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Eicchtenstein LaKnbergrrTagebtatt L. Beilage zu Rr 188 1909. - —8V. ——- Sonntag, den 15. Angnst Stadtbad Lichtenstein. 1. «avrzett: ». Wochentags von früh 6 Uhr bis zum Dunkelwerden und zwar Sonn abends ««unterbrochen und an den übrigen Wochentagen mit Ausnahme der Zeit von 1 bis Uhr nachmittags. d. Sonntags von früh 6 Uhr bis nachm. 1 Uhr ununterbrochen; Kinder dürfen nach 7 Uhr nachmittags nicht mehr baden. S. Mr Fraue« und MLdche«: Montags und Mittwoch von '/,9 bis »/,12 Uhr vormittags, Dienstags und Don nerstags von i/,3 bis Uhr nachmittags, Freitags von 5 Uhr nachmittags bis zum Schlüsse der Badezeit und Sonnabends von 1 bis 4 Uhr nachmittags. 3. für Männer »nd Knaben in der übrigen Zeit. 4. Preise der Bäder: a. für Erwachsene: mit Zelle 20 Pfg., ohne Zelle 10 Pfg. b. für Kinder: mit Zelle 15 Pfg., ohne Zelle 5 Pfg. Dutzendkarten sind entsprechend billiger. Außerdem werden Saisonkattenausgegeben. 5. Schmimmnnterritht kostet außer der Badekarte für Erwachsen« 5 Mark — Pfg. für Kinder 3 Mark — Pfg. 8. Bademäschr ist bei dem Bademeister zu haben. Unter der Maske. Bon KarlBerkow. 24. (Nachdruck verboten.) Und dann hotte das Schicksal sie wieder zu sammengeführt, als sie es kaum erwartet; er war vor sie hingetreten, gereift an Geist und Charakter, ein edler, willensstarker Mann, zu dem sie jetzt de mütig nur hinaufzublicken vermochte, nicht mehr der Liebende von ehedem, den das geringste Zeichen ihrer Gunst so hoch beglücken konnte, nein, ein strenger, prüfender Freund, dessen scharfem Blicke kein einziger ihrer Fehler entgehen konnte. Er sagte ihr nie eine Schmeichelei, aber oft sehr bittere Wahrheiten, er fand auch jetzt nicht den üblichen Ton leichter Konversation oder verschmähte ihn, den ihre übrigen Gäste führten, aber er wußte für jedes Leid, für jeden Schmerz das rechte Wort zu finden Und wie von selbst verschwanden die trüben Schatten von Gabrielens Stirn, wenn er zu ihr sprach. Ob er sie wohl noch liebte? Wohl kaum! Wer über das Weib, dem einst sein Herz gehört, so kühl, so unparteiisch urteilen konnte, hatte längst zu lieben aufgehört, und hatte er nicht dem Italiener stets den sichtbarsten Vorrang in Ga brielens Gunst eingeräumt, ihm jede Gelegenheit ver schafft, sie, so oft es anging, zu sehen und zu sprechen? Gabriele schauerte leise, wenn sie daran dachte, wie nahe sie daran gewesen, jenen ihr jetzt so unheim lichen Mann zu lieben, der in fast rätselhafter Weife in ihr Leben verflochten war. i „O, Gott sei Tank, daß es vorüber", flüsterte sie, ihre Hände mit innigem Tanke zusammenpressend. Eine Tür wurde jetzt hinter ihr geöffnet; Helga trat mit dem Knaben herein. „Möchten Sie mich nicht begleiten, liebe Helga?" fragte Gabriele freundlich. „Sie scheu seit einiger Zeit so angegriffen aus; die frische Luft würde Ihnen gewiß gut tun." Helgas blasse Wangen überslog ein leises Rot, als sie dankend verneinte. Gabriele warf einen prüfenden Blick auf ihre Erzieherin, sie wiederholte die Aufforderung indessen nicht, sondern verließ mit lächelndem Gruße das Gemach. Herbert hatte heute sehr viel zu erzählen und wunderte sich zuweilen, daß er von seiner Mutter nur zerstreute und einsilbige Antworten erhielt. Er fragte wiederholt, warum Tante Helga gestern abend so sehr jgeweint cknd warum Onkel Francesco denn gar nicht mehr käme. Der letztere Umstand schien dem Knaben ganz besonders nahe zu gehen; des Malers lebendiges Wesen War ihm in hohem Grade sympathisch. „Sprich doch nicht unaufhörlich von Signor Fran cesco!" sagte Gabriele endlich etwas ungeduldig. Herbert blickte sie erstaunt an. „Warum nicht, Mama? Kannst Tu Onkel Fran cesco nicht leiden'?" „Tas nicht, aber —" Gabrile stockte. „Hast Tu Onkel Bergen lieber?" fragte Herbert mit der Kindern eigenen Beharrlichkeit, einer Sache auf den Grund zu kommen. Gabriele war eben im Begriff, ihrem Sohne eine s diplomatische Antwort auf seine Frage zu geben, als Vus einem Seitenwege des Parkes der Rcgjeruugsrat! sich ihnen sehr unerwartet näherte. Sic wußte nicht, wie cs kam, daß heute ihr Herz schneller schlug bei! seinem Anblick und zürnte sich im gleichen Momente, daß sie sich wie ein törichtes Mädchen erröten fühlte darüber; warum mußte auch Herbert unmittelbar vor her eine so kritische Frage tun? Bergens stets gleichmäßiges Wesen gab ihr in dessen schnell ihre Fassung wieder. Sie erzählte ihm, daß sie während der letzten Wochen den Entschluß gefaßt, für einige Zeit nach dem Süden zu gehen, weil das Leben hier sic bereits ermüde. „Nun tadeln Sie mich wieder, Herr von Bergen, Nicht wahr?" sagte sie mit leichtem Trotz. „Sie werden denken, es sei bloß Vergnügungssucht, die mich von hier treibt. Versetzen Sie sich einmal an meine Stelle wid sagen Sic Mr, was Sie tun würden, wenn Sie,' wie ich, ohne Zweck, ohne Beschäftigung leben müß ten. Meine Wirtschaft besorgt meine alte Schließerin, mein Kind erzieht Helga; ich komme mir so über flüssig vor in der Welt, so unnütz, daß ich oftmals denke, es wäre besser, ich läge tief unten in dem Flusse dort und die Wellen gingen über mich hinweg .und erzählten mir von meiner Heimat und von meiner Jugendzeit." Und war cs, um ihn zu necken, war es in halber Vergessenheit, sie näherte sich mit einer raschen Be wegung dem Rande des Flusses, an dem sie vorüber- schritten und dessen Ufer gerade an dieser Stelle steil zur Tiefe sich senkte. „Gabriele!" rief Bergen, ihren Arm ergreifend. Sie blickte, sich umwendend, in ein schreckensbleiches Angesicht; niemals zuvor hatte sie den streng be herrschten Mann so fassungslos gesehen. „Nun, haben Sie keine Angst", sagte sie lächelnd, „so schlimm ist es ja nicht, nur zuweilen kommt mir solch ein finsterer Gedanke, der ebenso schnell ver weht, wie er entstanden." Bergen hatte sich gewaltsam zu belämpscn ge sucht. „So müssen Sie nicht sprechen, Gabriele", sagte er mit einiger Strenge, „mitldem Leben darf man kein herausforderndes Spiel treiben. Und was die Pflichten anbelangt, glauben Sic mir, wer die seinen aufrichtig sucht, findet kmmerhin solche zu erfüllen." Er verabschiedete sich niit kurzem Gruße von ihr, die seine ernste Mahnung diesmal nicht mit dem Gefühl unwillkürlicher Kränkung, sondern mit strahlen dem Lächeln hingenommen. Feinste milde Tnletttseifen und Kinderbadeseisen. Größte Attswahl ?M«rkiE empfiehlt Drogerie „znm Krenz" Curt Lietzmann. Und dieses Lächeln behauptete auch siegreich feinen Platz, als er verschwunden und sie mit Herbert ihren Weg fortsetzte. Immer noch hörte sie den Ausruf des Schreckens von seinen Livven, mu dem er sie von der gefahrvollen Stelle zurückgezogen, immer noch sah sie dje Augen des ernsten Mannes mit einem Ausdruck auf sich gerichtet, den sie seit langen Jahren nickt mehr au ihm wahrgenommen. „Er liebt mich noch, er liebt mich noch", jauchzte cs in ihr und sie schloß die Augen vor dem blendenden Frühlingsglanze, der plötzlich ihre Seele durch flutete. * * * „Ich habe Sie heiue erzürnt, nickt wahr?" sagte Bergen am Abend desselben Tages, als er mit ihr allein im Teezimmer saß. „Ich bin gewiß zu rauh und unfreundlich gewesen." „Nein, o nein", sagte Gabriele hastig. Bergen schaute sie verwundert' an; sie erschien, ihm heute so fremd, so eigentümlich verklärt, von. einer Glückseligkeit, deren Ursache er nicht enträtselnj konnte. l „Sie wissen nickt, wie sehr es mich schmerzt, so düstere Anschauungen ron Ihnen zu hören", fuhr er fort, „noch sind Ihnen ja so viele Güter des Lebens geblieben, die Ihnen nicht so wertlos erscheinen sollten, um sie nicht dankbar hochzuhalten. Und was ich Ihnen vom Herzen wünsche", fügte er mit leise vibrierender Stimme hinzu, „und was Ihrem Leben wieder den hohen Wert verleihen wird, den Sie jetzt! schmerzlich missen: ein gütiges Geschick wird es Ihnen noch gewähren — die Liebe eines Mannes, der Ihrer - würdig ist " ; „Und wenn ich nun einen Mann gesunden, des sen Liebe mir das kostbarste Gut erschiene, das das Leben mir noch gewähren könnte?" fragte Gabriele mit halber Stimme. (Fortsetzung folgt.) Mtüu« ns in ?ninil»lki les GkimövM -i ßiiiins Sitzung vom 6. August 1909. Punkt 1. Herr Privatier Hermann Seidel sucht nach, ihm auf sein Neubau-Grundstück an der Anger straße ein Darlehen von LI 000 Mark zu leihen. Hier zu liegt ein Protokoll des Sparkassenausschusses vor> nach welchem demselben betreffendes Darlehen unter den üblichen Bedingungen bewilligt wird. Ter Ge- meindcrat gibt hierzu seine Genehmigung. Außerdem gibt der Geineiuderat noch seine Zustimmung zu einem Protokoll des Sparkassenausschusses vom 9. Februar dieses Jahres. Punkt 2. Gesuch um Arcalankauf von Herrn Gott lieb Grüßer hier unterhalb seines Hauses Kataster- Nummer 36 C. Ter Gemeinderat beschließt, Herrn Grüßer das gewünschte Areal zu verkaufen, soweit keine Bedenken für etwaige Bebauung vorliegen. Der Preis wird pro Ouadrat-Rute auf 30 Mark festge setzt. Punkt 3. Zufertigung des Direktoriums des. Krcisvereins für innere Mission, die Herberge in Lichtenstein betreffend, Bewilligung eines jährlichen Beitrages. Der Herr Vorsitzende verliest betreffende Zuschrift, aus der zu erwähnen ist, daß der Beitrag für jeden Ort auf je 1000 Einwohner 13 Mark be tragen soll. Es würde sonach für die Hiesige-Gemeinde bei der jetzigen Einwohnerzahl der Beitrag 73 Mat! betragen. Der Owmeinderat beschließt, genannten Bei trag zu bewilligen. Punkt -l. Es werden zwei llntcrstiltzungsgesuche bewilligt. Punkt 3. Cs liegen zwei Steuererlaßgesuche vor, die teilweise Berücksichtigung finden. Punkt 6. Kaufvertrag mit Herrn Gutsbesitzer Röger betreffend. Ter Herr Vorsitzende teilt mit, daß die mit Herrn Röger gepflogenen Verhandlungen ergeben haben, daß derselbe sein in Frage kommendes Grundstück nicht unter 2800 Mark verkaufen will. Nach längerer Aussprache hierüber beschließt man, auf vorigem Beschluß stehen zu bleiben und es beim Gebot von höchstens 2700 Mark bewenden zu lassen. Punkt 7. Entwurf, Ortsstatut Gemeinde-Ver treter betreffend, hierzu Protokoll des Verfassungs- ausfckusses. Ter Herr Vorsitzende verliest zunächst genanntes Protokoll. Zu Puukt 2 dieses Protokolles, Reisegelder der Gemcindebcamten und Ge- meiudeverlr>ter betreffend. Ter Verfassungsausschuß schlägt vor, es bezüglich dieser Angelegenheit beim alten zu lassen. Hierzu gibt der Gemejnderat seine Zustimmung. Zu Punkt > des Protokolles, Orts- slatut Gcmeindeverlreter betreffend, verliest der Herr Vorsitzende ein provisorisch ausgefertigtes Statut. Nach langer Debatte, an der sich alle Mit glieder beteiligen, kommt man schließlich zu der An sicht, die Sache für heute nochmals zu vertagen. Punkt 8. Zufertigung der Königlichen Amts- hauptmanuschafk, Girvverband der sächsischen Ge meinden betreffend Diese Angelegenheit wird ebenfalls vertagt. Punkt 9. Tie Ablage der gemeindlichen Rech nungen aus das Jahr 1908 betreffend, beschließt der iRnneinderat, dieselben zunächst wieder dem seit herigen Rechnungsprüfer zu übergeben. Punkt 10. Ter tücmcinderat nimmt Kenntnis von einem Dankschreiben der hiesigen SanitätSkolonne, von einem solchen des Sckachtmeisters Herrn Bretschneider, sowie von der ttzenebmigung zum Areal-Verkauf an Herrn Ferdinand Döhn.