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erklärt, der Exzar hätte nach einer neuerlichen Befipttw- fassnng vor dem Revolutionstribunal sich wegen der Ver brechen gegen das russische Volk verantworten sollen. Verschiedene Umstände verzögerten die Ausführung dieses Beschlusses. Nach Besprechung dieser Um stände beschloß die Uralregierung die Erschießung. Das russische Zentralkomitee erklärt den Entschluß der Ural regierung als rechtmäßig. Das Zentralkomitee beschloß die Veröffentlichung der Aufzeichnungen des Zaren. * Vier Großfiirsteu'gewaltsam verschleppt. Moskau, 24. Juli. Ein Telegramm des Vorsitzenden des Jekaterinburger Gebietsrats meldet, daß am 18. Juli eine unbekannte Bande den Wohnort der ehemaligen Großfürsten Igor, Konstantin, Iwan Konstantinowitsch und Sergei Michaelowitsch überfallen und die Großfürsten ungeachtet des Widerstandes der Wache sortgeschlevvt habe. Nachforschungen nach den Verschwundenen sind eingeleitet. Ehe auf Kündigung. In Rußland soll ein Ersetz erlassen worden sein, das den Männern« gestattet, die Ehe nur aus drei Jahie einzugehen. Von diesem Gesetz machen, nach einer tele- graohischen Meldung, bereits viele Ehe männer Gebrauch. Beim Hofrat Friedrich Schiller findet Sich dies, das in der .Glocke" steht: .Drum prüfe, was sich ewig bindet. Ob es auch wirklich ewig geht!" Zwar das Zitat ist nicht ganz richtig. Doch darauf kommt es hier nicht an. Für uns ist nur das Faktum wichtig. Daß man auch manchmal anders kann. .Die Ewigkeit! Gott, ist die lange!" So kalkulierten die Sowjets, Und bald ist ein Geraun im Gange, Und es entpuppt sich ein Gesetz. Drei Jahre soll das Joch man tragen. Als Mann und Frau zusammenstehn. Wem's dann nicht paßt, darf ruhig sagen: .Adieu, doch nicht aus Wiedersehn!" Die Ruffen find damit zufrieden. Man sucht und findet sich jetzt flott. Denn frisch getraut ist halb geschieden — Weg mit dem alten Ehetroti! Wir aber, die wir solches lesen, Wir stehen voll Erstaunen da. Teils rügend: „Noch nicht dagewesen!" Teils kriffelnd: .Na — hm! hm! — ja! ja<" Bleibt hübsch bei eurer lieben Alten, Die ihr von Anbeginn geliebt. Denn was man hat, soll man behalten. Weil es meist doch nichts Beff'res gibt! 0.L Englische Zoläaren ermoräen äeutsche Kriegsgefangene. Die Roheit und erbarmungslose Grausamkeit der Engländer kennt keine Achtung, keine Schonung des be siegten und wehrlosen Gegners. Diese bittere Erfahrung, die so viele unserer braven Soldaten in Belgien und Nord frankreich gemacht haben, ist auch dem Leutnant L. nicht erspart geblieben, der nur durch einen Zufall dem hinter hältigen und gewalttägen Tode durch englische Mörder entging, Neber seins Gefangennahme bei Becelaere im (Oktober wo die Engländer jeden Gefangenen rücksichtslos niederschossen, berichtet er: „Ein Mann winkte mit dem Taschentuch: er wurde niedergeschossen. Ein Mann hob die Hände hoch; er wurde gleichfalls niedergeschossen. Jetzt kamen etwa zehn Engländer mit aufgepflanztem Seitengewehr auf mich zu, beschimpften mich und wollten mich erstechen. Ehe sie sich näher zu mir heranwagten, brüllten sie: „Hände hoch, Hände hoch!" Ich tat dies nicht, da ich wußte, was mein kos war. Die Engländer nahmen mir hierauf mein Nop pe! und mein Fernglas ab und gaben mir durch Winken mit der Hand die Richtung an, nach der ich hingeben sollte. Im selben Augenblick wurde ich von hinten nieLec- geschossen. Ich stürzte zusammen und fiel hierbei in ein Granatloch, mit dem Gesicht in den Schlamm. Der Eng länder wollte sich von meinem Tode überzeugen und kam zu mir, schüttelte mich an der Schulter und rief hierbei: Kote Kolen. Roman von H. Courths-Mahler. Iostas Tagebuch. Vielleicht hauptsächlich vurch ihre Trauerkleider. Ich hatte in ihrer Gegenwart immer das Gefühl, als sei mir das Lachen eingefroren. Und Tu weißt, ich lache doch so gern. Nun wird ja Gerlinde ins Witwenhaus übersiedeln und in Schloß Ramberg wird die kleine Josta residieren. Tie kann wenig stens herzhaft lachen, das weiß ich noch. Und ich hoffe, manches Duett mit ihr in Ramberg lachen zu können. Und zum Schluß meine innigsten Bruderwunsche, mein Rainer. Möge Deine Ehe ein einziger langer Glückstag werden und Dir alles bringen, was Du Dir ersehnst. Alles andere sage ich Dir Äug' in Auge, wenn wir uns Wiedersehen. Wahrscheinlich treffe ich am Abend des 14. Mai ein. Ich kann doch im Palais Ramberg Wohnung nehmen? Jedenfalls LraNe ich Dir meinen Zug, damit Du mir einen Wagen an den Bahnhof schicken kannst, denn in den klapprigen Mietsdroschken unseres Residenzchens nimmt sich ein schneidiger Gardeleutnant wenig vor teilhaft aus. Auf Wiedersehen, mein Alter. Ich grüße Dich in alter Herzlichkeit. Dein Henning. Lächelnd faltete Graf Rainer auch diesen Brief zusammen. O ja, Henning und Josta würden gut zusammen stimmen. Diese beiden Menschen mußten einander sym pathisch sein, dsß war er gewiß. Und diese Gewißheit freute ihn herzlich. Er liebte seinen um zehn Jahre jüngeren Bruder sehr innig, war er ihm doch Vater und Bruder zugleich gewesen, und nie war bisher die leiseste Trübung in ihrem innigen Verhältnis gewesen. Sie verstanden sich sehr gut, trotzdem Henning in seiner übermütigen, sonnigen und lebenslustigen Art „Kamera-, Kamerad!" Da ich aber nicht antwortete, glaubte er, ich sei tot und ging wieder fort." Bei derselben Gelegenheit geriet der Leutnant Lz. mit etwa 20 Soldaten in die Hände der Engländer. Diese trieben die Gefangenen mit Gewalt in einen Sumpf und schoflen die Wehrlosen mit Maschinengewehren nieder. Lz. wurde außerdem beraubt. Er stellte sich tot und entging so dem Morde. Rann man nach diesen einwandfreien Zeugnisfen noch daran zweifeln, daß die Engländer ganz planmäßig auf höheren Befehl deutsche Kriegsgefangene ermordet haben? Mer soll Herr lein im Laurie? Der Düsseldorfer Staatsanwalt vr. Nagel stellt in den „Düsseldorfer Nachrichten" diese Frage und gibt folgende sehr bemerkenswerte Antwort darauf: Der Staat oder dir Kriegswucherer? Dahin spitzen sich unsre wirtschaftlichen Verhältnisse mehr und mehr zu, und jeden Freund des Vaterlandes muß es mit herbem Schmerze und banger Sorge erfüllen, daß augenblicklich die Wucherer die Herren sind. Dafür liefert die Steigerung der Höchstpreise für Gemüse und Gbst wieder einen schlagenden Beweis. Die bisherigen Höchstpreise waren doch nicht ins Blaue hinein festgesetzt, sondern nach Anhörung von Sachver ständigen aus den beteiligten Interessentengruppen, und sie warfen den Verkäufern durchaus auskömmlichen Verdienst ab, wie wir wiederholt in amtlichen und halbamtlichen Verlautbarungen gelesen haben. Den Erzeugern und Händlern aber sic! es nicht ein, sich damit zu begnügen. Es ist «ine merkwürdig« und kaum faßbare Erscheinung, daß das ganze deutsche Volk ohne Unterschied gern freudig und selbstverständlich sein Blut dem Vaterlande darbringt, daß weite Kreis« aber ihr Gut — nicht etwa nicht zum Opfer bringen wollen, was ja von keinem verlangt wird — aber ihr Gut durch vampyrgleiche Ausbeutung der eigenen Volksgenossen höher und höher anzuhäufen, nicht als die erbärmliche Schande, die es ist, erkennen. Das Drei- und Vierfache der amtlichen Höchstpreise wurde ins besondere für Gbst verlangt. Dec Staal aber, dem doch die pflege der Wohlfahrt des ganzen Volkes obliegt, fährt nicht etwa mit eiserner Faust dazwischen und zwingt die pflichtvergessenen zur vaterländischen Pflichterfüllung, sondern man weicht vor ihnen zurück, steigert die Höchst preise und wartet, ob die Vampyre sich auf Grund dieser Prämie für ihr vaterlandsioses Verhalten vielleicht berett finden werden, ihre Pflicht zu tun. Glaubt .man denn aber wirklich, daß auf diesem Wege bei den Unersättlichen etwas zu erreichen ist, daß sie nicht «in Hohnlachen über die Schwäche, di« man ihnen gegenüber zeigt, anstimmen und ihre Begehrlichkeit immer weiter steigern werden? Sieht man denn nicht, -aß auf diese Weise alle staat liche Autorität untergraben wird, daß man die Bevölkerung daran gewöhnt, di« Gebote des Staates zu mißachten, da ja zu erwarten ist, daß der Staat Lies ruhig hinnehmsn und sich vor seinen Verächtern beugen wird? Gerade der Kriminalist sieht täglich, wie großes Unheil durch solche Methoden angerichtet wird. Er erkennt täglich die Unge rechtigkeit, daß einigen Volkskrrisen weit über das frredens- mäßige Einkommen hinausgeh«nde Gewinne ans dem Verkaufe von Lebensmitteln gestattet werden, daß andern Volkskreisen aber, die hierdurch in bittere Not geraten, härtere als die friedensmäßigen Strafen für Feld- unö Gbftdiebstähle ang-drsht werden, die doch eben meist nur von wirklich Notleidenden begangen werden, denn andere befassen sich wahrlich nicht damit. Das ist eine Inkonsequenz, und dies« und die ganze inkonsequente Methode erzeugt so viel Erbitterung und Verzweiflung, daß jedem Ein sichtigen di« Pflicht erwächst, die warnende Stimm« zu er heben. Staat, werde hart! „Wenn ich Strafrichter wäre, ich würde dis Kriegswucherer erbarmungslos ins Zucht-" Haus stecken", hat nach Zeitungsberichten der Landrat von Kleve kürzlich ausgerufen. Ein treffliches Wort! Freilich müßt« der Gesetzgeber dem Strafrichter erst die Macht dazu geben, die er bisher kaum in praktisch verwendbarer Weise hat. Aber es braucht nicht mal gleich das Zuchthaus zü sein. Man enteigne einigen Erzeugern, die ein Produkt nicht für den Höchstpreis liefern, die ganze Ernte ohne seyr vericyieoen war von der ernsten, stillen Ärt des älteren Bruders. Gleich nachdem Graf Rainer sein Frühstück einge nommen hatte, beantwortete er die Briefe seines Bru ders und seiner Braut. Dann ließ er sich sein Reib Pferd vorführen. Als er durch den Park ritt und an dem Witwenhaus dorüberkam, sah er den Administrator Heilmann mit einigen Arbeitern. Es wurden Leitern aufgerichtet. Am Dach des Witwenhauses sollte eine Reparatur vorgenommen und mancherlei mußte vorgerichtet werben. Als Heilmann den Grafen sah, trat er an ihn heran. ? „Es müssen einige Zimmer frisch tapeziert wer den", Herr Graf. „Vielleicht sehen Sie sich das selbst einmal an", sagte er. Gras Rainer Meg vom Pferde, band es an einen Baum und trat mit Heilmann ins Haus. Dasselbe war vollständig eingerichtet mit guter haltenen hübschen Möbeln aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. So lange stand das Wrtwenhaus schon. Es war schon verschiedene Male bewohnt gewesen und wurde auch in der Zwischenzeit immer leidlich in stand gehalten. Trotzdem mußten verschiedene Schäden ausgebessert werden. Graf Rainer besichtigte alle Zimmer gründlich und machte es Heilmann zur Ausgabe, daß alles sorg sam vorgerichtet werden solle. „Wünschen Sie die Tapeten auszusuchen, Herr Graf, oder soll ich die Proben der Frau Gräfin vor legen lassen?" fragte Heilmann. Gras Rainer überlegte einen Augenblick. „Natürlich soll die Frau Gräfin selbst wählen. Lassen Sie die Proben schicken und sorgen Sie dafür, daß sie zu mir gebracht werden. Ich will sie der Frau Gräfin selbst vorlegen und ihr bei der Aus wahl helfen." „Das soll geschehen, Herr Graf." Dieser ritt dann weiter. Und er nahm sich vor. mit Gräfin Gerlinde über Entschädigung, wucherischen Händlern dir ganzen VorcLlr und schließ« ihre Läden. Man zeige erbarmungslose Hari« und unbeugsam« Entschlossenheit im Kampfe gegen die Blutsauger, und gar bald wird der Staat wieder der Herr im Lande sein. Aber schneller Entschluß, rasche Umkehr von dem bisherigen Wege tut not. Staat, werde hart! Du wirst dann gar bald jubelnde Gefolgschaft bei der großen Mehrzahl deiner Bürger finden. Ner Mensch in Papier. Von Dr. Max Schwarz. Als vor zehn oder fünfzehn Jahren aus Amerika dl« Nachricht zu uns drang, daß man drüben begonnen habe, Räder für schwere Eisenbahnwagen, ja sogar „feuersichere" Häuser aus Papierstoff herzustellen, schüttelten wir un gläubig lächelnd den Kopf. Heute reden wir von Papier stoffen mit ihren vielfachen Verwendungsmöglichkeiten mit etwas gröberem Respekt, weil wir inzwischen staunend erlebt haben, was alles man aus dem „Stapel faser"- oder „Zellulosegarn" (wie der technische Ausdruck für die neuartigen Gewebe aus Papiergespinsten lautet) fertigzubringen imstande ist. Was vor einem Jahrzehnt noch scherzhaft genommen wurde, ist in dieser Zeit der großen Rohstoffnot grimmiger Ernst geworden, aber spaßig bleibt die Sache, wenn man sich alle Folgewirkungen dieses papiernen Zeitalters ausmalt, trotz alledem. Früher hatte der deutsche Normalmensch seinen Papier bedarf gedeckt, wenn er sich ein paar Briefbogen gekauft hatte, zwei oder drei Reklamheftchen besaß und auf eine Zeitung abonniert war. Der berühmte Papierkragen, den der umziehende Student sich als sein ganzes Hab und Gut von der Wirtin zum Fenster hinunterwerfen ließ, waiB wohl eher ein Scherz aus eineni Witzblatt als ein sogenanntes „Zeichen der Zeit". Heute cü>er droht dieser Papierkragen von der Ausnahme zur Regel zu werden, und ihm werden zahllose andere Papier wäschestücke folgen, vom Nachthemd über die — man ver zeihe das barte Wort! — Unterhosen hinweg bis zu Ober hemden und Röllchen. Diese Röllchen aber werden erst jetzt ihren wahren Erdenzweck erfüllen: wenn man sie früher, wie das vergebliche Menschen zu tun pflegten, mit Notizen bedeckte, so war das eine Schmiererei, während man nunmehr in solchem Falle sich mit den Worten: „Es ist ja doch Papier!" in aus reichender Weise wird entschuldigen können. Das einzige Bedenken, das unsere Hausfrauen, die in dieser wichtigen Sache als Sachverständige das erste und das letzte Wort haben, gegen die neue Papierwäsche geltend machen können, ist in der Besorgnis begründet, daß besagte Wäsche in der Wäsche sich verflüchtigen und am Ende nur noch auf der Rechnung der Waschfrau ein Scheindasein führen könnte. Es wird jedoch von Kennern versichert, daß bei richtiger Behandlung der Papierstoffe jegliche Sorge unbegründet sei. Neben der Leibwäsche wird sicherlich bald auch Bett- und Tischwäsche aus Papier unser Heim schmücken, und die Berliner Geschichte von der bettelarmen Familie, deren Oberhaupt im Kohlenkasten schläft und sich mit der Zeitung zudeckt, wird nicht mehr ganz- ins Reich der Fabel ver wiesen werden können, obwohl gerade den Zeitungen, die doch schon immer aus Papier waren, der Papierstoff in letzter Zeit sehr knapp zugemessen worden ist. Im weiteren Entwicklungsgänge der Papierstoffindustrie werden dann Gardinen und Teppiche von Papier folgen, und einigen Kummer bereitet uns nur die Frage, wie man dis papiernen Perser von den papiernen Smyrnas oder Axminsters wird unterscheiden können. Daß sich auch die Oberkleidung des Menschen, des männliche.! sowohl wie auch des weiblichen, den neuen Verhältnissen auvassen wird, versteht sich von selbst. Es gibt jetzt schon Papierstoffe in allen Modefarben, Hecren anzüge, die mmc sogar im Regen tragen kann, Papier schürzen, Papiermänrel usw. Papiermützen wird man fortan sich nicht nur bei Karnevalsfesten auf den Kopf stülpen, und Papierschuhe sind in diesen Tagen der Lederknappheit auch nur noch eine . Frage der Zeit. Unsere in Papierstoffe gekleideten jungen Damen aber werden, was nebenbei bemerkt sein mag, lästigen Freiern einen — Papierkorb geben! So werden wir von der Wiege bis zur Bahre (denn es braucht kaum hervorgehoben zu werden, daß auch die Säuglings- und Sterbewäsche aus Papiergewebe hergestellt wird) in Papier durchs Leben rauschen, und viele Menschen werden sicher nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich von Papier sein. Papierne Seelen gab es ja schon lange vor dem Auf schwung der Papierstoffgewebe, und von manchem faden Gevatter wird man mit vollem Rechte sagen können: Alles Makutalurl die Umsiedlung zu sprechen, sobald die Lapetenprooen eingetroffen sein würden. Dann ergab sich die An knüpfung von selbst. Auch Heilmann entfernte sich, nachdem er den Arbeitern die nötigen Instruktionen gegeben hatte. Bald darauf trat Gräfin Gerlinde ihren gewohnten Morgenspaziergang an. Sie ging nach dem Park hin über. Heute trug sie ein elegantes, sutzfreies Tuch kostüm aus zartgrauer Farbe mit weißer Garnierung und großen weißen Knöpfen verziert. Ein sehr kleid samer flotter Hut vervollständigte diesen Anzug, in dem sie sehr jugendlich, wenn auch nicht so königlich aussah, wie in ihren langen Schlepproben. Auf ihrem Spaziergang kam sie auch heute in die Nähe des Witwenhauses. Und plötzlich hörte sie lau tes Hämmern und das Rufen von Männerstimmen. Sie stutzte und trat rasch um eine Gebüschgruppe herum aus den freien Rasenplatz vor dem Witwenhaus. Und da sah sie zwei Arbeiter auf dem Dache und einen, der die Holzteile der Veranda mit Oelfarbe anstrich. Sie zuckte wie unter einem Schlage zusammen und starrte mit großen, entsetzten Augen auf diese Vor bereitungen. Ihr Gesicht wurde totenbleich, und die Lippen preßten sich zusammen, als müßten sie einen Aufschrei unterdrücken. O ja — sie war feinfühlig genug, um zu merken, was diese Vorbereitungen zu bedeuten hatten. Tu rüstete man schon in aller Eile für ihren Umzug. Man fand es an der Zeit, sie ins Exil zu schicken. Gras Rainer hielt es scheinbar gar nicht erst für nötig, sie vorzubereiten. Es erschien ihm selbstver ständlich, daß sie gehen mutzte, um dem unreifen Dinge Platz zu machen. Wie sie das kränkte und demütigte! Sie bitz die Zähne im wilden Grimm aufeinander und ballte im ohnmächtigen Zorn Lie Hände. Noch tiefer fratz sich der Hatz in ihre Seele auf Josta von Waldow. Das Hämmern der Arbeiter bohrte sich schmerzend in ihren Kopf. „Es ist, als nagelten sie mir den Sarg", dachte sie erschauernd.