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152, 3. Juli, Nichtamtlicher Theil. 2459 Geistiges Eigcnthum in Amerika. In Amerika haben neuerlich wieder ,,Verlagsrecht - Meetings" stattgesundcn, Die Anti-Verlägsrechtlcr finden ihre Hauptstütze in der Lehre Carey's: „Bücher find nicht wirkliches Eigenthum, insofern sie im Allgemeinen nur eine Anders-Anordnung, eine Anders-Be- kleidung, eine Anders-Äusputzung (roarrnugomsut, raalorbiiig, ro- turuisliiug) von Handlungen und Ideen darstellen, welche das ge meinsame Eigenthum der Menschheit sind," Dem gegenüber bringt das amerikanische Buchhändler-Wochen blatt (lllbs Woelrl)- llchnllo-iÄreuInr) einen ganz treffenden kleinen Artikel von einem „Nicht-Millionär-Verleger". Ein Traum führt den Verfasser in die Ideal-Republik, Selbst los erkennen da die Schriftsteller an, daß eine Idee ihr Eigenthum nur so lange sei, als sie in ihrem Kopfe wohne, daß sie jedoch zum Eigenthum der Welt werde, sobald sie in die Welt hinaustrete. Aber in dieser Ideal-Republik sind auch die andern Gesellschafls- classen ebenso selbstlos, Stein, Holz, Metall u, s, w, gehören, so lange sie im Steinbruch, im Bergwerk, in Wald und Feld stecken, dem Eigner des Bodens, sobald sie aber zu Häusern zusammenge setzt, zu Maschine» verarbeitet, zu Schiffen gefügt sind, werden sie zum gemeinsamen Eigenthum, O glückliche Republik, schade, daß ich nicht darin lebe! schließt der Träumer. Den deutschen Schriftstellern und Verlegern ruft mau häufig aus Amerika zu: Ihr verlangt ein Honorar; das ist eine Selbst sucht, welche das Deutschthum in Amerika schädigen, weil man ihm den geistigen Brotkorb Höher hängen würde. Wir können daraus nur antworten: Theure deutsche Brüder, wir sympathisiren herzlich mit Euch, aber wir halten das Deutsch- lhum für stark genug, eine Einfuhrprämie nach Amerika entbehren zu können, und sehen besonders nicht ein, weshalb gerade wir deutsche Schriftsteller, denen selbst der Brotkorb bekanntlich ziemlich hoch hängt, diese Einfuhrprämie bezahlen sollen. Oder wollt Ihr uns etwa für unsere Bücher Eure Baumwolle ebenfalls aus stamm verwandtschaftlicher Sympathie zum halben Werth ablassen? Möge Amerikanur allgemein im internationalenVerkehr, auch den englischen Schriftstellern gegenüber, das geistige Eigenthum anerkennen, d, h, sich den unberechtigten Nachdruck abgewöhnen, so wird das Deusch- thum darunter keinen Schaden leiden. Jetzt wollen die amerikanischen Buchhändler wohl das Verlags recht im eignen Lande anerkennen, aber dem Auslande gegenüber wehrt sich noch die Mehrzahl; da bleiben sie lieber rechtlos, ja, noch besser, sie verlangen, daß ihr Schutzzoll auf importirte Bücher nicht mehr wie bisher nach dem Werth (fünfundzwanzig Procent!) er hoben werde, weil die Importeure denselben immer zu niedrig an geben, sondern »ach dem Gewicht, vermuthlich nach dem Prin zip: „Die Schweinsledernen sind die besten", (Mag, f. d, Lit. d. Ausl.) Miscellen. Literatur- und Culturstatistik, — Wir finden imBörsen- blatt für den deutschen Buchhandel (vom 5, Februar d. I.) eine Mit- tbeilung der Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig über die Anzahl der 1870 und 1871 inDeutschland und im deutschen Auslande auf allen Gebieten erschienenen Publicationen, Die Anzahl ist gestiegen von 10,058 in 1870 auf 10,669 in 1871. Bei Vergleichung der einzelnen Fächer ergibt sich u,a, eine Verringerung der Theologie um 108 Publi cationen; ebenso zeigt altePhilologie einMinusvon49, die neue da gegen ein Plus von 47, Poesie und Kunst ein Plus von 250 u, s, w. Diese Zahlen habe» zwar aus verschiedenen Gründen nur geringen Werth; sie legen aber den Gedanken nahe, durch eine wissenschaftlich genaue Statistik der geistigen Production eine neue Zahlen-Unterlage für die gesummte Kulturgeschichte zu gewinnen. Auf der eine» Seite das Anwachsen der geistigen Production bei den verschiedenen Völ kern und in den verschiedenen Fächern in Druckbogen dargestellt, aus der anderen die Bevölkerungs-Satistik selbst; daneben Schul- Statistik, Crimlnal-Statistik u, s, w, — welche segensreichen Auf klärungen könnten wir im Laufe der Zeit aus der Vergleichung dieser Zahlen gewinnen! Die allgemeinsten Zahlen würden ein Bild geben von der ewig sich fortsetzenden Ausgießung des heiligen Geistes über die Menschheit, Die Zahlen, welche die Veränderung im Verhältniß der geistigen Production zur Bevölkerung ans drücken, würden ein Bild geben, wie und wieviel durchschnittlich der Geist Kraft gewinnt und mehr und mehr Herr wird auch im ein zelnen Menschen, Deutschland könnte am leichtesten den Anfang machen mit solch einer Cultur-Statistik. (Mag, s, d, Lit, d, Ausl.) Den ,, LI ouurn 6U tu Otormuulas biatorioa" ist der Fortbezug der seitherigen Subvention aus Reichsmittel» (Nr. 134) nunmehr gesichert. Dieselbe wurde jedoch vom künftigen Jahre ab an die Bedingung geknüpft, daß die wissenschaftliche Leitung des Unternehmens der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften übertragen werde. Die Straßburger Bibliothek hat von derOrforder Uni versität ein werkhvolles Geschenk erhalten, bestehend in 650 elegant eingebundenen wissenschaftlichen Werken. Aus dem Reichs-Postwesen, — Vom 1, Juli ab beträgt das Porto, wie im innern Verkehr Deutschlands, so auch im Ver kehr mit Oesterreich-Ungarn und Luremburg: für Postkarte» pro Stück H Gr,, 2 Kr,, 2 Neukr, für Drucksachen: bis 50 Grammen H Gr,, 1 Kr-, 2 Neukr. über 50—100 Grammen Aj Gr, 2 Kr,, 4 Neukr. über 100—150 Grammen 1 Gr., 3 Kr,, K Neukr. über 150—200 Grammen I)h Gr,, 4 Kr,, 8 Neukr, über 200—250 Grammen IU Gr,, 5 Kr,, 10 Neukr, Für Drucksachen über 250—500 Grammen bleibt die bisherige Taro von 3 Gr,, 11 Kr,, 15 Neukr, bestehen. — Postkarten mitRückantwort sind zulässig im innern Verkehr Deutschlands, Die Taxe beträgt 1 Groschen, bez, 4 Kreuzer. — Vom 1, Juli d. I. ab ist die Gewichts-Progression für Drucksachen nach England und den Vereinigten Staaten von Amerika von 40 Grammen auf 50 Grammen erweitert. Die erweiterte Gewichts-Progression von 50 zu 50 Grammen soll auch auf diejenigen Drucksachen Anwendung finden, welche im Gn- zeltransit durch England bez. durch das Gebiet der Vereinigten Staaten von Amerika nach überseeischen Länder» zur Absenkung gelangen. Die bisherigen Portosätze bleiben unverändert, — Nach einer Bekanntmachung des Gencralpostamts vom 28. Juni können Drucksachen neben der Versendung unter Streif oder Kreuzband zu dem Portosatze von 4 Pf, für je 50 Gramme, in Gemäßheit des §, 15, des neuen Postreglements auch als eitraordi näre Beilagen bei den Zeitungen zu dem Portosatze von 1 Pf, durch die Post befördert werden. Es bedarf dazu einer vorgängigen Ver ständigung des Absenders der Drucksachen mit dem Verleger der betreffenden Zeitung, Die Gegenstände können auch lithographirt, metallographirt, photographirt, oder sonst auf mechanischem Wege vervielfältigt sein, z, B, Circulare, Preiscourante mit und ohne Ab bildungen, Kataloge, Prospecte rc. Etwa erforderliche nähere Aus kunft soll von den Postanstaltcn ertheilt werde». 328*