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Früher Wochen- und Rachrächtsvlatt Tageblatt s» Hflikls, Mtz.^enN.'ls. Uskrf A-M«, SämtÄN^ Nami», HiMl LliamÄnf, MW A Ms, rl ZM 8t WM, 8tmi»rnl Nmi. KitkmiW, tWt*Wt ml AW« Amtsblatt für das KglAmtsgericht «nd den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung nn Königlichen Amtsqenchtsbez^rk — - 6t. Jahr«»«. ——— Nr 297. L'LULLSW Freitag, den 22. Dezember .V^ZWLS WU Vieser Matt erscheint täglich außer Sonn- und Festing, nachmittag» für den Agenden Tag- - Vierteljährlicher Aepigrprri» 1 Md. bl) Pf§„ dnrch die Post bezogen 1 Mk. 75 psg Einzelne Lummern 1V Psg. Lestettnuge» nehmen anher der ErPeditto» in Eichte»stein, LmiManrr Ltr. Nr. bk, alle Lailertichen Postanstatten, Postboten, sowie die Austräger entgegnu. Snserate werden die fimfgelpatteire Grnndzeile mit tv, für auswstrüge -nlerenten mit IS Psg. berechnet. Nedlamezeile LV psg. Lm amtliche« Teile kostet die zweispaltige Leite 30 pfg. Fernsprech-Anschlutz Lr. 7. L»s««t»n-A»natz»e täglich di» s^Wden* vormMax« lv Lhr. Lelegramm-Adrelse: Tageblatt. IM- Inserate für die Weihnachts-NuMmer, die diesmal 4 Tage ausliegt, erbitten Fttita- ktei-. Lmvüttt stU 8 M ^8 Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die am 15. November dss. Js. erlassene Aufforderung zur Anmeldung von Zieh- und Pflegekindern fordern wir hiermit alle -iejenisrn aus, die noch nicht 14 Jahre alte Kinder — vergl. § I der vriöffcnt- lichten Vorschriften über das Ziebkinderwesen in der Stadt Lichtenstein sei rS von hier oder auswärts gegen ein Entgelt oder sonstige Vergütung zur Pflege oder Erziehung bei -sich ausgenommen und noch nicht zur Anmeldung gebracht haben, dies bis zum 4. Iannar 1912 unter Vorlegung eines GeburtsnachweiseS bei der Polizeiregistratur — Rathaus 1. Oberyesckoß — zu tun. Dte Mchlbefslgnng «nlerer heutige« Aufforderung wird mit einer Geldstrafe dis zu 3V Md. «der entsprechender Hast geahndet. Um Irrtümer zu vermeiden, wird noch erwähnt, daß dir Meldung non den dazu Verpflichteten auch für die Zieh «der Pflegekinder M bewirken ist, die bereits zur polizeiliche« Anmeldung gekommen sind Von der Verpflichtung zur Anmeldung sind nur Großeltern, Geschwister, Adoptiv- oder Stiefeltern und gerichtlich bestätigte Vormünder befreit. Lichtenstein, am 19. Dezember 1911. Der Stadtrat. Bokks-BMtoHek Lichtenstein ist geöffnet Sonntags von 11—12 Uhr, Mittwochs von 12—1 Uhr. Das Wichtigste * Alo Nachfolger des Geh. Kircheurats D. Meyer wurde der Pfarrer Müller aus Leipzig-Neustadt zum Stadtpsarrer und Superintendenten von Zwickau ge wühlt. * Tie französische Deputiertentammer nahm das fran zösisch-deutsche Marokko-Abkommen mit 99U gegen .R> Stimmen an. In dem traniöiischen Badeorte Saint-Troian rich teten ausschreiteirde Slrafsvldatcn große Verwüstungen an * Streikende Dockarbeiter nnd Fuhrleute oeriiblen in Dundee so schwere Ausschreitungen, daß uni Absen dung ron Truppen ersucht wurde. * Nach dem „Tanin" soll auf Grund einer ägyp tisch-türkischen Vereinbarung Solum bis zur Beendig ung des italienisch-türkischen Krieges provisorisch mi litärisch besetzt bleiben. * Die Gesandtschaften der Mächte in Peking haben schriftlich den streitenden Parteien eine freundschaftliche Verständigung angeraten. Solum. Beinahe wäre das Jahr 1911 zur Rüste gegangen, ohne daß der größte Länderfresser der Welt — das alte Römerreich nicht aus-, sondern eingeschlvfseu -- zu einer neuen Mahlzeit sich niedergesetzt hätte. Toch gemach! Schon sitzt John Bull in jenem Länder Speise- lokal, dessen bester Stammgast er ist, und läßt »ich von neuem servieren. Das Gericht, das er bereitwil- ligst vorgesetzt erhält, ist klein, aber kein und heißt Solum, Bucht, Hafen und Gebiet von Solum drüben jenseits des Mittelmeeres an dem Ostrande von Cyre- naika. Ganz überraschend komint das britische Vorgehen — ein Schulbeispiel dasür, daß, wo das Meer in Frage kommt, die britischen Interessen allen anderen heutzutage voranzugehen haben — der übrigen Welt nicht gerade. Tas „CH. Tgbl." erhält hierzu folgende Information über die an maßgebender deutscher Stelle herrschende Auffassung der Sachlage: Das Gebiet von Solum ist von den Engländern stets als zu Aegypten gehörig betrachtet worden, die Tür kei aber habe dies ebenso dauernd bestritten. Der Streit um die Zugehörigkeit von Solum geht bis aus das Jahr 1642 zurück. Die Grenzen des dttmals vom Sultan Mehmed Ali Pascha verliehenen Vizekönigtnms Aegyp ten lvaren auf einer Kürte eingetragen, die niemals nach Aegypten gekommen ist. Sie ist verbrannt oder sonst wie verloren gegangen. Ein zweites Eremplar der Karte soll allerdings in Konstantinopel noch vor handen und auch zur Zeit des Akabastreites dem fran zösischen Botschafter gezeigt worden fein. Nach dieser Karte liegt, wie von türkischer Seite immer behauptet worden ist, Solum außerhalb der ägyptischen Grenzen. Solum ist nur schwach befestigt; die Türkei hat hier bisher eine kleine ttzarnison unterhalten. Jetzt hat die s Türkei den Engländern das Garnisousrecht bis zum Friedensschluß eingeränmt und ihre eigene Garnison zurückgezogen, lieber die endgültige Zugehörigkeit So- lums soll nach dem Friedensschlüsse entschieden werden. Daß diese Entscheidung zugunsten Englands ausfellen wird, ist nicht zweifelhaft. Die Italiener find hierdurch endgültig daran gehindert, in Solum festen Fuß zu fas sen, obwohl es ein Teil des von ihnen als annektiert erklärten Gebietes ist, da cs nach türkischer Auffassung zur Cyrenaika gehört. Die Angelegenheit macht i» Ila l.en natürlich einen üblen Eindruck, jedoch wird von dem bekannten Politiker de Marinis behauptet, daß seit Jahren ein englisch-italienischer Gehcimvertrag be steht, der das englische Besitzrccht auf Solum aner kennt. Es ist bezeichnend, daß zur gleichen .Zeit die Franzosen einen anderen Teil von Tripolis, die wichtige Oase Djanct, in Besitz nehmen will, um dw zwischen französischen und türkischen Diplomaten sah relang gestritten worden ist. So sehen die Italiener gleichzeitig an zwei Stellen, daß nicht der Dreibund, sondern die Tripclentente ihre Zukunft in Afrika bedroht und einschränkt. Nun geh hin, lieber Michel, und mache auf die neueste Prochtleistung Englands dir selbst die Musik! Neu lich pfiffen einige schmucke blaue Jungen sich eins, die als Urlauber hier weilten. Die Weise ist uns wohl vertraut, gewinnt aber gerade in deutscher Seeleute Mund heut eine gar ernste Bedeutung. Sie bebt an: Es kann ja nicht immer so bleiben Hier unter dem wechselnden Mond. Deutsches Reich Berti«. (Dr. Solf Kolonialstaatssckretär. > Wie wir vernehmen, ist die Ernennung des Gouverneurs Dr. Sols, der seit dem Rücktritt von LindeguistS die Ge schäfte des Reichskolonialamts in Vertretung führ!, zum Staatssekretär des Rcichskolonialamies in Aussicht ge nommen. — (Keine Iuuggeselleusteuer in Mecklenburg : Von der mecklenburgischen Regierung wird die Junggesellen, steuer abaclehnt. Sic hat in einem Antwortschreiben an den Landtag erklärt, daß sic den Vorschlag der Stände, eine Iunggesellcnsteuer einzuführen, ablehnen müsse. — (Was die Konservativen von den Liberalen sw- dcrn), denen sie Stichwahlhilfe leisten »ollen: Abge ordneter v. Heydebrandt stellte auf dem ostpreußischen konservativen Parteitage in Königsberg die Forderung, daß die Liberalen als Gegenleistung für konservative Stichwohlhilfe sich verpflichten, gegen jede Minderung der kaiserlichen Gewalt und der Regierungsgcwall so wie für einen lückenlosen Zolltarif und sür Schnkmuß nahmen gegen die Sozialdemokratie einzutreten. — (Strafverschickung in die Kolonien?) Wie ein Mitarbeiter der „Rhein.-Wests. Ztg." vvn unterrichtet-w Seite erfährt, arbeitet man zurzeit in den StaatSsekrcta- riatcn des Rcichsjustizamts und des Reichskolonialamts eine Denkschrift über die Frage der Strafverschickung nach den Kolonien aus, die dem neuen Reichstage sehr bald vorgelegt werden soll. Die Denkschrift verhält sich gegenüber den Forderungen der Deportationsfreunde ziemlich ablehnend. Und das mit Recht! Für die Ke- lonien sind die Besten gerade gut genug, da sie dort die deutsche Nation und die deutsche Kultur zu vertreten haben. -- (Ultramontane Unduldsamkeit.) Ein m seiner Art wohl einzig dastehender Fall von nltramontaner Unduldsamkeit ereignete sich am Dienstag in der Sitzung des Münchener Magistrats. Als dort der Oberbürger meister dem kürzlich verstorbenen Mitbesitzer der Mün chener Neuesten Nachrichten Thomas Knvrr, einem be kannten Wohltäter der Stadt München, einen Nach ruf widmete und zum Schluß die Mitglieder des Kol legiums ersuchte, sich von ihren Plätzen zu erheben, verließen die drei ultramontanen Magistratsräte Pan zer, Lipp und Nagler fluchtartig den Saal, um nicht an einer Ehrung eines Liberalen teilnehmen zu müssen. Aus Nah und Fern. Lichtenstein, 21. Dezember 1911. * - Wintersanfang. Wenn es »ach dem Ka lender gehen sollte, müßten wir zu Weihnachten schon spüren, daß der Winter seine Herrsck;aft angetreten hat, denn in der Nacht zum 22. Dezember, um Mitter nacht, soll der Herbst das Zepter an ihn übergeben, der nunmehr der Jahreszeit sein Zeichen aufprägen soll. Vorläufig sieht es aber noch gar nicht danach aus, als ob es Winter werden sollte, die Temperatur ist tagsüber recht srühlingsmäßig: und was die nächste Zeit für ein Wetter bringen soll, darüber sind sich die Weiierprvpheten selbst noch nicht einig. Wir könnens fast in jedem Jahre beobachten, daß sich der Winter recht wenig um den Kalender schert — einmal kommt er, wenn noch niemand etwas von ihm wissen will, ein andermal läßt er lange auf sieh wanen zur Freude aller derer, die sehr mit dem rechnen müssen, ,vas seine Hcrrschast an wirtschaftlichen Mehrkosten von ihnen fordert, und zum Acrger feuer Geschäftsleute, denen erst eine Kätteperivdc den erhofften Gewinn bringt. * - Süßer Htuchenduft dringt uns aus der Straße allenthalben entgegen, durchströmt das HanS bis in die fernsten Winkel und Ecken. Und die Kleinsten heben das Näschen, um mit Wohlbehagen so viel als möglich von dem „seinen Geruch" wegzukriegen. Mehr wie ein mal des Tages läuft ihnen wohl auch das Wasser im Mnude zusammen, und all das verdichtet sich am Ende zu einer leisen, aber eindringlichen Bitte an Mütter chen, all die Gefühle zu besänftigen - durch ein Stück chen Kuchen. Und Mutier ist gar nicht so schver zu. bewegen, es ist ja vorsesttiche Zeit mit ihren Geheimnis sen unk Erwartungen. Und oer Duft nach Gebäck und Braten, ohne den ein rechtes Fest nicht zu denken . ist, er Hilst die Stimmung vermehren, ohne deren Da zutun eine jede Feier nüchtern und kalt bleiben muß. Und da das heurige Weihnachten uin das Beste, was