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Weik«, gelbe, scharlach- und orangefarbene Tulp— dazu Tausend« buntfarbige Stiefmütterchen. Da» reichst« Frühlingsbild aber gewähren die Magnolien- sträncher, die ihre Knospenschuppen abgeworfen und den Reichtum ihrer exotischen Blütenherrlichkeit, ihre prachtvollen tulpcngestaltigen, großen Blumenkelche an dem noch blattlosen Geäst entfaltet haben. Hoffent lich betragen sich die sogenannten „Eisheiligen" ma nierlich, die nun morgen zur Herrschaft gelangen, damit in diese Bluten Pracht kein Reif und Frost fällt. * — Maikäfer sind bis jetzt in hiesiger Gegend nicht zu sehen gewesen. Tie ftihle Temperatur hat sie, wie alles Ungeziefer, zurückgel-alten. * — Theater. „Tse lustige Witwe" wird am Dienstag abend im Krystallpalast eine Wieder holung durch das Metzer'sche Ensemble erfahren. Tse hübsche Operette kann gewiß auch bei der letzten hie sigen Ausführung sich eines guten Beiuäies erfreuen. Ihre Wiedergabe ist seitens der Direktion eine über aus lobenswerte. Wer also einige frohe Stunden verleben will, der komme! — Treue Mieter befinden sich in dein an der Blejchgasse belegenen, Herrn Gastwirt Freitag in Zwickau gehörigen Hause (frühere Heppenfabrik). Dort wohnt Frau Emilie verw. Berger bereits 20 Jahre, während die Familien Max Schers und Her mann Engelhardt in diesem Jahre dort das silberne Wohnungsjubiläum begehen können. Ehre . solchen treuen Mietern! * — Kyffhäuserfahrt 1SV9. Trotzdem erst der viert« Teil der militärischen Bereine bezüglich der Teilnahme au einer Kyffhäuserfahrt im Mai dieses Jahres sich geäußert hat, erscheint aus den einge gangenen Mitteilungen die Stellung eines Souder- zuges bereits gesichert. Der Zug wird am 22. Mai (Sonnabend, abends gegen 10 Uhr in Hohenstein- Ernstthal abgchcn, in St. Egidien, Glauchau, Denn heritz, Meerane, Gößnitz und Altenburg zur Auf nahme von Teilnehmern halten und über Leipzig, Halle, Frankenhausen nach Rottleben geführt werden. Ankunft dort wird gegen 5 Uhr morgens erfolgen. Abmarsch von Rottleben nach der 20 Minuten ent fernten Barbarossahöhle, in deren Restaurant das Frühstück eingenommen wird. Nach gruppenweiser Be sichtigung der Höhl« erfolgt gemeinsamer Marsch nach dem Kyffhäuser-Tenkmal, welches in zwei Stunden erreicht wird. Am Denkmal findet ein kurzer Fest akt statt, Besichtigung des Denkmals und Aussichts- turmcs und gemeinsames Mittagessen in der Teuk- malswirtschaft mit Konzert der mitgeführten Kapelle. Die Rückfahrt erfolgt von Frankenhausen (zwei Stun den) gegen 5 Uhr nachmittags. Tse Kameraden mit ihren Frauen und Angehörigen, sowie von den Kame raden ciugeführte Gäste sind zu zahlreicher Teilnahme ein geladen. Tie Meldung Hai bei dem Vereinsvor- steher zu erfolgen. Bei der Anmeldung ist der Reise beitrag einznsenden. Derselbe beträgt 10,60 Mark, in ihm sind enthalten die Kosten für Fahrt, Mittag essen, Musik und allgemeine Ansgaben. * - Athletik. Bei dem gestern in Wjlkan bei Zwickau stattgesundenen Wettstreit des sächsische« Athletenklubs „Freie Bereinigung" zeigte auch wiederum der hiesige Krastsoortklub „Eberle", daß er seine Ucbnngsstunden gut benutzt Herr Rudolf Boigt errang in der dritte« Klasse »«ter 16 Kon kurrenten nebst einem wertvollen Ehrenpreis den ersten Preis, Herr Guido Schulz iu der vierten Klasse von 26 Konkurrenten den siebenten Preis Außerdem hielt -Herr Boigt br«« MeiLerschaftsrinsen den, sächsischen Meisterschaftsringer Max Frenzel 1 Stunde 35 Mi- nuten stand und setzte ihm tüchtig zu. Für den hie sigen Kraftsportklub gewiß wiederum ein Erfolg. Mr wünschen ihm auch zu dem am 20. dieses Monats in Lugau stattfindenden Beveiuswettstreit des dortigen Klubs, an dem er sich beteiligt, viel Glück. * Siebenter Sächsischer Hanblungsge« hilfen-TaH in Werbnn. Am 8. und 9. Mai fan den in Werdau die Verhandlungen des 7. Sächsischen Handlungsgehilfen-Tages statt, an dem 700 Hand lungsgehilfen und selbständige Kausleute aus 140 säch sischen Städten und Gemeinden teilnahmen. Am Sonnabend wurden die Berichte der einzelnen Ab teilungen über die Tätigkeit des Ausschusses im Jahre 1908 erstattet Die beiden Hauptvorträge fanden am Sonntag vormittags 1l Uhr in großer öffentlicher Versammlung statt. Herr Prokurist Hans Kanitz aus Leipzig sprach über die Frauenarbeit im Handels- gcwerbe und Herr Geschäftsführer Otto Wege aus Leipzig über die gesetzliche Regelung der Arbeits zeit in den Kontoren. Es wurden hierzu entspreck»e«de Resolutionen angenommen. Aus dem Berichte des Gauvvrstehers, Herrn Otto Wege aus Leipzig, war zu entnehmen, daß der Gau Sachsen im Jahre 1908 von 14 984 auf 16 470 Mitglieder gewachsen ist, die sich aus 122 Ortsgruppen verteilen. Der bisherige Gau vorstand wurde einstimmig wiedergewählt. Als Ort für die nächstjährige Tagung ist Dresden ausersehen. — Der Wegfall des Zugabrufens wird im großen Publikum als eine lästige Erschwerung des Ressens empfunden und bereits sind von verschiedene« Orten Petitionen an die zuständigen Eisenbahnbe hörden gerichtet worden, um den alten Brauch, die Reisenden vor der Abfahrt der Züge zu verständigen, wieder einznführen. Längere Zeit auf zugigem Perron oder bei sonstiger Wittcrungsnubill auf den Zug zu warten, so fügen die Petenten hinzu, dürfte sicher lich nicht dazu beitragen, den Reiseverkehr zu heben. Der Verdruß über diese Verordnung ist allgemein und ein Reisender auf einer untcrfränkischne Station gab seinem Mißfallen dadurch Ausdruck, daß er auf der Tischplatte im Wartesaale in poetischer Form dem lieblichen Wunsche Ausdruck gab, die Urheber dieser Verordnung möchten ebenfalls bald vom Schick sale abberufen werde«. Nun lieißt ein bekanntes Sprichwort: „Die Gesetze sind dazu da, umgangen zu werden." Dieser Ansicht huldigt jedenfalls auch der Portier einer Station der Jllertalbahn in Bayern, welcher der ministeriellen Verordnung sowohl, als auch den Wünschen des verehrlichen Publikums in der Weise nach kommt, daß er im rechten Augenblick im Wartcsaale erscheint und ruft: „Abg'rufe werd fei «et! Glei sahrt's Zügle rein!" * Sind Bienen Haustiere? Diese Frage ist in der Reichstagskommisscon bei der Beratung des Viehseucheugesetzes aufgeworfen worden. Das Vieh seuchkngesetz soll das Verfahren zur Bekäuipfiing über tragbarer Viehseuchen bei allen Haustieren „ein schließlich der Hunde, der Katze« und des Geflügels" regel«. Bei der Beratung des Gesetzentwurfes jn der Kommission wurde beantragt, hinter dem Worte „Ge flügels" hinzllzufttgen: „und der Bienen". Dieser Antrag bezweckte also, die Bienen unter die Haustiere anfzunehmen I« der Kommission wurde ausgesührt, daß dieser Antrag dem Wunsche eines große« Teiles der Bienenzüchter cntsvreck>e, weil die Fanlbrui der Bienen nicht heilbar sei, nnd die gesetzliche Regelung erforderlich iverde, da die einzelnen Besitzer sich wei Serien, sine-Untersuchung ihrer BienenbestLnde »svs nehmen zu lassen. i. Heiurichsort (Besitzwechsel.) Der Schwalb»» sch« Gasthof, der viele Jahre sich in den Hände« des jetzigen Inhabers befindet, ist durch Kaus in de« Besitz des Herrn Arthur Grabner aus Gersdorf über, gegangeck. Borna bei Leipzig. (Tödliche Unfälle.) Im. ver- gangen«« Jahre ereigneten sich im Bornaer Braun kohlenrevier insgesamt fünf tödlickw Unglücksfälle. I« diesem Jahre ist diese Zahl bereits überschritten. Allein der Betrieb des Bubendorfer Braunkohlenwerkes so«- dert« vier Opfer, zwei davon innerhalb weniger Tag«. Sonnabend morgen wieder wurde aus dem Tagebau betrieb der Regiser Kohlenwerke ein 18 Jahre alter Mensch, der um 6 Uhr erst in Arbeit getreten war, von der Lokomotive buchstäblich erdrückt. Crimmitschau. (Unfall.) In Neuschtveinsburg ereignete sich gestern nachmittag ein schwerer Un- glückssall durch Verbrennung. Eine Frau H. zog sich! beim Feneranbrennen starke Brandwunden zu. Haus bewohner wurden durch das, Wimmern der Unglück» lichen auf den Unfall aufmerksam und holten ärztliche Hilfe herbei. Wie das Unglück sich ereignet hat, konnte nock» nicht ermittelt werden. Dresden. (Schwerer Unglücksfall bei einer Ha varie.) Ter Kahn des Schiffseigners Arnold in Lon» matzsch erlitt auf der Talfahrt auf der Elbe bei Torgau Schiffbruch, iudem er eine Brücke achuhr. Die Steuer^ manusfrau Bärwald nnt zwei Kindern sprang i« das Rettungsboot. Das Boot schlug um und die Frau und eins der Kinder ertranken. Falkenstein. (Verschwunden.) Seit Freitag früh) ist hier die 82 Jahre alte Witwe Aurich verschwunden. Die Frau irrt wahrscheinlich umher oder hat sich ein Lejv angetan. Sic zeigte in letzter Zeit Spuren von geistiger Schwäche. Leipzig. (Verhaftung wegen Erpressung.) Kürz^ sich erhielt eine in der Westvorstadt wohnhafte Dam« einen anonymen Brief zugestellt, in dem sie auf gefordert wurde, au einer bestimmten Stelle 110S Mark niederzulegen, wenn sie nicht Unannehmlich keiten ausgesetzt sein wollte. Die Dame übergab baS Schreiben der Kriminalpolizei. Jn dem Brjefschreib« ward ei« 17 Jahre alter Kaufmannslehrling von hier ermittelt u«d i« Haft gcnomme«. Meißen. (Tödlicher Unfall.) In einem Stein bruch an der „Karpfenschenke" löste sich ein größerer Stein los und traf den im Bruche arbeitenden Steine brecher Otto Fehrmann so unglücklich, daß er sofort tot war. Riesa. (Gestürzt.) Bei den Hebungen in Zeithain lwtte an, Donnerstag vormittag ei« Offizier des 32. Feldartillerie Regjncents, Herr Leutnant Reichenbachs, das Unglück, daß ihm sei« Pferd durchging. In d«S Nähe des Bahnhofes zu Röderan kam es zum Stürze«, wobei der Reiter einen schweren Tckwdelbrnch erlitt. Rothental. (Ein sctnverer Unglückssalb trug sich! liier zu. Der Besitzer der hiesigen Linealfabrik lup mit einigen Arbeitern Holz auf, als plötzlich dec Wage« umstürzte und die herabfallenden starken Pfosten auf den Besitzer, den Buchhalter Mjcksch und den Arbeiter Reichet sieleu. Alle drei Personen wurden schloer ver letzt. * * * Altenburg. «Großer Waldbrand.) Inc herzog lichen Kammerforst brach Sonnabend ein mächtiger Waldbrand ans. Eine große Fläche wertvollen Baum- „Wer war es?" Roman von Ernst Waldow. Ig. Nachdruck verboten. „Also einverstanden!" rief Zdenko nnd streckte dem Bundesgenossen die Hand hin, in welche dieser kräftig einschlug. Nachdem die Sache damit erledigt Ivar, kam das Gesvräck ins Stocken. Die beiden so ungleichen Män ner saßen rauchend in den eleganten Sesseln und hin gen denselben Gedanken nach Beide rjeseu sich im Gessle dse Tatsackien wieder zurück, welche mit dem Tode der Gräfin Lea Stern feld vertunpil waren und die Erinnerung benahm ihnen die 2im zum Reden : Später kai« Johannes Oettinger zurück uud er- iuuerte die Herren daran, daß sie doch die Absicht geäußert hätten, die Zimmer des Schlosses zu be sichtige«. Sie erhöbe« sich und folgte« dem Schloßvogt, der sich als gewandter Cicerone erwies nnd in der Fami liengeschichte des Hauses gut beschlagen war. Eine Rejhe von Prniiksälcn nnd Gemächern hatten sie berecis durchwandert, deren teere Wände so recht den Eindruck der Oede uud Verlassenheit machten, ass Ocniiiger mit einem Male eine mächtige mit kunstvollen eisernen Beschlägen verzierte Tür öffnete, die in den Seitenflügel führte. Die-Männer traten ein und befanden sich in dem Eborraum der Schloßkavelle. Mit leiser Stimme erzählte der Schloßvogt, daß die KavcUe seit dein Tode des alten Grafen, des Vaters von Rudolf Sterilfeld, nicht mehr benutzt würde. Früher sand an den Sonntagen und Feiertagen Gottesdienst statt Die Herrschaft und das Gesinde nahmen in dec« erhöhten Ehorranm hinter dem Altar Platz, während die Bewohner des benachbarte« Dörf ¬ chens den mileren Raum der Kirche füllten. Dec alte Herr sei sehr fromm gewesen, bemerkte Oettinger er läuternd, abcr als der jnnge Graf das Regiment über nommen habe, sei die alte Sitte eingeschlafen. Währenddessen lwtt« sich die Dämmerung herab gesenkt. Die bunten Fenster der Kapelle ließen nur «och matt die Lichtstrahle« diirchfallen iiild die hallende« Schritte der drei Männer aus den Steinsließen weckten ein unhejmlickws Echo. ' Eben wollte Oettinger die Besucher, nachdem sie den kunstvoll geschnitzten Holzaltar bewundert hatten, wieder znrückftthren, als Zdenko ganz unvermittelt die Frage stellte: „Besindej sich nicht auch die Begräbnisstätte der gräsljchen Familie hier in dieser Kapelle?" Ter Alte nickte bejahend mit dem Kopfe und ans einen ermunternden Wink seines Herrn schritt er langsam nnd zögernd die Stnfen hinab, welche von dem Ehorranm in den unteren Teil der Kapelle führ ten Unterhalb des Altars öffnete sich hinter einem mächtigen, flachen Rnndbogen ein Gang, der durch ein« Gittertür abgeschlossen war. Oettinger griff aus seinem Schlüsselbund einen mächtigen, verrosteten Schlüssel heraus und öffnete. Die Männer traten ein und befanden sich in der Totengrust. Von der Decke hing eine metallene Ampel herab, die nock, ein wenig Oel enthielt. Der Lchloßvogt zündete den Docht an und rin mattes, rötliches Licht drang in den finsteren Raum. Es glitt über dir beiden Reihen von steinernen Sär gen, dir an den Wänden Ausstellung gefunden hatten, nnd die fick wuchtig, aber verschwommen aus dem dunklen Schatten abhoben. Es war ein ganz eigen artig ergreifender Anblick. Durch das Herz des Grafen ging ein wehes Zucken. Hier hätte auch sie ihre letzte Ruhestätte finde« müsse«, die Verklärte, welche der mörderische Stahl ihm entrisse« hatte «iid deren sterbliche Ueberreste ans so unerklärliche Weise verschwunden waren. Raschs wandte er sich ab nnd wollte die Grust verlassen. Ta siel sein Blick auf eiucu kleinen Nebenraum, de* durch ein vergittertes Fenster init der Außenwelt verbunden war und in dem der letzte Abendschimmelt sich i« schwachem Lichte verteilte. Einer Plötzliche« Eingebung folgte, trat er näher. Seine Begleiter folgten ihm, Müller mit dem lebs haften Interesse des Altertumsforschers, Oettinger nnr widerwillig nnd gezwungen. Ter Raum war niedrig gewölbt und schmucklos. In seiner Mitte stand ein ungeheurer Sarkophag. Der Sarg selbst war aus einem einzigen Sandsteinblock nur roh behauen. Ten Teckel bildete gleichfalls eine viele Zentner schwere, viereckige Sandsteinplatt«. Eine ganze Weil' blieben die Eintretenden schwei gend. Tann fragte Zdenko Petöski mit unterdrückter Stimme: „Wessen Grabdenkmal ist dieses?" Alles blieb still. Johannes Oettinger hatte sich abgewandt, sei« Gesicht war aschgran geworden. Eindringlicher wiederholt« nun Gras Zdenko sei»« Frage. Jn leisem, zitterndem Tone kam die Antwort: „Es ist für den letzte« des Namens Sternfeüi bestimmt." Ergriffen senkte der Gras das Haupt. Er dachttk au den ehemaligen Besitzer des Schlosses, der vro- schollen war, der vielleicht jahrelang durch die Wett irrte, bis er für seinen müden Leib eine Ruhestätt« gefunden hatte, und der nun, fern von der heimifchm Erd«, begraben kag. (Fortsetzung' folgt.) . j