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S! w. Jschr-img. rrsr Früher Wochen- und Nachrichtsblatt r^r Mgeblatt fb H>Mns. MA, rmMf. M«f. A.W«t «MM ÄMm MM Mmslns. Ms«, Zs RM Si. z-a» N. W«^ NavM A«T NckM«^ sM»Wl «t MM Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht »Ich den Stadttat zu Lichtenstein Rr. 66 NWSkLNü Somtag, de« 21. März.S«WMM! 1909 Gesunde« wurden 1 Tamr««autel, 2 TamenhLte, 1 Panr Tume«g«mmisch»tze, 1 Kopftuch, 1 Täfchche« mit Häkelzeng «. Taschentuch, 1 Taschenmesser, 1 Glocke mit Lederriemen, 1 Einmartstiick «. 5 Schlüssel. Abzuholm beim Stadtradt. Das Wichtigste. * Der Stand der österreichisch-serbischen Krisis ist unverändert. * Die Sieuerkommission des Reichstags hat gestern di« Jnseratensteuer mit allen gegen sechs Stimmen abgekehnt. Sie gilt schon jetzt als endgiltig gefallen. * Der Bund der Landwirte für das Königreich Sachsen hielt gestern in Dresden seine Landesver sammlung ab. Eine Resolution gegen die Nachlaß steuer und die Ausdehnung der Erschaftssteuer auf Kinder und Ehegatten wurde einstimmig ange nommen. * Bom Schwurgericht in Trier wurde gestern der Bautechniker Maagh wegen Ermordung des Ver sicherungsagenten Regel zum Tode verurteilt. NbnmM «HM HM» Reitsch. (Eigen-Bericht.) Sch. Berlin, 19. März 1909. Und wenn auch erst abends um sechs Uhr die heutige Beratung des Militäretats durch eine glän zende Rede des Kriegsministers v. Einem den Höhe punkt erreicht«, es war der heutige Tag einer der Interessantesten der Session. " Die Konservativen schicken nicht, wie man ge- hofft hatte, den kampflustigen Herrn v. Oldenburg vor, sondern Herrn v. Carmer, dec dagegen pro testiert, daß die adligen Offiziere sich mehr dünken, wie ihre bürgerlichen Kollegen. Der Sozialdemokrat Noske vertritt auch in diesem Jahre den immer noch leidenden Bebel. Er ersetzt ihn aber nicht- Seiner Polemik gegen den Kriegsminister fehlt die rechte Würze, während seine ausführlichen Schilderungen von Soldatenmißhandlungen im Haus« nur das In teresse seiner (Freunde finden. Der freisinnige Kopsch verteidigt die Freisinnigen gegen die Anti- ilockvorwürfe des Zentrums, beschwert sich über die Zurücksetzung der Soldaten jüdischen Glaubens im Heer« und bringt zwei Fälle zur Sprache, den des Dr. Brabant in Hamburg und einen anderen, der in einem gesellschaftlichen Klub in Hagen spielt, aus dem die Reserveoffiziere austreten mutzten. Ter Kriegsminister läßt erst noch den nationalliberalen Dr. Hagemann vor, der sehr »strkungsvoll gegen di« Sozialdemokratie polemisiert. Und dann erhebt sich Herr v. Einem. Während seiner Ministertätigkeit im Reichstage hat er nur wenige so glückliche Reden gehalten wie heute. Das Haus ist in allen Teilen dicht besetzt. Weich der Anfang seiner Ausführungen veranlaßt stürmische Szenen im hohen Hause. Der Minister Weist an Aussprüchen hervorragender Sozialisten nach, hast der Fahnen- und Abgeordneteneid nur leere Form für Sozialisten sei. Besonders aufgeregt ist Bebel, der den Minister andauernd unterbricht, als Herr V. Einem behauptet, man fordere in sozialdemokra- tischeu Reihen auf, der Deerespflichtige solle sich weigern, im Falle des Krieges Folgschaft zu leisten. Di« Sozialdemokraten rücken gegen die Ministerbank vor, als Herr v. Einem Stellen aus einer Kauts- kyschen Schrift verliest. Der sozialistische Rechtsan walt Frank schreit: „Militärjesuit" und erhält einen Ordnungsruf. Auf jeden Zwischenruf von links wird «chts mit stürmischen Rufen: Ruhe! Ruhe! geant wortet. Den Sturmszenen folgen Heiterkeitsstürme. Daß der Kavallerist den Mist mit den Händen be rühren müsse, sei in der Praxis nicht so schlimm. Jeder Landwirt komme mit Mist in Berührung und das Kavalleriepferd miste besonders anständig. Aus d«r rechten Seite schluchzt man ordentlich vor Lachen. - Die Soldatenmißhandlungen seien zurückgegangen. ' Das Schimpfen in den Kasernen sei ebenso bedauer- Wh wie das in der sozialdemokratischen Press«. In Wae Reform des Militärstrafgesetzbuches würde ein- Mtreten werden, wenn das Strafgesetz reformiert Warden sei. Das Bravo! bei den Freisinnigen, als Wr Minister erklärt, «S sei ein Akt der Gerechtigkeit, MH ein junger Mann jüdischen! Waubens Reserve offizier werde, erregt auf der Rechten und im Zentrum große Heiterkeit. Und dann kommt der Minister auf den Hagener Fall. - Im Reichstage ist lange nicht so gelacht nwrden. Die Hagener Vereinsgesellschaft trage den schönen Namen: „Ter Seehund." Die Manieren dort seien seehundmätzige. Tie Begrüßungsformel be ginne mit dem Buchstaben A und dem Wort „Loch." Das Haus kann sich garnicht beruhigen. Viele Ab geordnete lachen Tränen, so der Präsident v. Kröcher, und verbergen ihr Gesicht in den Falten des weißen Tuches. Er hoffe, so schließt der Minister dieses Ka pitel, der Seehund werde sich verjüngen. Köstlich ist es auch, wie der Minister den „reingelegten" Arz berger ob seiner gestrigen Enthüllungen abführt. Unter jubelnden! Beifall des Blocks warnt er den jungen Enthüller. Damit schließt die Sitzung in offiziell. Die Ab geordneten strömen — es ist bereits 8 Uhr — aus dem Saal, während der wirtschaftliche Riesebers noch eine Red« halten muß. Morgen geht die Debatte weiter. Deutsches Reich. (Der Termin für di« Landtagswahlen), lieber' den Termin der diesjährigen Landtagswahlen sind in den letzten Tagen mehrfach Vermutungen in der Presse laut geworden. Selbstverständlich ist für die Mahlen bis jetzt ein Termin noch nicht festgesetzt worden, doch rechnet man in Regierungskreisen damit, daß die Wahlen in diesem Jahre nicht vor Anfang Oktober stattfinden werden. Ter Zusammentritt des Landtages dürfte dann voraussichtlich im November erfolgen. Ter fpäte Termin erklärt sich dadurch, daß der in diesem Herbste zusammentretende Landtag nicht so große und umfangreiche Arbeiten zu erledigen haben wird, als dies bei der letzten Tagung der Fall war. Wie verlautet, dürste die größte umfangreiche Vorlage, die dein neuen Landtage neben dem Staats- hausbaltetat zugehen wird, der Entwurf eines Ge setzes für die Gemeindesteuerreform sein, die selbst verständlich sowohl für die Finanzen des Staates, als auch der einzelnen Gemeinden von größter Wich tigkeit ist. Tie Grundzüge dieses Gesetzes werden bereits jetzt im Königlichen Finanzministerium sest- gestellt resp ausgearbeitet. Berlin. (Kaiser und Kanzlers Eine Folge der Zuspitzung der Balkanereignisse sind die jetzt wieder täglichen Besuche des Kaisers beim Fürsten Bülow; es hat sich aufs neue ein persönlicher Verkehr angebaynt, wie er vor den November-Ereignissen war. Tie Nach wehen der trüben Tage sind erfreulicherweise über wunden. Den Kaiser beschäftigt neben der serbisch österreichischen Streitfrage in hohem Maße die Rejchs- finanzreform; er wünscht angesichts der ungewissen auswärtigen Lage dringend, daß der Reichstag bal digst etwas Brauchbares zustande bringen möge. Graf Praschma, der bekannte Zentrumsabgeordncte, hatte, wie bereits berichtet worden ist, den Fürsten Bülow in öffentlicher Rede aufs schärfste angegriffen, er hatte gesagt, daß der Reichskanzler die Finanz reform mit Rücksicht ans seine eigenen Persönlichen Interessen behandle und die Reichsintercssen vernach- lässige; wie verlautet, hat der Kaiser dem Fürsten Bülow seine Entrüstung über diese ungerechtfertigten Angriffe ausgedrückt. — (Statt zwei nur eine Kontroll-Versammlung.) Dem Reichstag ist folgender Zentrumsantrag zuge gangen: Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, eine Aenderung der Deut schen Wehrordnung vom 22. Nov. 1888 (8 115) in der Weise herbeizuführen, daß die Kontroll-Versamm lungen der Personen des Bcurlau btenstandes alljähr lich nur einmal stattfinden. Aus Na- und Fern. Lichten ften», den so. März 1909. *— Arsthli«g-anfa»g ist morgen, wenigstens dem Kalender nach. In der Natur sieht es fveilich noch wenig frühlingsmäßig aus, wenn auch der Nach winter vor der milden Tagestemperatur immermehr zurückweichen muß. Wohl selten wurde der Eintritt wärmeren Wetters mit solcher Sehnsucht erwartet, wie in diesem Jahre. Es ist dies auch nicht zu ver wundern, denn der Winter begann bereits Mitte Oktober, so daß wir uns nunmehr im sechsten Monate kalten Wetters befinden. Aus Grund vierzigjähriger Beobachtungen tritt in hiesiger Gegend der setzte Frost- tag, das ist ein Tag, an dem das Thermometer nicht über den Nullpunkt steigt, erst am 26. März ein. Allerdings geschah dies im Jahre 1882 bereits am 5. Februar, im Jahre 1875 aber erst am 24. April. Die übrigen winterlichen Erscheinungen, wie Schnee fall und Nachtfrost, ziehen sich viel weiter hinaus. So fällt der letzte Schnee im Mittel erst am 28. April und stellt sich der letzte Nachtfrost erst am 29. April ein. Auch diese beiden Erscheinungen zeigen naturgemäß zeitlich ganz erhebliche Schwankungen. Im Jahre 1868 schneite es am 15. März bereits, zum letzten Male, im Jahre 1864 aber erst am 30. Mai. Der letzte Nachtfrost wurde im Jahre 1872 am 27. März, im Jahre 1866 aber erst am 26. Mai beobachtet. Trotz dieser immerhin ungünstigen Aus- ^siwArr gestattet doch die vorhandene Wetterlage den Schluß, daß dem winterlichen Charakter derselben, der seit Anfang Februar andauernd vorhanden ist, ein baldiges Ende beschieden sein wird. Haben bislang auch die westlichen Wirbel vergebens gegen einen öst lichen 'Wall hohen Druckes angekämpft, so dürfte es. ihnen doch nun gelingen, Bresche zu legen und einen endgültigen Witterungsumschwung herbeizuführen. Ja, Frühling, wir warten dein! *— Sinfoniekonzert. Mit dem Sinfoniekonzert am gestrigen Abend im Saale des Neuen Schützen- Hauses schloß die Reihe der diesjährigen Abonnements- kvnzerte in einem volltönenden harmonischen Drei klang ab. Herr Musikdirektor Warn atz, der es sich angelegen sein läßt, seine städtische Kapelle immer mehr auszubauen und zu großen Taten zu begeistern, kann führwahr abermals mit großer Befriedigung und» Genugtuung auf sie zurückblicken, hat er doch in ihnen den Musikfreunden von hier und Umgebung ctivas wirklich Gutes und Schönes von bleibendem Werte geboten, und er darf auch in dem guten Besuche der Konzerte, der sich Heuer erfreulicherweise in aufstei gender Richtung bewegte, die beste Anerkennung für sein Streben und Mühen erblicken. Aeußerlich kam der Dank der Musikfreunde für die köstlichen Spenden durch Ueberreichung eines Lorbeerkranzes an den Leiter des städtischen Orchesters zum Ausdrucke. Auch das letzte Konzert baute sich auf einem fein gewählten, nach einheitlichen Gesichtspunkten entworfenen Pro gramme auf, in denr vor allem die Klassiker zu Worte kamen. An der Spitze stand Mendelssohn- Bartholdh mit seiner eigenartigen Ouvertüre zu „Den Hebrjden", die mit großer Schwungkraft und feiner Herausarbeitung zum Vortrag kam, so von dem Leben und Treiben in der Fingals-Höhle einen Abglanz gebend. Als Hauptwerk des Abends folgte Beethovens Sinfonie Nr. 2 D-dur, deren sich Herr Musikdirektor Warnatz besonders angenommen hätte und eine Meisterschöpsung herausbrachte, über der Heller, sonniger Frühling gebreitet lag. Am besten gefiel uns der Larghetto-Satz, in dein das Orchester förmlich in Wohllaut schwelgte. Er ergab in seiner ländlichen Ruhe eine feine gegensätzliche Wirkung zu den anderen Teilen der Sinfonie, die die Darbietung zu einer Stunde erquickenden musikalischen Genießcns erhob. Im zuzeiten Teile folgte dann noch die überaus zarten und anlieimelnden Variationen aus dem Kaiser-Quar tett von I. Hahdn. — Um diese gruppierten sich in der Hauptsache die Gaben der Solistinnen Frl. M. und A. Beckert aus Leipzig, die so recht der Eigenart der hochbegabten Sängerinnen angepaßt waren. Tie erstgenannte Dame sang sich mit der oft gehörten Szene und Arie „Wie nahte mir der Schlummer" aus Freischütz, die sie mit Orchesterbegleitung im ersten Teile vortrug, schon in die Herzen der aufmerksam