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bei seinen vielen Freunden, insbesondere auch bei dem Evangelischen Arbeiterverein, dessen Mitbegründer der Heimgegangene jst, ein schmerzliches Empfinden wach- rufen. *— Reget», der längsterselmie, stellte sich heute früh nach langer Trockenperivde ein Es ist nur schade, doch sich die Niederschläge nicht ergiebiger gestalteten; so haben die verdursteten Fluren nur wenig von der Erquickung verspürt und die vermehrten Zufluß drin gend bedürftigen Quellen leider erst recht nichts von dem himmlischen Naß profitiert Hoffentlich wmmt bald mehr. — Lie immerwährende Dämmerung nahm in der zweiten Hälfte des Mai ihren Anfang. Sie währt bis zum 23. Juni, an tvelchem Tage die Sonne in das Zeichen deS Löwen tritt. Während dieser Zeit wird es am nördlichsten Himmel selbst um Mitternacht nicht ganz dunkel, vielmehr bleibt es die ganze Nacht hin durch so hell, daß man meint, die Sonne nrüsse bald aufgehen. Diese Periode ist die schönste des ganzen Jahres. *— Blatt UM Blatt! chleich einem Scimeefalle rieseln seht die meisten Blättchen der Baumblüte nieder und ein kräftiger Wind beschleunigt noch dieses Schau spiel. Wehmut erfüllt de» Naturfreund, daß die Blütenpracht so schnell schwindet kaum dem goldenen Sonnenlichte erschlossen, kaum in süßem Duft erwacht, sinken die lieblichen Blüten der Lbstbäume welk und matt aus den Boden nieder. Bilder der Vergänglich keit aller Schönl-eit, so flattern sie im Wehen der Frühtingsluft bis Mutter Erde ihnen ein Ruhebett gewährt. — Erbenlos! * Achtung, «eneralaushebung! Dje dies jährige Gcneralmnsternng findet, wie wir bereits nntgetcjlt haben, im Aushebungsbezirke Lichtenstein am 1. und 2. Juni im Neuen Schützenhause daselbst statt. Theater-Nachricht. Wie uns mitgeteilt wird, wurde von einem Eimvohner der Stadt Lichten stein ein Schauspiel - „Die Vergangenheit Lichten steins und seine Drangsale im 30jährigen Kriege" be handelnd — beendet, und bei der Direktion Metzer zur Aufführung ejngereirht. Die Direktion hat bereits mit den Proben begonnen und hofft, das Schauspiel, zu den: neue Kostüme und Dekorationen von Berlin be zogen werden, am dritten Pfingstfeiertage zur Auf führung zu bringen. *— krtskraukenkafse. Interessenten machen wir darauf aufmerksam, das; die Ortskrankenkasse wie immer am dritten Pfingstfeiertage geschlossen bleibt. Ab- oder Anmeldungen usw. wolle man also bis Sonnabend nachmittag 4 Uhr dortsclbst bewirken. - Kalkulationen nicht umsonst. Eingefor- deric Osserteu müssen bezahlt werden, so hat kürzlich das Reichsgericht entschieden. In deni Urteil heißt es, das; viele Interessenten die Gepslogenheit besitzen, Offerten lediglich zur Erzielung niedriger Presse ein- zuholen. Lbglcich unr ein Lieferant den Auftrag er halten kann, werden vielmals eine ganze Anzahl Of ferten eingeholt. Der gute «staube des Handwerkers, den Auftrag eventuell zu erhalten, sei sehr oft un zutreffend, denn es bestehe gar nicht die Absicht, ihm den Auftrag zu erteilen. Es entstehen demselben nur große >!osten ohne die geringste Aussicht auf Erfolg. Die verlangten Offerten sind eine geforderte Leistung, die entschieden entschädigt werden müsse. * — Pfingstkollekte. Au den beiden Pfingstfeier tagen bittet der Allgemeine Kjrcheufouds in den Got- tesdicusteu um Gaben. Dje Bestimmung dieser segcnS- »ejcheu Stistun« istz „den Jutettssen btt Landeskirche in solchen Fällen zu dienen, HM die erforderlichen Mittel aus Staats-, Kirchgemeinde-, Kirchenkassen u. a. nicht »der nicht hinreichend beschafft werden können." ES werden aber viele Mittel gebraucht, weil sich immer mehr das Bedürfnis zeigt, große Gemeinden zu teilen, neue Kirchgemeinden zu gründen, Kirchen zu bauen, neue geistliche Stellen zu errichten, geistliche Hilfskräfte anzustellen. Die Mittel der Einzelge meinden sind dazu meist zu gering, die wenigen Kir- chenbaukollekten lassen sehr viele Bedürfnisse unge deckt; die dem Kirchenregiment sonst zur Verfügung stehenden Mittel sind überlastet. Die Landeskirche hofft daher auf williges Opfern und reichliches Geben der Pfingstgemeinden. *— Bezirksauusthutzsttzung. Die Tagesord nung sür die vierte diesjährige Bezirksausschußsitzung, die am 27. Mai, vormittags N Uhr, im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau statt findet, weist u. a. folgende Punkte aus: Zweiter Nach trag zum Sparkasfenregulativ der Stadtgemeinde Callnberg; Anlagenrekurs Richard Tchars's in Mülsen St. Niclas; anderweites Gesuch Karl Hermann Reu- mutb's in Mülsen St. Jacob um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank — Uebertragnng; Gesuch der Schankwirtin Anna verw. Berthold in St Egidien um Erlaubnis zum Bier- und Brannttvejnschank in einem geplanten Gastzimmerbau - Enveiterung; Ge such der Marie verehek. Jänig in St Egidien um Genehmigung zum Kleinltzmdel mit Spirituosen — neu. »AoLlErLl L V 8. von «inxstrokkea 40 8t., vous Kaster 4 g mit Lant« unck odne Lant«, bletor Ov kk. 308t uoao Kastor HL läster V V kk. Visse Waren berieden wir äiroht vom Drucker, vir können äaäareh unsere kreise um lO bis 20 0/^ xüastixer steilsa vis bisher. *— Der Gastwirtsstanv und Pfarrer Dr. Burk. Zu der bekannten, namentlich in Gastwirts- kreisen Viet erörterten Aeußerung des Herrn Pfarrer Dr. Burk in Auerbach, die auch Anlaß zu einer Reihe von Beschwerden gegeben und besonders das „Zen tralblatt für das deutsche Gastwjrtsgcwerbe" zu einer scharfen Erwiderung veranlaßt hat, erläßt Tr. Burk folgende Erklärung: ! „Ich bedauere sehr, daß meine Ausführungen in der Fcbruarnummer der „Bausteine" den An- , schein erwecken konnten, als ob ich den Gastwirts- ! stand an sich sür nicht ehrlich und anständig hielte, j Jeden Gastwirt, der keinem ihm als Trinker bekann- , ten Menschen, keinem Angetrunkenen, keinem Be- j trunkenen irgend welche alkoholischen Getränke ver- § abrcjcht und sich auch sonst eines guten Rufes und guten Gewissens erfreut, halte ich für ehrlich und anständig. Euren solchen Halde ich wenn er"Bie Kirche fleißig besucht, einen entschieden christliche» Wandel führt und «in Herz hat für die Nöte, be-, sonders auch für di« alkoholischen Nöte unfeveM Bölkes, auch für qualifiziert, Kirchenvorsteher z« sein. Auerbach im Erzgebirge, Dr. Burk, Pfarrer." . Diese Erklärung dürfte kaum geeignet sein, di« ungerechtfertigten Angriffe auf den Gastwirtsstand zu entkräften. *— Auch im Zeitungögewerbe wäscht ein« Hand die andere! Unter vorstehender Ueberschrift bringt die in Coswig erscheinende Anhaltische Elbes zcitung folgenden auch für andere Orte recht z-Us treffenden Aufsatz: „Es gibt recht viele naive Leute, die vom Zeitungsverleger — angeblich im Interesse seiner Leser — viel verlangen ohne Gegenleistung. - Da gibt es Komitees von Hundeausstellungen, die brin gen schon vier bis sechs Wochen vor den Ausstellung« sür die auswärtigen Zeitungen Reklamen zum GvatiS- abdruck. Das Inserieren für Geld vergessen sie aber; Gartenbauausstellungen, Kongresse, Sängerfeste usw. wünschen alle ihre Veranstaltungen bekannt gegeben zu sehen — aber nicht für Geld im Inseratenteil. Da wird ferner zu Kompanie-Appells durch Gratisnotizen eingeladen. Wenn eine Maschinenfabrik ein Patent aus irgend einen Maschinenteil erworben hat, flugS soll es die Zeitung — natürlich im Interesse ihrer Leser — mitteilen — umsonst. Aber nicht nur Privat leute, auch Behörden verlangen vieles umsonst: Post-, Eisenbahn-, Militär- und andere Behörden. — EA ist ja das Los der Zeitung, im Bedarfsfälle um schmeichelt, sonst mißachtet zu werden. Braucht man den Zeitungsmann, dann ist er ein kommandierender General der siebenten Großmacht, wird er aber manchen Personen unbequem, weil er ihr Tun und Nichttum - im wirklichen Interesse seiner Leser — kennzeichnet, dann schilt man ihn einen Tintenkuli, Prcftpiraten oder Saubengcl (Roeren: Reichstag) oder man erklärt sein Blatt in Acht und Bann — meist aber nicht im Interesse der Leser." i. Hohndorf. (Zur Ergänzung« des uns znge- stellten Berichtes über das Pa rockst almissi missest in Hohndvrs wird uns noch mitgeteilt, daß zwar bis 139«; regelmäßig alljährliche Missjonsfeste gehalten wurden, aber auch in der Zwischenzeit Missionsfeste stattfanden, so zum Beispiel 1898 und 1!M. Der Kol- lektcuertrag im Gotteshaus betrug öl Mark 35 Pfg., in der Nachversammlnng 43 Mark 55 Psg., Summa 04 Mark 90 Pfg., wofür herzlich gedankt sei- Heinrichsort. «Ergänzend« wird uns zu der gestrigen Notiz noch gemeldet, daß zu dem feierlichen Akte der Auszeichnung des Herrn Friedensrichter Th. Redlich auch Herr Orisrichter Böhm geladen war und ihm beigewohut hat. Antonsthal. (Verhafteter TynamitdiebO Der Fabrikarbeiter Ernst Korb ans Stejnheidel, der vor einiger Zeit in eine im hiesigen Staatsforst befind liche massive Steinbruchshütte eiugebrochen und ein Kistchen Tyuamitpatrondn mit Sprengkapseln ent wendet Hal, wurde festgenvminen. Das Dynamit wurde in der Nähe seiner Wohnung vergraben auf- gesunden. Ferner wurde bei ihm eine Anzahl von Gegenständen anfgefnuden, die er seinem Arbeitgeber entweichet hat. Adorf i. B «BrandO Tas Anwesen des Geig.en- macherS Vvgt wurde durch Feuer vernichtet. Grimma. (Verhängnisvoller Blitzschlag.1 Wäh rend eines kurzen Gewitters wurde am Montag vo» „Wer war es?" Roman von Ernst Waldow. 30 Nachdruck verboten. Slanuen, Zweisel und lebhafre Spannung spiegel ten sich in diesem Ausrns wieder. „Hören Sie nur. Sie werden bald meine An sicht teilen." lind der ehemalige Tetektiv berichtete nun dem gespannt Aufhorcheuden, was die Fieberträumc des Verwundeten ihm in der Stille der Nacht verraten hatten. „Zuerst lag der Fremde ganz ruhig da", begann Reinhold Mütter seinen Bericht. „Er merkte nicht ein mal, daß ich die Schnur vou seinem Halse loste. Nach und nach winde er jedoch unruhiger. Er warf sich lstu und her uud murmelte zusammenhanglose Worte. Ich merkte schars ans und tonnte schließlich einiges verstehen, „tsib die Juwelen her, sie gehören mir", rjei er schließlich haibtauk aus. „Dabei machte er eiue B'weguug, als vb er zum Schlage aushvle. Können Lee sich diese Aeußerung deuten?" Zdenko dachte srhari nach. „Ich glaube sie zu verstehen", verscnte er dann. „Der Fremde mnß hjer in der Wildnis den Geführten Bills lzelrofsen haben, welcher mit dem Sckiotze ein wichen ivar. Er Hal jlni überialten uud Unu deu Raub abgenommeu." „Lo muß es gewesen sein", bestätigte Müller. „Eine weitere Stütze erhält diese Ansicht noch, wenn es sich erweisen laßt, daß der sremde Mann wirklich Graf Sternfeld ist." „Was brachte Sie denn ans diesen Gedanken?" „Ern einziges Wort ans dein Munde des Fieber kranken In seinen wilden Phantasien sprach er ganz plötzlich den Namen „Lea" ans." Müller hielt inne nnd beobachtete die Wirkung seiner Mitteilung ans den Grasen. Dieser war leicht zusammen gezuckt und sein Antlitz einen Schatten bleicher geworden. Schweigend wjntte er dem Freunde, sortzusahreu. „Was nun kommt, lieber Graf, birgt den Schlüssel des Olehejmnisses, welches Gräfin Leas Tod umgibt. Der Vcrwuudete hob sich plötzlich empor und starrte mit wild rollenden Augen um sich. Tann flüsterte er halb drohend, halb bittend: „Tn mußt wieder die Meine sein, Lea. Tu mußt! Tn willst nicht? So zwinge ich dich, dn schöne Tenfeljn!" Nach Viesen Worten hielt er plötzlich inne. lieber sein Gesicht ging ein inrchlbares Erschrecken, und er stöhnte ans: „Tu's »icku, Lea, nm des Himmels willen!" -- „Zu spät", röckulre er dann und brach ohnmächtig zu- sammen. Er hatte so laut gesprochen, daß Josef Lan ner ans dem Schlafe erwachte und verwundert fragte, ums denn los sei. Ich beruhigte ihn und er schlief alsbald wieder ein. Mir ließ das Gehörte keine Ruhe. Immer und immer wieder ließ ich alle Um stände der Mordtat vor meinem Geiste vorüberziehen, , bis icki schließlich mit mir im Reinen war. Jetzt steht alles klar vor mir. Mein „letzter Fall" hat seine endgültige Lösung gefunden." Mit einem gewissen befriedigten Stolze hatte Rein hold Müller diese letzten Worte gesprochen. In Zdenkos Augen jedoch las er nur stumme Frage, uud so beeilte er sich denn, auch ihm alles, was seine Beobachtungsgabe gefunden, was sein Scharfsinn er raten hatte, mitzuteilen. „Ich muß etwas weiter ausholen, damit Sie mir folgen können. Von drei Punkten gehe ich znnäM aus: Von meiner Reise, die mich von Newyork nach Soutl>amvton führte, von dem beschriebenen Zettel, den Sic unter den Papieren der Gräfin Sternfeld fanden, nnd von der angelehnten Leiter unter dem Fenster der Toten. Auf dem Schiffe, mit dem ich fuhr, befand sich auch ein angeblicher Mr. Sternau. ES war niemand anders als Graf Sternfeld, der krank, herunterge kommen an Leib und Seele, von Amerika in seine alte Heimat zurückkehrte. Er wollte die Vergebung seiner Gattin suchen, vielleicht auch nur ihr Geld. Ter kleine, beschriebene Zettet teilte ihr seine Ankunft mit. Tage lang mag er um ihr Haus gestrichen sein, bis sich an jenem verhängnisvollen Abend die Gelegenheit bot, sie zu sehen. Mit Hilfe einer Leiter erkletterte er das Fenster uud drang in das Zimmer der Gräfin ein. Tie Gräfin wußte vou seiner Anwesenheit in Wien. Tcshalb hatte sie an dem Abend, da Lie, lieber Graf, ihre Werbung vorbrachten, von dem dunklen Schicksal gesprochen, das über ihrem .Haupte schwebte. Als nun ihr ehemaliger ltzatte so urplötzlich vor ihr erschien, war iie zwar im ersten Augenblick entsetzt, hatte jedoch volle Klarheit über das, was sie ihm sagen werde. Sciuc dringenden Billen, ihn wieder bei sich aufzu- nehmen, wies sic schroff nnd nnbengsam zurück. Mit Verachtung stieß sie den ungetreuen Gatten von sich, denn sie liebte nicht mehr ihn, sondern — Sie!" Mit wachsender Erregung harte Zdenko zugehörig Das Bewußtsein, daß Reinhold Müller lediglich seine feindurcbdacirten Schlußfolgerungen mitteilte, kam ihm mehr und mehr abhanden. Es war ihm, als hätte der kleine Mann mit den mumienhaften Zügen undi den glitzernden Augen alles das selbst erlebt, selbst erschaut. „Weiter, weiter", drängte er säst atemlos. „Fassen Sic sich, lieber Freund. Der Schlußakt des Dramas kommt nuumehr. Außer sjch vor Wut über die Weigerung seiner (tzattin, wieder die Sein« zn werden, stürzt Graf Sternfeld unter Drohung« auf sie zu. Die Bedrohte öffnet das Geheimfach ihre» Schreibtisches, reißt den kleinen Dolch an sich mM wirft das Fach wieder zu." , , (Fortsetzmig fylatä