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NM rüher Wochen- und Nachrichtsblatt Amtsblatt für das ^gl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt Tageblatt sit HMnf Mlit. MM M«s, 8t. W«, HtdmlM, Nnicm, MM. Mmsdls, Ms» 8t. Ms. 8t. Zuck 8t Meli. 8tWNbls, Am. MtMsn. SiWM ui AMn» ——AlAlWEU» " ( > — ( !«,— «r. 223 Sonuabevd, de> 25. September L^MSNMi isos vüstt Statt rrschtdä täglich »vtzrr Lo«- aut »«MM-g, für d« fotMK« T«^ - «artUMUch« l MU. bv durch die Po» bqognt 1 Mk. 75 pfg. Wxplue Uummeru 10 pfg. Lrstrllruigev uthmu, axßrr d«r Erprditto» tu tktchtrustrix, LMck«rfir«tz» Le. vk, all» Eandrllch« P»k«ik»ü«, poswoten, sowie die Aiwträaer entgrx«. Luserate werden die tünfgespattene Grwldseite »tt 10, für »uewSrttae Lustrout« mit IL Pst. »«Mut, UoktuulMÜ» SV Pst. L» «UUch« Teile koket die rwetspaMge Lette SV pst. F »r »sprech - Zl«, chl» tz « r. 7. Lust»lt«-Ziuu«Pu, tistlich di» st«iß«» uur»w«, 10 »tzr. Telegramm-Ldrelle: Taqed! att. Das Wichtigste * Der Kaiser und der König hoben sich über die Leistungen der beiden sächsischen Armeekorps sehr anerkennend ausgesprochen. * Die Staatssekretäre Delbrück und Wermuth werden am Montag in Dresden eintrefsen, um sich Keiner Majestät dem Könige vorzustellen. * Der deutsche Dampfer Norderney, nach Kuba bestimmt, ist mit Feuer in der Ladung in Ferrol eingetroffen. Tas Feuer ist unter Kontrolle; die Reisenden sind gerettet. * Professor Rudolf Emmerich in München will die Cholera als eine Salpetrigsäure-Vergiftung er kannt haben. * Bei Melilla hat eine spanische Division wich tige Positionen beseht, wodurch die Riffkabylen ge- Uvungen sein werden, die Guruguberge zu räumen. * Tas englische Unterhaus nahm eine Resolution an, welche die Regierung ermächtigt, eine Steuer von fünf Prozent der Bergwerksabgaben zu erheben. Schatz kanzler Lloyd George schätzte den Ertrag für das laufende Jahr auf 850 000 Pfund Sterling. * Tie Lage in Ungarn wird in Men sehr ernst beurteilt. * Die heftigen Gewitter, die in ganz Südfrank reich und am Kanal gestern und während der Nacht niedergegangen sind, haben bedeutenden Schaden an gerichtet. Mehrere Personen sind getötet. * In Limoges verschwand gestern der Postdirektor de la Frangue unter Hinterlassung eines Kassendefizits von 350 000 Franken. * Tie Zahl der Opfer des Orkans, der mehrere Tage lang an der Küste des Golfs von Mexiko wütete, wird auf 300 geschätzt. t» Rüiwt « w Mei ItsMn. Körperlich gestählt und gekräftigt, geistig aufge rüttelt, sind die Reservisten in diesen Tagen in die Heimat zurückgekehrt, um überall in treuer Pflicht erfüllung den Platz auszufüllen, den das Geschick ihnen anweist. Der gediente Soldat, sofort erkennbar an seinem Benehmen und Auftreten, erwirbt sich leicht im bürgerlichen Leben die Achtung seiner Mitbürger, seiner Vorgesetzten und all derer, die mit ihm in Berührung kommen, durch sein strenges Pflicht- und Ehrgefühl, durch sein entgegenkommendes Wesen, kurz um durch Befolgung der ihm bei der Truppe ge wordenen guten Lehren und anerzogenen militärischen Tugenden. Wie freut sich der alte Reservist, Wehrmann oder Landstürmcr, wenn er einem jungen Reservisten fernes Regiments begegnet, was hat er alles zu fragen, wo nach sich alles zu erkundigen! Vorher niemals ge sehen, sind der Alte und der Junge doch ganz selbst verständlich gute Bekannte, durch dieselbe Nummer vertraute Freunde. Gern helfen sie einander als gute Kameraden mit Rat und Tat und unterstützen sich im Vorwärtskommen auf erfolgreicher Arbeitsbahn. Der Uneingeweihte und nicht GÄiente fragt sich oit: „Wodurch kommt dieses gegenseitige Vertrautsein, diese gegenseitige Freude ?" Tie Antwort ist leicht gegeben: „Es sind Kameraden vom Regiment!" Ja, wir sind Kameraden, das klingt so selbstverständlich bei denen, die des Königs Rock in Ehren getragen haben, als könnte dies gar nicht anders sein: sie fühlen sich um schlungen von dem schönen, unzerreißbaren Bande der Kameradschaft, als sei es schon lange, als sei cs schon immer geknüpft gewesen. Darum, mein junger Kame rad, der Du in diesen Tagen von der Truppe scheidest, suche Dir die Stätte, wo diese Kameradschaft, diese Treue eine dauernde Pflege hat, gehe, sobald Du kannst, zu den alten Kameraden in unsere militärischen Vereine. Die Männer des Umsturzes werden Dir eifrig zu reden, um Dich in ihre Reihen aufzunehmen. Sie werden schnell erkennen, womit sie Dich reizen können, um Dich für ihre Sache zu gewinnen. Sie werden Dir schöne Versprechungen machen, die Herren von der Sozialdemokratie, ob solche aber erfüllbar sind oder nicht, gehalten werden oder nicht, das ist Nebensache; wenn sie Dich nur erst mal haben und Dich von dem verhaßten militärischen Vereine abgebracht haben, dann sind sie — vorerst — zufrieden, später wirst Tu schon noch besser herangeholt werden. Sie werden Dir erzählen von ihrer Weltbeglückung, von ihrer Gleich heit und Brüderlichkeit, — gegen welche niemand inehr verstößt, als die Verkünder selbst, — sie werden Dir goldene Berge und Güter versprechen, — aber Deine mühsam verdienten Groschen Dir für ihre „gute Sache" abnehmen. Du wirst ihren Werken folgen, die Dir von Freiheit reden, und wirst ein Knecht sein, nein, ein Sklave! Wenn die Herren Sozialdemokraten sagen, sic sorgten allein für das Wohl der Arbeiter usw., so ist dies eine Unwahrheit; dies tun andere viel mehr denn sie. Jeder ehrliche Manu sucht seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage auf ehrlichem Wege zu ver bessern, sei er im blauen Kittel oder jm feinen Kleide, sei er einfacher kleiner Beamter oder Exzellenz; es müssen aber bei diesem Streben nicht erst Thron und Altar vernichtet und zertrümmert werden, nein, im Gegenteil, unter deren starken Schutze soll sich alles gedeihlich entwickeln. Darum, mein junger Kamerad, halte Dich fern von diesen roten Weltbeglückern, die kein deutsches Vaterland haben, sondern alle Völker in einer „Inter nationalen", einer „farblosen Wassersuppe" untergehen lassen wollen, schließe Dich, wie gesagt, einem deutschen militärischen Vereine an. Hier werden Dir keine gol denen Berge versprochen, aber es wird Dir und später Deinem Weibe, Deinen Kindern, sobald die Not des Lebens au Tich herantreten sollte, geholfen von treuer, liebender Kameradenhand. Hier brauchst Du Deinen Glauben an Gott, den Lenker der Welten und Volks- geschichte, nicht zu verleugnen, sondern hier heißt es: „Mit Gott"; hier wirst Tu Deinem Kaiser und an gestammten Herrscherhause den geleisteten Treueschwur halten, die Liebe zum deutschen Volke und Vatcrlande j immer weiter Pflegen und hegen. Hier, in den Kricger- rereinen, wirst Du im fröhlichen Kameradenkreise Dich wohl fühlen. All das Gute, was Tu jm Vaterhausc, in der Schule, bei her Truppe gehört uud in Tich ausgenommen hast, es wird wach erhalten, damit die gute 'Saat auch gute, edle Früchte bringe. Beherzige, mein junger Kamerad, auf Deinem Heim- und ferneren Lebenswege die Worte, die Dir ein ergrauter Wehrmann aus treuem, wohlwollendem Herzen zuruft, und werde Deinem heimatlichen mili tärischen Verein ein treues Mitglied! Ein guter Kame rad kann niemals ein schlechter Mensch sein; ein guter Kamerad kann niemals untergehen, denn ihm, seinem Weibe, seinem Kinde helfen in der Not mit Rat und Tat gute Kameraden! H. S. Deutsches Reich. Berlin. (Botschafter von Tschirschky in Budapest.) Die gestern ersolgte Ankunft des deutschen Botschafters von Tschirschky und Bögendorsf in Budapest wurde von einem sozialdemokratischen Blatte seltsamer Weise mit dem Plane einer Ansiedelung von deutschen In dustrien in Ungarn in Verbindung gebracht. Der Besuch des deutschen Botschafters hat indessen nur den Zweck einer Vorbereitung der nächsten Handels verträge. Aus dem gleichen Anlasse wird in der nächsten Zeit auch eine gemischte Kommission aus dem Reichsamt des Innern und aus dem Auswär tigen Amt nach Men und Budapest reisen. — In den Kreisen der ungarischen Unabhängigkeitspartei ver lautet, daß Kaiser Wilhelm im Sinne einer kon stitutionellen Lösung der ungarischen Kabinettskrisis interviewen wolle und aus diesem Grunde der Bot schafter in Budapest anwesend sei pest überzeugt sein, daß der deutsche Botschafter sich hüten wird, in höherem Auftrag ^n der ungarischen Ministerkrisis zu intervenieren. Es ist aber immerhin bezeichnend, daß man seiner Reise eine solche Deutung zu geben versucht. — (Staatssekretär Dernburg) hat gestern auf dem Dampfer „Cleveland" der Hamburg-Amerika-Linie seine Reise nach den Vereinigten Staaten angetreten. Vorher hatte er eine Besprechung mit den führenden Kreisen der Hamburger Kaufmannschaft, in der er seine Stellungnahme zu dem deutschen Ueberseehandel aus- einandersetzte. — (Kriegsspielfreudigkeit in Deutschland und in Frankreich.) Tie Bemerkung, die der Kaiser in Karls ruhe über die Kriegsspielfrcudigkeit des deutschen Vol kes machte, ist bekanntlich bei der sozialdemokratischen Presse auf lauten Widerspruch gestoßen. Für den „Vorwärts" und seine Nachtreter ist es darum sehr lehrreich, daß diese Kriegsspielfreudigkeit auch von einer Seite anerkannt wird, deren Politische Gesamt richtung der Sozialdemokratie ebenso sympathisch wie maßgeblich erscheint. Kein anderer nämlich als der militärische Mitarbeiter des „Berliner Tageblattes", der frühere Oberst Gädke, schreibt aus Grund seiner Teilnahme an den französischen Manövern das nach stehende: „Man soll doch ja nicht glauben, daß das französische Volk an seinem Heere keinen inneren Anteil nehme, oder daß ihm die Manöver nicht ebenso gut ein Volksfest wären wie unseren Landsleuten. Zu Fuß, zu Wagen, auf Rädern und in Autos strömten: sie in diesen Tagen herbei, und stellenweise waren die Menschenmasscn annähernd so groß wie bei den großen deutschen Manövern, obwohl doch die be sondere Anziehungskraft eines Kaisers'hier fehlte." Tie Kriegsspielfrcudigkeit des deutschen Volkes kann nicht unumwundener als Tatsache behandelt werden, als cs hier durch den Führer der Demokratischen Vereinigung geschieht. Aus solchem Munde die „be sondere Anziehungskraft eines Kaisers" hervorgehoben zu hören, dürste der Sozialdemokratie recht unan genehm sein. — (Roosevelts Reise-Eindrücke. > „Daily Telegraph" bringt Roosevelts ersten Artikel über seine Afrikareise. Ter Verfasser spricht darin von den Deutschen und Engländern, denen er begegnete. Bei beiden Nationen handelte es sich um ausgezeichnete Menschen, die in Ostafrika ein für die ganze Welt wertvolles Werk verrichteten. Wenn man die Deutschen mit ihrer Kraft und Energie vor sich sebe, so sei es leicht zu ver stehen, weshalb Teutsch-Ostafrika so schnell hoch ge kommen sei. Man könne nur ernstlich wünschen, daß die deutsch-englischen Beziehungen ständig besser wer den möchten. — Diesem Wunsche wird jeder bei- pslichten. Es würde übrigens sehr rasch und sehr leicht zu erfüllen sein, wenn alle Engländer sich zu einer ebenso unbefangenen und gerechten Würdigung der deutschen Welt- und Kolonialpolitik Mitschwingen könnten, wie sie aus den oben mitgeteiltcn Worten Roosevelts spricht. — (Ein „Interview" mit Graf Schlieffen.) Ein Berliner Mittagsblatt läßt sich aus Paris melden: Ter Berliner Korrespondent des „Matin" suchte den früheren deutschen GencralstabSchcf, Grafen Schliessen^ auf, um ihn über seine Meinung über die französischen und deutschen, nunmehr abgeschlossenen Herbstmanövcr zu befragen. Ter .Korrespondent sand in dem General einen unerschütterlich zugeknöpften Herrn, der ihm erklärte, daß er den französischen Herbstmanövern nicht beigewohnt habe, also darüber auch nichts sagen könne. „Und die deutschen Manöver ?" fragte der Korrespon dent. „Tarüber zu sprechen, wäre Hochverrat", gab der General kurz zur Antwort. Ter Interviewer suchte nun das Oiespräch auf ein anderes Gebier zu lenken. „Tie öffentliche Meinung", sagte er, „ist der Ansicht, daß, wenn demnächst ein Krieg ausbrecken würde, dieser nur zwischen England und Deutsch land stattiinden könne." „Tavon weiß ich nichts", gab Ter Korrespondent Man darf in Buda-: der General lächelnd zur Antwort.