Volltext Seite (XML)
./>/ 80. 9. April 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 4263 Materials eine Reihe von Bibliotheken als für die Untersuchung nicht in Betracht kommend ausgeschieden hat, und ferner, weil über dieselben nur unzuverlässige Ziffern zu ermitteln waren. Zwei inzwischen dem Verfasser freundlicherweise überlassene An gaben ermitteln unabhängig voneinander für Anhalt einen Ge- samtaufwand von 22 000 was auf den Kopf der Bevölkerung ca. 6,70 H ausmacht, so daß Anhalt an vierter Stelle zu * Weltausstellung Brüssel 191V. — Die Eröffnung der Brüsseler Weltausstellung soll bestimmt am 23. April erfolgen. Zur Geschichte der FouliS-Presse in Glasgow. — In seinen »lütsrar/ ^neockotsg ok tbs kuZchtoovtb Osntui^« sagt Nichols von den Drucken der Gebrüder Foulis in Glasgow: »Durch diese zwei gelehrten Brüder brachte Schottland einige der schönsten und besten Drucke hervor, die gegenwärtig die Welt der Gelehr samkeit schmücken. Selbst Bodoni in Parma oder Barbou in Paris sind nicht über gewisse Erzeugnisse von Robert und Andrew Foulis hinausgegangen . . . Sowohl ihre großen wie ihre kleinen Klassiker, in Griechisch und Latein oder in reinem Griechisch, sind durch Schönheit und Druckrichtigkeit nicht minder ausgezeichnet als irgend eines in der Reihe der Aldinischen Drucke.« Dieses Lob hat in der Tat noch heute seine Gültigkeit; die Drucke der Foulis-Presse gehören zweifellos zu den besten, die nicht nur in Schottland, sondern überhaupt auf den britischen Inseln je hergestellt worden sind. Nicht sowohl Reichtum und Pracht, der sie vielmehr aus dem Wege gehen, als Schönheit der Type, Klarheit der Satzanordnung und Raumverteilung und große Genauigkeit des Druckes sind ihre Vorzüge, die ihnen noch heute die Wertschätzung aller Kenner und Sammler verbürgen. Ein Auszug aus der Geschichte dieser Presse und ihrer Begründer nach einer soeben in der 1-ibra.i-^ HVoi-Icl veröffentlichten Abhandlung von Th. W. Huck dürfte daher an dieser Stelle nicht ohne Interesse sein. Als Söhne eines einfachen Mälzers wurde Robert Foulis im Jahre 1707, sein Bruder Andrew im Jahre 1712 geboren. Robert war ursprünglich zum Barbier bestimmt; aber während er dieses Gewerbe ausübte, erwarb er sich in den Vorlesungen des vr. Hutcheson an der Universität Glasgow ein solches Maß von Kenntnissen, daß dieser ihm den Rat gab, sich dem seinen Neigungen mehr entsprechenden Beruf eines Druckers und Buch händlers zu widmen. Andrew war zum Geistlichen bestimmt und infolgedessen von vornherein mit einer gediegenen gelehrten Schulung ausgerüstet; er lehrte eine Zeitlang an der Universität Griechisch, Lateinisch, Französisch und Philosophie. Im Jahre 1738 besuchten die beiden Brüder Oxford und von da London und das Festland; 1739 bereisten sie Frankreich und verweilten besonders in Paris, wo sie viele seltene und wertvolle Bücher kauften, die sie auf der Rückkehr in London mit großem Gewinn verkauften. Durch diese Gewinne war es Robert möglich, im Jahre 1741 sein Geschäft als Buchhändler und -Drucker zu eröffnen. Schon im ersten Jahre seiner Tätigkeit druckte er außer zwei Auflagen einer Anleitung für Geistliche einen Cicero und einen Phädrus. Im Jahre 1743 wurde er in Anerkennung dieser Verdienste zum Universitätsbuchdrucker ernannt und druckte im selben Jahre auch das erste in Glasgow in griechischer Sprache er schienene Buch: vewetliuä 1^du.l6lia8 cls LloLut-ionk-, in Griechisch und Latein. Im nächsten Jahre erschien seine berühmte Horaz- Ausgabe in Quart, deren Fahnen in der Universität ausgehängt wurden, damit die etwaigen Fehler ihm gegen Belohnung mit geteilt würden; sie galt lange als völlig druckfehlerfrei, bis in zwischen immerhin sechs Fehler festgestellt wurden. Um dieselbe Zeit gaben die Brüder, die neben der Druckerei stets auch den Buchhandel betrieben, einen »Katalog jüngst aus Frankreich eingeführter Bücher, die seltensten und schönsten Aus gaben der griechischen und römischen Klassiker enthaltend« heraus. Im Jahre 1749 erschien ihre berühmte 20bändige Cicero-Ausgabe nach Olivets Text, die nach Renouard (OataloZus cks la öibliotbsciuo lUuu Amateur, 1819, 4. II) den Elzevir-Ausgaben überlegen ist. 1751 besuchte Robert Foulis mit einem anderen Bruder wiederum das Festland und machte große Büchereinkäufe, die nicht nur Neuerscheinungen, sondern auch viele alte Bücher, darunter Block bücher und sonstige Seltenheiten umfaßten. Auch einen Maler, einen Stecher und einen Kupferdrucker warb er auf dieser Reise, von der er erst nach zweijähriger Abwesenheit wieder nach Hause zurückkehrte. An Ehrungen für ihre rühmlichen Bemühungen fehlte es den Brüdern nicht. Im Jahre 1755 fetzte die »Zeiget Loeist^« in Edinburg einen Preis, bestehend in einer silbernen Denkmünze, für das bestgedruckte Buch von wenigstens 10 Bogen aus. Die Brüder Foulis gewannen den Preis viermal, zuerst für ihre Callimachus-Ausgabe in Kleinfolio (1755), dann für die dritte Auflage ihres Horaz (1756>, ferner für ihre Ilias (1766) und Odyssee (1768), die nach dem »vietlonai-^ ok National 6io§rapb^« »durch Schönheit und Genauigkeit das beste Denkmal der Foulis- Presse bilden«. Wie dieses Werk von der englischen Gelehrten welt geschätzt wurde, zeigt z. B. die Äußerung Gibbons: »Da das Auge das Werkzeug der Phantasie ist, lese ich Homer mit größerem Vergnügen in der Glasgower Folio-Ausgabe; durch dieses feine Mittel erscheint der Geist des Dichters schöner und durchsichtiger.« Der ausgeprägte Sinn für künstlerische Schönheit, der namentlich Robert Foulis innewohnte, wurde ihm indessen zum Verhängnis. Auf feinen Reisen auf dem Festlande faßte er den Plan, in Glasgow eine Kunstakademie zu gründen, und richtete nach seiner Rückkehr im Jahre 1753 trotz Abratens seiner Freunde mit Unterstützung der Universität eine Schule für Malen, Stechen, Modellieren und Zeichnen ein, von deren Tätigkeit noch heute eine Anzahl Bilder und Zeichnungen zeugen. Er gab für das Unternehmen große Summen aus; so schickte er z. B. junge Leute nach Italien, um die dortigen alten Meister zu studieren und wertvolle Proben ihrer Kunst nach Glasgow zu schicken. Wie vorauszusehen war, konnte er aber das Unternehmen nicht auf die Dauer durchführen; und es wurde am 23. Juni 1770 ge schlossen. Da auch die Tätigkeit der Druckerei infolge dieser Ab lenkung etwas nachgelassen hatte, sahen sich die beiden Brüder allmählich etwas beengten Verhältnissen gegenüber, und als Andrew am 18. September 1776 gestorben war, gab Robert die Druckerei auf. Von den Schlägen, die ihn in diesen Jahren ge troffen, erholte er sich niemals wieder. Seine Gemälde und Modelle ließ er zu Christie nach London bringen, um sie dort zu versteigern, und gab einen Katalog darüber heraus. Vergebens warnte ihn der Versteigerer vor dem Sckritt, da ^der Erlös seinen Erwar tungen nicht entsprechen würde. Die Versteigerung ging vor sich, aber mit dem denkbar traurigsten Erfolg; es hieß, daß Foulis nach Abzug aller Kosten nur 15 Schilling übrig behielt. Dieser neue Schlag traf ihn so hart, daß er sofort völlig gebrochen nach Schottland zurückkehrte; er erreichte indessen seine Heimatstadt Glasgow nicht mehr, sondern starb am 2. Juni 1776 in Edinburg. Seine Bücher wurden im folgenden Jahre in Glasgow versteigert; den größten Teil der Vorräte erwarb James Spottiswood von Edinburg. Im Oktober 1782 gelangte auch die Druckerei, die im ganzen über 564 Werke hergestellt hatte, zur Versteigerung. Trotzdem war die Kunst des Buchdrucks im Foulisschen Hause noch nicht erloschen, denn Andrew Foulis der Zweite — der Sohn Roberts — übte die Druckertätigkeit in ähnlicher Weise wie sein Vater bis etwa zum Jahre 1806 aus. Zu seinen ge schätztesten Werken gehören Oieero äa Oküoii8 und ein Virgil, beide in Duodez und aus dem Jahre 1784; auch ein Äschylus in Folio (1795) und ein früherer Virgil in zwei Bänden (1778, Folio) verdienen Erwähnung. Leider war aber auch diesem Gliede der Familie kein glückliches Ende beschieden; er starb im Jahre 1829 in völliger Armut. (Nach: »l'do lüdrai-^ ^Vorlä«.) Groste Berliner Kunstausstellung 1S1V. — Die für das Achilleion auf Korfu im Aufträge Seiner Majestät des Kaisers von Professor Johannes Götz geschaffene Achillesstatue wird in der diesjährigen Großen Berliner Kunstausstellung auf gestellt werden. Bei der von Professor Kallmorgen geleiteten Ausstellung wird in diesem Jahre die ausländische Kunst weniger berücksichtigt, dafür aber eine besonders starke Vertretung der deutschen, insbesondere der Berliner Künstler erzielt werden. In der Anordnung der Kunstwerke wird insofern eine Änderung ein- treten, als die Werke der einzelnen Kunststädte nicht in besonderen Sälen gezeigt werden. 549»