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Tageblatt sir HMns. Mlid. VniÄns, Mns, A. Win, Hnmilhsnt, Amn«, Michl, MtMÄns, Msn st. Willis, Zt- St, Mtli, AnMich Ai», llickmilsn, KchUuNtl Mhei» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein - --- — Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk -- —-— 59. Jahrgang. - - Nr 96 LELLAS Mittwoch, de» 28. April. 1909 Matt erscheint täglich außer Sonn- und Festtag, nachmtttaar für den folgenden Tag. — NlertehShrllcher Nezngsprrls: 1 Mk. 50 psg„ durch dir Post bezogen I Mk. 75 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. Erstellungen nehmen außer der Vrprditio'n in Lichtenstein, Lwiekanerstraße Nr. Sb, alle Latserlichen postanstattcn, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Znsrratr werden die funsgrspalteur GrundzeUr mit 10, für auswärtige Inserenten mtt 1b pfg. berechnet, «eklamezelle 30 Pfg. Lm amtlichen Telle kostet die zweispaltige Seile 30 Pfg. Ferusprech-AnschluH Nr. 7. Inseraten- Annahme täglich bis spätesten» vormittags 10 Nhr. Telegramm-Adresse: Tagebla tt Das Wichtigste. * König Friedrich August ist in Bad Elster ein- getrossen. * Der deutsche Kaiser wird dem Kaiser Franz Josef aus dessen Einladung Mitte Mai einen kurzen Besuch in Wien abstatten. * Als zweiter Stationskreuzer sür die Südsce geht im Mai der Kreuzer „Cormoran" nach Apia. * Tie Lage im portugiesischen Erdbebengebict soll, den, Vernehmen nack, trostlos sein. Bis jetzt sind ungefähr 50 Tote fcstgestellt. Viele werden noch vermißt. 6000 Men setzen sind obdachlos. * Tie ungarische Regierung in zurückgelreteu, das ungarische Abgeordnetenhaus hat sich bis zur Lösung der Krise vertagt. * Das türkische Ministerium hat demissioniert. Das Parlament ist aus Zan Stcsano nach Koustann- nopel zurückgekehrt, wo nunmehr die Entsrlzeidung fallen soll, ob Abdul Hamid Sultan bleibt. Abdul Hamid ist von seiner Umgebung völlig verlassen. Tse Jungtürken haben jetzt auch Skutari besetzt. In Klein asien dauern die Niedermetzelungen ganzer Ortschaften fort. StinniM ns lm ÜMn Msti,. lEjgen-Bericht.) Sch. Berlin, den 26. April l!)Ol). Der Staatssekretär des Reichsjustizamtes muhte heute wiederum auf seinem Platze im Parlament er scheinen, um der zweiten Beratung der Zivilprozeh ordnungsnovelle als stolzer Vater dieses Kindes bei zuwohnen. Tie wichtigste Debatte setzt beim Gerjchts- verfassungsgcseu ein. Tie Kommission har die Wert grenze sür die Zuständigkeit der Amtsgerichte von -Ü"> Mark auf 6M Mark erweitert. Wie der Konservative Wagner mittcilt, beruht die Normierung der Wert- grenze auf einer Verabredung in der Kommission. Nur in dem unerschütterlickzen Vertrauen, daß kein bestehendes Amtsgericht aufgehoben wird, stimmen seine Freuirde dieser Aenderung zu. In der Kom mission sei ferner eine Resolution auf Revision der Anwaltsgebührenordnung vereinbart worden. Ter Zentrumsabgeordnete Te Witt glaubt nicht, daß die Rechtsanwälte durch die Erhöhung der Wertgrenze allzu sehr geschädigt werden würden. Von den Frei sinnigen, für die Herr Tove spricht, will ein Teil gegen die Erhöhung der Wertgrenze stimmen, von der Redner eine Einschränkung des HjlssrjchtertumS erhofft. Bald nach Herrn T-ove kommt denn auch ein Gegner der Wertgrenzerhöhung aus den Reihen der"Freisinnigen zum Wort, Herr Ablaß, der den Entwurf im allgemeinen gleichfalls bekämpft, weil ihm nickn in dem wünschenswerten Umfange die Gjfrzähne ausgebrochen worden seien. Staatssekretär Dr. Riebe rding wiederholt die Erklärung namens der verbündeten Regierungen, daß überall, wo es nötig sein wird, eine Vermehrung der RichterstcUen eintreten soll, so daß eine Ucberlastung der Richter trotz der Kompetenz Erweiterung der Amtsgerichte nicht zu befürchten fei. Ter Anwalts stand wird durch das neue Gesetz keinen Schaden haben. Tic Sozialdemokraten werden sim bis -ar dritten Lesung entscheiden, wie sie sichrem - es.u gegenüber stellen sollen. Also verkündete Herr- Frank - Mannheim. Ter Nationalliberale Führer Bassermann tritt lchhaft für freie Advokaten ein, da nur eine solche (tze.oähr viele für ejne tüchtige und unabhängige Mitwirkung des Auwaltsstandes bei der Rechtsprechung. Ter Freisinnige Storz stimmt seinem Kollegen von der juristischen Fakultät bei. Nachdem der Freisinnige Ghßling und der Pole von Dziembowski die Vorlage nicht günstig be urteilt haben, wird die Komvetenzerhöhung auf 600 Mark mit gros^r'Mehrheit b schlossen. Nach läng'rer Debatte wird die Regierungsvorlage wieder hergestellt, die dahin geht, die Kammern für Handelssachen sollen Berufungs- und Beschwerdegerichte in der in erster Instanz von den Amtsgerichten verhandelten Han delssachen sein. Zum Teil heiter ist die Debatte über einen An trag der Wirtschaftlichen Vereinigung, die Gerichts schreiber gerechter zu titulieren: „Gerichtssekretär". Er wird mit allen Stimmen gegen die der Wirtschaft lichen Vereinigung und des Freikonservativen Vareu- horst abgelehnt. Eine ganze Reihe unwesentlicher An träge wird erledigt. Immer dasselbe Bild. Ein Jurist nach dem anderen betritt die Tribüne, und die Debatte wird zu einem Juristendisput. Bemerkens wert ist die Ablehnung eines sozialdemokratischen An trages, der den Paragraph 157, der bestimmt, daß das Gericht Bevollmächtigte, die das mündliche Ver handeln vor Gericht gewerbsmäßig betreiben, zurück- weisen kann, auf Gewerkschnstssekretäre- und Beamte nicht angewcndet Nüssen wollte. Morgen geht die De batte weiter. Deutsches Reich. Dresden. (Das „Dresdener Journal") meldet: Sicherem Vernehmen nach wird an Stelle des zum Königt. Gesandten in Berlin ernannten Vorstandes der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt Geheimen Rates Freiherr« von Salza und Lichtenau der AnitS- hauptmann Tr. von Hübel in Borna treten. Zum Amtshauptmann in Borna ist dem Vernehmen nach der Regierungsrat Tr. Einert bei der Krcishaupl- mannschaft Lejpzjg einstimmig in Aussicht genommen- — (Tie sächsischen Landwirte und die Erbanfall steuer.! Ter Bund der Landwirte in Sachsen hat neuerdings wieder eine schriftliche Kundgebung von Rcjchstagswählern in die Wege geleitet, in der sich die Unterzeichner nach wie vor als tüeguer der Nackz- laßsteucr und ieder Ausdehnung der Erbansallsteuer auf Gatten und Kinder erklären und ihre Reichs- tagsabgeordueteu bitten, diese Steuer abzulehnen. Tie offiziöse Leipziger Zeitung bedauert dieses Vorgehen, und zwar, wie sie schreibt, im Interesse des Bundes in Sachsen selbst, da zu befürchten sei, „daß es die Svmpathien für den Bund auch in solchen Kreisen beeinträchtigen kann, die ihm bisher sehr freundlich gegenübersranden." Bertin. (Tie Balkanpolitik der Treibundmächte) ist mehrfach in tendenziöser Weise, besonders von der französischen Presse, verdächtigt worden. Tem tritt das offiziöse Wiener Fremdenblatt entgegen: es schreibt zur Behauvtung des Eclair, daß zwischen den Trejbundmächten Abmachungen über eine Teilung der Türkei getroffen worden seien, von einem solchen Plane sei in maßgebenden Kreisen des Dreibundes niemals die Rede gewesen, und gerade die Anuektions- polilik des Wiener Kabinetts widerspreche ihm aufs ' iT-dlstl ste. „Härten nur", fährt das Blatt fort, „die Dinge aus dem Punkte gelassen, aus dem sie sich zur Zeit des Ausbruches der türkischen Juli Revolution befanden, so wären wir aller Wahrscheinlichkeit nach in Konvulsionen hincingezogen worden, die das Dttv- manische Reich jetzt durchmacht, lieber die Linie hinauszugehcu, die durch die Entschlossenheit zur Konservierung unseres Besitzes gezogen war, haben wir niemals beabsichtigt. Auch Italien und das Deutsche Resch sind über den Verdacht erhaben, Deik- Haber einer auf dfe Zerreißung der Türkei ausgehenden Balkanpolitik zu sein. ES wird gut sein, wenn man sich in Europa an die den Tatsachen entspreclwude Auffassung gewohnt, daß der Dreibund sich stark er wiesen hat, um den Frieden zu scbirm.n, gewiß aber nicht, um ihu durch abenteuerliche Pläne zu erschüt tern." — «Ter Kaiser- wird, wie wir erfahren, auf seiner Rückreise von Korfu dem Kaiser Fran, Joses einen Besuch abstatten. Ta jedoch über die Tauer des Aufent haltes im Achilleion noch keine desinitive Bestimmung getroffen ist, so steht sowohl der Zeitpunkt, ivie der Ort dieser kurzen Monarchenbegegnung noch nicht fest. Daß Kaiser Wilhelm bei der sich jetzt bietenden cve- legenheit nicht verfehlt, dem ihm so eng befreundeten Souverän einen Besuch zu machen, erscheint bei den innigen Beziehungen der beiden Höfe und der voll ständigen politischen Uebereinstimmung der beiden Länder fast selbstverständlich. Zeigte doch soeben erst die glänzende und von spontaner Freude getragene Ausnahme des deutschen Kronprinzen ain Wiener Hofe und in der Wiener Bevölkerung, wie tief der Gedanke des dcutschösterreichischeu Bündnisses in beiden Völ kern wurzelt. — (Ter Ausschuß der konservativen Partei) nimmt die von feiten des Konservativen Landesvereins im Königreich Sachsen infolge besonderer Landesverhält nisse eingenommene Stellung zur Frage der'Nachlaß- und Eröanfallstcuer zur Kenntnis. Es wird von diesem Ausschuß empfohlen, die Reichstagsfraktion aufzu- sordern, mit aller Entschiedenheit auf das Zustande kommen der Reichsfinanzreform hinzuwirken, zum Er satz—der Ausdehnung der Nachlaß- oder Erbavfnll- stcucr eine Reichswertzuwachssteucr in Verbindung mit anderen geeigneten Besitzsteuern vorzuschlagen und den Vorschlägen der Regierung bezüglich des Bieres, Branntivcines und Tabaks jm wesentlirlzen beizutreten. (Mit aller Entschiedenheit aus das Zu standekommen der Reichsfinanzreform hinzuwirken lzeißt, wie heute die Dinge liegen, der Erbanfallsteuer zustimme»., — (Ein deutsch-marokkanischer Zwiselzensall.) Schon in den letzten Tagen ist mehrfach davon die Reds geivesen, daß der deutsche Industrielle Rcnschhansen, der die Hafenmole in Tanger für die marokkanisclze Regierung baut, von dieser keilt (Keld erhalten könne. Min teilt er dieses Schicksal allerdings mit sehr vielen anderen Leuten, aber er behauptet, daß der deutsche Gesandte in Tanger sich seiner Lache nicht mit der erforderlichen Energie angeirommen lzabe. Tas ist von hier aus schwer zu beurteilen. Nun hat Herr Renschhausen sich aber zu einer Handlung Hinreißen ,lassen, die keinen sehr g»tm Eindruck in Tanger machen dürfte. Ter deutschen Kabelgrammgcsellschaft wird darüber gemeldet: Ter Deutsche Renschhausen hatte gestern vormittag aus der von seiner Firma aus- gcsührtcn Mole im Hafen von Tanger eigenmächtig die deutscl/e Flagge gehißt, ansmeinend, um seinen An sprüchen gegen die marokkanische Regierung wegen Nichtbezahlung der Arbeiten Nachdruck zu verleihen. Tas Hissen der deutschen Flagge ist, wie dem Ver treter des Sultans vom kaiserlichen Geschäftsträger mitgetcht wurde, ohne Wissen der deutschcn Gesandt schaft erfolgt. Tie deulsche Flagge wurde am Mittag wieder eingezogen. — Tas Bedauerliche ist natürlich, daß die Flagge erst gehißt und daun aus Anordnung der deutschen Gesandtschaft "wieder eingezogen worden ist. Rian kann sich drucken, was sür Gerüchte sofort ain „Sokko" in Tanger über diesen Zwischenfall in Um laus gesetzt worden ünd, und wie sich Franzosen und Marokianer mit diesem „Rückzug", dieser „Nieder lage" der Teutsch-'n gebrüstet haben mögen. — Zu dem au sich unbedeutenden Zwiscbensall erhalten wir von orientierter S ite die Bestätigung, daß eine For derung der deutschen Firma Renschhausen und Ko. im Betrage von l otxullto Mark zu ReMt besteht- Eine Unterstützung des Herrn Renschhausen durch die deutschen Behördn konnte ab r in keiner W ise statt - sindcn, zumal sich die Flaggenhjssung als eine zweck lose LclbsNnl'e darstcllte. Tenn es besteht die offizielle Äbmackmng mit dein Macbscu, wonach alte anerkannten Forderungen deutscher Untertanen beglichen werden sollen, sobald Marokko die neue marokkanische Anleihe erhalten hat- Tiefe ist nnn freilich infolge der neuen Unruhen aus u.ne Schmf.rigkeitcn gestoßen-