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tätig ist, erhielt ein EhreMdiplom vom Borstand des Deutschen Mühlenverbandes. Außerdem empfingen die drei Jubilar« von Herrn Uhlig je ein wertvolles Geschenk. Eo-Wig. (Opfer des Petroleums.) Der vier- jährige Knabe Wolter hatte von seinen Angehörigen gesehen, wie sie beim Feueranmachen Petroleum ver wenden. Der Kleine goß auch Petroleum ins Feuer und erlitt dabei lebensgefährliche Brandwunden. Freiberg. (Ter Hase mit der Aluminium-Marke.) Bor einigen Tagen fand auf Kleinwaltersdorfer Orts- flin der dortige Jagdpächter einen toten Hasen. Bei näherem Hinschauen bemerkte er an dem einen Ohr des Kadavers eine Aluminium-Marke. Er schnitt das Ohr ab und übermittelt« es der Redaktion des Frei berger Anzeigers mit der durch einen sogenannten Druckknopf befestigten Marke Diese trägt folgende eingeprägte Signierung: A. D. * I. B. * 05 408. Die Buchstaben sind jedenfalls zu deuten: „Allgemeiner Deutscher Jagdverein". Es wäre interessant zu er fahren, wo der Hase ausgesetzt worden ist. Grotzenhäin (Tas Hnsaren-Regiment König Albert Nr. 18 , das den König selbst zum Ehef hat, feiert am 14. April das 475jährige Fest seines Be stehens. Leipzig. (Einverleibung.> Das sächsische Mi nisterium hat der Einverleibung der Gemeinden Dösen, Dölitz, Probstheida, Stötteritz, Stünz und Möckern in den Stadtbezirk Leipzig zugestimmt. Die Ein verleibung dieser Orte ist bekanntlich für den 1. Januar 4910 vorgesehen. Oberlungwitz. (Fortbildungsschule für Mäd chen. Ter hiesige Schulvorstand beschloß, ab diese Ostern die Einführung einer einjährigen obliga torischen Fortbildungsschule für die aus der Volks schule entlassene weibliche Jugend. Als Hauptunler- ricl:tssächer sollen Kochen, Pakten nud Handarbeiten eingesührt werden. Ttollberg. (Ter Ban des Ticustgebäudes der neuen Amtshauptmannschaft Stollberg wird in die sem Frühjahr begonnen. ThttM. >Ter Bau Gr Schmaljvnrlinic Thum- Meinersdorf', der einen weiteren Ausbau der Linie Schönfeld Wilischtal ergibt und nach Fertigstellung die Hauptlinje Meinersdorf-Thum-Schönfeld werden wird, soll in Kürze seinen Anfang nehmen Tie neue Bahnstrecke wird für mehrere Orte einen kürzeren Bahnanschluß nach Ebemnitz bringen. Werdau. Eine» Selbstmordversuch durch Er schießen unternahm auf Könjgswalder Flur ans un bekannten Gründen der hier durchreisende 27 Jahre alte Fabrikarbeiter Paul Fickert aus Forst in der Läufig. Tie Kugel konnte vom Arzt alsbald aus dein Körper entfernt werden. Lebensgefahr für den Selbstmordkandidaten besteht nicht. Zwitkau. iTje Mormonen', oder wie sie sich auch nennen, „Tie Heiligen der letzten Tage", entfalten in Zivicka» und Umgegend eine eifrige Werbearbeit, um neue Gläubige zu finden. Tie Häuser werden mit kleinen Schriften überschwemmt, in denen die Glanbenssätze der Mormonen gepredigt werden. Bei der Aeigung zur Sektenbildung, die leider besonders iu einzelnen Teilen Sachsens in manchen Schichten der Bevölkerung zu finden ist, rechnen die Mormonen auf Erfolg Wie man dein Zwickauer Tageblatt mit- teilt, ist es ihnen bereits gelungen, einige Familien zur Auswanderung nach Amerika zu bewegen, von wo aus ja bekanntermaßen die Mormonenbewegnng gegangen ist. Gertchtszeituug. Ber»rteU««s. — AWicka» Das Schwurgericht zu Zwickau per- urteilte wegen Herstellung falscher Zweimarkstücke die Schlossergescllen Loose aus Berlin zu 12, Thiele aus Mähren zu 10 und Richter aus Grünl-ain zu 8 Mo- naten Gefängnis. Sport. — Zum Sechs-Tage-Rennen in Berlin. In dieser Woche findet im Velodrom am Zoologischen Garten in Berlin ein Sechs-Tage-Rennen statt. Es ist das erste Mal, daß in Deutschland ein derartiges Dauerrennen abgehalten wird: im Auslände hat es diese Veranstaltungen schon öfters gegeben, so auf der Madison-Sguare-Bahu in Newyork alljährlich seit 1896. Die für Berlin Gemeldeten, 80 an der Zahl, sind in 15 Paare oder Mannschaften abgeteilt; die beiden Fahrer jeder Mannschaft haben sich in- Rennen gegenseitig abzulöscn, und die von ihnen im Perlaus der 6 Tage und Nächte zusammen znrürkgclegtc Distanz wird dann berechnet. Tie Bewerber ge hören verschiedenen Rationen an: die meisten Aus sichten ans den Tieg mißt man der deutschen Mann schaft Tl-addäus Robi -Fritz Theile, dem französischen Paar Ponlain—IKeorget nnd den Amerikanern Mac Farland—Moran bei, welch letztere das Rewyorker Sechs-Tage-Rennen im vorigen Jahre gewonnen haben. Von der Rcnnleitnng sind auf Grund der Erfahrungen, dje man in Amerika gemacht hat, um fassende Anordnungen getroffen, um die Kräfte der Fahrer nach Möglichkeit zu erhalten und evmtuell Erschöpfte vor üblen Folgen zu bewahren. Die Diplomatie an der Arbeit. Wenn auch der erste Eindruck der gestern in Wien überreichten russischen Note, die man in Berlin nur auszugsweise kannte, kein günstiger war und ihr In halt kaum zur Klärung der Lage bejzutrageu schien, so läßt sich heute doch eine größere Ruhe in der Auffassung der Wiener leitenden Kreise scststellen. Die österreichisch ungarische Regierung hat offenbar deu Eindruck gewouucu, daß die Haltung des Pepers bnrger Kabinetts dock' keine fo intransigente zu sein droht, wie es vielleicht aus deu.ersten Blick er- schejucn mochte. Eine» »wsentlich angenehmeren Ein druck hat allerdings der italienische Vorschlag gemacht zu Guusteu der schleunige» Einberufung einer Kon ferenz mit fest begrenztem Programm, der geeignet fein dürfte, eine brauchbare Grundlage für den Ko»- fercu'.gcdankeu ab'Ugeben. Jnzwifchen dauern die eifrigen Bech.mdluugc:i zwischen den Kabinetten aller Großmächte mit Hochdruck fort, uns es scheint Aussicht vorhanden zu sei», den Ausbruch einer Katastrophe noch in letzter Stuudc zn vermeiden oder sie doch wenigstens zu lokalisieren. Tie Geduld iu Wien ist jetzt jedeusalls erschöpft, und, falls nicht Wunder ge schehen, ist eine plötzliclw Wendung kaum zu ver meiden. Es liegen heute noch solgende Nachrichten hier zu vor: Wien. Ter Krieg mit Serbien gilt in hiesigen internationalen diplomatischen Kreisen als unmittel bar bevorstehend. Tie Eröffnung der Feindselig keiten wird spätestens für den 1. April angeküudigt. Ter Botschafter einer Westmacht jagte aus dem vor- j gestrigen diplomatischen Diner zu einem Hoswürden- träger: „Der Krieg mit Serbien ist leider unver meidlich geworden." Wien. Gestern hüben die KricgstnmSporte deS 15. Armeekorps und des Militärbezirks Zara be gonnen. Die Transport« umfassen 40000 Mann und 150 Offiziere, sowie mehrere hundert Tonnen Kriegs material. Die Transporte erfolgen teils auf der Südbahn, teibs auf der ungarischen Staatsbahn. Die Einschiffung ist für l)«ute angesetzt. Belgrad. Tie gestern hier angelangten Buda pester Blätter sind voll von Nachrichten über mili tärische Maßnahmen, die daraus hindeuten, daß Oester-, reich-Ungarn sich für einen baldigen Krieg mit Ser bien rüstet. Die Nachrichten riefen hier große Er regung hervor, da man in hiesigen politischen Krei sen die Kriegsgefahr als beendet erachtet hatte. Die hiesigen Zeitungen verlangen nunmehr von der Re gierung, daß sie alsbald das serbische Heer auf Kriegs fuß stelle, damit das Land nicht überrascht werden kann. Belgrad Tas Krjegsarchsv ist in vergangener Nachr nach Nisch abgesandt worden. Mehrere Züge mit Kriegs- und Verbandsmaterial sind in Belgrad angekommcn. Die Rüstungen dauern ungcschwächt fort. Lettin je. Fürst Nicita behält noch immer den Standpunkt, den er schon zu Beginn der jetzigen Krisis angenommen hat. Der Fürst will sich ver bürgen, Montenegro ruhig zu erhalten, bis die Ent scheidung durch die Konsrrenz gesallen ist. Im Lande lwrrscht die Ueberzeugnng, daß die jetzige Krisis nur durch einen Krieg ausgeglichen werden kann. Die Bevölkerung hat seit der Annektion nicht mehr ge arbeitet, sie kümmert sich nur noch um die Vorbe reitungen zum Krieg. Paris. Ter „Matin" berichtet, daß die gegen wärtige Lage solgende ist: England hat Frankreich und Rußland seinen AntwvrtVlan unterbreitet, der von den drei Mächten Serbien empfohlen werden soll als Erwiderung ans Oesterreichs Note. Man glaubt, daß England und Frankreich bereits über den Wort laut des Vorschlages einig sind unter der Bedingung, daß Rußland diese» billigt. Weil» dies der Fall ist, wird dieser sofort den, serbische» Minister des Acußerc» unterbreitet werden, der ibn, wie man glaubt, amlebmeu wird. Auf diese Weise würde Oesterreich-Ungar» Ge»ugt»u»g gegeben und der Krieg vermieden. Tie Pariser „Agence Havas" er- sährt aus Belgrad . Nach umlaufenden Gerüchten wäre die serbische Regierung geneigt, sich hinsichtlich der Antwort, die sie »ach dem »e»e» Schritt des Grasen Forgaisch a» Oe»erreich-U»gar» richten werde, den Anregungen dec Mächte Z» sägen. Wje cs heißt, werde sie auch bereit sein, abzurüsten, falls ihr die Mächte dazu rate» sollten. — Hoffentlich ist der „Agence Havas" aus Belgrad recht berichtet worden. Erscheint die Konferenz erst als greisbares Ziel am Horizonte, und wird wirklich aus serbischer Seite ab gerüstet, so hindern wohl schon die Kosten allein eine Wiederholung dieses Abenteuers. Petersburg. Hier verlautet, Kaiser Wilhelm habe an de» Zaren ein Handschreiben gerichtet wegen der antideutschen Haltung der russischen Zeitungen. Tatsächlich seien auch den Blättern vom Zaren In struktionen zugegaugcn. Petersburg. Ter KriegSunmster verbot den Offizieren unter Androhung des Rangverlnstes und Streichung aus dem Militärdienste, als Freiwillige nach Serbien zu gehe» Regina. Roman von I. Jobst. 46. Nachdruck verboten. „Hier sehe ich Tein Werk, Regina, so reizvoll war dieses stille Fleckchen früher nicht." „Mein Werk bestand nur darin, die Natur frei walken zu taffen. Hier gebot ich der ordnenden Hand des alten Berger Einhalt. Ist es nicht wundervoll, wie die Ranken sich j» ihrer Fülle von oben hinunter stürzen, nachdem sie mühsam emvorgeklettert sind? Fließen die Zweige des wilden Weines nicht wie rote Flammen an der dunkelgrüne» Escuwand hinab? Hier ist ein Vogelparadies, alles, was es an Beere» tragende» Bäume» und Stauden gibt, habe jch hier zufammentragen lassen oder erhalten, und die Amseln sind io zahm geworden, daß sie sich im Winter zu traulich von mir sintern lasse». Auch allerhand Wild liuge aus Park und Wald stellten sich im damaligen fchnecreichen Winter ein. Berger hat in dem letzten mein Amt treulich verwaltet" „Tort sehe ich die schwarzen Herren in der Eber esche umhelhuschen: cs scheint jhuc» prächtig zu schmecken " „Im Frühjahr werde ich Dich hersühreu, wenn ans den üppig sprießenden Rosen die Blumen empor- tauchen. Fromme, tveiße Lilien und brennend rote wetteifern miteinander Narzissen und Maiglöckchen füllen die Lnft mit ihrem süßen Duft. Springen, Goldregen und Schneeballen blühen nirgendwo so lierrliw Ivie hier, und der kleine fließende Brunnen lockt als Krone des ganze» alljährlich die Nachtigall herbei. Berger erzählte mir, daß sie so lange hier cuikehrt, als er auf Groß-Ellern Gärtner ist." „Ich merke es schon, dies wird Tein Lieblings- plätzcben werden." „Jch glaube es selbst, Wolf Dietrich, soMe in Teurer Heimat der Klostersee." „Dann werde ich Dir hier, wo die Mauer ohnehin zerfallen ist, eju kleines Pförtchcn brechen lasse», da mit Du über Terrasse und Blumengarten fort in wenigen Augenblicken hier bist." „Ach, das wäre einzig. Der Weg durch das Schloß ist so iveit. Komm, laß uns zu dem Spalt empor- kletteru, damit wir die Stelle genau bezeichnen kön nen." Lachend hoben des Mannes starke Arine Regina auf deu unteren Vorsprung der mächtigen Maner, und daun schwang er sich selber empor. Prüfend blickte er umher. Von hier oben hatte man einen weiten Blick über Garten und Park hinweg bis zu deu waldigen Höhen, und die Terrasse lag so nahe, daß sie am Springbrunnen vorbei mit wenigen Schritten zu er reichen war. „Hier oben werde ich einen kleinen Ausbau an- briugeu lassen, gleich einem Altan, und unter ihm die Pforte. Eine Wendeltreppe von Stein soll innen empwrführcu, dann komme ich zu Dir zum Besuch und wir spielen ein wenig Mittelalter", scherzte Wolf Dietrich voller Uebermut. Er malt« die Znkunst weiter aus mit viel ver heißenden Worten, und Regina legte ihren dunklen Kopf vertrauensvoll an seine Brust und ließ sich von seiner Liebe tragen, wohin er wollte — bei ihm war sie geborgen, was sollte ihr noch die Vergangenheit anhaben „Tapfer sein!" ermahnte sie sich heimlich, als sie den alten Weg durch die Kapelle und die hallenden Gänge verfolgten und dann die Terrasse betraten, denn die Erinnerung fiel sie wieder an wie ein Raub tier. M»lf Dietrich spürt« es wohl, daß ihr Arm in dem seinen bebte, als sie sich dem Schauplatz d«r Mordtat näherten. > ,Zch habe Wilhelms Zimmer mit dem daran an- stützende« Raume Onkel Bernhard als Logis ange- boten, und er griff freudig zu. Tu tvcißt ja, datz sein Augnleide» schnelle Fortschritte macht, das eine Auge ist schon fast erblindet: dann hat er es in Zu kunft beguem, wenn er aus der Terrasse unsere Ge- seUichast aujsuchcn will." „Hat er sich entschlossen, ganz bei nns zu blei ben ?" „Ja, Regina, in der Stadt wäre er zu einsam geworden. Und bei seinem Sohne Altsitzer zu werden, das wäre sür beide unerquicklich gewesen. Tort zu bleiben, wo man Alleinherrscher gewesen ist, nm als dann zur Untätigkeit und Schweigen gezwungen zu sein, ist schwer zu ertragen. Auch Tante Sibylle ist sehr ersreut, ihn hier zu behalten, er ist der geboren» Vermittler zivischen ihr nnd uns, und ich gebe die Hosfnung noch nicht auf, sie uns zu versöhnen." „Und wo hast Tn unser Quartier ausgeschlagen?" fragte Regina voller Spannung, als er an der Glas tür, die für sic ein Schreckensort war, vorüberschritt. „In Tante Sibylles früherem Reich. Vergib, datz ich etwas eigenmächtig verfuhr, aber ich wollte Dir jede unnütze Aufregung ersparen." Er össnete die zweite Glastür, und Regina blieb auf der Schwelle mit einem Ruf des Entzückens stehen. „Tein Zimmer, Wolf Dietrich." „Wie Du siehst, habe ich mich als Zerberus vor Desn Reich gelegt, damit Du mir nicht heimlich davon- lansen kannst." Seine Hand stieß die breite Tür des Nebenzimmers seitwärts, datz sie in der Mauer verschwand. „Ah, das ist wie ein Traum", sagte Regina leise und verschlang mit ihren Augen den lichten Raum, der in den hellsten Farben gehalten war. Weitz, Gold und lichtes Grün bildeten rin bezaubernde- Ganzes, und wenn von der weißen Decke herab die ungezählten elektrischen Flammen leuchten würden, Lab es auch zur Nackt kein Dunkel hier . . (Fortievung fotscs L