Volltext Seite (XML)
MMÄMybeWNBU Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt für Hihüns, Mit, VniÄE M«rf, Ä Wn, HtimAnt, Amel«, siniirstl. MmÄns, Weil -t Riklis. ZI. ZM, Sl. Mel«, SlWNhh, !hlm, Wemilsn, AWM NW«» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein - Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk - - - SS. JichrMM«. - Rr 92 Freitag, de« 23 April. L-WWWW '909 Vieser Matt erscheint täglich außer Sonn- und Festtag« nachmittags für den folgenden Vag. — Vierteljährlicher Verngepreir: I Mir. 50 psg., durch dir Post bezogen 1 Mk. 75 psg. Einzelne Lummern 10 psg. Bestellungen nehmen außer der Erpediiion in Lichtenstein, Zwirkauerstroße Nr. 5b, alle Laisrrlichen Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die sünfgespalteur Grundzeile mit 10, für auswärtige Inserenten mit 15 psg. berechnet. Leklamezrile 30 psg. Im amtlichen Teile kostet die zweispaltige Zeile 30 psg. Fernsprech-Änschluß Nr. 7. Inseraten-Ännahme täglich di» spätesten, vormittags 10 Lhr. Telegramm-Ädressc: Tageblal t WdM. Heute Freitag von früh 8 Uhr ab Aleischverkartf frisches Schweinefleisch, gekochtes Rindfleisch. Freibankmarken sind von '/,8 Uhr ab in der Polizeiwache zu haben. Laternemwärter gesucht. Zum sofortigen Antritt wird ein Laternenwärter gesucht, der seine Arbeits kraft ausschließlich der städtischen Gasanstalt zu widmen hat. Er hat die ordnungs gemäße Instandhaltung, Reinigung usw., sowie das Anbrennen und Verlöschen der sämtlichen Laternen des Stadtbezirks zu versorgen, jedoch wird ihm bezA des An brennens und Verlöschens der Abend'aternen ein Gehilfe beigegebcn, der ihm unter stellt und für dessen Dienstleistung er verantwortlich ist. Nebenher wird der Laternenwärter im Betriebe der Gasanstalt verwendet. Wochenlohn 18 Mark. - Geeignete Reflektanten wollen sich bis ZEM 1. Mai dieses Jahres unter Beibringung eines schriftlichen Gesuchs in der städtischen Gasanstalt persönlich vorstellen. Lichtenstein, am 22. April 1909. Der Stadtrat. Das Wichtigste * Maximilian .Harden wird gegen das Urteil der Strafkammer in der Beleidigungsklage des Grafen Moltke Revision einlcgen. * Der .Handelsvertrag mit Portugal wird vom Bundesrate nächste Woche beraten werden und sann dein Reichstage zugchen. * Das deutsche Stationsschiff im Mittelmeere, die „Loreley", ist vor Mersina eingetroffeu. * Aus Grund einer Vereinbarung zwischen den Führern der mazedonischen Armee und der türkischen Regierung wurde die Absetzung des Sultans fallen gelassen: der größte Teil der Garnison von Kon stantinopel wird durch Truppen aus Saloniki er setzt. * In Prag wurden sämtliche Fachgruppen der tschechisch-sozialistischen Genossenschaften wegen auti- militärischer Umtriebe aufgelöst. Das Chaos in der Türkei. Obwohl von einigen Seiten andauernd die Ab dankung des Sultans als unmittelbar bevorstehend ««gekündigt wird, und obwohl die Abdankungsgerüchte jetzt auch in Saloniki umlaufen, scheint es doch, daß die versöhnlichere Richtung im Lager des Komitees für den Augenblick ausschlaggebend geworden ist. Wir haben schon auf diesen Stimmungsumschlag hinge wiesen, und die sehr bestimmten Acußerungen, die der Kommandeur des dritten Armeekorps, Marschall Mah mud Schewket Pascha, getan hat, waren in dieser Beziehung außerordentlich bezeichnend. Man geht wohl nickt fehl, wenn man annimmt, daß auch die Bot schafter der Großmächte sich bemüht haben, dem Komitee alle extremen Maßregeln zu widerraten. Des halb hat man den Sultan bisher nicht abdanken lassen, und deshalb hat man die Truppen bisher auch nicht jn Konstantinopel einziehcn lassen- Denn das einzige, was heute so gut wie sicher ist, sind die beiden Tat sachen, daß die j u n g t ü r k i s che Armee noch vor der Stadt steht und daß der Sultan for mell noch regiert, aber als Marionette in der Hand der Jungtürken. Die Jungtürkcn ziehen nicht in Konstantinopel ein. Zwischen dem Generalstab jn Konstantinopel und den jungtürkischen Truppen ist vereinbart worden, baß Liese nickt in die Stadt einmarschieren. Sie werden vielmehr nach vollständiger Zernierung der Stadt über Hiaihaene nach Jilditz-Kiosk marschieren und dort die Sultanstruppen entwaffn.n, die k inen W'd r stand leisten wollen. Bei den bisherigen Verhand lungen ist die Throuwechselsrage nicht berührt worden. Die Verhängung des Belagerungszustandes steht un mittelbar bevor. Der Umschwung am Dienstag abend hat sich anscheinend sehr schnell vollzogen. GS wird darüber am Dienstag aus Konstantinopel berichtet: Tie Lage ersckieint heute abend völlig verändert, so daß man die Abdankung des Sultans nicht mehr für wahrscheinlich hält. Zwischen dem Hauptquartier der mazedonischen Truppen und der Pforte fand ein leb hafter Depeschen wechsel statt. Jn allen Telegrammen der Truppen wird die Person des Sultans mit großer Schonung behandelt. Ter Scheich ül Islam erklärte Journalisten, von der Abdankung des Sul tans sei niemals die Rede gewesen und alle darauf bezüglichen Gerüchte seien völlig unbegründet. Der Inhalt des Abkommens wird in einer weiteren Meldung aus Konstantinopel noch folgendermaßen clzarakterisiert: Tie Absetzung des Sultans wird fallen ge lassen. Ter größte Teil der Garnison wird ent lassen und durch Salonikier Truppen ersetzt. In der .Hauptstadt bleiben ferner MO Salonikier Gen darmen, die den Sicherheitsdienst übernehmen. Tie Salonikier Truppen, deren Vorhut sich bereits vor der Stadt befindet, werden vorläufig nicht ein- marsckieren. Die Regierung wird einen entspre chenden Aufruf an die Bevölkerung erlassen. Alle Truppen werden einen neuen Eid leisten. Die Re gierung übernimmt die Bürgschaft für die Unter werfung der' gesamten Garnison, ausgenommen eines kleinen Teiles der Jildizbesatzung. Tie Kriegs flotte wird zu Manöverübungen den Hafen ver lassen. Der wackelige Dhron Tie letzte uns lzeute zugegangene Tepcfche besagt, daß die Jüugtürken nicht gewillt sind, den Sultan auf dem Throne zu belassen. Die Depesche lautet: Konstantinopel. Ter Generalstab der Komitee armee, sowie die bei dieser befindlichen Abgeordneten widerlegen entschieden die Behauptung Rifaat-Paschas, daß der Sultan durch die Jungtürken geschont werden würde. Ter Sultan dürfe in keinem Falle weiter regieren, denn seine Regierung sei gleichbedeutend mit dem Untergange des Landes. Er dürfe einzig auf das Wohlwollen der Jungtürken zählen. Wenn die Armee noch reicht weiter vorgerückt sei, so liege das daran, daß man über die Haltung der Flotte im Zweifel war und die Jungtürken eine Beschießung der Hauptstadt vermeiden wollen, um nickt diplo matische Schwierigkeiten zu schaffen. Jetzt aber ist es den Jungtürken gelungen, die unsicheren Offiziere an Bord der Kriegsschiffe durch Anhänger des Komitees zu ersetzen. Sollte der Sultan sich an der Verschwö rung beteiligt haben, so wird er entsprechend be handelt werden und seine Entthronung daun aller dings unvermeidlich sein. Tie von den Juugtürken jetzt beobachtete Reserve sei ein diplomatischer Kniff. Rach anderweitcn Meldungen soll die Entthronung Abdul HamidS aus alle Fälle beschlossen werden. Ter Thronfolger Reschad Effendi soll bereits in ver schiedenen Städten der Provinz zürn Sultan ansge- ruien worden sein. — Ter Generalstab beschloß, nickt Konstantinopel, sondern nur den Jildiz anzu- greiscn. Die deutschen Ingenieure der Bagdadbahn gerettet. Tie deutschen Ingenieure beim Bau der Bagdad bahn in Bagtsche, östlich Adana, wurden durch tür kische Truppen vor der Rjedermetzelung durch die Kurden gerettet. In Anatolien werden auf Anordnung deS jungtürkischen Komitees Mitglieder der reak tionären Mobammedgesellschast verhaftet. Auch die Leiter des Konstantinopeler reaktionären Hetzblattes „Wnlcan" sind verhaftet. Es ist zweifelhaft geworden, ob der Sultan auf die Flotte zählen kann. * * * Nach einer Meldung der „Agcnzja Stefani" herrscht in Aleppe wegen der Nichtanwesenheit der Truppen während der letzten Feuersbrünste eine Panik. Die Niedermetzelungen in den benachbarten Dörfern dauern fort. ES geht das Gerücht, daß auch jn Da maskus die Lage ernst sei. Jn Syrien ist die Bevölkerung wegen der Vorgänge in der Hauptstadt aufs Lustcrste erregt. Sie zwang den Jerusalemer Gouverneur und den Jassaer Kai" makam zu schwören, daß sie an der Verfassung fest halten und leine Steuern nach der Hauptstadt ent sende»:, bis die Verfassungstreue des Ministeriums feststeht. Die „Loreley in Mersina eingetroffen. Mersina. Soeben traf die „Loreley" als erstes Kriegsschiff hier ein. Hier ist alles ruhig, aber die Lage »st nvckz unsicher. Die Fremden aus Adana sind gerettet und zumeist in Mersina. Deutsches Reich. Chemnitz. (Der amerikanische Zolltarif und die sächsische Wirklvarcnindustriel Allen unklaren Ge rüchten zum Trotz sei hier noch einmal festgestellt, daß die Aufhebung der sogenannten Payne-Bill, die eins bedeutende Erhöhung der amerikanischen Zollsätze auf Strümpfe und Handschuhe befürwortete, fest beschlossen ist, da infolge des Druckes der öffentlichen Meinung in der Union und nicht zum mindesten der be teiligten Kreise aus Handel und Industrie der Finanz ausschuß des Senats die alten Dingleytarifsütze weiter bestehen lassen will. Die Zustimmung des SenatS- plenums ist nur noch eine Formsache und wird an diesem heute schon feststehenden Ergebnis nichts mehr ändern. Jn 8 824 der Zolltarifvorlage wird hiuzu- gesetzt, daß alle mercerierte oder sonst weiter be arbeitete Baumwollwaren zum Zollsätze von 5" Pro zent v. W. verzollt werden sollen. — Ter 8 880, welcher bestimmte, daß nicht besonders genannte Fa brikate aus Baumwolle oder in »velcken Baumwolle der Hauvtbcstandtcil ist, einen Zollsatz von 45 Pro zent v. W. bezahlen sollen, wird dahin geändert, daß der Zollsatz nur 20 Prozent v. W. sein soll. — Fn 8 -818 ivird die Vorschrift bezüglich der Art und Wesse, Ivie die Fäden gezählt werden sollen, wieder gestrichen und die frühere Bestimmung des Tingley TarifeS in Kraft gelassen. Dresden. (Königsbesnch im Erzgebirge.' König Friedrich August beabsichtigt, wie verlautet, in diesem Sommer wieder eine Reise inS Erzgebirge zu unter nehmen, die diesmal die Amtshauptmannschaft Marienberg berühren würde. Näheres über die Reise ist noch nicht festgesetzt, doch dürfte diese noch im Monat Juni stattfinden. Vertin. (Trinkiprüche in Bukarests Zur Feier deS 70, Geburistages des Königs Karol von Rumänien sand ein großes Galadiencr statt, bei dem zivischn dem König und seinem Gaste, dein deutschen Kron prinzen, sehr herzlich' Trinksprüche gewechselt wurden, in denen die engen freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Herrscherhäusern und Ländern her vorgehoben wurden. Ter König toastete auf Kaiser Wilhelm und seine Familie. Er sei dankbar dafür, daß der Kaiser den Thronerben entsandt habe und für den glänzenden Marschallstab. Die Ernennung