Der Leipziger Synagogalchor, 1988 mit dem Stern der Völkerfreundschaft in Gold - einer der höchsten staatlichen Ehrungen der DDR - ausgezeichnet, hat in kaum mehr als einem Vierteljahrhundert seit seiner Gründung im In- und Ausland großes Renomee erworben. Gesellschaftlicher Träger ist der Ver band der Jüdischen Gemeinden in der DDR. 1962 wurde der Leipziger Synagogalchor von Oberkantor Werner Sander, Kantor der Jüdischen Gemeinden von Leipzig und Dresden, aus Mitgliedern des Leipziger Oratorienchors gebildet. Nach seinem Tode übernahm Kam mersänger Helmut Klotz 1972 die künstlerische Leitung. Ihm kommt das besondere Verdienst zu, den Chor zu einem Ensemble professionellen For mats geführt zu haben. Für diese künstlerische Arbeit wurde Helmut Klotz 1981 der Kunstpreis der DDR verliehen. Das in Europa einzigartige Ensemble engagierter Laien nichtjüdischer Her kunft, die größtenteils in akademischen Berufen arbeiten, hat sich der Pflege und Bewahrung synagogaler Musik insbesondere des 18. und 19. Jahrhun derts sowie jiddischer und hebräischer Folklore in freier Konzertbearbeitung verschrieben. Die Volksweisen sind ein Zeugnis kulturellen Lebens jüdischer Gemeinden in Litauen, der Ukraine sowie Polens und Rumäniens. Das Repertoire des Leipziger Synagogalchors wird weitgehend von Kompo nisten - meist jüdischen Kantoren - des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus dem osteuropäischen Raum bestimmt. Die Synagogalmusik von Louis Lewan dowski, Salomon Sulzer, Samuel Aiman, Abraham Dunajewski, David Nowa kowski, Mordechaj Zeira und Samuel Naumbourg wird am häufigsten gesungen. Gefühlstief ist ebenso die herrlich farbige Folklore in jiddischer und herbräi- scher Sprache, die aus den jüdischen Zentren Osteuropas stammt. Sie ist voller Lebenskraft, tänzerischer Elemente, humorvoll und melancholisch zugleich. Ein großer Teil der traditionellen Weisen ist von Werner Sander und Friedbert Groß bearbeitet worden. Mit großem Erfolg gastierten die 26 Sängerinnen und Sängerin den Synago gen von Warschau und Krakow, ehrten die Opfer faschistischen Rassenwahns in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz, kon- zertrierten auf Einladung der Jüdischen Gemeinden in Prag und Brno, gaben Konzerte in Paris, Wroclaw, Duisburg und Hannover. Einen repräsentativen Querschnitt des musikalischen Könnens des Leipziger Synagogalchors bieten die bisher vier bei Eterna produizierten Schallplatten.