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ein schweres Stück Arbeit zu leisten, bis die Ange legenheit zu dem erwünschten Ziele gelangen wird. An Energie soll es nicht fehlen. Einigen Derren, die den Bestrebungen kräftig; Unterstützung geleistet — Nudelt, Wittig, Kleinhempel, Goldammer — sprach der Berichterstatter den Dank der Gemeindebeamten aus, er schloß mit dem Wunsche, daß die weitere Tätigkeit in dieser den Mitgliedern des Vereins be sonders am Herzen liegenden Angelegenheit von Er folg begleitet sein möge. Herr Gemeindevorstand Kirsten aus Tobritz sprach dem Direktorium den Dank der Versammlung für den betätigten Fleiß im Ver folge dieses Zieles aus und versprach sich eine För derung der Sache durch Gewinnung der zukünftigen Landtagsabgeordneten und der Presse für die Be strebungen auf Errichtung einer Landespensions kasse. 7. Der Antrag des Vereinsbezirkes Glauchau: >,Tas Vereiusdirektorium zu bitten, die vom Vereins bezirk Glauchau anger gte Angelegenheit wegen Fort bildung der Gemeindcbcamten weit r zu verfolgen und zu diesem Zwecke Mittel aus der Vereinskasse zu entnehm n", Warde von Herrn Ehrhardt-Glauchau vertreten. Er trat lebhaft für Fortbildungskurse ein Die Höhe der hierfür aufzuwend.nden Milt-l wurde dem Direktorium überlassen. Ter Antrag fand große Majorität. 8. Der Antrag des Vereinsbezirkes Glauchau: -,Das Vereiusdirektorium zu bitten, Preisausschreiben wegen Einführung von Gescbäftsvcrcinfachung bei den Gemeindeverwaltungen zu veranstalten und die dazu nötigen Mittel aus der Vereinskassc zu entnehmen", Wurde vertagt. 9. Die Anträge: „Tie bisher aus Vereinsmitteln für Untersrühungszwecke verwendete Summe von 1000 Mark jährlich aus 1300 Mark bezw. 2000 Mark zu erhöhen", wurden abgelehnt, es bleibt also bei 10M Mark. 10. Bis zum Fahre 1913, der voraussichtlichen Fertigstellung des Völkerschlachtdeukmals bei Leipzig, soll der bisher hierfür ausgeworseue Betrag von 30 Mark weiter bezahlt werden. Als Orr für die nächste Generalversammlung wird Grimma mit großer Majorität gewählt. Als Rech nungsprüfer wählt die Versammlung die Herren Cpar- wsscnk.mtrollcur Schne der in Lichtenstein und Stadt hauptkasiierer Hunger ans Radeberg. Ter Sprecher der Obmänner und Bezirksvorsitzendeu, -Herr Bürger meister Scliröter ans Frohburg, schlug vor, den Sitz des Direktoriums in Leipzig zu belassen und das Direktorium in seiner Gesamtheit aut eine dreijährige Periode wieder zu wählen. Tas geschah mit einer spontanen Bertraueuskundgebung. Ta aber die Herren Kassierer Unger und zweiter Schriftführer Neuster die Wahl nicht wieder annehmen, traten an ihre Stelle durch Bestimmung der Versammlung die Herren Kassenrevisor Scharlach und Steueraktuar Richard Ritter aus Leipzig Dem Direktorium wurde der Verwaltungsaufwand von löOO Mark auf 2009 Mark erhöht. Die Versammlung schloß mit einem erhebenden Akte, Herr Vereinskassierer Unger wurde jn Aner kennung der dem Vereine geleisteten treuen Dienste zum Ehrenmitgliede ernannt, außerdem wart die Versammlung 3)0 Mark aus zu einer Ehrengabe für den genannten Herrn. Dieser dankte in bewegten Worten für die außerordentliche Ehrung. Tarauf richtete der Herr Vorsitzende warme Tankesworte an die aus dem Direktorium ausscheidenden Herren Unger und Nüster. Nachdem endlich noch Herr Panse aus Plauen seinen Standpunkt über die Anrechnung eines Militärdienstjahres auf das Dienstalter von in den Gemeindedienst eingetretenen Militäranwärtern dar gelegt hatte, schloß der Herr Vorsitzende nach vier stündiger Dauer nachmittags 3 Uhr die Generalver sammlung mit Dankesworten an alle Besucher und einem frohen „Auf Wiedersehen!" im nächsten Jahre in Grimma. Dieser hochinteressanten Versammlung folgte im Goldenen Helm eine frohbewegte, durch die Anwesen heit der Herren Bürgermeister und verschiedener Herren von den Kollegien beider Städte ausgezeichnete Festtafel, die sich dank der gebotenen geistigen und materiellen Genüsse in gehobenster Stimmung bis zum Beginne eines fidelen Sommernachtsballes ausdehnte. Dem Toaste auf Kaiser und König folgte eine große Zahl weiterer origineller Trinksprüche, Tafelmusik und Absingen von Tafellicd.rn verschönten die Stunden, auch die telegraphische Antwort des " Königs wurde neben anderen Begrüßungstelegrammen bekannt gegeben. - Der Fest ball im Neuen Schützenhause war außerordentlich stark besucht, er beschloß den Tag in schönster Weise. Zur weiteren Unterhaltung wurden dort außerdem gebeten: An p.echende Gruppenstel- lungen des Turnvereins Lichtenstein und ein bei fällig ausgenommener Schwank „Ihr Sommergast". In später Stunde trennte man sich auch hier. Am Montag sahen die beiden Feststädte noch die seßhaftesten der über 600 Genralversammlungs- Teilnehmer in ihren Mauern. Es wurde ihnen am Vormittag ein Spaziergang durch den Stadlwald und Stadtpart geboten. Vom Parkschlötzchen aus begab man sich nach dem Schützcnhaus Eallnberg, wo die beiden Feststädte den Gästen ein Frühstück gaben, dem sich ein urjidcler Frühschoppen mit Abschieds kneipe anschlossen. Nun sind die Festteilnehmer wieder in alle Winde zerstreut. Wie aber in diesen Tagen durch die Erinnerungs-Festkarten Ansichten von den beiden Schivesterstädten hinaus geflattert sind in alle (Kaue des Sachsenlandes und die den Festt-ilnehmern gespendeten Büchlein „Lichtenstcin-Eallnb.rg in Wort und Bild" diese immer wieder an die gastfreundlichen Feststädte gemahnen, so werden ihnen selbst die so prächtig verlaufenen Tage unvergessen bleiben. Deutsches Reich. Berlin. Kaiser Wilhelm begab sich Sonnabend nachmittag im Audorser See zur Begrüßung des Zaren an Bord des Standart. Tie russischen Schiffe übernachteten im Kieler Hasen. Sonnlag früh sind sie in See gegangen. — Besuch König Manuels am deutschen Kaiser- Hof? Aus Lissabon wird gemeldet, daß König Ma nuel im November nicht nur England, sondern auch den Teut'cheu Ka ser, dm Präsiden ea Fallür s und König Alfons besuchen wird. Jedoch wird die Rund reise mit dem Londoner Besuch beginnen. — Bismarck nnd Bülow.> Map Bewer hat in einem Vierzeiler, den er auch dem Fürsten Bülow übersandte, den ersten und den vierten Kanzler einander gegenübergestellt und dm Unterschied mit dem Klimawechsel zwischen rauh und milde verglichen. Tann heißt es weiter: „Bismarck Eichen, pflanzet Bülow eine Linde auf das Grab!" Tarauf empfing der Verfasser folgendes Schreiben mir Bülows Porträttarte: „Besten Dank für die freundliche Zu- seninms! So „milde", wie Sie anzunehmrr scheinen, bin ich vielleicht doch nicht; mit der Linde-a»f dent Grabe aber ganz einverstanden, den» sie ist ein deu^ scher Baum! Fürst von Bülow." — (Zum amerikanischen Zolltarif) schreibt der „Cons.". Im ganzen muß leider festgestellt werdens, daß es selbst dem Präsidenten nicht gelungen ist, eine bedeutende Verschlechterung der Zollverhältnisse für die deutsche Textileinfuhr nach den Vereinigten Star ten und damit eine schwere Schädigung der deutsche» Textilindustrie zu verhindern. Ter Präsident hatte zwar erklärt, er würde einer Erhöhung namentlich der Zölle auf Strümpfe und Handschuh? nicht zustim- men können, aber selbst dos vermochte nur eine geq ringe Wirkung auf das schutzzöllnerische Parlament vuszuüben. Mr. Pohne, der eigentliche Erheb r der Zollerhöhungen, erklärte bei der Verabschiedung des Berichts durch den Ausschuß zwar, es sei eine Tarif-, revision nach unten tatsächlich zustande gekommen, aber nach seinen eigenen Angaben sicht diese Re«, Vision nach unten folgendermaßen aus: Wollwaren ziemlich unverändert: Banmwollwaren durch Neu-i klassifizierung durchschnittlich 3 Prozent höher als die Tinglepsätze: bessere baumwollene Wirkwaren e« höht; die Seidenzölle durch Spezifikation etwas er höht; b 'sserc Spilzen von 6 ) auf 70 Prvz nt erhöht. Zu dieser Revision „nach unten" kommen die Er schwerungen, die die neue Verzollungsweise für die deutsche Textileinfuhr mit sich bringt, so daß di« Schädig ng, die der d utschen Einfuhr erwächst, noch schwerer ist, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. . ^ . . 3 Ausland. London. (Feldmurschall Lord Kirch n'rs Amtlich wird g m.stdet, daß Lord K tchener nach Niederlcgung des Kommandos in Indien zum Feldmarschall er-, nannt wird. Nach seiner Reise nach Japan und' Anstrulien erhält er einen Sitz im Reichsrerteidigungs- konnte; nnd übernimmt das Amt des OberkommissarZ im Mittelmeer. Tokio- "Recht kriegerisch klingt dus, was jetzt über einen zwischen Japan und Ehina ansgebrochene» Streit aus Tokio gedrahtet wird: Bou zuständiger Seite wird berichtet, Japan beabsichtige die Schandung-, Mukden Bahn trotz des chinesischen Wideripruches um- zubauen und mit den Arbeiten sogleich zu beginnen« Das Kriegsministerium sei auf alle Möglichkeiten vor bereitet, Aus Nah und Fern. Lichtenstein, den o Angust 1909. * — Die Wettervorhersage sür morgen lautetr Lüdwestwind, veränderlich, tälter, Gewitterneigung» * — Stadtbad. Wassertemperatur für Heuter 23° C * — Endlich Sommer ist es geworden, und die Wetterkarte sieht — zum erstenmale in diesem Sommer — beinahe so aus, als ob das gute Wetter uns jetzt für etwas längere Zeit als 24 Stunden treu bleiben wollte. Freilich, die Pessimisten Habens ja schon seit Wochen vorhergesagt: sobald die Schulferien zu Ende sind, wird das schöne Wetter und die große Hitze anfangen! Mag aber auch mancher ärgerlich sein, daß jetzt, wo endlich der Sommer beginnt, das Ferienende da ist und ihn wieder an die Arbeit ruft, für die Volkswohlfahrt wäre es dennoch ein Segen, wenn die jetzige schöne Witterung von längerer Dauer wäre, denn die Ernte aussichten würden sehr trübe sein, wenn der unaufhörliche Unter der Maske- Von Karl Berkow. 20. (Nachdruck verboten.) „Fünfundzwanzig Jahre? Und doch so gereift schon, so erfahren? O, Helga, ost möchte ich es mir wünschen, Sie wären nicht so überlegt, nicht so be sonnen, wie Sie es immer scheinen." „Bin ich denn so besonnen?" flüsterte sie heiß er rötend; sie erschien sich seit einiger Zeit weder so über legt, noch so ruhig; wie sie sonst es war. War es Francescos unruhiges Wesen, das so auf sie wirkte? i Sie ivar mitunter versucht, das Ende dieser! Sitzungen herbei zu wünschen, die ihr mit jedem Male bedrückender wurden. Der Maler schien indessen mit der Vollendung des Bildes gar nicht weiter zu kommen. Bald fehlte ihm das rechte Licht, bald die Stimmung, bald die Geduld, dann wieder behauptete er, Herberts nicht zu bedürfen und schickte ihn an seine Spiele, während er lässig an dem Sammetrückchen des Knaben weiter malte. Gabriele hätte erstaunen müssen, das Bildnis ihres Sohnes so wenig vorgeschritten zu finden, wenn sic nicht ganz und gar von anderen Dingen einge nommen gewesen wäre. Aber ein anderer Umstand schien ganz Plötzlich die Arbeit fördern zu wollen. Francesco hatte einen sehr ehrenvollen Rui nach Italien erhalten und mußte in kürzester Zeit dem selben Folge leisten. ( Er teilte in einer der nächsten Sitzungen Helga seine bevorstehende Abreise mit: vielleicht hatte er vehofft, in dem Angesicht des Mädchens einen Aus druck der Trauer zu entdecken, von ihren Lippen ei» , Wort des Bedauerns zu hören. ! Aber Helga saß stumm und unbeweglich in ihr«!» > Sefsel zurückg lehnt; die klaren Züge verrieten nichts von der Aufregung, die ihr Inneres durchbebtc, nur die feine Hand hatte sich wie unwillkürlich auf ihr Herz gepreßt, deu wilden Schlag desselben zn dämpfen. Sie zürnte sich wegen dieser Schwäche; wie konnte dieses Mannes Abreise sie so erregen? Mühsam nur fand sie ihre Fassung wieder, um ihm zu der Auszeichnung Glück zu wünschen, die ihn, zu teil geworden. Ter Maler blickte finster vor sich hin; er sprach heute nur wenig und beschäftigte sich ausschließlich mit dem Bilde Herberts, das in wenigen Tagen Vol lender sein mußte. „Uebermorgen komme ich zum letzten Male", sagte er bei dem Abschiede, „Sie sind hoffentlich zufrieden, dann erlöst zu sein." Tas war wieder der spöttisch bittere Ton, den sie in der ersten Zeit ihrer Bekanntschaft so oft von ihm gehört: sic wußte nicht, warum er ihr heute so wehe tat. Und der Tag der letzten Sitzung kam. Helga sah sehr bleich aus, als sie lange vor der festgesetzten Zeit ihren Platz am Fenster einnahm; zuweilen horchte sie unruhig auf; wie träge doch heute die Minuten dahinschlichen! Und doch! Bald würde der Zeiger aus die Stunde Hinweisen,- die diese Zeit des Zusammenseins für immer beendete; was sie früher oft gewünscht — warum zitterte sie heute davor? Jetzt ertönte die Hausglocke drunten mit schrillem Klang — dann näherten eilige Schritte sich dem Zim mer, in welchem sie sich befand, die Tür wurde hastig geöffnet — Francesco trat ein. Nur ein kurzer Gruß, dann wandte er sich der am entgegengesetzten Fenster stehenden Staf felei zu, um durch wenige Striche dem Bilde die lebte Bollendung zu geben. „Was ist das sür ein entsetzliches Wesen, das ich' heute hier im Nebenzimmer beschäftigt fand?" fragte er nach einer Weile emsiger Arbeit. „Tas ist eine arme, halbtaube Näherin, die vor kurzer Zeit sich uns zur Arbeit angeboten; aus MitleÄ mit ihr suchen wir sie jetzt zn beschäftigen." „Nun, das ist ein Mitleid, dessen auch nur Sie allein fähig sind. Wie kann man nur die Selbstver-, lcuguung haben, ein so abschreckendes Wesen um siÄ zu dulden?" „Wenn alle Menschen so dächte», wäre die Arn«« sehr zu beklagen." Francesco malte eine Weile schweigend weites dann warf er den Pinsel fort und trat zu Fräulei« Helga. „Tein Bild ist fertig, Herbert", sagte er, zu denk Knaben gewendet, „Tu kannst nun wieder spiele« gehen." Herbert eilte, glückselig, der langen Pein übe« hoben zu sein, in das Nebenzimmer, die Tür achtloM hinter sich zuwerfend: in seiner Aufregung bemerktes der Maler nicht, daß sie nicht fest verschlossen, sonder« nur angelehnt blieb, und selbst, wenn er es gesehe«, die alte taube Näherin flößte ihm keine Besorgnis! ein. „Jn wenigen Tagen gehe ich nun fort, Helga", sagte er, mit unaussprechlicher Trauer auf ihrem! Antlitz verweilend, „ich lasse nicht viele Menschiwff zurück, die sich meiner freundlich erinnern werde«, und ich kann nicht sagen, daß ich es bedauere. —- Nur Sie, Helga — werden Sie mitunter an müP denken, wenn ich fern von Ihnen bin? Mag ichi für alle auch verschollen sein, als wäre ich nie g« wesen - t.m, Ihnen aber möchte ich nicht vergesse« sein." Sie erhob den gesenkten Blick nicht, als sie ihM ihre Hände reicht«. /