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r39I0 «Srs-Nbiatt 9 d. Suchhund-!. Nichtamtlicher Teil. 263. 11. November 1SII sortimentskalalog stehen hat. nicht ausführen? Doch höchstens nur solche, um die sich das reguläre Sortiment auch nicht reißt und die es nur aus Rücksicht für einen guten Kunden ohne Murren erledigt, auch wenn die ausgewandte Zeil und Mühe in keinem Verhältnis zum Gewinn stehen. Also gerade in den gangbaren Brotartikeln setzt die Konkurrenz ein. So zieht die Organisation, statt die Kreise des Gewerbes enger zu schließen, die Auchbuchhändle» systematisch groß. Fast alle dem Buchhandel eigenen Ein richtungen, wie Verkehr über einen allgemeinen Kommissions- Platz, Bezug durch den Zwischenhandel zu Originalpreisen der Verleger, Bestimmungen sür den Verkehr zwischen Lieferant und Abnehmer, alle haben zum Ziel eine Ver einfachung und Verbilligung des einzelnen Betriebes. Nur hat man die Tatsache aus den Augen verloren, daß diese Erleichterungen nicht ausschließlich den bestehenden Handlungen zugute kommen, sondern ebenso einen ungemein starken Reiz auf verwandte Betriebe ausüben müssen, die sich so ohne große Vorkennlnifse und Schwierigkeiten dem Buchhandel anschließen und besonders an dem Vertrieb der leicht- verkäuflichen Artikel beteiligen können. Heute, nachdem die Entwicklung weit vorgeschritten ist, sieht man das ein und will mit gewaltsamen Maßregeln dem Unheil steuern. Aber die von vielen Seilen geforderte Reinigung des offiziellen Adreßbuchs wird sich nicht durchführen lassen, mindestens würde sie keinen Erfolg haben; wie alle Maßnahmen, die der natürlichen wirtschaft lichen Entwicklung Zwang antun wollen, keine oder nur scheinbare, kurz anhaltende Vorteile zeitigen. Auch die als Universalheilmitte!, gepriesene Erhöhung des Verlegerrabatts könnte dem Sortiment unter den ob waltenden Umständen aus die Dauer nicht aufhelfen. Denn was wird die nächste Folge sein? Etwa ein Zuwachs des Verdienstes des einzelnen? Vielleicht, auf ganz kurze Zeit. Dann aber wird er bald an dem Rückgang des Umsatzes spüren, daß eins unverhältnismäßig schnell anwachsende Konkurrenz teilnehmen will an den verlockenden Gewinnchancen des Buchhandels. Die Summen der Rabatterhöhung werden sich in bedeutend mehr Kanäle und Kanälchen zerstreuen und dem Einzelnen, anstatt seine Tätigkeit gewinnbringender zu ge stalten, nur eins höhere Spesenlast aufbürden. Denn je größer die Konkurrenz, desto größer die Unkosten des Einzelnen. Den Beweis für diesen Satz wird man wohl nicht erst er bringen müssen. Dergestalt wäre also die wahrscheinliche Folge der Rabatterhöhung sür das Sortiment. Der V-rleger aber, soweit er überhaupt den Rabatt zu steigern in de, Lage ist, wird nicht gewillt sein, sich der Gefahr einer Schraube ohne Ende auszusetzen. Vielmehr wird sür ihn die oberste Grenze daun erreicht sein, wenn er durch eigenen Vertrieb und direkte Lieferung an das Publikum dasselbe Resultat erzielt. Darüber hinaus kann man ihm nicht wohl Opfer zumuten, ebensowenig wie der Verlag das Sortiment zum Vertrieb von Werken zwingen kann, an denen dieses nichts zu verdienen glaubt. Allen Ansprüchen, die an gegen seitige Geschäftsverbindungen gestellt werden, muß eben die wirtschaftliche Berechtigung zugrunde liegen. Wie steht es nun mit den Klagen des Verlags? Ist es richtig, daß das Sortiment so häufig versagt, oder liegt vielleicht die Schuld meist am Verlag, der ungangbare Werke herausbringt und für den Mißerfolg das Sortiment verant wortlich machen möchte? Der letztere Fall mag gewiß Vor kommen, allein durchweg richtig kann diese Auffassung auch nicht sein. Denn die beweglichen Klagen über die mangelnde Aufnahmefähigkeit des Sortiments werden gerade von solchen Firmen vorgebracht, deren Bedeutung eine sorgfältige Auswahl ihrer Verlagsproduktion verbürgt und von ihren Leitern eine genauere Kenntnis der Absatzmöglichkeiten erwarten läßt. Vielleicht hat man überhaupt bei den bisherigen Erörterungen über diesen Punkt zu oft den Fehler gemacht, daß man den Verlag als ein einheitliches Gebilde betrachtet hat, der im Deutschen Verlegeroerein seine offizielle Vertretung findet. Sieht man aber näher zu und hört man die einzelnen Verleger >m Privatgespcäch, so fallt einem bald auf, wie weit die Interessen der verschiedenen Firmen auseinanüergehen. Selbstverständlich I Man überlege einmal, welch großer Unterschied besteht zwischen einem Roman, einem wissen schaftlichen Handbuch und etwa einem Adreßbuch der Maschinenindustriel Die verschiedenen Buchgaltungen haben ja oft nur das eine Merkmal des bedruckten Papiers ge meinsam. Und diese Differenzierung muß natürlich auch bei Len einzelnen Verlegern zum Ausdruck kommen. So wird z. B. der Romanverleger die Zahl der Wiederverkäufe! möglichst ausgedehnt wissen wollen, dem wissenschaftlichen Verleger werden SOS—1000 Sorrimentshandtungen voll kommen genügen, und der Verlag des Jachadreßbuchs wird fast sämikiche Geschäfte ohne das Sortiment machen; ja man kann sich sehr wohl den Fall denken, daß die straffen Verpflichtungen des tuichhändierischen Verkehrs dem Vertriebe eines Werkes, das mehr allgemeinen Warencharakter trägt, nur hinderlich werden. Besonders gilt das von den Fällen, wo ein sonst mit dem Buchhandel in regem Verkehr st-hender Verleger solche Werke ohne eigentlichen Buchcharakler im Verlag hat und sie aus Rücksichten sür das Sortiment nicht kaufmännisch genug vertreiben kann. Eigentlich müßte dem Sortiment an solchen Artikeln nicht viel gelegen sein. Doch macht man häufig die Beobachtung, daß in der gegen wärtig gereizten Stimmung die Erbitterung sich Lust macht bei Anlässen, wo sür die einzelne Handlung der Schaden nur gering sein kann und oft mehr in der angeblichen Gefahr bes schlechten Beispiels gesehen wird. Der Sprechsaak im Börsenblatt liefert hierfür zahlreiche Belege. Scheiden wir diese dem eigentlichen Buchhandel fern stehende Klasse von Bectagsrichtung — ein charakteristisches Kennwort dafür ist wohl noch nicht geprägt — aus, so stehen sich noch belletristische und wissenschaftliche Verleger gegenüber. Von diesen beiden macht der wlsfenfchafttiche Verlag die meisten Ansprüche an das Sortiment. Seine Produktion erfordert eine tiefere Sachkenntnis und eingehen des Verständnis des Verkäufers, sowohl hinsichtlich der Materie, der das einzelne Buch zuzurechnen ist, als auch hinsichtlich des verwöhnteren und konkreteren Publikums. Der Umsatz in wissenschaftlicher Literatur ist sehr beträchtlich, Labet ist die Zahl der Interessenten eine verhältnismäßig geringe. So leuchtet es auch em, daß die Bücherpreise hier eine größere Rolle spielen, weit die Aufnahmefähigkeit dieser oft nichi sehr kapitalkräftigen Kreise eine beschränkte ist. Wenn oben gesagt wurde, daß gerade von seiten des wissen schaftlichen Verlags Klugen taut werden Uber mangelnde Unterstützung durch das Sortiment, so ist das um so auf fallender, als ja der wissenschaftliche Büchervertrieb die eigenste Domäne des geschulten Sortiments sein sollte. Es ist auch nicht anzuneymen, daß große angesehene Firmen aus bloßem Übermut oder Verärgerung die Ein richtung eigener VertriebSavteilungen ins Auge soffen können, wenn das Sortiment diese Tätigkeit billiger und umfassender zu leisten vermöchte. Als einzige ausreichende Erklärung bleibt auch hier die übermäßige Konkurrenz des Detailhandels, die, wie schon oben ausgestthrt, dem Sorti menter alter Schule die gewinnbringenden Artikel wegnimmt und ihm den mit Spesen stärker betasteten Vertrieb der aus gefallenen Literatur überläßt. Diese Beeinnächligung kann aber sür die Dauer auf seine Leistungsfähigkeit und seine eigentliche Sortimentstätigkeit nicht ohne nachhaltige