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Deutsches Reich HstVkitt (Die kaiserliche Jacht Hohenzollern) ist durch -dn Kaiser-Wilhelm-Kanal nach dem Mittelmeer abgegangen. Der Kreuzer Hamburg folgt heute- — (Die Tteuerkommission des Reichstages) trat gestern in di« Beratung des von der Subkommijsion cingebrachten neuen Brannttveinsteuerentwurses eiu. Die BundesratsbevoNmächtigten von Bayern, Würt temberg und Baden erklärten den Entwurf für un annehmbar und stellten sich ans den Boden der Mono polvorlage. Die Beratung wird heute fortgesetzt. - (Die amerikanisch« Zollgefahr.' Rach der Eh. A. Ztg. besteht die (Gefahr einer ganz bedeutenden amerikanischen Erhöhung der Zollsätze auf baum wollene Strumpfwaren, die eine fast gänzliche Unter bindung der deutsclsen Ausfuhr dieses Artikels nach den Vereinigten Staaten mit sich bringen müsse. Aus Nah und Fern. Lichtenstein, den 24. März 1909. *- Der Berschönerungsvercin hielt gestern abend im oberen Saale des Stadtparkschlößchens seine erste diesjährige Generalversammlung ab, die sich eines guten Besuches erfreute. Nach Eröffnung der Versammlung und Begrüssung der Erschienenen er stattete der Vorsitzende des Vereins, Herr Oberamts richter Bachmann, einen ausführlichen Geschäftsbericht über die Tätigkeit des Vereins im vergangenen Jahre, die im großen und ganzen als eine ersprießliche zu bezeichnen sei. Ei» langer, langer Winter läge nun hinter uns, wie ihn mancher noch nicht erlebt habe, aber mit dem Beginne des Frühlings sei auch die Macht des Winters gebrochen worden, und erneut die Liebe zur Natur bei den Vereinsmitgliedern hervvr- getreten. Und eben aus diesem Grunde habe er die Generalversammlung in die Anfangstage des Früh lings verlegt. Ter Vereinskassierer, Herr Kaufmann Lindig, trug den Kassenbericht vor, der schon vorher von den Herren Schlossermeister Vogel und Rentier Theodor Arnold geprüft worden war. Tie Rechnung wurde zwar vorläufig richtig gesprochen, doch soll diese tvegen einer vorliegenden kleinen Differenz noch mals von den Herren Revisoren geprüft und von dem Befunde derselben dem Ausschuß uud der General versammlung später Kenntnis gegeben werden. Zu Ausschußmitgliedern für die Jahre 1910, 1911 und 1912 wählte man einstimmig die Herren Rechtsanwalt Stirl, Redakteur Arntz, Tr. med. Zürn, Färberei besitzer Rcumnth und Fabrikbesitzer Kaufmann wj-der. Herr Anstalts Inspektor Rein schied jm Laufe des Jahres auf sein Ansuchen aus dem Ausschüsse. Weiter bewilligte die Generalversammlung zur Ausge staltung des Lbermüllerberges für das lausende Ge schäftsjahr einen Betrag von 1000 Mark, ebenso' werden, wie in den Vorjahren, 00 Mark dem Reserve fonds überwiesen. Bezüglich der Abhaltung des diesjährigen Parkfcstes gelangt man nach eingehender Durchsprache zu dem Beschlusse, dieses am Sonutag und Montag, den 2T und 20. Juli, in unseren herr lichen Stadtparkanlagen abzuhalten. Die weitere Aus gestaltung des Festes wird dem Gesamt-Ausschuß über tragen. Der Herr Vorsitzende dankt allen denen, die zu dem.schönen Gelingen des vorjährigen Park- festes durch ihre Mithilfe wesentlich mit beigetragen haben, er spricht gleichzeitig die Hoffnung aus, daß sie auch bei dem diesjährigen Feste wiederum der guten Sache ihre Dienste nicht versagen möchten. Be ¬ sonders lobend wird noch hervorgehoben, daß der Kirchenchor zu Sellerhausen, der seinerzeit hier ein Konzert veranstaltete, trotz der gehabten vielen Un kosten immerhin der Kasse des Berschöncrungsvereins noch 20 Mark überwiesen habe. Zum Schlüsse wird noch auf eine demnächst stattfindende Begehung des Obermüllerberges aufmerksam gemacht, an der sich nicht nur der Ausschuß, sondern auch alle diejenigen Mitglieder beteiligen können, die ein Interesse an der Erschließung dieses schönen Fleckcliens Erde haben. * — Nittershaus'jtonzert. Für den am Sonn abend, den 27. März, abends 8'/r Uhr, im Hotel zum goldenen Helm stattfindenden Opern- und Lieder- Abend des Königlichen Hofopernsängers Alfred Rjt- terslmus gibt sich in unseren musikalischen Kreisen das lebhafteste Interesse kund. Ta der Besuch vor aussichtlich eiu sehr reger sein wird, so können wir nur raten, sich rechtzeitig Karten in der Buchhandlung von Wehrmann zu bestellen. Das ebenso reichhaltige, als interessante Programm bietet Herrn Riticrshaus Gelegenheit, als glänzender Interpret von Bruch stücken aus Wagner'schen Tondramen und Arjen aus italienischen und französischen Opern, sowie als tem peramentvoller und seiusinniger Balladen und Lieder- Sänger seine Kunst zu zeigen. Es steht unseren Kunst freunden also ein äußerst ggenußrescher Abend bevor, und können wir den Bestich des Konzerts, welches ohne Ztveijel ein Glanzpunkt im Musikleben unserer Stadt bedeutet aufs wärmste empfehlen. Als Lokal-Beilage des heutigen Blattes finden unsere Leser eine Samm lung von Kritiken über Rittershaus-Konzerte aus her vorragenden Musikstädten Deutschlands. * — Der Edisonsaton ladet für Mittwoch und Donnerstag wieder zum Besuche ein und führt, wie aus dem Inseratenteile ersichtlich ist, eiu ganz vor zügliches Programm vor. * — Musterung. .Heute, am letzten Musterungs- tage, gelangten 122 Militärpflichtige aus Mülsen St Jacob, Mülsen St Niclas und Stangeudvrs zur Vor stellung. Hiervon wurden 44 für tauglich und 10 für die Ersatz-Reserve vorgemustcrt. Ter Rest wurde dem Landsturm überwiesen bezw. für dauernd untaug lich befunden oder ein Jahr zurückgestellt. Unverbesserlich. Gegen den am 10. dieses Monats aus der Korrektionsanstalt Sachsenburg ent lassenen Gelegenhcits-„Nicht"-Arbeiter Klügel mußte dieser Tage wiederum polizeilich eingcschrittcn werden, indem er sich in total betrunkenem Zustande auf den Straßen der Stadt hcrumtrjeb und öffentliches AcrgerniS erregte, sowie Straßenauflauf verursachte. Dem Arbeitsscheuen dürften höchstwahrscheinlich die Tore einer „Winde" abermals offen stehen. * — Bezirksausschutzsitzung. In Erledigung der Tagesordnung in der Sitzung vom 20. dieses Monats fanden GeikebnnFung 1- zub, Teil kw- dingungsweife — die ortsstatiitarischen Beschlüsse der Gemeinde St. Egidie» über die Tagegelder und Reise kosten bei Dienstreisen der Gemeindebeamten, die Anlagenregulativc bezw. Nachträge zum Anlagen regulative der Gemeinden Hohndorf und Mülsen St. Michel». Abgckehnt wurden mangels Bedürf nisses die Gesuche Alsred Straßburgers in Hohndorf um Erteilung der Erlaubnis zum Ausschank von bayerischem Bier iErweitcrung! und Paul Bramsers in Eallnberg um Genehmigung zum Branntwein-Klein handel. Bedingungsweise genehmigt wurde das Gesuch Louis Schönselds in Eallnberg um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank, zum regulativmäßigen Tanzhalten, zur gewerbsmäßigen Veranstalt r z v« Singspielen usw., Theatervorstellungen ..»d zur Schaustellung vor« Personen (liebertragung). Zum Schluffe sprach der Herr Vorfitzende dem Herrn Bür germeister a. D. Fröhlich, der infolge Nieder- legnng seines Amtes altershalber der Bezirksaus schußsitzung zum letzten Male beiiovhnte, für seine langjährige hingehende und treue Mitarbeit zum Wohle des Bezirkes den herzlichsten Dank aus und wünschte ihm einen gesegneten Feierabend. Der Be zirksausschuß, der den Verlust seines ältesten und er fahrensten Mitgliedes schmerzlich empfindet und der» liebenswürdigen rind geschätzten Mitarbeiter ungern scheiden sicht, schloß sich diesem Dank durch Erheben von den Sitzen an. Eallnberg. (Tie hiesige Schule» zählt gegen wärtig 009 Schüler (-009 Knaben nnd 200 Mädchen), von denen 01 Ostern entlassen iverden. 46 Knabe» und 19 Mädclwn sind zur Osterausnahme gemeldet, die Schülerzalü ivird sich also nur wenig verändern. Das Lehrerkollegium besteht aus neun Glieder». Gespart wurden seitens der Kinder im Jahre 1908 durch Spar- markeu der städtischen Sparkasse zirka 170 Mark» in die konsirmandensparkasse des Evangelischen Ar beitervereins zirka 800 Mark. Tas Schulgebäude mil seiner schönen Einrichtung wurde wiederholt von auswärtigen Schulvorständen besichtigt nnd be wundert. Hahndorf. (Ansgelostc Anteilscheine.! In der am 21. März stattgefundenen Versammlung des Turnvereins zn Hvhndorf wurden folgende Anteil scheine ansgelost: Nummer 249, öO, 261, 147, 280, 174, 1,92, 226, 220, 26l. Tie Auszahlung erfolgt gegen Abgabe des Anteilscheines beim Kassierer deK Vereins bis 1. Mai. Knhschnappel. ^Vermißt.» Seit der Nacht zum Freitag wird hier der in den fünfziger Fahren stehende Handarbeiter August Lederer vermißt. Er verließ seine Behausung ohne jede Angabe seines Zieles. L. tvar bereits seit eine», halben Jahre arbeitslos. Mülsen St. Jacob- (Frühjahrspreisschießen.) Am 21. März hielten die Schützengesellschaften Neu dörfel, Ortmannsdorf, Mülsen St. Niclas, Mülsen St. Jacob, Auerbach, Thurm, Niedermülsen und Tennheritz im hiesigen Schützenhause unter Leitung des Vorsitzenden der Schützeilgilde Mülsen St. Jacob eine Versammlung ab, in der beschlossen wurde, im Mai, wie alle Jahre, ein Frühlingspreisschießen zn veranstalten. Als Festgeber wurde die Auerbacher Schützcmgesellschast gewählt. Borna. (Bohrungen.» In der benachbarten Flur Bergisdois hat sich ein Konsortium das Abbaurecht des kohlenunterirdischen durch Vertrag gesichert- Als vorlänsiger Preis ist für de» Hektar 4400 Mark fest- gescpi worben. Zur Zeit werden Bohrunchm geführt. Dresden. (Explosion. In der königlichen Munitionsfabrik in der Albertstadt erfolgte beim Laden voll Patronen eine Explosion, wodurch das Laboratorium i» Brand gesetzt wurde und das Ge bäude vollständig niederbrannte. Dagegen gelang es der Fenerivehr, die Wciterverbreitung des Feuers zu verhindern. Menschen sind nicht verletzt. Dresden. «Tie ZcknecsckmclZe bringt ans dem ganze» Hocliplateau der Löß»itzberge Wasserkalami- täle» mit sich, wie solche selbst von de» älteste» Leuten noch nicht mit erlebt wurde». Ganze Fluren, Felder und Güter gleiche» See», das Wasser dringt zum Bei- Regina. Roman von I. Jobst. 50. Nachdruck verboten „Verwöhne den Jungen nicht zn sehr, der kann mit Fräulein Rosa spaziere« gehen Und die anderen sind bei Fräulein Haller aus das beste ausgehobe». Tue mir die Liebe und komme mit." „Dann will ich Großmama bitten, einmal nach- zusehen." Sibvlle war natürlich sofort bereit, sie wurde von allen Kindern nach Wilhelms Beispiel nur Groß mama genannt Und Wolf Dietrich ries sie auch so, da er sie nicht gut Mama titulieren konnte „Tas ist recht, daß Tn Regina ans der Kinder- stnbe "hervorlockst, Wols Tsetrick Sie wird die rich tige Glucke nnd vernachlässigt alles andere darüber", sckwrzte Sibnlle. „Als ob Tu es nicht gerade jo machtest, Groß mama", neckte Ellern „Wilhelm kann gar nicht ost genug zu Dir zum Besuch kommen". „Und wie er an Dir hängt, Mama, das ist ge radezu rührend", rühmte Regina. „Er kann gar nicht genug von seinem Großvater hören. Ich finde, er ficht ihm ähnlich." „Tas ist sa auch bcgreiilich, denn Onkel Ellern nnd mein Pater hatten große Familienähnlichkeit mit einander", bestätigte Wols Tietrich. „Tort kommt er, der kleine Junker", sagte Sibylle leise. „Ich sah nie einen vornehmeren, schöneren Knaben wie ihn. Gott erhalte ihn uns." Während Wilhelm mit einem herzhaften Jauchzer auf die geliebte Großmutter zulief, faßte Wolf Dietrich lachend den Arm seines Weibes und ries: „Wie Du siehst, kannst Tn mit Großmama gar nicht konkurrieren — er braucht Dich gar nicht zu seinem Glück, während ich meine liebe Kameradin nicht mehr entbehren kann. Wölfchen ist jetzt ei» halbes Jahr alt, und da verlange ich, nnnmehr wieder in meine Rechte eingesetzt zu werdest. Ich habe bis her keinen Ersatz für Dich gefunden." „Auch nicht in der Jagd?" „Alles Notbehelf, mein liebes Weib." „Ich habe Dich verwöhnt." „Und ich Dich auch, da ich zu wenig Ansprüche an Dich machte. Bon nun an bin ich wieder Alleiu- l>errscher und werde strenges Regiment ausübcn." „Deine Macht hört aus der Schwelle des Kinder- zimmers aus, das ist mein Reich." „Ich werde die Grenzen respektieren, aber nur so lauge, >vie Tu die Pflichten gegen Teinen Mann erfüllst." „Und die bestehen worin?" „Dich stets finden zu lasse», wenn ich zu Hause bin." „O weh, wo soll ich danu die Zeit sür meiue Kinder hernchmen?" „DaS ist Deine Sache, mein Kind, aber ich bin doch nun einmal die Hauptperson, und mir hat Deine Liebe zuerst gehört." Regina lachte herzlich aus. „O diese Männerlogik. Es geht nichts darüber, wenn Euer Egoismus sich eiu schönes Mäntelchen umhängt. Doch ich will verspreckstn, mich zu bes ser»." „Recht so, solche Einsicht muß belohnt werde». Ich habe den kleinen Wagen bestellt und werde Dich selber fahren." „Ach, ja, Wols Dietrich, wir beide ganz allein." „Weißt Tu, daß man uns in unserem Ver wandten- nnd Freundeskreise vorwirft, wir isolierten uns ans geradezu unverantwortlich« Weise?" berichtete Ellern, als sie miteinander durch den Park zur Höhe fuhren. „Aber, wenn wir alle diese Menschen nicht zu unserem Glück gebrauchen, Wolf Dietrich?" Ellern lachte übermütig hinaus. „2lber sie gebrauche» uns, Kind, unsere Gesell schaft, unsere Jagd, unseren ganzen schönen Besitz. In früheren Jetten »var Groß-Ellern der Mittelpunkt im ganzen Unikreis. Onkel Wilhelm hielt die Gast freiheit hoch." „Was wollen diese Menschen noch mehr? Tn gibst alljährlich eine große Jagd, ein Pallfest, und zwei Diners, ist das noch nicht genug?" „Tie Verivandtschaft war es früher gewohnt, auch nnejugeladeu sich zu längerem Besuch einziisinden." „Nur das nicht, Wols Dietrich. Mama wünscht es auch nicht, sie sagt, sie sei dieser IKeselligkeit ganz entwöhnt." „Ick habe ja auch aus Rücksicht sür Großmama stets abgewiukt. Aber ich fürchte, man denkt ernstlich daran, die Schranken niederzubrechen. Das Traurige, das hier gesehen ist, gehört jetzt so der Vergangen heit an, daß man nicht mehr damit rechnet Im Monat Februar werde« es sieben Jahre." „Sieben Jahre! Wie die Zeit vergeht!" Schweigend sichren sie weiter über die Höhen fort nnd dem Tal zu, wo die Pferde ans dem ebene» Fahrweg lustig dahintrabten. „Wo wird geschlagen ? Jin Bruch? Und das nennst Du ganz in der Nähe?" Wolf Tietrich lachte übermütig aus mid lies; die Peitsche knallen. „So muß man es machen, wenn man den Vogel sangen will. In der Nähe vom Bruchhof wird ge holzt, dort, wo die hohen Eichen stehen. Es ist an der Zeit, daß sie geschlagen werden, wie mir Eckardt sowohl wie Willert geraten haben." „Schade nm jeden der Riesen." „Gut, daß Groß-Ellern noch viele solche Kerle hat» und für Nachwuchs wird auch gesorgt. Der Forst ist bei Willert in den besten .Hände«."