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Schlüsse des ersten Teiles, abermals zu einer Zu- gäbe, die ebenso dankbar entgegen genommen wurde. Alfred Ritters-aus darf mit Recht als einer der ersten Gesangskünstler Deutschlands betrachtet werden, das bewies auch sein hiesiges Auftreten, er verfügt über phänomenale Stimmittel, die besonders in den drama tischen Szenen zu imponierender Geltung kommen. Seine leidenschaftliche, dabei von tiefer Empfindung zeugende, brillante Vortragskunst zwingt die Hörer zu atemlosem Lauschen. Anscheinend hat aber der Künstler immer die Empfindung, als ob er sich auf der Fülme befände und gegen ein volles Orchester an zu kämpfen hätte, dazu kommt, daß ihm die höheren Lagen jetzt mehr Mühe machen als früher; nur so war es zu verstehen, daß er manchmal zu viel Kraft im Konzertsaal gab, und doch ist scjn Organ noch außer ordentlich modulationsfähig, wenn es auch dem Alter hat einige Konzessionen machen müssen. Störend ist ferner, daß Rittershaus sich wenig an das Taktmaß hält, so daß er sehr schwer zu begleiten ist. In Fräu lein Marie Kleinhanns bewunderten wir abernials die feinsinnige Pianistin, die sowohl über eine außer ordentliche Technik und kräftigen Anschlag, wie über die zartesten Töne des Instruments verfügt. Sie spielte mit einer künstlerischen Vollendung, wie sie nur selten zu hören ist und erhöhte dadurch den Ge nuß des prächtigen Abends noch mehr. Dev Sonntag Indien war der erste rechte Frühlingssonntag in diesem Jahre, und als solcher wurde er auch von den Menschenkindern, die des Minters langer Bann genug gequält, empfunden. Sie machten sich auf, Luft und Sonnenschein in vollen Zügen zu genießen, darum war der Ausslugsverkehr gestern schon ziemlich lebhaft. Aller Herzen sind auf gegangen in der Freude über den endgültigen Sieg des Junker Lenz. Möchte er von Dauer sein! * - Web- «nv Wirkschule Lichtenstein. Ent gegen den: Brauche anderer Jahre, in denen die Prü fungen der Veh- und Wirkschulc und der Gewerb lichen Fortbildungsschule an ein und demselben Sonn tag stottfandcn, hatte man, um den Interessenten beider Schulen mehr Entgegenkommen zu zeigen, die diesjährigen Prüfungen getrennt gelegt. Am Sonn abend abend und gestern vormittag fanden nun die Prüfungen an der Web- und Wirkschulc statt. Während nun am Sonnabend die mündlichen Examinas in den Lehrfächern „Industrie", „Bindungslehre", „Hand- webstuhl", „Pagctmaschine" und „Baumwolle" voll zogen wurden, folgten am Sonntag die praktischen Uebuugen. An beiden Veranstaltungen, im besonderen aber an der letzteren, hatten sich viele Freunde der Schule aus nah und fern eingesunden, nm zu prüfen, welche Fortschritte die Zöglinge der Anstalt im ab gelaufenen Schuljahre aufweisen konnten. Tas Urteil lauicte allgemein günstig: Tse Antworten waren zum groben Teil wohldurrbdacht und sicher, die Uebungen an den Web- und Wirkstühlen zeigten Geschicklichkeit nach jeder Richtung, auch die ausgestellten Schüler arbeiten bekundeten lobenswertes Streben. Gegen Vsl2 Uhr begann die Entlaffungsseierlichkeit. Zunächst richtete der Vorsitzende des Web und Wirtschulvereins, Herr Rentier Sevdel, mahnende, belehrende und Worte des Tankes au die Schüler und überreichte die Prä mien. ES erhielten: Staatsdiplom Theodor Reinhold, Scbuldiplvm Otto Walther, Büchervrämjen Hugo Vogel, Martin Lohse, Ernst Koch, Paul Wolf und Kurt Fiseber, mündliche Belobigungen Martin Henke, Paul Gruner, Arthur Wohlfarth, Arthur Heil, Walther Gruner, Mar Gruner, Otto Friedrich und Emil Friedrich. Weiter dankte der Vorsitzende der hohen Staatsregierung, den städtischen Kollegien Lichten- stein-Callnbergs, den Stiftungen und dem Web- und Wirkschulverein für die der Anstalt gewährte aner kennenswert« Unterstützung. Herr Oberlehrer Berg mann hielt auf Grund der Worte „Bete und arbeite" die Schlüßen spräche, die Schüler und Besucher tief ergriff und für die Abgehenden ein beherzigenswertes Geleitwort bildete für ihre fernere Lebensbahn. Noch sei auch an dieser Stelle den Herren Web- und Wirk schullehrern, sowie allen denen herzlichst gedankt, die sich nm die Anstalt in dieser oder jener Weise verdient gemacht haben. 8vpiv l, sedr kisiäsLws Porm, bakk- Oeklsodt, mit Lammst- garnierrmA 8sfiv li, elexallts Porm mit kipsbavä gar niert tMtWl Ml! 8M- We! 8vnis lll, neueste §orm, mit breitem lvopk, mit Lamm et- garnitur ZM- Me! *— Der Bezirk 4 des Verbandes „Saxonia" der Kaninchenzüchtervercine, umfassend die Orte Lich tenstein, Eallnberg, Hohndorf und Röblitz, hielt gestern nachmittag im Restaurant Burgkcller hier eine Be- zirlsverfammlung ab. Nach verschiedenen kleineren internen Bezirksangelcgenheitcn beschloß mau die Ein führung einer sogenannten Kopfsteuer in Höhe von lO Psg., die Ende Juni von den einzelnen Vcrejus- kasfierern an den Bczirkskassiercr Herrn Haupt ab zuführen ist. Tfe nächste Verbandssitzung soll in Röb litz abgehaltcn werden. Ein von Herrn Haupt Calln- berg gehaltener Vortrag über „Kaninchenzucht uud deren Krankheiten" wurde mit sichtlichem Juleresse entgegen genommen. Tie Versammlung gab im all ¬ gemeinen viel Anregung zur rationellen Kaninchen^ zücht. *— A. E. Landeslotterie. Di« fünfte Klasse der 155. Königliche« Sächsischen LandeS-Lotterie wird vom 14. April bis 6. Mai dieses Jahres gezogen. ES werden außer dem „Großen Los" (500000 Mark) aus gespielt die Prämie (300000 Mark), sowie die Hauptgewinn« zu 200000, 150000 und Hunderttausend Mark. r. Hohndorf. (Jubiläum.) Eine schöne Feier ver anstaltete Sonntag abend die Vorturnerschaft des hiesigen Turnvereins (I. P.) zu Ehren ihres Turn- wartes, Herrn Richard Wohlfahrt, anläßlich seines 25jährigen Jubiläums als Vorturner im Verein. Tine große Anzahl Turner aus der nahen und ferne« Umgebung, sowie viele Gäste vom Orte hatten sich eingesunden, so daß der geräumige Saal des Deutschen Hauses bis auf den letzten Platz gefüllt war. Diese große Beteiligung war ein sichtliches Zeichen, welches große Interesse man dieser Feierlichkeit entgegen brachte. Rach ejnem Willkommengruß durch den Vor sitzenden des Vereins, Herrn Mühling, feiert« Herr Steiger. Scharf in beredten Worten den Jubilar, dankte ihm für seine lange, treue Arbeit und hoffte, daß der Geehrte noch viele Jahre seine schätzenswerte Kraft denr Vereine, sowie dem Gau widmen möchte. .Herr Gauvertreter Liebscher-Lugau brachte die Glück wünsche des Niedererzgebirgischen Turngaucs dar, dessen Turnwart der Jubilar seit einigen Jahren ist, beleuchtete dann eingehend die Pflichten eines Vorturners und überreichte Herrn Wohlfahrt einen Ehrcnbrief der Deutschen Turnerschaft. Aber auch vou verschiedenen anderen Seiten wurde er durch eine Anzahl schöner und sinniger Geschenke — unter anderem von der Gemeinde durch eine Ehrentafel — geehrt. Mit bewegtem Herzen dankte der Gefeierte für nlle diese Auszeichnungen. Ter Turnverein Hohn dorf ernannte Herrn Wohlfahrt zu seinem Ehrenturn- wart. Gelegentlich dieser Feier war es anch einem anderen Mitgliedc des Turnvereins vergönnt, auf eine 25jährige Tätigkeit als Vorturner zurückblicke« zu kouucu, und zwar Herrn August Limmer. Ehrender Weise wurde dessen gedacht nnd ihm ein Diplom überreicht. Verschied ne Ansprachen folgten noch, dis alle bezeugten, welcher Wertschätzung und Beliebt heit Herr Wohlfahrt sich erfreut. Tie Unterhaltung war mannigfaltig; teils verschönten humoristische uud turnerische Tarbjetungen, teils allgemeine (Ge länge den Abend, so daß die Zeit bei fröhlicher Stim mung fchuell enteilte. Cainsdorf. Eine schwere Verbrennung' erlitt der Walzwerkarbeitcr Emil Hummel aus Wilkau an beiden Händen dadurch, das; ihm beim Ziehen eines Blockes aus dem Schweißofcu die Flamme entgegen- fcl.lug. Hummel iß au beiden Händen schwer und im Gesicht leschter verbrannt. Ee mutzte sofort in arzG lictze Behandlung gegeben werden. Dippoldiswalde. lUeberfall.) Auf den Wirt des Restaurants Garküche wurde ein Raubanfalk verübt. Zwef Männer drangen aus den Wirt ein und knebelten ihn. Während sie dann die Räume nach Geld durch- stützten, gelang es dem Wirt, das Freie zu gewinnen uud Lärm zu schlagen. Tie Verbrecher ergriffen die Flncht, doch konnten sie später in Eisenberg ergriffen werden. Hötzschenbroda.. (LustbaUonlaudung.i Aus den Feldern von Dippelsdorf ländere ein Luftballon. Tie . Insassen waren vier Offiziere, die früh 0 Uhr in Regina. Roman von I. Jobst. 54 Nachdruck verboten. „Wird wohl von ejuem Zusammenstoß mit einem Wilderer handeln, taxiere ich", ließ sich Meinhardt vernehmen. „Kann wobt fein", erwiderte Below zerstreut. Man sah es dem Manu an, daß ibn etwas stark beschönigte. „Willert liat gebeten, daß Meinhardt und ich Zeugen scnwr Aussage feju follteu. Ist das erlaubt, Herr Amtsrichter?" „Richt uur erlaubt, sondern erwünscht", belehrte der Rictzier, der voller Ungeduld das Zimmer durch maß. Taun fragte er Mötzlich den Gericlnsschrefber: „Haben Oie. alles bereit?" „Tiefer Tuch braucht uur hereiugetragen zu wer- den." „Ta kommt der Aczi." Doktor Güster ging rasch auf deu Richter zu uud sagte: „Tic Vernehmung duldet kejueu Aufschub, jede Minnte ist kostbar. Ich babe dem Sterbenden belebende Trovfen gegeben, damit die Kräne aushalten. Er lbcbaumet, eine sehr wichtige Aussage machen zu müssen. Jcb bin hier jederzeit zn finden. Willert wünscht meine Anwesenheit nicht." Als die ernsten Männer eintraten, ging ein Auf- llcnchten über das Gesicht des Kranken, nnd er sah mit sieberhafter Spannung zu, bis alle Vorbereitungen getrosten waren. Below trat an das Bett, er war leickienblaß, als ob er mst beteiligt kväre und seiner Stimme hörte man die inirtt« Erregung an, als er Willert fragte: „Si* wünsche« eine Aussage zu mache«, Willert?" „Die ich jederzeit mit meinem Eid beschwören kann." „So reden Sie." Willert machte eine kleine Panse, dann begann er ziemlich deutlich zu sprechen: „Es war am Tage vor der Ermordung des Barons Wilhelm von Ellern, daß meine Frau nach sicben- mvuatigcr Ehe mit einem gesunden kräftigen Knaben niederkam. Einer Bemerkung der Hebamme legte ich keine weitere Bedeutung bei. Tas sollte aber anders werden, als der Großvater am nächsten Mor gen vom Schloß kam. Er war in der Kanzlei gc wcfen nnd hatte dort gehört, daß Baron von Ellern seine Trohung wahrgcmacht hatte, nicht mich, sondern einen anderen Förster zu Großvaters Nachfolger zu ! bestimmen. Tie Ernennung war ansgeschri beu und ' brauchte nach der Rückkehr des Barons aus Berlin uur unterschrieben zu werden. Es war das erste, was ich davon hörte, nnd ich Ivar Ivie vor den Kopf gejchtagen, glanbie ich doch meiner Anstellung ganz sicher fein zu dürfen. So schwer mich die Sache auch trai, denn ich hatte den königlichen Dienst schon ver lassen, so nahm ich mich doch zusammen, weil ich sah, wie cs den Großvater traf. Er sollte im Frühjahr das Haus verlassen, in dem schon der Urgroßvater gewohnt hatte, dazu hatte ich keinen Dienst, aber Fran und Kind. Da brach der Zorn aus ihm heraus, so daß er allen Respekt vor dem Herrn vergaß und rief: „Tas ist die Rack)« dafür, daß ich damals seine Liebelei mit der Else seinem Vater auzeigte. Aber sollte ich warten, bis er das Mädchen zu Grunde richtete, wie so viele andere? Von der Stunde an habe ich es verspürt, der Herr hat mir es nicht ver gessen." Ich war schon immer voller Eifersucht ge wesen, aber zu der Stund« packte sie mich, daß ich wie von Sinnen war. Der Großvater merkte es nichtz, weil er genug mit sich selbst zu tun hatte. Ich fragte noch so gleichgültig wie möglich, wann Pa» gewesen sei. „Inc Sommer habe ich es erst ge merkt", erzählte der Großvater, „und dann hat sich der Herr gleich verlobt, uud die Else nahm dich, da ist alles lvicder in Ordnung gekommen." „Eine schöne Ordnung", dachte ich bei mir nnd verließ die Stube. Ich ging zu meiner Frau, der ich ihre Liebschaft mit dem Baron auf den Kopf znfagtc, und daß der kleine Junge anch von ihm sei. In der ersten Ucbcr- raschnng verriet fic sich so, daß anch kein späteres Leugnen mehr half. Nachdem ich mich ausgetobt hatte, nahm ich die Büchse nnd ging ins Revier, ich erstickte im Haus. Ich lief herum wie ein Verrückter. Rache mußte ich nehmen an dem Verführer. „Auge nm Auge, Zahn um Zahn", heißt cs bei uns im Kampf mit dem Wilderer, cs liegt uns im Blut. Und nnn, als ich erfuhr, daß meine Fran das Lieb chen des Barons gewesen war, eine von den vielen, würgte mir was jn der Kehle. Ich hatte mir die Erb schaft von jhm angeircten, ich war gut genug gewesen, um die Schande zuzudecken, die er über meine Fran gebracht hatte. In meinem Kopf hämmerte und klopfte cs, cs mag schon das Fieber gewesen sein, das noch in derselben Nacht bei mir ausbrach. Immer dachte ich nur das eine: „Auge um Ange, Jahn um Zahn." Mir ist so, als hätte ich cs ein paarmal laut herausgcschrien." Willert schwieg eine Weile, als ob cr darauf lauschte, diesen Schrei der wilden Eifersucht wieder zu hören. Ter Amtsrichter blickte auf das bleiche, stille Ge- sichl, in dem nur die Augen unheimliches Leben zeigten. Keiner der Männer wagte ein Wort zn sagen, sie vermieden sogar, einander anzusehen, als ob ein jeder fürchtete, der andere könne den furchtbaren Ver dacht lesen, der bei der Aussage Willerts bei ihne« immer mehr Boden gewann. «kkardt »ab tkkm Erschöpfte« nach Vorschrift deck