor der Vortrag des Verbandsoorsitzenden Pflugbeil über Lehrlings- und Fach- schulfraqen. Ein weiterer Vortrag des Verbandssyndikus Herrn Dr. Schönemann behandelte die Organisationen des Echneiderhandwerks. Zum Schluß wurden noch die Kassen- angelegenheüen glatt erledigt und dem Kassierer Herrn Stadtverordneten Lehmann-Dresden Entlastung erteilt. Der Jahresbeitrag wurde um 50 Pfg. auf 2 Mark erhöht ohne Widerspruch, der gesamte Vorstand wiedergewählt. Der nächste Tagungsort soll in der Lausitz liegen. (M.T.) — Vorstadt Plauen. Anton Reiche, A.-G. Der Aufsichtsrat beschloß für das abgelaufene Geschäftsjahr die ' Verteilung einer Dividende von wiederum )2 Prozent vor- zuschlagen. — Freiberg. Wie die Volkszeitung mitteilt, hat eine außerordentliche Hauptversammlung der sozialdemo kratischen Parteiorganisation für den 9. sächsischen Reichs- tagswahlkreis (Freiberg) mit 48 gegen 28 Stimmen be schlossen, zu den Unabhängigen überzugehen. — Plauen i. V. Die Opfer der furchtbaren <Lx- plosionskatastrophe in der hiesigen Aartuschieranstalt der A.-E.-G. wurden heute unter allgemeiner Teilnahme der Bevölkerung in einem mit Rosen förmlich übersäten Massen grabs, das die Stadt in pflege nehmen und mit einem würdigen Denkmal versehen wird, beigesetzt. Die Trauer rede hielt Superintendent Glänzel, der seinen Urlaub des wegen umerbrochen hatte. Oberbürgermeister Lehmann legte mit einer Ansprache einen Rranz der Stadt an dem Grabe nieder. Das gleiche tat der Stellvertretende Rom- mandicrende General des XIX. A.-R., Exzellenz Raden, namens des G.-R., Amtshauptmann Dr. Mehnert namens des Bezirks. Die Glocken aller Airchtürme läuteten, die öffentlichen Gebäude und zahlreiche Privathäuser hatten Trauerfahnen gehißt. Auch die Vertreter der Arbetter- verbände legten Äränze nieder. In dem Ghrengrab ruhen nur die meisten Opfer aus Plauen selbst, die aus anderen