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liche Gewalt entzogen und durch tschechische Gendarmen jugendliche deutsche Demonstranten verhaften und mit vufgepflanztem Bajonett ins Gefängnis führen ließ. Aos Rah a»v Kem. Lichtemstei«, den 27. August 1909. * — Lie Wettervorhersage für morgen hautet: Südwestwind, zeitweise aufheiternd, wärmer, kein er heblicher Niederschlag. * — Neichlicher Negen geht seit gestern über die hiesige Gegend nieder. Die starken Niederschläge werden auch dem Quellgebieke unserer Hochdruck- Wasserleitung zu gute kommen und dort den Zufluß vermehren. * — Ernteberichte aus Sachse« verkünden Übereinstimmend, daß es um den Sommerroggen im allgemeinen gut stehe. Ihm haben die letzten Nieder schläge noch sehr aufgeholfen, wenn auch hier und da das Getreide im Gebirge uiederliegt Freilich, das Winterkorn, dessen Schnitt im Niederlande schon Ende Juli begonnen, hat unter der langen Trockenheit im Frühling gelitten. Das Heu ist allerorten knapp, und auch der zweite Kleeschnitt verspricht angesichts der Kühle und Trockenheit nicht zu viel, so daß man hier und da zur Fütterung mit grünem Hafer greift. Kraut und Gemüse stehen befriedigend, nur für die Gurken ist dieser oft rauhe Sommer wenig ersprieß lich gewesen, und in der Plötzlich eingetretenen Hitze litten selbst Kürbisse, die ganz weich wurden. * — Schnelle Fahrt. Der Luftballon, der beim Sommerfest der Freiwilligen Feuerwehr am Sonn tag nachmittag gegen 5 Uhr im „Helm"-Garten hier aufgelassen wurde, ist von Herrn Gutsbesitzer Erler in Seifersdorf bei Ursprung bereits V26 Uhr in seinem Kornfelde aufgefunden worden. Ter Ballon hat also diese Strecke in großer Schnelligkeit zurückgelegt. Man sicht daraus, was „Zeppelin 4" leisten kann. * — Einen schönen Preis errang Herr Privatus Wilhelm Brosche hier beim Bundesschießen in Ham burg auf Standfestscheibe München, nämlich einen Kasten mit Silberbcsteck. * Tägliche Verzinsung der Einlagen bei ber Sparkasse Lichtenstein. Vom ersten Januar des nächsten Jahres an verzinst die Stadtsparkasse die Einlagen von dem auf den Einzahlungstag fol genden Tage an bis zu dem dem Rückzahlungstage vorhergehenden Tage. Die Berechnung der Zinsen nur nach Kalendermonaten findet also nicht mehr statt. Wir verfehlen nicht, unsere Leser auf diese wichtige, für die Einleger äußerst vorteilhafte, bei den Spar kassen der weiteren Umgebung, mit Ausnahme Calln- bergs, nirgends bestehende Neuerung ausmerksam zu machen. Der Zinsfuß beträgt nach wie vor 3> - Pro zent, der Einlagenbestand am Ende vorigen Jahres belief sich auf 8 476 .">00 Mark, der Reservefonds auf 524 000 Mark. Seit Ende des vorigen Jahres haben sich die Einlagen wieder um rund 240 000 Mark ver mehrt, so daß der Einlagenbestand am Ende des Jahres einschließlich der den Einlegern gut zu schreibenden Zinsen auf 9 000 000 Mark steigen wird. Der Reserve fonds wird wahrscheinlich die Höhe von -754 000 Mark erreichen. — Nachdruck erwünscht! * — Waldbrand. Als der Waldaufseher Joh. Lang aus Mülsen St. Niclas am Montag sein Re vier beging, bemertte er Brandgeruch. Als er der Sache nachging, sah er, daß cs im herrschaftlichen Walde bei Lichtenstein, in der Nähe des Anssichts- turmes, brannte. Lang holte vom Aussichtsturm eine Anzahl Gäste zu Hilfe, diese löschten das Feuer, ehe es in dem dürren Bestand großen Schade» anrichten konnte. Lang hat schon des öfteren durch seine Auf merksamkeit solche Brände im. Entstehen unterdrückt. *— LambeSlvtterie. Die Lose der 156. König lich Sächsischen Landeslotterie, deren vierte Klasse am 8. und 9. September gezogen wird, sind noch vor dem 30. August beim Kollekteur zu erneuern. *— Missivitsfest findet nächsten Sonntag in Röblitz statt; sowohl im Missionskindergottesdienst vormittags 10 Uhr, als auch im Festgottesdienst nach mittags 3 Uhr wird Herr Pfarrer Reuter aus Hirsch felde predigen. In der Nachversammlung in Frankes Gasthof erstattet zunächst Derr Pfarrer Locke Bericht, dann hält Herr Pfarrer Reuter einen Vortrag über „Kolonialpolitik und Missionsarbeit", während Herr Pastor Ende über seine Erlebnisse in Chile spricht. Zahlreicher Besuch der festlichen Veranstaltungen ist erwünscht. Näheres ist aus den Kirchennachrichten zu ersehen. a. Hahndorf. (Auszeichnungen.) Der König hat dem Maschinenwärter Fankhänel und dem Zimmer ling Krasselt beim Steinkohlenbauverein Hohndors — Helene- und Jdaschacht — das tragbare silberne Ehren zeichen für Treue in der Arbeit verliehen, das am 25. dieses Monats im Verwaltungsgebäude den Ju- bilaren von Herrn Berginspektor Roch in Gegenwart von Herrn Rentner Otbomar Fankhänel, Mitglied des Aufsichtsrates, und der Herren Direktoren Krug und Ackermann ausgehändigt wurde. Vom Werke wurden Ehrengeschenke gestiftet. r. Heiltrichsort. (Fahnen-Jubiläum.) Der hie sige Militärverein feiert kommenden Sonntag, den 29. August, sein 25jähriges Fahnen-Jubiläum im Kreise des Vereins durch Weckruf, Kirchenparade, Kon zert und Ball. — (Nach der Wählerliste zur Land tagswahl) sind in der hiesigen Gemeinde 277 Wahl berechtigte mit 389 Stimmen vorhanden, und zwar 188 mit einer, 73 mit zwei, 9 mit drei und 7 mit vier Stimmen. x. Mülsen St. Micheln. (Tas 25jährige Tienst- jubiläum, feierte am vorigen Mittwoch die hiesige Leichenfrau Ernestine Graupner, wobei sic von dem Gemeinderat durch ein Geldgeschenk und vom Kirchen vorstand durch ein Glückwunschschreiben geehrt wurde. Auch viele andere Personen der Gemeinde erfreuten sic mit Glückwünschen und Gaben. Sie hat in diesen 25 Jahren 1329 Personen den letzten Dienst er wiesen. Aue. (Zum SchülerstreikO Bis jetzt sind 30 Schüler, davon einer wegen Krankheit, aus der hie sigen Fachschule ausgetreten, so daß nur noch 20 Schüler verbleiben. Maßregelungen haben nicht statt gefunden. Es find jetzt' verschiedene Reformen der Anstalt vorgesehen; so soll unter anderem eine Aendc- rung des Lehrplanes vorgenvmmen und neue Lehr mittel beschafft werden. Auch ist daran gedacht worden, die Schule unter städtische Verwaltung zu stellen und unter Aenderung des Namens in ein Tcchniknm um zuwandeln. Gestern kam die Fachschulangelegenheit im Stadtverordneten-Kollegium zur Sprache. Dresden. (Verhaftung eines Feldwebels.1 Der Feldwebel Berger von der ersten Kompanie des Pionierbataillons ist unter dem Verdachte, Gelder, die ihm zur Aufbewahrung von Soldaten übergeben wurden, unterschlagen zu haben, verhaftet worden. Tie Fälle sollen schon längere Zeit zurückliegen. — (Ein Drama.) Gestern nachmittag erschoß sich hier in einem Anfälle von Schwermut der Rechtsanwalt Peisel. Als seine ebenfalls hier wohnende Geliobt« Frieda Wolf die Todesnachricht erhielt, versuchte sie ebenfalls sich zu erschieße«. Sie wurde schwer ver wundet ins Friedrichstädter Krankenhaus gebracht. Freiberg. (Zum Bürgittmeister der Stadt Brand) wurde unter 16 Bewerbern Herr RatSassessdr Zwingen berg aus Hohenstein-Ernstthal gewählt. Glaucha«. (Seziert.) In Gegenwart eines Ver treters der Königlichen Staatsanwaltschaft Zwickaul sind die Leichen der beiden Zwillingskinder des Hand-, arbeiters Flehmig hier gerichtlich seziert worden. Dem Vernehmen nach hat sich dabei ergeben, daß die Kinder infolge ungenügender Ernährung verstorben sind. Ob ein Verbrechen vorliegt, ist damit noch nicht fest gestellt. Gütkelsberg. (Ertrunken.) Gestern abend er trank beim Baden im Heimannschen Wehrteich in der Flöha der neunjährige Sohn des Tüllwebers Schiff ler. Der Knabe ist wahrscheinlich im Wasser vom Schlag gerührt oder von Krämpfen befallen worden. Mylau. (Die hiesige Bürgermeisterstelle) wird demnächst zur Ausschreibung gelangen, und zwar mit! einem Anfangsgehalk von 5000 Mark. Wie verlautet^ tritt Herr Bürgermeister Dr. Jurk sein neues Amt als Bürgermeister von Elmshorn bereits Ende Oktober dieses Jahres an. Dschah. (Einen üblen Streich) hat der Druck fehlerteufel dem hiesigen Amtsblatt, dem „Oschatzer Gemeinnützigen", in seinem Bericht über den Königs besuch in Frohburg gespielt. In dem Bericht heißt es: „König Friedrich August in Frohburg. Um 12V^ Uhr begab sich der König „mit Gemahlin" nach dem König-Albert-Denkmalsplatz, wo er von den Schlotzherrschaften ehrerbietig begrüßt wurde usw." Aus dem „Gefolge" dürfte in vorstehendem eine „Gemahlin" geworden sein. Und diese Unterschiebung passierte auch ungehindert die weiteren Instanzen. Plauen. (Ertrunken.) Beim Baden ertrunken ist im Gondeltcich zu Klein-Friesen der 25 Jahre alte Gutsbesitzer Otto Flechsig aus Bergen bei Falkenstein. Er versank lautlos vor den Augen seiner Bekannten, denen er vorher noch zugerufen hatte: „Nehmt die Sachen mit fort, ich schwimme nach der Gondel- Haltestelle." Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Heute früh wurde seine Leiche ge borgen. - (Unglückssall.l In der Weberei von Mein hold und Sohn geriet gestern nachmittag der 41 Jahr« alte Vorrichter Weidenmüller so unglücklich mit der linken Hand in die Transmission, daß die Hand völlig umgedrcht und mehrere Finger abgedrückt wurden. Schönheiderhammer. (Schwer verunglückt^ Ter Müllcrgchilse Rudolf Möckel kam beim Transpor tieren eines Backtroges zu Falle und verunglückte dabei derart, daß sich seine sofortige Ueberführung in eine Klinik nach Chenmjtz nötig machte. Ter fehr schwere Backtrog siel dem Verunglückten auf ein Befn, wobei ihm die Kniescheibe vollständig zersplittert wurde. Steinbach. (Tödlich verlaufener Unfall.) Der Holzdrchwarcnfabrikant 2. kehrte dieser Tage abends 11 Uhr mit seiner Familie von einem Ausfluge nach Reitzenhain zurück. Er wollte sich ein wenig aus- ruhcn nnd blieb zurück, während seine Angehörigen weitcrgingen. Jedenfalls durch aufleuchtcnde La ternen geblendet, kam er vom Wege ab und stürzte die steile Böschung in der Nähe seiner Wohnung hinab. Der Tod trat ans der Stelle ein, da der Unglückliche das Genick gebrochen hatte. Stille Dulderinnen. Roman von R. Mando wsktz. 6. (Nachdruck verboten.) „Also, sie war von zierlicher, zarter Gestalt mit den niedlichsten Füßchen und Händchen der Welt. Sie hatte Haare wie aus Sonnenstrahlen gewoben, blaue Augen, wie Sterne leuchtend, einen Kirschenmund — doch, was erzähle ich da ein Langes und Breites, wo ich Ihnen doch das wohlgetrossene Porträt der Prinzessin Tausendschön zeigen kann?" Jolan hatte seiner Stimme bisher wie von einem süßen Zauber besangen gelauscht. Jetzt fuhr sie er schrocken empor. „Ihr Porträt?" „Allerdings — bitte." Und ehe sie sichs versah, hatte er sie vor den großen Venetianerspiegel geführt, aus dem ihr nun ihr eigenes, erglühtes Gesichtchen entgegenblickte. Beide yutt-a im Augenblick nicht darauf gea üTt, daß eine dritte Person hcrangctrctcn war. Sie waren zu sehr in ihre junge Liebe versunken gewesen. Sie fuhren nun beide erschrocken auseinander, als eine Stimme sagte: „Also hier findet man die Ausreißer " Es war Andorffy. „Ich wär so erschöpft vom vielen Tanzen", stam melte Jolan, mit ihrer Verwirrung kämpfend. „Dies ist begreiflich. Gnädiges Fräulein sind ja die Umworbeuste der jungen Damen." „Sie schmeicheln." „Sagen Sic, Andorffy", mischte sich nun Sandor mißmutig über die Störung ins Gespräch, „sind Sie nur deswegen hergekommen, um Fräulein Jolan das zu sagen?" „Bewahre, Verehrtester, wie würde ich es wagen, um solcher Ursache willen, Ihr Gespräch zu unter brechen." Es klang jetzt wie leiser Hohn in feiner Stimme, doch niemand achtete darauf. „Also, was wollen Sie sonst?" „Na, zu höflich sind Sie gerade nicht, Baron. Können Sie nicht eine etwas gelindere Art suchen, um einem armen Menschen anzuzeigen, daß er zu viel ist? Also, ich habe dem gnädigen Fräulein eine wichtige Mitteilung zu machen." „Na, dann schießen Sie in Gottes Namen los." „Nur dem gnädigen Fräulein allein, Baron, unter vier Angen, wenn Sie gestatten." Der andere sah ihn jetzt mit unverhehltem Miß mut an. „Das heißt wohl, daß ich mich empfehlen soll? Sagen Sic, Andorffy, könnten Sie sich nicht einen passenderen Zeitpunkt für Ihre Mitteilungen aus- suchcn?" „Nein", antwortete Andorffy jetzt ganz veränderten kalten Tones. „Uebrigens hat das gnädige Fräulein zu entscheiden. Ich bitte um einige Minuten Gchör in hochwichtiger Angelegenheit." Jolan zögerte einen Augenblick, den Blick auf den Geliebten gehaftet, der finster zu Boden sah. „Sie tun ja schrecklich ernst", sagte sie dann, mit einem Versuch, zu scherzen, trotzdem ihr plötzlich eine unerklärliche Angst die Kehle zusammenschnürte. „Also, einige Minuten Privataudienz sind gewährt." „Dann darf ich sie wohl in das Spielzimmer, das momentan gänzlich leer ist, führen, hier könnten wir gestört werden." „Gott, was für Vorbereitungen! Also gehen wir." Er bot ihr den Arm. Dabei kreuzten sich sein und Sandors Blick scharf, wie zwei Degenklingen geübter Fechter. Und plötzlich wußte der junge Baron, der Mann da vor ihm, den er bisher für einen harmlosen Salonlöwen gehalten, war ein gefährlicher Feind. Sechstes Kapitel. Andorffy und Jolan durchschritten, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, schweigend einige Räume. Jolan dachte an das soeben unterbrochene Ge-t sprach mit dem Geliebten, das Plötzlich eine bedeu tungsvolle Wendung genommen hatte, die aufs Haar dem Beginn einer Liebeserklärung glich. Als sie ihn verließ und eben mit einem „Au? Wiedersehen beim Souper!" auf den Lippen den Kopf nach ihm wendete, war sie bei dem finsteren Blick, den die beiden Männer wechselten, so erschrocken, daß ihr das Wort in der Kehle stecken blieb. Was ging hier vor? . Andorffy jedoch grübelte darüber nach, wie er das, was er dem Mädchen sagen wollte, am geschicktesten! einkleiden sollte. Er wußte, daß cs den Hauptschlag galt und eint einziger ungeschickter Zug ihn matt setzen konnte. Es! war ohnedies schon fatal genug, daß es zwischen San-, dor und Jolan beinahe zu einer Erklärung gekommen! war, wie er deutlich gesehen hatte. Ein Paar Minute« später wären ihm die Beiden wohl als Brautpaart entgegengetreten und sein ganzes fein eingefädelbeÄ Spiel verloren gewesen. Das aber durfte nicht sein. Die Schulden gingen ihm bereits an den Hals! und seine Situation war eine unhaltbare, wenn ihm! die Ausführung des Planes, den ihn der günstig« Augenblick fassen ließ, mißlang. Zum Selbsterhaft tungstrieb gesellte sich hier das vor nichts zurück-! schreckende zähe Festhalten des schlauen, skrupellosen Abenteurers und machte ihn zum gefährlichsten Fcin8 des unschuldigen jungen Wesens an seiner Seite. In der Türe des großen Salons stießen sie fasH mit einem rasch hereintretenden hochgewachsenen Oft fizier zusammen. Der Betreffende wär etwa vierzig Jahre alt un8