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Bitterfeld aufgestiegen waren. Bei der Landung ver schlang sich das Schleppseil mit der elektrischen Hoch spannungsleitung, die vom Elektrizitätswerk Lößnitz- grund nach Eisenberg-Moritzburg führt. Infolgedessen entstand ein Kurzschluß, der in den genannten Orten eine Stromunterbrechung für mehrere Stunden im Gefolge hatte. Lommatzsch. (Historische Schützenfahne.) Tie Schützengesellschaft hat ihre alte Fahne auf Wunsch beS Königs der Fahnensammlung in Dresden über geben. König Friedrich August hat der Tchützengesell- schaft eine neue Fahne dafür geschenkt. Zwickau. (Zu dem Grubenunglück aus Wilhelm- scliacht 1) ist noch folgendes zu melden: Der Mann, welcher die Maschine bediente, ist als zuverlässig be kannt: immerhin wurde er sofort abgelöst, da erst die von der Bergbauinspektion eingelcitete Untersuchung ergeben muß, ob Unachtsamkeit oder ein Fehler an der Maschine das Unglück verschuldet hat. Die Toten sind der Häuer Möckel aus Niederhaßlau, Bayreuther aus Friedrjchsgrün, Grätzer aus Vielau und Pleul aus Oberhohndorf. Die Schwerverletzten sind der Fördermann Bachmann aus Niederhoslau, Häuer Weltmann aus Schedewitz, Fördermann Rau aus Kirch berg. Häuer Tautenhahn aus Oberplanitz, Häuer Engelmann aus Zwickau, Häuer Zimmermann aus Oberplanitz und Häuer Fuchs aus Niederplanitz. Tie Getöteten und Schwerverletzten befanden sich zum größten Teil in dem aufwärts gehenden Fördergestell, ivährend die im abwärts gehenden (kestell befindlichen -Bergleute in der Hauptsache nur Verletzungen der unteren Gliedmaßen erlitten. Tie Toten sind allesamt verheiratet. Von den acht schwerverletzten Berg leuten sind sechs verheiratet. Ob diese mit dem Leben daronkvmmen, ist sehr fraglich, gestern lebten sie noch. Nur durch das Zusammentreffen eines großen un glücklichen Moments ist das Versagen der Förder maschine erklärlich. MkMf Snkimii ii WAPM. Eine Ringkampf-Konkurrenz um dm Preis von Mart wird zur Zeit im Krystallpalast ausgc- fockieu: da eine derartige Veranstaltung hier das erste Mal stattfindet und sich zu derselben ganz tüchtige Kräfte emgesuudeu haben, so wird ihr sehr viel Interesse entg gen gebracht. Am Sonn.ib.nd rangen als erstes Paar der rheinische Lcichtgewichtsmeister- ringer Paul Kohler gegen den Amateur-Ringer Rudolf Melstlwru ans Eallnberg. Ter rheinische Meister, wie auch der Amateur gerieten momcntweise zu Nieder lagen: das Schiedsgericht ist bei einer Momcntnieder- lagc geteilter Meinung. Mehlhorn . besiegte aber schließlich den rheinischen Meister in Ist Minuten. Köhler verlangte Revanche für Sonntag. Im zweiten Gange siegte der bäuerische Meister Lang über den Dresdener Meister Fritzsche. Hierauf rang der Meister- ringer von Thüringen, Eichhoff, mit dein Amateur- Meisterringer von Sachsen, Richard Rvthe ans Stoll bcrg, 36 Minuten unentschieden, wobei sich ersterer sehr unfair zeigte. Ter Amateur Mehlhorn mußte den, kräftigen Dresdener Meister Fritzsche in lüft Mi nnien infolge der sogenannten Zange unterliegen. Eichhoff besiegle den rheinischen Meister durch Aus Mehlhoru, Mitglied des hiesigen Kraftsportklubs „Eberle", immer noch seinen Sieg vom Sonnabend behält. Im Entschetdungskampf Eichhoff—Rothe siegt letzterer nach interessantem Kampfe infolge Ueber- rumpelung durch Untergriff in einer Gesamtzeit von 15 Minuten unter großem Beifall der Zuschauer, dem Eichhoff gönnte man die Niederlage, da seine ganze Art des Ringens nicht die Sympathie des Publikums fand. Fritzsche wird von Eichhoff durch Eindrücken der Brücke bereits in fünf Minuten besiegt, doch war Eichhoff mehrmals in gefährlicher Lage. Ter Calln- berger Amateur Mehlhorn hält wider Erwarten dem Eichhoff, ein Koloß gegen ersteren, 20 Minuten Stand. Dem Thüringer Meister war es nicht möglich, seinem Gegner eine Niederlage beizubringen. Der Kampf wird aus Wunsch Mehlhorns unentschieden abge brochen, um am Montag bis zur Entscheidung aus-- gefochten zu werden. Auch der interessante Kampf zwischen dem bayerischen Meister Hans Lang und dem sächsischen Meister Rothe verlief unentschieden, nach dem das Schifflcin des Glückes bald nach dieser, bald nach jener Seite geschwankt hatte. Dem Kampfe der fast ebenbürtigen Gegner, der sich in Vornehmheit und Ruhe abspieltc, folgte das Publikum mit großem Interesse. Heute Montag, dem letzten Tage der Konkurrenz, wird jeder Kampf bis zur Entscheidung ausgetragen; man darf daher gespannt sein, wem die ansehnlichen Geldbeträge zukommen werden. Ter Kampf wird um so interessanter, da auch der bereits angemeldete Neger Iact Lewin eintrisft und sich an der Ringkampf- Konkurrenz beteiligen wird. Ebenfalls konzentriert sich aus unseren Eallnberger Amateur Mehlhorn, dec den Gegnern infolge seiner Behendigkeit viel zu schaffen machte u. Köhler und Eichhoff manchen Schweißtropfen gekostet hat, das Interesse, auf sein Ergebnis darf man gespannt sein. Tarum sei die Parole für heute Mon tag abend: „Alle iu den Krhstall-Palast zum großen Entschcjdungs-Ringkampf!" 3« M. Mesche Mi Mts. Am 30. März sind 350 Jahre vergangen seit dem Tage, an dem der noch heute allbekannte Rechenmeister Adam Riese im Alter von 76 Jahren die Augen zum letzten Schlummer schloß. Von ihm stammen die ersten heben aus dem Staude in 50 Sekunden. An, zweiten Abend (Sonntag' rangen wiedernm als erstes Paar Mehlhorn gegen Köhler, wobei aber mals beide Mvmentniederlagen erlitten. Der Kamvf bleibt jedoch nach drei Gängen unentschieden, so daß Lehrbücher der praktischen Rechenkunst, die bis ties in das 17. Jahrhundert hinein in Gebrauch geblieben sind. Er ist in Staffelstein bei Bamberg geboren nnd war zunächst Rechenlehrer in Erfurt und dann in Aunaberg, wo er seit >525 ständig lebte. Er gehört zu den populärsten Persönlichkeiten des Mittelalters und die Redensart „Nach Adam Riese" ist fast zu einen« Sprichwort geworden. Die Stadt Snnaberg errichtet« ihm 1893 ein Denkmal. Nettestes vom Tage. f Aus dem U eb er sch wem m un g s ge b ie t der Altmark. Die Arbeiten am Deich bei Berge wurden vom Regierungspräsidenten besichtigt. Es wird dort mit elektrischer Beleuchtung auch bei Nacht gearbeitet, und zwar sind täglich rund 400 Leute beschäftigt. Die vertragsmäßige Leistung von fünf Meter Deichhöh« — am Sandauer Pegel — ist bis vergangenen Sonntag erreicht worden. Die Harburger Pioniere und Rathenvwer Husaren sind vorzugsweise noch mit dem Aushacken und Beseitigen des Eises beschäftigt, um den Erdboden vom Eise für die Erd entnahme frejzumach«». Im Uebcrschwemmungsge- biet taut auf dem Lande bei Tage Schnee und Eis durch die Sonne allmählich auf. Die übersckKvemmten Wohnungen werden durch die Austrocknungsapparate der Firma Türk und Ko. in Berlin-Charlottenburg ausgetrocknet und, soweit erforderlich, durch Desin fektoren desinfiziert; auch Maurer, Zimmerleute und Brunnenarbeiter sind eifrig an der Arbeit. Außer den Desinfektoren des Kreises sind aus anderen Kreisen Desinfektoren herangezogen, drei aus dem Kreise Calw« sind bereits seit mehreren Tagen be schäftigt, andere werden erwartet. Um die sanitären Maßregeln zu besichtigen, ist der Vortragende Rat aus dem Kultusministerium, Geheimer Ober-Mcdizi- nal-Rat Professor 'Dr. Kirchner, Freitag in Oster burg eingetroffen. — 17 Kinder aus Wolterslage und Umgegend sind am 16. dieses Monats nach Berlin gebracht worden, wo sie liebevolle Ausnahme in ver schiedenen Familien gefunden haben. Von deren liebenswürdigen Anerbieten, Kinder aufzunehmen, ist leider sonst noch kein Gebrauch gemacht worden. — Tas Komitee für die durch Hochwasser betroffenen Hilfs bedürftigen, das unter dem Protektorat des Kron prinzen steht, teilt mit, daß der Eingang größerer Geldmittel zur Zeit dringend erwünscht ist zwecks Unterstützung Bedürftiger zur Bezahlung der fälligen Zinsen und Steuern und zur Beschaffung des nötigen Futters für das Vieh und von Saatgut. Das Bureau des Komitees befindet sich in Berlin, Nordwest, Alsen- straßelO. Letzte Telegramme. Monarchen-Zusammenkunft. Rom. Dier spricht inan davon, daß der Be gegnung Kaiser Wilhelms mit dem König von Italien eine Begegnung zwischen König Viktor Emanuel und König Eduard in Neapel folgen werde. Die Wirren im Orient. Belgrad. Ter Verzicht des Kronprinzen auf den Thron vor dem Kronrat ist von der Skupschtina in außerordentlicher Sitzung angenommen worden. Die Deutschen und Vie Tschechen. Prag. Auf dem Wenzclsplatz wurden gestern wiederum deutsche Studenten von Tschechen beschimpft und verhöhnt. Als einer der Schreier verhaftet wurde, versuchte die Menge, ihn der Polizei zu entreißen, wobei wiederum Hochrufe auf Serbien ausgebracht wurden. Tic Menge wurde hierauf vou der Polizei nach der Vorstadt Weinberge gedrängt. Auch hier wurden zwei deutsche Studenten von etwa 200 Tschechen überfallen nnd einer durch einen Schlag so schwer verletzt, daß er zusammenbrach. Im ganzen wurden sieben Verhaftungen vorgenvmmen. er wieder herunterkam. Ich dachte sclwn, er'hatte mich gesehen. Es wäre besser gewesen, er wäre gleich aus seinem Erbe geblieben." Eckardt stöhnte plötzlich laut aus. Willert, der den Kopf nicht zu drehen vermochte, suchte ihn mit den "Äugen zu erreichen nnd sprach das weitere Ivie zu ihm: „Großvater, ich konnte es nicht ändern, ich mußte es tun, es war stärker als ich. Warum hatte ich auch die Büchse bei mir! Tas Bohren und Klopfen in nach meinem Tode ein llnfchuldiger angeklagt werden, und ich hätte dann nicht mehr sprechen können. Die Schande wollte ich Tjr nicht machen, daß ich ins Zuchthaus müßte. Gott wird es mir nicht anrechnen, ! daß ich schwieg. Ich habe die sieben Jahre solch Elend getragen, keine Freude an dec Frau, keine au dem Jungen und dann die Schuld — das Ivar Buße genug. Ich glaube, daß meine Frau weiß, was jch tat. Ihr hatte ich den Liebsten gelötet, darüber gibt es leine Liebe mehr; es war ein böses Leben, das wir mit- Arztcs aus dem Glase zu trinke», das neben dem Bett aus einem Tischchen stand. Tie Sonne war noch tiescr gesunken und wars «inen lichte» Ltreisen auf die Waud zu Häupten des Beiles, i» de» Ecken nistete schon die Tunkelheft. Nim begann wieder die Stimme zu reden, sie klang leiser als zuvor, langsamer, als fühle Willert, wie jedes Mor! bleischwer in die Ohren der atemlos lauschenden Zeugen siel. „Es wurde dunkel, und mir siel ein, daß es Zeil sei, zum Schloß zu gehen, wollte ich den Baron noch beute sprechen. Jch »rußte ihm sa^eu, was sür ei» L»mp er sei, we»» ich »icht a» meinem Haß ersticke» sollte. Ich wußte, wanu der Eilzug vou Berlin an- tam, und konnte berechne», wann der Wagen am Schloß cinicesfeii würde. Tie Nacht war taghell, ich schlick micb dürft, den Park heran, jede Tecknng be nutzend, bjs ich endlich in einem dichten Tarnsgebiftch an der Seitentrevpe Anfstelftnig nahm. Es war noch früb, »emi Ubr. Eine Stunde mußte ich noch wacwii, j bis der Baron kam. Als ich so dastand und mir wein i Svi uci tciu aujsagte, woht an die hundertmal, setze ich ' aus einmal einen Mann aus die Treppe ziikomnie» Im ersten Augenblick dacht« jch, es sei der Herr, doch als er nätzer kam, erkannte ich, daß es unser jetziger Herr war." „Sw jatzeii B-acon Wols Tictrjch von Eller» i» Ler Mondnacht?" iragte Below erregt. ..Ja, Herr Richter, er hatte einen Reisepelz an ! und war wohl gekommen, um unserer Baronin vor der großen Reise Adieu zu sagen. Nach kurzer Zeit> kam er sehr eilig zurück und ging seines WegeS." j ^Allert hatte das alles erzählt wie etwas völlig Nebensächliches, denn was bedeutete für ibn Wolf Dietrich. Er hotte es mit einem anderen zu tun. „Sie haben den Herrn genau erkannt, Willert?" fragt« Below noch einmal eindringlich. „Natürlich, H«r Nichte«, er streifte «ich saft, «M meinem Kopfe begann wieder, bis ich wie betäubt ivar. Jch spürte die Kälte nicht: das Feuer, das ju mir bräunte, war stärker. Plötzlich war der Wagen da. aber er hjell niftft am Portal, sondern am Seiten- ejugmig. Und Baron Wilhelm sprang die Treppe hftianj, er hatte es eilig, zn jeinec scliömm Frau zu kommen. Er hatte sein Glück, das mennge hatte er mir für immer verdorben! Etel und Wut erstickten mictz säst bej seinem Anblick. Es zog mich hinter ihm her wie mit starke» Häiideu. ft eh sah ibn am Fenster stehe» — er häkle mich sehe» müsse», aber er biickie sicb nicht nm, er tzatte Besseres zn nm. Nnn stand er in der geöftncieii Tür, das Liclu war hinter ihm und ich tzörte eine laute Stimme cm meinem Ohr: „Auge um Auge, Zahn nm Zalm." Jfti wußte die Büchse lieben, ich drückt« ab. Ich taumelte, als sei ich selber gctrvfteu, dann stürzle ich davon. Icb weiß nicht, wie icb micb nach Hanse gesunden lmbe: man lmk mir später erzählt, ich sei im Fieber heimgekom men und habe die ganz« Nacht irre geredet. Aber ver raten habe jch nichts. All die Jahre habe ich es mit mir heriimgetragen. Ich schwieg, weil kein Un schuldiger angeklagt wurde. Tann hätte ich ge sprochen." Wieder stöhnte Eckardt ans: es ivor ein Iommer, den gebrochenen Mann anznsehcm „Großvater, ich hätte es gern mit ins Grab ge- nommcrr, aber das durfte ich nicht. Es konnte ja j einander batten. Und jetzt ist es aus." Ter «ranke lag ganz still mit vcrktärter Miene p.ud Hörre zu, wie seine Aussage verlese» wurde. „könne» Sie Ihre Aussage beschwören, Willert?" sragte der Ricluer. „Ja", antwortete dec Sterbende und sprach den Eid mit fester Stimme. Mit einem tiefe» Ausatme» legte er de» Kopf »och schwerer i» die wissen zurück, die Auge» schlossen sich, »in» sah, daß sich eine eigentümliche Veränderung iu den Zügen zeigte, und ries den Arzt. Als Tvkior Gläser sich ejue Weile mit Willert hcschästigt hatte, hob er den Kopf »nd sagte leise: „Es geht zu Ende." Willert tzörte es nicht, er sftftug noch einmal das dunkle Auge groß auf und sagte mit leiser, aber vernehmlicher Stimme: „Sie sind glücklich! Meinhardt, wie sagten Sie noch?" Ter Fischmeister wußte sosart. was der Sterbende meinte, er stellte sich an das Faßende des Bettes, faltete die Hände wie zum Gebet und sprach laut, während Tränen ihm in den weiften Bart rollten: „Ich könnte de» Mörder segnen, der unserer Herr schaft z" ihrem Glück verhalfen hat." „Amen", sagte Eckardt, und "legte die Hand auf die Stirn Willerts, „Gott sei Deiner Seele gnädig." tTortsetzuug folgt.)