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aus Kattowitz und den Polizeirat Mädler aus Beuthen, die russisch« durch einen Vertreter des beurläEten Kreischefs in Bendzin, sowie mehrere Offiziere der Grenztruppen vertreten. Die russischen Vertreter stellten mit Entschiedenheit in Abrede, daß auf den Ballon geschossen worden sei, sowohl als er sich'noch über preußischem Gebiete befunden, als auch nachdem er die Grenze bereits überflogen habe. Die Schüsse seien lediglich als Signale abgegeben worden. Die Konferenz verlief infolgedessen ergebnislos, und es bleibt eine Entscheidung des Streitfalles diplomatischen Unterhandlungen Vorbehalten, die demnächst einge- leitet werden sollen. — (Zur Verfassungsreform in Mecklenburg.) Die mecklenburg-schweriusche Regierung gibt bekannt, daß die seit acht Tagen stattfindenden kommissarisch-depu- tatischen Verhandlungen über die mecklenburgische Ver- fassungsreform beendet sind und im ganzen einen befriedigenden Verlauf genommen haben. — (Einspruch gegen das Läuten der Glocken der neuen deutschen Kirche in Jerusalem.) Die Neue Freie Presse meldet: Nach einem aus Jerusalem einge gangenen Bericht haben die Mohammedaner und die orthodoxen Christen Jerusalems gegen das Läuten der Glocken der neuen deutschen Kirche Einspruch er hoben. Der Vali berichtet, es seien Ruhestörungen zu befürchten, falls das Glockenläuten fortgesetzt werde. Museums- uud Theaterweihe in Chemnitz. Tie festlichen bedeutungsvollen Stunden, die der Stadt Chemnitz mit der in Gegenwart des Königs Friedrich August erfolgenden Eröffnung des König Albert-Museums und des Neuen Stadttheaters am 1. September bcvorstanden, sind programmgemäß ver laufen. Ter König traf am Mittwoch nachmittag pünktlich um 3 Uhr auf dem Hauptbahnhofe mit Sonderzug ein und begab sich sofort zu Wagen durch die Carola-Straße nach der großen Freitreppe am Theaterplatze. Dort wurde Seine Majestät von den Vertretern der städtischen Kollegien empfangen und legte dann den Weg über den Theaterplatz nach dem König Albert-Museum zu Fuß zurück. Beim Ein gang in das Museum geleitete ein kurzer musikalischer Gruß vom Doppelquartett des Lehrergesangvereins den König. Vor der zur besonderen Erinnerung an weiland Seine Majestät den König Albert in der Hauvt- treppenhalle angebrachten Gedenktafel erfolgte dann die Begrüßungsansprache durch Herrn Oberbürger meister Tr. Sturm, auf die der König mit kurzen Worten erwiderte. Hieran schloß sich ein Rundgang durch die verschiedenen Ausstellungen und Samm lungen. Gegen V.-5 Uhr begab sich Seine Majestät zu Wagen nach dem Kasino an der Theaterstraße, woselbst um 5 Uhr ein von der Stadt dargebotenes Festmahl statt fand. Tie Festvorstellung im Neuen Stadttheater nahm 1-8 Uhr ihren Anfang und brachte Festouvertüre, Prolog, die Aufführung von „Wallensteins Lager" und der Festwiese aus den „Meistersingern von Nürn berg". Während der Pause nahm der König vom Balkon des Neuen Theaters aus eine imposante Hul digung entgegen, die ihm von einer größeren Anzahl Chemnitzer Vereine, Korporationen usw. dargebracht wurde. 10 Uhr 15 Minuten erfolgte die Rückfahrt des Königs mit Sonderzug nach Dresden. Der schöne Festtag ist verrauscht! Möchten nun in den geweichten neuesten Schöpfungen die Chemnitzer Einwohnerschaft und auch weitere Kreise stets rechte Erbauung, wahre Erholung und reine Freude fin den. — Na« Rah Md Kem. Lichtenstein, den 2. September 1909. *— Die WSettervnicheiksNOe für morgen lautet - Westwind, veränderlich, kühl, zeitweise Niederschlag. *— Seda« feiern wir heute! Jahrzehnte sind nun schon vergangen, seitdem bei Sedan die letzte französische Feldarmee geschlagen ward — und der folgende Tug, der 2. September, an dem 85000 Fran zosen die Waffen strecken mußten, an dem obendrein der französische Kaiser gefangen genommen wurde, er gehört nicht nur den Glanzpunkten des deutsch- französischen Krieges, sondern ist ein Markstein in der Völkrgeschichte überhaupt. So haben's wir Deutschen denn auch jederzeit aufgefaßt, und dankbar gehegt und gepflegt wird bei uns die Erinnerung an jene große Zeit. Die Sedanfeiern, die allenthalben im Lande veranstaltet werden, sie bekunden dies, und Helle Begeisterung erweckt es immer wieder, wenn von „damals" die Rede ist, wie gestern abend bei der Vor feier des Tages seitens der Veteranen und heute im Schulaktüs. Und stets auch betätigt sich in dem freu digen Gedenken an die hohen Ruhmestage allezeit eine kerndeutsche, echt vaterländisch treue Gesinnung. „Enkel mögen kraftvoll walten, Schwer Errungenes zu erhalten!" m . Schulaktus. Der Sedantag wurde wiederum in unserer Schule durch einen Aktus begangen, in dem Herr Bürgerschullehrer Müller unsere Jugend mit einem charakteristischen Lebensbilde Bismarcks be geisterte, den er als Held, Kanzler und Mensch feierte. Lieder und Deklamationen verschönten die Feier und gaben ihr den entsprechenden Rahmen. * — Konzert. Heute abend spielt im Krystall- valast das Trompeterkorps des Karabinier-Regiments aus Borna, worauf hierdurch nochmals empfehlend hingewicsen und zu zahlreichem Besuche eingeladen sei. * — Der Mufitverein Apollo beging gestern in den Parkanlagen des Goldenen Helm sein Sommer fest. Wenn dasselbe auch unter der kühlen Witterung etwas zu leiden hatte, so nahm es doch einen frohen Verlauf. Im Mittelpunkte der Nachmittagsveran- staltungeu standen neben dem Konzert der Stadt kapelle die Kinderbelustigungen, und es war alles getan, um den Kleinen schöne Stunden zu bereiten; auch an leiblicher Erquickung fehlte es nicht. Als nun abends die Gewinnverteilung vor sich ging und dann Feuerwerk und ein Lampionzug den Schluß bildeten, ertönte Heller Jubel aus den Reihen der Kinder, die sich gern des Tages erinnern werden. Für die Vereinsmitglieder schlossen sich später Konzert uud Ball im großen Helm-Saale an. * — Gelandet. Der mit Gas gefüllte „Fessel ballon", der gestern nachmittag gelegentlich des Som merfestes vom Musikverein „Apollo" aufgelassen wor den war, ist V46 Uhr in Altchemnjtz von einem Schul- knaben oufgefangen worden, der Nachricht hierher gab. * — Die geschäftliche Saison nimmt vom Sep tember ab wieder ihren Anfang. Die Reise- und Ferienzeit geht nun mit Riesenschritten ihrem Ende zu, aus Bädern und Sommerfrischen kehren sie heim, die Erholungsuchenden, und nur ein Bestand wird, lich Kranker, die die Unruhe des allgemeinen-großen Ferientrubels zu fürchten hatten, sind noch draußen, um ihre Gesundheit aufzufrischen. Inzwischen beginnt es im geschäftlichen Leben wieder reger zu werden« sind die Einkäufer und Geschäftsreisenden unterwegs^ Besonders in den Konfektions- und Putzwarenbranchsm in der Bekleidungs-Industrie wird es mit dem Nahen des Saisonwechsels zuerst wieder lebendig werden, S E K Der Genuß ««»eise« Ödste» tst schäd lich. Das wissen olle, auch den Kindern wird es eingeprägt von Eltern und Lehrern. Und doch kann es nicht oft genug wiederholt werden, denn in jedem Jahre muß wieder berichtet werden von mehr oder minder schweren Erkrankungen, ja selbst von Todes fällen infolge des Genusses unreifer Früchte. Viel fach sind die Eltern nicht ganz unschuldig an den Schmerzen ihrer Kinder, denn oftmals werden diese nicht so erzogen, daß sie auf das Wort gehorchen. Ein Kind, das sonst in allen Stücken auf das Gebot der Eltern achtet, tut dies auch, wenn ihm gesagt wird: Iß nur reifes Obst! Aeltere Kinder, deren Ver ständnis bereits geweckt ist, kann man darauf Hin weisen, daß es hier ebenso ist, wie bei allen vorzeitige« Genüssen. Anstatt der erhofften Freude bringen sie Enttäuschung und Schaden. Und der Seelenschaden ist ost schlimmer als der leibliche. Wir haben es mehr als einmal beobachten können, wie junge Mädchen, die von ihren Müttern schon als Kinder zur Tanzstunde geführt worden sind, blasiert und gelangweilt waren» während ihre Altersgenossinnen in harmlosen Freuden! schwelgten. Junge Männer, die auf dem Gymnasium einer die äußeren Formen des Studententums nach- äffenden Schülerverbindung angehörten, sind meist für das frische und frohe Studentenleben verdorben. Also kurz gesagt: Jede Freude zur rechten Zeit! Das Obst essen, wenn es reif ist! Kein Vergnügen, das nicht für das Lebensalter paßt! So bleibt Leib und Seele Mund. * — Bom sächsische« Bergbau. Welch be deutenden Faktor der Bergbau im wirtschaftlichen Leben Sachsens darstellt, geht neuerdings wieder aus den Berichten der staatlichen Bergaufsichtsbeamten auf das Jahr 1908 hervor. Nach diesen waren im Be richtsjahre in den 6 Bergaufsichtsbezirken 21 Stein- kohlenwerkc, 78 Braunkohlenwerke und 132 Erzgruben» von letzteren allerdings nur 36 jm Betrieb, vorhanden» in denen insgesamt 32 825 Arbeiter (ausschließlich der Beamten und einschließlich der minderjährigen und weiblichen Arbeiter) beschäftigt waren. — Hohe ZahleU weist bedauerlicherweise auch die Unfallstatistik auf» und zwar verzeichnen die Berichte insgesamt 4697 Unfälle schwerer und leichter Natur und 44 mit töd lichem Ausgange. — In den vorstehenden Zusammen stellungen sind nicht enthalten 24 Ton- und Kvalin- gruben, 2 Kalkwerke, 1 Quarz- und 1 Serpentin steinbruch und 1 Formsandgrube. In diesen waren 998 Arbeiter beschäftigt. Unfälle kamen hier 40, da von einer mit tödlichem Ausgange, vor. * - Eisenbahnverkehr. Ueber die Bedeutung der sächsischen Stationen im Personenverkehre nach der Anzahl der abgereisten Personen entnehmen wir deni statistischen Berichte der sächsischen Staats-Eisen bahnen für das Jahr 1908 folgende Angaben. In der Stärke des Personenverkehrs steht der Dresdener Hauptbahnhos mit 3 923 777 Personen an erster und! der Chemnitzer Hauptbahnhof mit 2 899 889 Personen! an zweiter Stelle, dann folgen Dresden-Neustadt mit 1 701 797, Leipzig-Dresdener-Bahnhof mit 1550529, Sülle Dulderinnen. Roman von R. Mandowsky. lv. (Nachdruck verboten.) „So. Warum denn?" „Die Miete muß morgen bezahlt werden. Der Hausherr hat gedroht, er pfändet uns sonst die Möbel." Die Frau sprach ganz ruhig, monotonen Tonfalls. Das drohende Elend mußte ihr kein seltener Gast sein. Ihr Gatte stieß einer! leisen Fluch aus. „Richtig! Das hätte ich bald vergessen. Aber diesmal brauchst Du Dich nicht zu ängstigen — — da !" Und nachlässig in die Hosentaschen greifend, warf er ein paar Banknoten auf den Tisch. Sie sah staunend darauf hin und ein befreiender Atemzug hob ihre Brust. „Soviel Geld! Wo hast Du das her?" „Nicht gestohlen", antwortete er roh, „mühsam genug verdient, denn unsere Gesellschaft zahlt nicht umsonst." Die Frau, welche eher glaubte, er habe heute im Kartenspielen Glück gehabt, behielt ihre Gedanken wohlweislich für sich und sperrte das Geld sorglich in ihre Kommode. Er sah ihr dabei zu und fragte dann: „Nun, und sonst hast Du mir nichts zu erzählen? Hast Du heute nicht gehustet?" Sie blickte ihn dankbar an. „Nur ganz wenig, Ferry!" Er wendete den Kopf wie unabsichtlich zur Seite, um den Ausdruck seines Gesichtes zu verbergen. „Also, war Dir ganz wohl?" - ..Sie und da hatte ich etwas Stechen in der Brust, dos mag vom vielen Treppensteigen gekommen sein." „Glaubst Tu? Nun, jedenfalls wäre Dir eine Tasse Tee ganz gesund." „Ach, Ferry, das ist heute wirklich nicht nötig. Ich kann dann nicht einschlafen." „Tas bildest Du Dir nur ein. Komm, sei ver nünftig, ich trinke dann auch mit Dir." Sie gab nach und holte die kleine Spiritusmaschine und glles Nötige herbei. „Nun, wie Du willst." „So", sagte er, als sie alles vorbereitet hatte, nun setze Dich ruhig hin, ich werde Dich jetzt be dienen. Hast Dich heute ja schon genug geplagt." Sie errötete bei diesen freundlichen Worten wie ein junges Mädchen vor Freude. Offenbar liebt« sie ihren Mann leidenschaftlich und war für die kleinste Gunstbezeugung dankbar. „Du bist so gut", murmelte sie, sorgsam im Lehn stuhl Platz nehmend. ,Zch bilde mir jetzt ein, es ist wieder wie in unserer Brautzeit. Erinnerst Du Dich noch, Ferry, als wir uns in Lyon kennen lernten?" ,»Ob ich mich erinnere!" „Damals lebte Mama noch — und Du kamst täg lich zu uns. Immer mit Blumen und Süßigkeiten beladen und —" ,Heden Tag mehr verliebt. Sprich nur zu Eiche, kleine Frau." Während sie träumerisch vor sich hinblickte, machte er sich an dem Teegeschirr zu schaffen, klapperte un geschickt mit den Löffeln, tat Zucker in die Tassen und — war es Sinnestäuschung oder batte der Mann wirklich blitzschnell etwas in die eine Schale ge worfen? Die Frau saß noch immer unbeweglich. „Es war eine schöne Zeit." Als er nicht antwortete, sah sie za ihm auf. ,Hst der Tee fertig?" ,Za-" Er brachte ihr eine Schale des dampfenden Ge tränks. Dabei zitterte seine Hand ein wenig, so daß er etwas davon verschüttete. Die Frau sah ihn aufmerksam an, als sie ihm den Tee abnahm. „Tu bist blaß, Ferry. Fehlt Dir etwas?" „Was Dir nicht alles einfällt. Uebernächtig bi« ich. Aber trinke." ,Ha, ja, und dann wollen wir gleich zu Bette gehen." Wie ein gehorsames Kind leerte sie ihre Tasse! bis zum Grund — er trank nur wenig aus der seinigen. Bald darauf erlosch die Lampe. Aber kaum eine Stunde später wurde wieder Licht gemacht. Die junge Frau war Plötzlich erkrankt. Uebel- ketten, Krämpfe stellten sich ein und es war schort längst Tag, bis die Leidende sich soweit beruhigt hatte, um in einen unruhigen Schlummer zu ver fallen. Ihr GEe, der sich bisher sorgsam um sie bemüht hatte, fand aber jetzt keinen Schlaf. Er hatte sich zwar auf sein Lager geworfen, wälzte sich aber ruhe los umher oder starrte finster vor sich hin. (Fortsetzung folgt.) Humoristisches. Ein Aengstlicher. Strolch, der ins Spritzenhaus eingesperrt wirkt „Bitte, schließen Sie gut zu, Herr Gendarm; in dieser! Gegend soll sich soviel verdächtiges Gesindel umher treiben." Schlechter Trost. „Der verflixte Groschen, wo der nur hingerollß ist?" — ,»aLß nur, morgen kommt ja der GerichtSvott-t zieher, der wird ihn schon finden." , . -