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k^r Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt sil H-Hüirs, MIT HM«s, Mns, St. Wa, SemichM Rmnm, Miirstl, 8kt»M)«s, Ms» St. Ms, St. Zint, St. Mlieti, StiMbis, Aia, Wemitin, W-Mtl M NWm Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk - - .. — Hy. IOHrWMG. Rr. 162 L"LW«» Freitag, dm 16. IM SNLS:WK;S WO» vtesm Statt erscheint täglich außer Loim- und Festtag« »achmMag» für dm fotgmdm Tag. — vi-rtrlfsthrlicher LqvWPNl»: » Md. KV Psg^ durch die Post bepgen 1 Md. 75 Pf,. «vnelnr «ummrru 10 psg. Sesteüungm nehmen außer der «rpeditton tu Etchtmstet», L»tM«merstr»tze «r. bd, alle «aisertichm postmstatten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Lnserate werden die fünsgrspattene GruudzeUe mit 10, Mr auswärtige Inserenten »U 1v Pst. derechnet. Uedinmerrite SV Psg. L» «Ltchm Teile kostet dir fweispaltige Leite 30 pfg. Ferusprech-Ansch lutz «r. 7. Snseralen-Aiwnhme täglich tt, stäüpm, »ormittaM 10 «Ihr. Telegraunn-Ädresse: Tageblatt. Auf Blatt 323 des Handelsregisters, Firma Ernst KUNZ in Mitlsen St. NiklaA betr., ist am 14. Juli 1809 eingetragen worden: Die Firma ist erloschen. Königliches Amtsgericht Lichtenstein. Heute Freitag, de« 16 dieses Monats abends 8 Uhr findet im Sitzungszimmer des Rathauses eine öffentliche Stadtverordneten-Sitzung statt. Tagesordnung: 1. Mitentschließung wegen Beitritts zur Deutschen Dichtergedächtnisstiftung. 2. Desgleichen wegen Nachverwilligung der Mehrkosten für die Herstellung des er höhten Fußwegs in der Aeußeren Hartensteiner Straße. 3. Desgleichen wegen DetkNNg des durch die vorerwähnte Anlage entstandenen Gesamtaufwandes. 4. Desgleichen wegen Verwilligung von Mitteln für Reparatur des Daches des Feuerlöschgeräteschuppens. 5. Genehmigung eines Nachtrags zum Lokalschulstatut, betr. die Schulferien. 6. Genehmigung eines mit dem Eisenbahnfiskus abgeschlossenen Vertrags, betr. die Lieferung von Gas für den Bahnhof. 7. Mitentschließung wegen Annahme der von der König!. Amtshauptmannschaft Glauchau hinsichtlich der Höherlegung des Mülsen St. Michelner Weges gestellten Bedingungen. 8. Desgl. wegen Erweiterung des Gasrohrenetzes in der Güterbahnhofsstraße. 9. Umfrage. Hierauf nichtöffentliche Sitzung. Sonnabend nachmittag 3 Uhr sollen im Rathause nachfolgende Gegenstände an den Meistbietenden gegen Bar zahlung öffentlich versteigert werden: 1 Glasschrauk, 1 Buffet, 2 Ottomane«, 1 Fauteuil, 1 Pfeilerspiegel, 1 Musikwerk. Sammelort der Bieter: Im Rathaushofe. Der Stadttat. Bolks-Bibliothek Lichtenstein ^öffnet Sonntags von 11—12 Uhr, Mittwochs von 12—1 Uhr Das Wichtigste. ' * Ter König von Sachsen wird mit dem Kron ¬ prinzen und dem Prinzen Friedrick Christian von Keis zur Teilnahme an dem UMWfitätS-Jubiläum Um 29. Juli früh 8 Uhr 5 Minuten in Leipzig ein treffen. * Tas Reichsluftschiff ist unter Führung des Hauptmanns George gestern abend kurz vor 9 Uhr in Metz aufgestiegen. Ueber die Fahrtrichtung ver lautet noch nichts. * Das 17. deutsche und 50jährige Jubiläums- Bundesschiesten findet 1912 in Frankfurt am Main statt. * Kaiser Franz Josef von Oesterreich ist in Ischl Kingdtroffen. * Fez soll in den Händen des Prätendenten Roghi sein. Tas Schicksal Muleh Hasids sei unbe kannt. Nach anderer Meldung soll wieder Roghi Von sultanstreuen Stämmen empfindlich besiegt wor ben sein. Bülows Nachfolgerschaft. Die Entscheidung in der Kanzlerkrise ist am gestrigen Vormittag gefallen. Der Kaiser hat j die endgiltige Demission des Fürsten Bülow unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens mit Bril lanten genehmigt, und den Staatssekretär des i Innern, von Bethmann-Hollweg, zu seinem Nach folger ernannt und ihm, wie gemeldet, eine ganze Reihe neue Männer beigegeben. Die Audienzen, in deren Verlaufe die Entscheidung über den Kanzlerwechsel fiel, spielten sich nicht in der Abgeschlossenheit der kaiserlichen Arbeitszimmer od, sondern vor aller Augen im Schloßgarten gegen über der Beuststraße. Man konnte fast jeden Schritt, fast jede Geste, die der Kaiser machte, vom User aus genau beobachten. Ter Kaiser promenierte schon seit 10 Uhr in dem kleinen, lauschigen Schloßgärtchen an der Kurfürstenbrücke. Um 10V« Uhr erscheint ein Lakai; bald darauf betritt Fürst Bülow den Garten, ernst, im schwarzen Rocke, den Zylinder in der Hand. Der Kaiser geht ihm entgegen und schüttelt ihm herz lich die Hand. Nebeneinander gehen nun Kaiser und Kanzler in lebhaftem Gespräch. Bisweilen ergreift der Kaiser den Arm des scheidenden Kanzlers. Die Unterredung dauerte etwa 20 Minuten. Tas dichte Gebüsch entzieht dem Publikum die Abschiedsszene; doch soll sie sich sehr herzlich gestaltet haben. Tann eine Pause. Der Kaiser ist wieder allein. Wenige Minuten später erscheint der neue Kanzler: Herr von Bethmann-Hollweg. Eine herzliche Be grüßung, dann eine Promenade von mehr als drei- diertel Stunde. Lebhaft gestikulierend spricht der Kaiser zunächst geraume Zeit; dann vertauschen sich die Rollen: Herr von Bethmann-Hollweg spricht mit temperamentvollen Bewegungen. Ter Kaiser geht neben ihm her und erwidert gleichfalls in lebhafter Weise. Zum Schluß schüttelt der Kaiser dem Staats sekretär lange die Hand und winkt diesem noch freund lich zu, bis seine hohe Gestalt aus dem Garten schwindet. Wieder eine Pause. Da nahen drei Her ren: die Gesandten und Bundesbevollmächtigten der drei deutschen Königreiche Sachsen, Bayern und Würt temberg. Ter Kaiser führt die Unterhaltung. Tas Ge spräch währt fast eine Stunde. Nach ihnen erscheinen die übrigen neuen Herren: Sydow, Delbrück, Wermuth und von Trott zu Solz. Die Unterredung, die eine knappe halbe Stunde in Anspruch nahm, wird auf feiten des Kaisers mit noch größerem Temperamente geführt als die vorangegangenen. Inzwischen sam melt sich die Menge in der Burgstraße zu großen Scharen an. Die Polizei zeigt sich außerordentlich duldsam, so daß die Augenzeugen des eigenartigen Schauspieles auf ihre Kosten kamen. Um Punkt 1 Ühr verläßt der Kaiser nach den Ministern den Garten. Tie Zeugen der bedeutsamen Unterredungen fluten auseinander * * * Der neue Kanzler. Die Ernennung des 53jährigen bisherigen Staats sekretärs des Innern von Bethmann-Hollweg zum Kanzler des Deutschen Reiches bedeutet, daß kein Wechsel in der Richtung unserer Politik beabsichtigt ist, sondern, daß in der bisherigen Bahn nach Mög ¬ lichkeit weiterregiert werden wird. Diese Ernennung bestätigt ferner, daß der Kaiser die allerdings ge scheiterte Politik des Fürsten Bülow durchaus nicht mißbilligt; sonst hätte er ihm nicht den Mann zum Nachfolger gegeben, der ihm politisch und menschlich so nahe steht und stets der getreueste Schildhalter der Bülowschen Politik gewesen ist. Bei jedem an deren Nachfolger hätte man von einem Wechsel im System sprechen können — bei Herrn von Bethmann- Hollweg nicht. Er ist es gewesen, der den Fürsten Bülow zur Bahn begleitet hat, als dieser am 17. No vember 1908 zum Kaiser fuhr, um ihm Vortrag zu halten; ebenso hat er ihn zu dem entscheidenden Vor trage begleitet, dessen Ergebnis der Rücktritt des Fürsten Bülow und seine eigene Ernennung zum Reichskanzler gewesen ist. * * * Die anderen neuen Männer. Tie weiter bekannt gegebene umfangreiche Liste von Neuernennungen in den höchsten Reichs- und Staatsämtern gestatten ebenso kaum irgend welche Rückschlüsse auf eine Aenderung in dem bisherigen Kurse unserer Politik. Tast der preußische Staats minister Delbrück der Nachfolger des bisherigen Staatssekretärs von Bethmann-Hollweg werden würde, ist bisher kaum vermutet worden. Dennoch lag diese Ernennung eigentlich nahe, da gerade in dem Ressort des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe infolge des umfangreichen Bergwerks besitzes usw. die soziale Frage, die eine alte Domäne des Etaatssekretariats des Innern ist, eine große Rolle spielt. Außerdem rechtfertigt sich seine Er nennung zum Nachfolger Bethmann-Hollwegs als all gemeiner Vertreter des Reichskanzlers durch das große Geschick, das er in den Parlamentarischen Ver handlungen nicht nur im preußischen Abgeordneten hause, sondern auch im Reichstage bekundet hat. Eine bemerkenswerte Nuance ist es, daß er nicht, wie seiner Zeit Herr von Bethmann-Hollweg, zum Vize präsidenten des preußischen Staatsministeriums er nannt worden ist: Ein Posten, der voraussichtlich auf Herrn von Rhein baben übergehen wird, nachdem er während der ganzen Aera der Blockpolitik gezeigt hat, daß er nicht nur einer unserer hervorragendsten Minister ist, sondern auch trotz seiner konservativen Grundanschauung voll und ganz auf dem Boden der Blockpolitik gestanden hat. Auch Herr Sydow ist gegangen. Er hat die natürliche Folge aus dem Schei tern seiner Pläne und aus der Minderung seines Ansehens im Reichstag gezogen. Als preußischer Handclsminister darf er fern von Madrid, fern von dem glühenden Boden des Reichsparlamentes weilen« Der neue Reichsschatzsekretär Wermuth hat den Ruf einer ganz hervorragenden Arbeitskraft, ist aber politisch bisher wenig hervorgetreten. Er wird, nach dem die Reichsfinanzresorm abgeschlossen ist, zunächst noch kaum Gelegenheit haben, sich hervorragend zN betätigen. Vielmehr wird seine Aufgabe zunächst darin bestehen, die umfangreichen, eben zustande ge kommenen Gesetze durchzuführen. Hier werden erst die Früchte sichtbar werden müssen, ehe man ein letztes Urteil fällt. Daß Herr von Loebell Oberpräsident der Mark Brandenburg geworden ist, bedeutet gewiß!