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-s-Ka'tzenmusik anten mit blutigem Aus- gang. In Hingenen bei Mecheln (Belgien) brachte die gesamte Bevölkerung, etwa 1600 Personen, einer verheirateten Frau, weil sie angeblich intime Beziehungen zu einem im Dienste ihres Mannes stehenden Knecht unterhielt, seit 10 Tagen jeden Abend eine Katzenmusik dar. Das Eingreifen der Gendamerie führte zu einein schweren Zusammenstoß. Sechs Personen wurden durch Schüsse schwer verwundet; zwei von ihnen sind gestorben. Ein Beichtgeheimnis. Aus Lemberg wird gemeldet: Bei dem Borstande der hiesigen Direktion der Staatsbahnen, Hofrat Rybicki, erschien dieser Tage ein Geistlicher und teilte ihm mit, daß ihm jemand in der Beichte das Geständnis gemacht habe, daß er die Eisenbahn um 2 400 Kr. geschädigt hat. Zugleich habe ihm das Beichtkind die 2 400 Kr. eingehändigt, um sie der Direktion auszufolgen und fo den angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Der Geistliche übergab die 2 400 Kr. dem Hofcalc Rybicki und ersuchte um die Ausfolgung einer Empfangsbestätigung. Hofrat Rybicki folgte die Empfangsbestätigung aus, und weiter wurde kein Wort über die Sache gesprochen. Das Beicht geheimnis wurde vollkommen gewahrt. -f- Gegen Don Miquel von Braganza' der sich jüngst mit der amerikanischen Millionärin Anita Stewart verlobt hat, ist der „Voss. Ztg." zufolge kürzlich beim Konkursgericht in Wien ein Ersuchen um Eröffnung des Konkurses eingebracht worden. Der Exekutionstitre belief sich auf 50 oOO Kronen. Auf der Tagesordnung, die darauf angeordnet wurde, konnte das Gesuch nicht erledigt werden, weil, wie die Behörden erfahren haben, daß der Adressat abgereist ist. Wie es heißt, hat sich Don Miquell nach Schottland begeben. Ein gefährliches Wertobjekt ist, wie aus Paris gemeldet wird, dort in einem Omnibus ver loren worden. Es ist ein kleines Paketchen, Radium salz enthaltend, das ein Pariser Hospitalarzt auf seinem Platz im Omnibus liegen ließ Die Gefahr besteht da rin, daß jemand das Paketchen gefunden und in die Tasche gesteckt hat. Denn obwohl es sich nur um ein sechzehntel Gramm — im Werte von 20 000 Mk. — des Radiums handelt, so dürfte es doch genügen, dem Finder unheilbare Wunden beizufügen. Vorläufig suchen Polizei und Omnibusangestellte vergebens nach dem gefährlichen Wertobjekt. -f-Eine originelle Pfändung ist jüngst in der serbischen Hauptstadt vorgenommen worden. Dort schuldete der Besitzer des Hotels „Zum Falken" einer Firma 12 000 Fr. Diese verlangte Pfändung. Der Vollziehungsbeamte kam morgens 7 Uhr ins Hotel, weckte die Hotelgäste und forderte sie auf, die Hotel wohnung unverzüglich zu verlassen, da er alles absiegelu müsse. Auch die Restaurations« und Cafögäste mußten sofort ihre Sitze verlassen, denn der Beamte erstreckte seine Tätigkeit auf alles dort Befindliche. Diese energische Maßregel der Behörde erregt natürlich viel Aufsehen. -f- Tschechische „Liebenswürdigkeit". Aus Polkwitz wird geschrieben: Ein hiesiger Bürger hatte mit drei weiblichen Angehörigen eine Vergnügungs reise unternommen. Um möglichst frühzeitig das RiHen- gebirge zu erreichen, benutzten die Touristen die letzte Eisenbahnverbindung von Rachod nach Halbstadt, um hier zu übernachten. Bei diesem Vorsatz hatten sie aber die Rechnung ohne die Tschechen gemacht. Aus jedem Hotel wurden sie in schroffster Form und mit höhnischen Redensarten, wie: „Für Deutsche ist hier kein Platz" — „Sie können auf der Straße übernachten!" ausgewiesen. In einem Gasthof saß ein Polizeibeamter in Uniform am Stammtisch. Statt sich der hilf und obdachlosen Touristen in der bereits vorgerückten Abend stunde anzunehmen, fügte er dem donnernden „Raus" des Wirtes und der Gäste noch den gehässigen Wunsch bei: „Ich wünsche Ihnen, daß eS jetzt die Nacht durch regnet." Die mitternächtliche Stunde war inzwischen herangerückt. In ihrer Not gingen die schlesischen Touristen nach dem Bahnhof, um hier die Abfahrt des ersten Morgenzuges nach dem Riesengebirge abzuwarten. Aber die Warteräume waren geschlossen. Es erschien ihnen nun ein rettender Engel in einem deutschgesinnten Bahnbeamten, der den Nachtdienst auf dem Bahnhofe zu versehen halte. Als er von dem Mißgeschick der Touristen hörte, öffnete er ihnen ein österreichisches Wagcn- abteil 2. Klasse, machte ihnen so gut es ging, ein Nachtlager zurecht und weckte sie am nächsten Morgen rechtzeitig vor Abgang des Zuges. s Fidele Hochzeit. In einem Restaurant in Aachen fand ein Hochzeitsfest start. In demselben Lokale wurde gleichzeitig eine Geförderungsseier abgehalten, an der etwa 30 Unteroffiziere teilnahmen. Nach Diitternacht betrat ein Feldwebel den Hochzeitssaal, wo schon eine kampflustige Stimmung herrschte, um sich von der Wntin zu verabschieden. Hierbei wurde er von dem Bräutigam und einem Hochzeits- gaste tätlich angegriffen. Schließlich schlug ihn die Schwester der Braut mit einem Stuhle über den Kopf. Die vom Wirt verständigten übrigen Unteroffiziere drangen nun in den Saal, um ihren Kameraden deizustehen, mutzten aber, da sie unbewasfnet waren, der Uebermacht weichen. Mit Bierseideln, Tellern und Stühlen bewarf man sich, als schließlich die be nachbarte Kasernenwache mit aufgepflanztem Seilengewehr die ganze Gesellschaft verjagte. Ein Arzt leistete dem schwerver letzten Feldwebel die erste Hilfe. sEine verpfändete Ortschaft. Der mecklen burgische Flecken Dassow, der 2000 Einwohner zählte, soll jetzt von einem mecklenburgischen Grundbesitzer an den Landes- Herrn verlaust werden. Der Ort Dassow wurde nämlich vor genau 6«.» Jahren von dem in ewigen Geldsorgen steckenden Herzog Heinrich zu Mecklenburg für 6l0 Mark lübischer Münze an di« Gebrüder v. Parkenthin verpfändet. Dem Herzog fiel es nicht ein, später den Ort wieder einzulösen und auch die nachfolgenden Herrscher scheuten die Ausgabe. Jetzt endlich, nachdem die in Frage kommenden Familien längst ausge- storven sind, hat die Regierung Rücklaufsverhandlungen ein geleitet und auch zu Ende geführt. > sEineamüsanteGeschichte ausSüdafrika, , I die das von den Kasfern gehegte Verlangen nach „Kreditge- I Währung- illustriert, findet sich in einem in der Kaplonie I erscheinenden Blatte. Vor kurzem erschien ein Kaffer in einem der landesüblichen Nahtungsmitlelgejchäfle und verlangte den Preis von Mehl zu wissen; man sagte ihm, daß ocr Lack Mehl bei Barzahlung 17 Schillinge 6 Pence, bei drei monatigem Kredit 30 Schillinge und bei sechsmonatigem Kredit cv Schillinge losten würde. 'Nach sorgfältigem Uever- legen entschied sich der Kaffer dahin, daß er einen Sack Mehl aus dreimonatigem Kredit nehmen wolle, und nachdem der Geschäftsinhaber dies in seine Bücher eingetragen und dem Schwarzen den Sack Mehl ausgehändigt hatte, holte dieser sein Portemonnaie aus der Tasche und legte als erste Anzahlung 20 Schillinge auf Len Ladentisch. 's Fünf Schtsfbrüchige der „Margareta" gelandet. In Plymouth wurden Kapitän Sassen und vier Diann von dem Deutschen Schoner „Margareta" gelandet. Die „Margareta" verlor in emem Sturm ün Atlantischen Ozean ihre Masten und bekam ein Leck. 'Neun Tage und Nachte stand die Manuschafl unaufhörlich an den Pumpen. Schließlich mutzte das Schiff doch den Wogen preisgegeven werden, und wenige Minuten, nachdem der Kapitän es ver lassen hatte, sank cs in die Tiefe. Dian Hane verschiedene Dampfer, die in ><-icht kamen, um Hilse gebeten, aber alle fuhren achtlos weiter. 24 Stunden lang trieben die Schiff brüchigen in dem Rettungsboote auf dem Meere. Sie hatten keine Zeit gehabt, sich zu verproviantieren und waren durch die Anstrengungen und Entbehrungen ganz erschöpft, als der dänische Schoner „Herta" ihnen Rettung brachte. f Verhaftetes Hochstaplerpaar. Die Char lottenburger Kriminalpolizei verhaftete ein Diebespaar, das in einem Pensionat nach und nach für 2000 Marl Wäsche gestohlen hat. Der Diann war als „schriftsteller", seine Frau als „Malerin" angemeldet, in Wirklichkeit handelt es sich aber um ein Hochslaplerpaar aus Böhmen, das seit 1907 bereits in ganz Europa herumreche und ausschließlich von Betrüge,eien und Hochstapeleien lebte. f Bluttaten einer Räuberbande. Eine aus 5 Personen bestehende Räuberbande überfiel nachts die schirmenden Bewohner des Restaurants „'Neuer Schützenhos" ui Hausbruch bei Harburg, fesselten und rnebelten die Wirts- lerne namens Wende und den Kellner und raubten die Räume aus. Als es dem Kellner gelang, sich und den Wirt von den Fesseln zu befreien, kam es zu einem erbitterten Kampfe. Dem Witte wurde der Schädel gespalten, auch der Kellner wuroe schwer verletzt. Die Einbrecher flüchteten dann; einer von ihnen wurde im Moor fejlgenommen. Der ebenfalls schwer verletzte Hauptanführer ist leider entkommen. f 'öl euer Höhen rekord für Luftallons. Der italienische Leutnant Mina unternahm gemeinsam mit dem Lusischlsser Pladessa einen Aufstieg mit dem italienischen Riesenbatlon „Albolrotz", um den bisher von Lufiballons er- reichlen Hohenretoro zu schlagen Der Ballon führte 1200 Kilo Ballast und erreichte eme Höhe von 2. 500 Fuß. Es ist ihm also gelungen, alle uauenqchen Ballonrekords zu drücken. Die kühnen Lusischlffer erreichten zeitweise eine Lem- permur von minus 32 wrud. f Die Tollwut. Die sengende Glut hat es ver- schuldet, daß gegenwärtig die Iaht der von tollwütigen Hunden gebisseneil Personen jo ziemlich die höchste seil Jahren ist. Im Berliner Jnsruut für Infektionskrankheiten befinden sich gegenwärtig aus oem ganzen Reiche etwa bO Personen. Allein der vorgestrige Lag brachte sieben Personen aus der Pimz. Unter oen vo Gebissenen befinden sich aus dem König reich Sachsen acht. Wir tonnen melden, daß bei sämtlichen Personen die Schutzimpfung erfolgreich zu bleiben verspricht; der Ausbruch der Krankheit ist gleichbedeutend mit dem qual vollsten und schrecklichsten Tode, wie aus dem nachstehenden 'Falte zu ersehen ist: In Kömggrätz wurde am w. Mai d. I. der Kutscher Macht, ein 3liäyrlger Diann, von einem wutkranken Hunoe gebissen. Macht wurde sofort in das Pasleursche Jn- pttui nach Wien gebracht, dort der Schutzimpfung unterzogen und kehrte als geyeltl zurück. Vor einigen Lagen fühlte sich Matyl plötzlich unwohl und begab sich in das Krankenhaus in Kömggrätz. Lrotzoem nun der Bezirtsarzt, dem der Vor- fall voiil 18. Diät bekannt sein mußte, ahnen konnte, daß die Erkrankung an Lollwul nicht ausgeschlossen sei, wurden teine besonderen Vorkehrungen getroffen. Erst als sich bei Macht sichtbare Anzeichen der Toüwul zeigten, wurde er in eilt mit Eisengiltern versehenes Zimmer eingesperrt. 'Nach etwa zwei Stunden fing Macht zu willen an, und niemand wagte es, lii das Zimmer elnzulrcten. Man verbarrikadierte die Lür und siellie vor dieselbe zwei Polizisten, damit ein Ausbrechen des Wütenden verhindert weroe. Von 2 Uhr nachmittags bi« 5 Uhr früh währte das Schreien und Loben des Unglücklichen in dein versperrten Zimmer. Da trat plötzlich Ruhe ein. Als die Lür geöffnet wurde, bot sich den Emtreienden ein grauen hafter, herzergreifender Anblick. 'Ain Boden lag Macht in den letzte» Zuckungen, den Kopf gegen die Dielen schlagend, die Haut des Kopfes skalpiert, blutüberströmt, die Finger ab- geviyen und abgebrochen, der ganze Körper zerschlagen und zerfleischt. Die Wände und der blutgetränkte Boden zeugten von den furchtbaren Qualen, die der Unglückliche erlitten, be vor ihn der Lod erlöste. -s t-0 Menschen vom Feuertod gerettet. In Schöneberg war m der Nacht zum Mittwoch in der Akazien- slraße cm großer Brand. 'Nicht weniger als 60 Personen tonnten erst m letzter Minute durch unerschrockenes Eingreifen der Feuerwehrleute vom Tode des Vervrennens gerettet werden. Das Feuer wütete die Nacht hindurch bis m die frühen Morgenstunden hinein. fi Verwüstungen durch eine Windhose im Werratal. Nach einem Telegramm richtete eine Windhose in Gerbershausen im Werratal schweren Schaden an. Sie deckte Dächer der Kirche, der Schule und einer Anzahl Wohnhäuser ab, wirbelte einen Last wagen in die Luft empor und entwurzelte viele Bäume. -(Ein doppelter Kanalflug. Die Gemeindebe hörden der beiden Städte Boulogne-sur-Mer und Folkestone (England) Haden einen Preis von 30000 Di. für denjenigen Avia tiker gestiftet, der im Aeroplan einen Flug über den Kanal und sofort wieder zurück zum Startplatz unternimmt. Der Flug in Frankreich anzutreten. Unter einer Eisenplatte begraben Einen schrecklichen Tod hat in einer Nürnberger Eisen gießerei ein Former erlitten. Eine große frisch gegossene, eiserne Plane, unter deren Holzpflocklager der Arbeiter gelrochen war, um Schrauben zu lösen, senkte sich auf ihn herab und zerdrückte ihm Hals- und Rückenwirbel, w daß er in seiner hilflosen Lage unter der Platte starb, ehe ihm Hilfe gebracht werden konnte. GcschästtiHeS. Lchöue Ersparnisse erzielt man auf leichle Art durch die eigene überaus einfache Herjtellrmg der sonst zu kostspieligen Llmonade-Fruchtsirupe, wenn man sich diese aus Reichet'« echten Fruchtsirup-E.rtrakten selbst bereitet. Er- hältlich sind alle bekannten Fruchtarten wie Himbeer, Kirsch, Erdbeer, Zitrone rc. Dieselben haben das volle natürliche Aroma frischer Früchte und reinen wirklichen Fruchtgeschmack und dienen zur Bereitung köstlicher erfrischender Getränke, Limonade» rc., sowie als Zusatz für Selters, Weißbier usw. Ebenso vorzüglich sind sie als Beigutz zu Puddings, süßen Speisen usw. 1 Originalflasche ergibt b Pfund vollkommen haltbaren Limonadesirup und kostet nur 75 Pfg., weshalb ein Versuch schon sehr lohnend ist. Niederlagen in den bekannten, Lurch Schilder kenntlichen Drogerien, die „Original Reichel- Essenzen" führen, wo nicht zu haben, erfolgt Versand durch Otto Reichel, Berlin SO. 33. Die Eröffnung der Mont-Llauc-Bahn. Die erste Etappe in dem kühnen Werke moderner Jngenieurkunst, der Bahn, die durch Fels, Stein und Eis sich den Weg bahnen soll bis zum Gipfel des höchsten Berges Europas, des Mont Blanc, ist nun vollendet. An einem Tage der vorigen Woche ward in dem kleinen Bahnhof von Le Fayet das Abfahrtssignal gegeben, und der erste Zug der neuen Bergbahn begann keuchend seinen Aufstieg zu den Älpenriesen. Viele Jahre haben die Männer der modernen Technik in stiller Stube ge rechnet und gearbeitet, ehe sie dazu schreiten konnten, den kühnen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. Ur sprünglich hatten Projekte bestanden, die die Bahnstrecke sogleich in das Innere der Bergkörper hineinführen und so eine völlig gedeckte Linie bis zum Gipfel schaffen wollten, die auch im Winter fahrbar wäre. Aber nach sorgsamen Erwägungen entschloß sich der Unternehmer Duportal, so führt E. Mugniot in der Nature aus, den größten Teil der Strecke ins Freie zu verlegen, um den Reisenden die grandiosen Schönheiten der Alpen nicht zu verbergen. Man mußte einen Weg wählen, der die südliche Sonne empfing, also im Sommer schneefrei wurde, und der zugleich die mannigfachen Gefahren auf der Gebirgswelt auf ein Minimum verringert. So ent schied man sich für die rechte Wand des Bionnassay- Tales; bis weit hinauf zur Aiguille-du Goüter empfängt die Linie das südliche Sonnenlicht, die Schneemassen schmelzen früh darin, und von Juni bis September werden die kleinen kraftstrotzenden Lokomotiven Bewunderer der Alpenschönyeit zu den Bergen emporführen. Bis Col de Voza, bis zu einer Höhe von i700 Meter, ist der Bau jetzt vollendet. Emile Berr hat an der denkwürdigen ersten Fahrt dieser neuen Zahnradbahn teilgenommen und gibt im Figaro eine anschauliche Schilderung seiner Eindrücke. „Drei Züge gehen ab, je zwei Wagen, die bald das Dorf Fayet hinter sich lassen und an der Zahnradschiene emportlimmen. 7^ Kilometer haben die kleinen Loko motiven vor sich, herbe Steigungen, Vie bisweilen auf vier Meter eine Siteigung von einem Meter erreichen. Die Lokomotiven sind hinter die Züge gekoppelt; wenn bei starken Steigungen ihr Keuchen sich verstärkt, über kommt einen fast der Eindruck menschlicher Anstrengung. Den Reisenden aber nimmt schnell die Schönheit der Bergwelt gefangen. Gleich nach Verlassen der Feld schluchten taucht vor dem Blicke oas anmutige Arvetal auf, dann Saint-Gervais mit seinen bunten, fröhlichen Villen, die sich im Grün um den kleinen Kirchturm drängen. Bald aber breitet sich in der Tiefe ein neues herrliches Bild: das Bonnant-Tal. Nach der Station Seint-Gervais kommt Motivon. Das kleine Dorf ist in buntem Festestrubel, und um den funkelnagelneuen Bahnhof scharen sich die Feierlustigen, um die zu sehen, die „von unten" kommen. Nach kurzem Halt geht es weiter. Unter uns beugen sich wie grüßend Felder mit Alpenrosen vor dem Winde. Und jetzt sieht man ihn vor sich, den Mont Torchct; seine weißen Firnen zeichnen sich scharf ab von dem azurblauen Horizont. Der kleine Zug windet sich vorwärts, zur Rechten sieht inan das Glacier von Bionnassay Dann eine Strecke, wo der Zug über ein Plateau gleitet; zu unsern Füßen liegt Chamonix, tief unten; rings eine unbeschreibliche Symphonie von Grün und Weiß. Col de Voza ist er reicht. Hier, in der Höhe von 1700 Meter, ist der jetzige Endpunkt der Linie. Bis hierher durchmißt die Bahn verhältnismäßig wenig steile Bergabhänge; die Landschaft zeigt noch Vegetation. Vor einem liegt jetzt die erste große Gesamtansicht der Mont-Blanc-Basis, und leicht kann der Reisende den benachbarten Gipfel des Prarion erreichen. Aber schon haben die Arbeiten an der Fortführung der Strecke begonnen. Sie wird bei Chalet de Bellevue in einer Höhe von 1812 Meter die Waldgrenze hinter sich lassen und dann der Südseite des Mont Lachat mit anfangs mäßiger Steigung folgen. Hier türmen sich die Schwierigkeiten. Bis Tete- Rousse sind häufige Bergrutsche zu befürchten; es gilt, die Strecke zu decken, in Galerien wird sie sich hinwinden und zahlreiche künstliche Wasserabflüsse werden den Ab fluß des Gletscherwassers ermöglichen, ohne daß der Bahnkörper beschädigt wird. Die Steigungen mehren sich, in vielfachen Windungen strebt die Bahn auswärts, vis endlich Tvte-Rousse mit seiner Höhe von 2230 Meter erreicht ist. Von hier aus beginnt der gewaltige Tunnel, durch den die Bahn sich bis zur Aiguille-du» Goüter emporwindet. Zahlreiche senkrechte Schächte er» möglichen die Ventilation, bisweilen kreuzt die Linie eine Art Balkon, der herrliche Ausblicke gewähren wird; ja, man hat sogar daran gedacht, an einem dieser Balkons eine besondere Station anzulegen. Die Station Aiguille- du-Goüter ist an der östlichen Seite des großen Gletscher feldes projektiert, das sich vom Dvme-du-Goüter ab wärts erstreckt. Dies ist die zweite Etappe, an der be reits gearbeitet wird. Die dritte wird dann in einem einzigen riesigen Tunnel bis unmittelbar zur Spitze des Mont-Blanc emporführen. ivrruti «mb Verlag von Otto Loch >md Wilhelm pesterr. FÜ dl« «edaktlon verantmorlltch Wilhelm Pester, flr den Inseratenteil VUo Loch, beide in Lichtenstein«