Volltext Seite (XML)
Aus Nah und Fern LiWemstri«, 22. «Peil 1911. *— Nie V«U»O1Lte hat sich 'mfotzx d«r ,letzte »armen Tage schon soweit entwukelt, daß die Kirschen nnd andere -eitige Blüher ihre Knospen bereits zum großen Teil entfalteten. Die Vegetation hat sich über haupt seit dem letzten Regen so rapid entwukelt, daß man mit staunenden Augen den Siegeslauf des Früh lings sieht. *— Die Schulrekruten. Ihre Glanzzeit, fätlt in die Wochen znnschen Ostern und Pfingsten, auch in denjenigen Schulen, in welchen sie mit dem 1. April schon ihrer Ausbildungsstätte zupilgern mußten. Die großen Boubontüten, die den Beginn ihres Eintritts ins Schulteben bezeichnen, sind aus dem bescheidenen Umfange in früheren Jahren erheblich gewachsen, ein Zeichen, daß auch die Erfordernisse an das Wissen ge- stiegLN sind. Man weiß, daß bei dem künftigen starten Geschlecht der Mut unter dem Schulportal noch ärger sinkt, wie bei einem mit Zahnschmerz behafteten Men schen, der den Zahnarzt aufsucht, während die tapferen Mädel, die nicht selten nervöse Damen werden, keck das kleine Näschen in die Luft der Wissenschaft hinein stecken. Und dieses selbstbewußte Auftreten soll in neue ster Zeit noch gewachsen sein, wissen doch die Evawchtcr, daß sie heute mehr wie je berufen sind, vereinst die Her rinnen ihrer Zeit zu werden. Sogar einen weiblichen Polizeichef gibt es schon in Amerika, und von dem wird doch gewiß ein hohes Miß von Selbstvertrauen verlangt. Einstmals sah man es als selbstverständlich an, daß sich das rechte Lernen nur auf dir Jungen erstreckte; bei den Mädchen ging es nicht so genau her! 'Heute ist auch für die letzteren das Schulpensum bei uns ein be deutsames, die Würde des weiblichen Amtes bringt eben seine Bürde, auch für diese Berufe sind die Vorbedingun gen erhöht. An der Mutter Hand wandelt unser Jung- Deutschland am Montag zum ersten Male zur Schule; und darin sind die modernen Mütter wie ihre Vorgän gerinnen, sie wissen von der Klugheit ihrer Liebling: nur das allerbeste zu künden. Diese selbst atmen dann wohl auf, wenn es die Mutter sagt, so muß :S doch stimmen, aber geht diese, so folgt ihr ein tränenfeuch ter Blick. Erfreulicherweise sind ja die Eltern jetzt zu meist davon avgckommen, bei einer kleinen Ungezogenheit der jungen Menschenkinder die Schule als eine Art «von Strafhaus hinzustellen, es besteht daher Vertrauen. Und dies Vertrauen steigt, wenn sich das erste „Heraufkom men" einstellt. Wir wollen alle nach oben, alle. Jung wie Alt. So möge denn der erste Schulgang unserer jun gen Erdenbürger ein gesegneter sein! * - Schulaufnahmen. In der Bürgerschule zu Lichtenstein erfolgt die Aufnahme in die Elsmcn- tarschute am Montag um 10 Uhr in der Turnhalle, während die Neulinge inCallnbergam gleichen Tage nachmittags im Doppelzimmer der Schule ausgenommen werden. *— Jachschulgebäude Die EinrichtungSarbeiten in den einzelnen Abteilungen werden setzt mit Hochdruck gefördert, rückt doch der Einweihungstag, 3. Mai, näher und näher. Der Gewerbeverein tonnte in seiner gestrigen gut besuchten Versammlung erfreulicherweise 6 Neu aufnahmen vornehmen. Nachdem das neu: Regulativ für die Gewerbeschule den Mitgliedern zur Kenntnis aebracht worden war, vcrtchritt man zur Neuwahl des Schulaus'chusscs und eines Mitgliedes des Tewerbever- eins für den Fochschulgebäudeverein. Gewählt wurden in den ersteren die Herren Werner, Köcher, Arntz,Rischke, Lindemann, Götze, Rudolph, Meyer und Zschsrp, wäh rend für den letzteren Herr Hermann Langer .beufalls wiedergewäblt wurde. - Der Raturheilverei« begeht morgen im „Gotdmn Helm" iein 2ö. Stiftungsfest durch Konzert, Festreden. Theater und Ball. Auch unseren herzlichsten Glückwunsch zum silbernen Jubcltage! * — Gas. Heute Aufklärungsvortrag im „Golduen Helm", veranstaltet von der Gasanstaltsleitung. Zu zahlreichem Betuche wird nochmals eingeladen. Ein MVO-Mark-GewiN« fiel in gestriger Ziehung in die Kollektion des Herrn F. Jander hier auf Nr. 1230. *— Aus der Bezirksausschuß-Sitzung Für ein vom tireisverein für Innere Mission bei der Lan- desveriicberungsanstali Königreich Sachsen zum An- tour und Umbau der Herberge in Lichtenstein auHunehmenOes Darlehn wll der Bezirksversammiuna die Verbürgung des Bezirksverbandes empfohlen werden. Der Bezirksausschuß stimmte dann u. a. der von der Amtsbauvtmann'cha't entworfenen Vorlage für den am 2»>. dieus Monats stattfindenden 33. Bezirkstag zu: Weitere Durchführung des Planes einer Trennung der fern in der Bezirtsanstalt Lichtenstein unter einem Dache unicrgebrachten >torrettionäre und Versorgten, .ucnnmis wurde genommen von den Verhandlungen wc- acn esttustcher Versorgung der Bezirtsanstalt Lichten- stciu. Es soll der Anüalisvorstand ermächtigt werden., mit der betreffenden Elertrizitätsgcsclljchaft eventuell abzuschließen. * Tic Haudctskammer Ehemnitz nahm in ihrer lenen Sitzung Stellung zur Privatbeamtenver- 'icheeuna und sprach «ich in längerer Erklärung auf das eiu'chiedcnste grmn das diesbezügliche Gesetz in inner jetzigen Gestalt aus. '' - Ein großes Ereignis hat sich auch mit dem ungestüm verlaufenen Ssie,fest vollzogen, das Ofen- , AU» . ..... r » > in großer Auswahl u. guten Quali« . > W ' täten in schumrz u. h««t, sowie 8 W LurmSchutze, S GM»Gp»»Gch«he und , » e zu - » V billigsten Preisen im W » Schuhwarenhaus I. Nauges » - M «MlNtSiN. - ^«»»»»»»»»»»»»»^ Heizen ist in der Hauptsache eingestellt. Acht Tage 'vor her bestanden noch sehr unbehagliche Temperaturen, aber sie stiegen regelmäßig und nach den Feiertagen kann man sich auf die linden Lüfte des Lenzes beschränken, soweit nicht besondere rauhe Wohnungsverhältnisse oder Rücksichtnahmen auf die Gesundheit obwalten. Das Einstellen des Ofenheizens bedeutet einer: wirtschaftlich bemerkenswerten Vorgang, denn so manche Mark ist M Rauch aufgegangen. Das Eintreten dieser Tatsache ist für die Hausfrau, deren Konto namentlich zum Win-, ters Ausgang die Feuerungskosten mit zugeschobeu zu werden pflegen, umso angenehmer, als die Ausgaben für den Familieirtisch in diesen Wochen wachsen. Es fehlt an Gemüse oder es steht hoch im 'Preise, und .so weiß man nicht recht, was gekocht werden soll, zumal die Frühlingsluft den Appetit weckt. r. Mülsen St. Jacob. (Straßenbeleuchtung.) We gen Umbau eines Gasofens wird die Straßenbeleuch tung einige Zeit eingestellt. - (Eine gemeinschaftliche Sitzung) der drei Gemeinderätc aus Mülsen St. Niclas, Jacob und Micheln, fand gestern unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmann Freiherr v. Welck im Deutschen Hause hier statt. Es handelte sich um einen notwendigen der Neuzeit Entsprechenden Um-, bezw. Reparaturbau des hiesigen Eduard-Hospitals. Hierzu lag ein Kostenan schlag nebst Zeichnung des mit anwesenden amtshaupt- monnschafilichrn Bausachverständigen Herrn Baumeister Franke vor, der denselben auch erläuterte. Der König liche Bezirksarzt Herr Dr. Wengler sowie Herr Dr. Pezold befürworteten den Reparaturbau als sehr dring lich. Aus den drei Gemeinden wurde eine Deputation gewählt, welche mit dem Sachverständigen Herrn Bau meister Franke und Herrn Dr. Pezold die nötigen Vor arbeiten treffen sollen. Mülsen St. Jacob. (Nicht öffentlich.) Der hie sige Gemeinderat hatte beschlossen, forran die Gemein- dcratssitzungen öffentlich abzuhalten. Diesem Beschlusse wurde aber seitens des Bezirksausschusses die Geneh migung versagt. m. Stangendorf. (Ehrung.'» Gestern nachmittag wurde dem Zimmermann Herrn Friedrich August Hei me r, der 30 Jahre lang bei Herrn Zimmermeister Max Müller hier in Arbeit steht, durch Herrn Amtshaupt- mann Freiherrn von Welck das allgemein: Ehrenzeichen unter Worten des Dankes und der Anerkennung über reicht. Die Feier fand im Beisein des Herrn Gemein devorstands Hopfe, des Herrn Arbeitgebers und der Mitarbeiter des Ausgezeichneten statt, die ebenfalls be glückwünschende Worte aussprachen. Dem feierlichen Akt schloß sich noch eine allgemeine Festlichkeit an, die Zeugnis von dem guten Einvernehmen zwischen Artcit- gcber und Arbeitnehmer ablegte. Eibenstock. (Der große Brandstiftungsprozeß.) Aus den 19. Mai ist vor dem Schwurgericht in Zwickau Ter min zur Aburteilung der unter dem Verdachte der Brand stiftung verhafteten zahlreichen Personen von hier sest- gesctzt. Frohburg (Blitzschlag.) Während des am 29. April über unsere Stadt ziehenden schweren Gewitters traf ein Blitz die Scheune des Gutsbesitzers Adolf Karthe im benachbarten Bubendorf, die bis auf die Grundmauern nicderbranau. Hainichen. (Tödlich verunglückt.) Vorgestern ver unglückte ein ini 18. Jahre stehender Pferdeknecht des Gutsbesitzers Hackenberger in Berbersdocf beim Walzen auf dem Felde. Wie das Unglück sich zugctrage» hat, konnte nicht festgestellt werden: der Knecht wurde mit einem Schädelbruchc tot aufgcfunden. .Kamenz- (Schwer verunglückt.) Donnerstag nach mittag stürzie der Zablmeister Ackermann vom hiesigen >3. Infanterie Regiment Nr. 178 derart von einem durchgehenden Pferde, daß er schwerverletzt und besin nungslos nach dem Garuisonlazarett gebracht werden murie. — (Ertrunken.) Infolge Kenterns eines Bootes ertranl der 12jährige Sohn des hiesigen Stadwvgts Wcudr. , (ErtnuEeu.) In der vorgestrigen N«K fiek der hiesige Gemeindediener in den Dsrfboch uM fand darin feium Tod. Oschitz (Bo» Blitz erschloßen.) DoimeMq «SeM argen , Uhr wurde der auf de» Rittergut 'Saaümusra bedienstete 40 Iah« alte Brenner Hermann Zschiesche, der mit zwei anderen Bediensteten de» Rittergutes vs« Felde heintkehrte, vom Blitz getroffen.) Er war sofort tot. Seine Begleiter, in deren Witte et gegangen »ar, wurden betäubt, kamen aber mt übrigen mit de»Vchreq cken davon. . . , , - Nvstwei» (Seinen schweren Verletzungen erlegen) ist in Otzdorf der VO jährige WirtschaftSauMgler An- derS, der am Dienstag nachmittag in Naundorf von einer Laderampe abstürzte. Weißbach (Verbrennung durch Spiritus.) Vor gestern vormittag hat sich ein sehr bedauerlicher Un- ,all bei dem Bäcker Lommatzsch zugetragen. Lommatzsch hatte den Spirituskocher angezündet m»d verließ einen Augenblick das Zimmer. Bei dieser Gelegenheit nahm der 5jährige Knabe die Spiritusflasche, um nachzu- gießen. Im selben Moment kam der Vater Lommatzsch zur Türe herein. Die Flamme schlug in die Flasche zurück und der Knabe brannte lichterloh. Er ist 'seinen schweren Verletzungen erlegen. Gerichtszeiwng. Großenhain. (Bestraft.) Rach einer Tanzmusik im Gasthofe des benachbarten Dorfes Skaup überfie len di: Schweizer Kalox, Müller und Sebald sowie ein Dienstknecht vom Vorwerk Stroga einen jungen Wirt schaftsgehilfen aus Skaup und richteten diesen mit Mes sern und Schlagring derartig zu, daß er vielfache Wun den am Kopfe davontrug, so daß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Die Schweizer wur den zu vier, sechs und 8 Monaten Gefängnis verurteilt, ter Dienstknecht aber freigesprochen. ziinDlsuu !« tie ZSuüMtin Die König!. Sachs. Ministerien des Kultus uns öffentlichen Unterrichts und des Innern haben unter dem 12. Dezember 1910 folgende Verordnung an die Untcrbehörden des Landet erlassen: Mehr und mehr wird die Notwendigkeit anerkannt, der Heranwachsenden männlichen Jugend in der be deutungsvollen Zeit zwischen der Entlassung was der Volksschule und dem Eintritte in das Heer besondere Pflege angedeihen zu lassen und nicht nur ihre geistige und sittliche Bildung und Erziehung zu fördern, sondern ihr auch durch Turnen, Spiel, gesunden Sport und ge meinsame Wanderungen Gelegenheit und Anregung zur Uebung der Körper- und Willenskräfte in einer der Jugend selbst erwünschten Form zu bieten. Zwar ist es dankbar anzuerkcuneu, daß bereits zahl reiche vaterländische freie Vereinigungen nach dieser Richtung erfolgreich tätig sind, aber jene Aufgabe ist fo umfassend, daß sie nur dann wird gelöst werden kön nen, wenn es gelingt, die Bestrebungen zu einer bas ganze Volk durchdringenden Organisation erstarken zu. lassen. Die Ministerien haben es daher mit besonderer Ge nugtuung zu begrüßen gehabt, daß in den letzten Ta gen eine Anzahl erklärter Freunde dieser Bestrebun gen in der Erkenntnis, daß bei der wachsenden Nei- guttg unsrer Jugend für Spiel und Sport der gegeir- rvärtige Zeitpunkt zu einem weiteren Vorgehen beson ders geeignet sei, unter dem Vorsitze des Rektors a. D9 Geheimer Studienrat Professor Dr. Stürenburg, Dres den zu einem Landesausschuß zusammengetreten ist, der sich die Aufgabe gestellt hat, alle auf die Jugendpflege fu-» die Schulentlassenen bis zum Eintritt in das! Heer gerichteten Bestrebungen im Lande mit Rat und Tat zu fördern und ihnen eineu Mittelpunkt zu gcben. Auf Grund der von diesem Landesausschub varge- tragencn Wünsche werden die Kreishauptmanuschaften: und die Bczirksschuliuspekstonen angewiesen, nunmehr auch ihrerseits diesen Bestrebungen ihre besondere Für sorge zuzuwenden und dabei folgendes zu beachten: 1. Zunächst wird es sich darum handeln, das Inter-, eise weiterer VoMkreise für die Bestrebungen zu er wecken, es werden daher Orts- und Bezirksausschüsse zu gründen sein, die mit den Gemeinden, Innungen (und Korporationen die erforderliche Verbindung unterhal ten und sich der Einführung und Leitung der Veran staltungen zu unterziehen haben werden. Dabei wird jeder Eingriff in den Wirkungskreis bestehender Orga nisationen, iDeutsche Turnerschaft, evangelische und christliche Jünglings- und Arbeitervereine, Sportver eine, Ausschüsse für Ferien- und Schulwanderungen, Geländespiele usw.) zu vermeiden, vielmehr Anschluß an sic zu suchen sein. 2. Die zu schassenden Einrichtungen müssen ohne jede politische Färbung sein. Der Geist wahrer Vaterlauds- licb: ist zu pflegen. Tic durch die Leibesübungen ge steigerte Kraft und Gesundheit wird die rechte Freude am Leben und das Selbstvertrauen, der Zusammenschluß gleichgesinnter Jünglinge und die Pflege echt vaterlän dischen Geistes unter ihnen, die Freude an der Heimat und ihren Einrichtungen stärken. 3. Tic Pcranstaltungcn müffcn sich unmittelbar an die Entlassung aus der Volksschule und den Eintritt in die Fortbildungsschule anschljcßcn. Zweckmäßig wer den sie sich in der Regel an die allgemeinen sowie -n die gewerblichen nnd kaufmännischen Fortbildungsschu len anlehncn, weil diese Anstalten mit geringen Aus-