Eine kurze Höranleitung - Viele von Ihnen werden kein Hebräisch verstehen. Es gibt aber einige Worte, die immer wiederkehren und deren Bedeutung dem Verstehen hilft: • Adonaj = der Ewige • Baruch = gelobt • Zur = Fels • Echad = einzig • Tora = Tora (Bücher Mose) • Ez chajim = Baum des Lebens • Schalom = Frieden (vollkommene Harmonie) - Charakteristisch für jüdische Musik ist der Wechselgesang zwischen Kantor und Chor, der auch bei Bloch in allen Sätzen stattfindet, die Kantorenworte sind oft als Orchesterrezitative im erzählenden Stil komponiert, die Instrumente illustrieren die Worte. Der Chor tritt in den Dialog mit dem Kantor, antwortet, kommentiert, wiederholt und steigert jene Worte. - Eine große Veränderung hören wir im fünften Satz: hier wird plötzlich gesprochen statt gesungen - und sogar auf Deutsch: die zentrale Friedensbotschaft des Werkes („0 möchten alle Menschen erkennen, dass sie Brüder sind!") soll für jeden weltweit verständlich sein. Deshalb lässt Bloch diese Passage in der jeweiligen Landessprache des Aufführungsortes gesprochen vortragen. - Das große Schlussgebet, das „Adon olam" (Herr der Welt) steht für sich. Mystisch beginnt es mit Musik wie aus einer anderen Welt, ganz anders als alles, was vorher erklungen ist. Eine schwere, neue Melodie wird vom Chor einstimmig gesungen. Das Gebet bäumt sich auf, die Themen der anderen Sätze treten hinzu und es endet vor dem kurzen Schlusssegen (letzter Satz) friedlich in Sphärenharmonie. Und immer und überall ist das Hauptthema präsent... „Avodat Hakodesch" ist ein Stück, dass man mehrfach hören sollte. Die Schönheit und Vielseitigkeit der Musik - von hochromantischer „Filmmusik" bis hin zu avantgardistischen Klängen - bietet viel Entdeckerpotential. Es gibt wenige längere „a tempo"-Passagen, stets ist die Musik am Pulsieren, Drängen, Verbreitern, Fließen, Stauen - wie großer, nimmer stehender Strom aus Klang. Das Stück vereint Spiritualität und Glauben mit allen Möglichkeiten chorsinfonischer Kompositionskunst! Ludwig Böhme