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WM essr Früher Wochen- UN- Nachrichtsblatt Tageblatt sir Hijüns MU Hmsvlf, M»ls, 81. Wn, tzeMM, Nimm, MW, 8rtmM»n. Mn Et. Mis, St. Zmd, St Mel«, StWnbrs, A>m, Memilsn, W-iM ni WW« Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk > Rr 133 LWLLKW 59. Jahr,»««. Sonnabend, de« 12. IM. L-ÄZWWM 1S0S vkrs« SIM erscheint titgltch außer Loim- und Festtag, «achuUttagi flir den folgend« U«g. — vierteljährlicher SMgnpreta: 1 Md. SO psg„ durch die Post bqoa« 1 Md. 75 psg. Mngelne Lummern 10 pfg. Erstellungen nehmen äusser der TrpeLition tn ikichtechtein, S «tstumerstraße «r. 5b, alle Latserltch« postanstalte«, postbot«, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden dir fünfgespaltene Lrundjtile mV 10, für answärttge Inserenten mu 15 pfg. berechnet. Ledtarueutte SO psg. I» amtlich« Teile kostet die Wetspalttge Leite 30 psg. FernsprechÄnschlutz Nr. 7. Inseraten-Aaaahme täglich Hs, spätestens o»r»üttags 10 illhr. Telegramm-Adresse: Tageblatt. Das Wichtigste. * Fürst Eulenburg ist aus Anweisung der Ber liner Staatsanwaltschaft aus Gastein nach Salzburg labgereist, um nach Berlin zurückzukehren. * Im Tresd ner Geheimbundprozeß wurden fünf Angeklagte freigesprochen, die übrigen fünf zu Ge-. fängnisstrafen von sechs Wochen bis zu zwei Monaten Perurteilt. * Nach in Konstantinopel v rbreitcten Gerüchten soll in Saloniki ein erfolgloser Versuch zur Ent führung Abdul Hamids unternommen worden sein. * In Friedrichsbrunn bei Quedlinburg wurde ein Mensch verhaftet, der aller Wahrscheinlichkeit nach den Raubmord auf dem Brocken verübt hat. Man fand di« geraubte Summe in Bankscheincn noch fast voll ständig vor. * Ein wellenförmiges Erdbeben rief in Messina «ine Panik hervor. Kl MM « in MSstmnsin. Ein rechtsstehender nationalliberaler Politiker schreibt der Berliner Post: „Eine mühevolle, aber dankenswerte Aufgabe ist jetzt der Reichspartei zugefallen: Tie Vermittelung zwischen den Konservativen und den Liberalen in dem Keifte, der von jeher dieser Partei die Sympathien Vieler praktischen Politiker zugewandt hat. Die Kon servativen haben dankenswert gehandelt, daß sie in der Finanzkommission, seitdem der Vorsitz ihnen an- gefallen war, so tatkräftig vorgegangen sind. Monate lang schon schleppten sich die unfruchtbaren Beratungen hin, die zur wachsenden Bekümmernis aller National- gesinnten in der Hauptsache nur auf Zerstörung hinausliefen. Tie Konservativen gingen energisch vor Mrd führten schnell zur richtigen Zeit den Abschluß herbei. Das Reichstagsplenum, das nach allseitigem Wunsche möglichst bald an die Vorlagen herantreten sollt«, findet bei seinem Wiederzusammentritt die Kom- Missionsarbeit beendigt vor, ja sogar iiber die Er- satzstcuern ist die Entscheidung tatsächlich schon ge- Krvffen. Die Liberalen müssen sich den Vorwurf gefallen lassen und sind daran gescheitert, daß sie kein festes Programm hatten, daß sie nur mit Worten bereit waren, 380 Millionen Mark indirekte Steuern zu be willigen. Im großen und ganzen ist das Werk der Kommission gut. > Von den bewilligten Steuern sind iiü>es zwei jetzt schon als gescheitert anzusehen: die Mühlenumsatzsteuer und der Kvhlenausfuhrzoll. Um den Ausfall zu decken, wird es erforderlich sein, aus dem Tabak die von der Regierung verlangten 77 Millionen Mark zu holen und zu diesem Zwecke auf di« Banderolensteuer zurückzugreisen. Hier kann den Liberalen ein Entgegenkommen um so eher zuge- nrutet werden, als sie die von der KommissionSmel,r- heit angenommene Fakturen-Wertste uer bekömmt haben. Ferner lassen sich aus dem Branntwein die er forderlichen höheren Erträge heraushvlen, wenn das Branntwein-Monopol cingeführt wird. Tic National liberalen sind für dieses mit aller Kraft eingetreten. Antiliberal ist also eine Zustimmung nicht. Es be steht ja bereits ein Monopol, nämlich das Privat monopol der Spirituszentrale: Wer sich auf den Boden dieser Tatsache stellt, kann nichts darin finden, wenn an die Stelle des Privatmonopols das Reichs- mvnopol tritt. Dazu ist das Branntweinsteuergesen in der Kommission so gestaltet worden, daß es mit seiner Verewigung der Liebesgabe von 20 Mark Span nung weit agrarischer ist als das Branntwein-Mono pol. Dieses muß also den Freisinnigen als das kleinere USbel erscheinen. Zum Ausgleich hierfür erscheint es geboten, auf die Kvtierungssteuer zu verzichten und an dessen Stelle die Erbanfallsteuer mit dem Erb- Ivcht des Staates und die von der Regierung vorzu- jchlasenden Börsensteuern zu bewilligen. Zu letzterem sind auch die Liberalen durchaus bereit. Mindestens müßt« die Kotierungssteuer nach drei Richtungen hin geändert werden: Neben den Reichs- und Staats anleihen müßten auch kommunale Anleihen frei blei ben; die ausländischen Wertpapiere sollten nur um einhalb vom Tausend höher als die inländischen heran gezogen werden, damit sie nicht höher besteuert werden als in Frankreich, und die höhere Besteuerung der zum Ultimohandel zugelassenen Aktien um 1 Mark vom Tausend sollte man unterlassen. Es wäre sehr wünschenswert, wenn die große Versammlung von Handel und Industrie am Sonntag nicht nur negativ, sondern auch positiv sich betätigte. Endlich dient es dem staatlichen Nutzen, die Zuckersteuer aufrecht zu er halten und die Fahrkartensteuer unter Ausdehnung auf die vierte Klasse umzugestalten. In jenem Punkte müßten dann die Konservativen, in diesem die Libe ralen nachgeben. Damit wären die 400 Millionen Mark gesichert. Dann könnte das wichtigste von allen Gesetzen, das Finanzgesetz, im Staatsinteresse vom Block zuwege gebracht werden." Deutsches Reich. Berlin. (Zur Zweikaiserzusammenkunft.) Tie Petersburger Telegraphen-Agentur stellt nochmals fest, daß der deutsche Kaiser lediglich einer Einladung des Zaren Folge leiste. — (Tie Reform der preußischen Verwaltung.) Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Verordnung des Königs von Preußen über die Reform der gesamten inneren Verwaltung, für die unter dem Vorsitz des Ministers des Innern eine besondere Jmmediatkom- mission eingesetzt werden soll. Die Kommission hat die Aufgabe, gutachtliche Vorschläge auszuarbeiten, die dann die Grundlage für die weiteren Verhandlungen im Schoße des Staatsministeriums bilden. — (Tie Finanzminister der Bundesstaaten) sind gestern in Berlin zu einer Beratung über die Reichs finanzreform zusammengetreten. Wie verlautet, hal ten sie einmütig an der Erbanfallsteuer fest, lehnen dagegen eine Kvtierungssteuer ab. — (Fürst Philipp zu Eulenburg) hat auf Veran lassung der Oberstaatsanwaltschaft die Rückreise von Gastein nach Berlin angetreten. Die Gründe, durch welche die Berliner Staatsanwaltschaft zu dieser Maß nahme veranlaßt worden ist, dürften, wie wir bereits erwähnten, im Wesentlichen auf die Ergebnisse der jüngst abgeschlossenen Untersuchung der Wissenschast- lichen Deputation für das Medizinalwesen zurückzu führen sein. Darnach wurde zwar anerkannt, daß der Fürst leidend sei, aber seine Vernchmungsfähig- keit wurde außer jeden Zweifel gestellt. Auf Voran lafsung der Qberstaatsanwaltschaft wurde nun von der Berliner Kriminalpolizei ein Kommissar nach Bad Gastein gesandt, nur Recherchen über die dortige Le bensführung des unter dem Verdacht des Meineids stehenden Fürsten einzuziehen. Tiefe sind nun, Ivie verlautet, derart ausgefallen, daß sich die Staats anwaltschaft bewogen fühlte, die Rückkehr auzuordnen. Aus Nab und Fern. Lichtenstein, den 11. Juni 1900. * — Die Wettervorhersage für morgen lautet: Nordtmstwind, bedeckt, kühl, starker Regen. * — Stavtstad: Wasserwärme heute, 20" C * — Regen! Nach einem Ferngewitter setzte gestern abend gegen 9 Uhr Regen ein, der die Nacht über anhielt und auch im Laufe des Vormittages uns sein Naß noch spendete. Im Interesse der Land wirtschaft sind ja durckchringende Niederschläge nur zu begrüßen. Ten Schützen kommen diese freilich nicht gelegen, sie meinen, Pluvius hätte mit seinen Spenden auch noch bis zum Rasttage warten können. Allen es recht machen, ist eben schwer! * — Das Bogelschießen in Lichtenstein nahm gestern seinen offiziellen Anfang durch Reveille am Morgen. Mittags 1 Uhr fand solenner Auszug nach dem Schützenhaus statt, daran schloß sich die Festtafeln Die Beteiligung war erfreulicherweise eine recht zahl reiche. Der Hauptmann der Gesellschaft, Herr Kauf mann Fritz Seydel, eröffnete den Reigen der Toasts durch herzliche Begrüßungsworte an die Erschienenen, im besondere» an die Herren Ehrengäste. Seine Reds klang aus in beifällig aufgenommenen Hochs auf König Friedrich August, sowie den Fürsten Otto Victor von Schönburg-Waldenburg, dessen erlauchte Gemahlin und das gesamte Haus Schönburg. Der Toast des zweiten Vorstehers, Herrn Petersen, galt den beiden Bürgermeistern, Herren Fröhlich und Steckner, und allen übrigen Esten. Während Herr Bürgermeister Steckner sein Hoch der Schützengesellschaft widmete, toastete Herr Bürgermeister a. D. Fröhlich, bei dem es gegenwärtig 52 Jahre sind, daß er an den Festen der Gesellschaft teilnimmt, auf den treuen Bürger sinn und die Treue gegen König und Vaterland, dis immerdar in der Schützengesellschaft gepflanzt worden! seien. Herr Adjutant Keilberg brachte seinen Trink spruch den lieben Frauen, die doch jederzeit treue Bnndesgenossinnen der Schützensesellschast seien. Es folgten noch Toaste durch Herrn Oberleutnant Vogel auf das weitere Blühen und Gedeihen der Gesellschaft, und von Herrn Schützenhauspächter Schönfeld-Calln- berg, der einen Gruß der Brudergilde entbot, und ein weiteres gutes Einvernehmen der beiden Gesellschaften erhoffte. Zwei schön verfaßte Tafellieder, die unter anderem ehrende Worte und Hochs dem Schützen könig Herrn Lepetit und dem Scheibenkönig Herrn Scheffler widmeten, und noch manch kerniges Wort, sowie herrliche Tafelmusik der Stadtkapelle würzten das exquisite Mahl, das Herrn Schützenhauspächter Ziesche alle Ehre macht. Gegen 6 Uhr wurde die Tafel aufgehoben. Auf dem Festplatze entwickelte sich alsdann ein buntes Leben und Treiben. Gegen (-7 Uhr rückte unter klingendem Spiele die Brudergilde Callnberg ein. Schöne, beherzigenswerte, kamerad schaftliche Worte wurden gegenseitig bei der Begrüßung gesprochen. — Heute Freitag fand früh ''»10 Uhr Feldmarsch nach dem Schweizertal und dem Stadtpark statt, mittags schloß sich Königsfrühstück im Goldenen: Helm an. * — Zum Schützenliesl. Ten Hauptanziehungs punkt aus dem Schützenplatze bildet Oswald Elferts großes Schankzclt zum Schützenliesl. Tort gibt eins Varieteegesellschaft, wie man sie in dieser Reichhaltig keit und Güte der Darbietungen auf Volksfesten nicht immer antreffen wird, Vorstellungen, so daß für Unter haltung gesorgt ist, wenn man sich an den sonstigen Herrlichkeiten des Festplatzes satt gesehen bat. Heute Freitag und Sonntag neues Programm! * - Ferienkartcn. Wie im Vorjahre, so werden auch in diesem Sommer im Bereiche der Sächsischen Staatseisenbahnen sogenannte Ferien Monatskarten und Ferien Nebenkarten für die erste, zweite nnd dritte Klasse anSgegeben. Es sind dies gewöhnliche Monats karten und Mouatsnebcnkarten, die aber statt für die Taner eines KalendermonatS ans die Zeit vom 15. Juli — Beginn der großen Sommerschulferien — bis zum 14. August dieses Jahres Mitternacht gelten. Tie Einrichtung bietet den Vorteil, daß Personen, die sich während der Sommerferien außerhalb ihres gewöhnlichen Wohn- oder BesckrästigungsorttS auf halten und zwischen diesem Orte und dem Ferieuausent- haltsorte die Eisenbahn beliebig oft benutzen wollen, für den angegebenen Ferienzeitraum statt zweier Mo natskarten nur eine solche zum gewöhnlichen tarif mäßigen Preise zu lösen haben. Zur Erlangung der Ferien ^Nebenkarten ist eine Bescheinigung der Orts- polizeibehörde oder des Gemeindevorstandes unter Ver- lvendung des für Monats Nebenkarten vorgeschrie benen Vordruckes beizubringen Ferien-Monatskarten und Ferien Nebenkarten werden in der Zeit vom 15. bis zum 31. Juli dieses Jahres ausgegeben. Im übrigen gelten die im Personen- und Gepäcktarif der Königlich Säch ischen Staats isenbahmn, Teil 2, ent-