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*— Kaiser* Geburtstag in Verbindung mit dem 3t. Stiftungsfest feierte gestern abend der König lich Sächsische Kriegerverein in den schön dekorierten Räumen des Neuen Schützenhauses durch Konzert und Ball. Die Begrüssungsansprache hielt Herr Inspektor Rein, der auch das Kaiser- und Königshoch aus- brackue. Ein feingewähltes Programm der Stadt- kapelle verschönte die Feier. * - Die älteste Frau im Königreich Sachsen, die im sogenannten „Kloster" in Zittau lebende Witwe Geier, vollendet, wie schon kurz gemeldet, am 28. Januar ihr 103. Lebensjahr. Noel, vor wenigen Jahre» erfreute sich das alte Mütterchen einer ver hältnismäßig guten Gesundheit. Sie ging hin und wieder noch spazieren, konnte die Zeitung noch ohne Brille lesen und war auch sonst in ihrem kleinen Stübüien äußerst regsam. Seitdem Frau Geier aber die .hundert überschritten hat, läßt ihr (Gesundheits zustand zu wünschen übrig. Zuweilen packt sie aus dem Schatz ihrer Erinnerungen aus. Ten Kaiser Napoleon hat Frau Geier am l!>. August 1813, als er in Zittau Heersckmu über seine Truppen hielt, gesehen. Auch der letzten öffentlichen Hinrichtung in Zittau kann sich die Greisin noch erinnern. Es handelte sich um einen Dienstknecht Helle, der im Mai 1825 in Groß schönau seine Braut ermordete. Er wurde am 4. August 1826 auf dem Rabenstein, einem große» freien Platz an der Mandan, in Anwesenheit von etwa 30 000 Personen enthauptet. Seit Vollendung ihres lOO. Lebensjahres ist die Greisin alljährlich an ihrem Ge burtstag Gegenstand zahlreicher Aufmerksamkeiten. Durch die Stadt Zittau ist ihr ein sorgenfreier Lebens abend gesichert worden. Drucksachenkarten. Neuerer Bestimmung zufolge können ebenso wie bei Postkarten auch bej den gegen die Trucksachentaxe zu befördernde« offenen Karte» a»f dem linke» Teile der Vorderseite gedruckte oder durch ein sonstiges mechanisches Verviel- fältigungsversahreu. hergestellte Angabe» jeder Art angebracht werden. *— Für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in 'Süditalien werden Gaben in der Expedition des Lichtenstein-Callnberger Tageblattes entgegen ge nommen. Hilfe tut dringend not! Auch die kleinste Svende ist willkommen. Hahndorf. Sskar Juughühucls humoristische Sänger halte« im Etablissement „Deutsches Hans" Einlehr und erfreue» am Sonntag die Besucher mit ihren Darbietungen humoristischen und ernsten Eharak ters. Wohin Vie beliebte Herrengesellschaft kommt, wird ihr überall ei» freudiger Empfang bereitet, hof fentlich ist ihr auch hier ein volles Haus beschiedcn. Mülsen St. Fakob. »Der Königlich Sächsische Militärvereinder seit wenig Jahren sich in seiner - ziemum ovcovppcue, veging am 2 >. Januar im Gasthof zur Grafenburg eine zahlreich be suchte Vorfeier von Kaisers Geburtstag, wobei »ach der Begrüßungsansprache des Vereinsvorstehers Her cberl Schuldirektor Uhlmann dir Festrede hselt über „Die Bedeutung des 1K. Fanuar für unsere gegen wärtige Weltstellung." Das Festkonzert der Ljchten- sleiner Stadtkapellr erreichte besondere Glanzpunkte in den Solis der.Herre» Thielemann Erllo und Sieler (Flöte. Grohenhain. .Von Einbrecherit überfalle,I wurde nachts der Freigiusbentzer Schumann auf dem Gute Kolkwitz und von diesen an der Hand schwer verletzt. Zufolge des Schreckens lag Schumann bis Regina. Roman von I. Jobst. 8. Nachdruck verboten. Wilhelm fuhr daun weiter fort' „Mau must au ihre berühmte Madame Gerard schreibe», daß sie sieb persönlich Herbemüht, und zwar sofori. Vater tau» ihr den Brief selbst überbringe», das wird sie ge fügig mache». Aber bei der Auswahl der Toiletten habe ich ein Wort mitzusvrechen Ich weist, was zu dem Trousieau einer eleganten Danie gehört." „Das ist mein eigenstes Ressort, Wilhelm, und da lasse ich Dich niau biueinreden." „Dann wird er sicherlich zu einiacb." „Fch werde mich »ach der Summe richte», die Baier iu seiner (Käte mir danir aussene» wird, und Du sollst mck mir zufrieden sein. Jeb weist, was ich Dir und meiner zukünftige» Sullung schuldig bin," „Tas ist recbl, das war das erste vernünftige Wort, das ich von Dir gehört habe, Regina. Das verdient, belohnt zu werden." Er wollte sie umarmen, aber sic einzog sich ibm rasch und eilte der Terrasse zu, wo die Elter» standen und ilme» zuwiuktem „Es ist ei« schönes Paar, Sibnlle", lobte der alte Herr. „Du mußt doch auch finden, daß sie gut zu einander vanen." „Wenn sie ihn nur wirklich lieb bat?" „Taran zweiielst Tu?" „Sie ist so zurückhaltend." „Tas must dock, in Deinen Auge» ejue» Vorzug mehr bedeute»." „'Kennst, wemi es nicht ein Ausfluß innerer Kälte ist." „Wie zutraulich ist sie gegen mich." „Fch möchte lieber, sic gäbe sich so Wilhelm gegen über." „Wird schon alles komme«, Mamache«, er hat sie vielleicht mit seiner imgestümeit Zärtlichkeit er zürn Nachmittag bewußtlos. Der Verdacht der Täter schaft lenkt sich auf zwei Landstreicher. Leipzig. (Aus Bruderliebe in den Tod.) Im Bor- orte Leutzsch haben, wie bereits gemeldet, sich am Dienstag zwei in der Hauptstraße wohnende, 63 und 65 Jahre alte, unverheiratete Schwestern namens Hennig mit Lysol vergiftet. Sie hatten vorher ihre Kleider und Wäsüw, die sie beim Begräbnis tragen wollten, zureck,tgelegt, auch ihren letzten Willen njeder- gejchrieben, alle erdenklichen schriftlichen Anord nungen hinterlassen und dann Lysol genommen. Sie scheinen sich über den Tod ihres Bruders — er starb am 5. Oktober vorige« Jahres — nicht haben hjnweg- setzen können: jede der beiden Schwestern hatte eine Photographie des Bruders zu sich gesteckt und aus einen Zettel geschrieben: „Wir nehmen unsern guten Heinrich mit". Sowohl der verstorbene Bruder, als auch die beiden Schlvestern waren unverheiratet: sie lebten in guten Vertniltnissen. Oelsnitz i. E. (Unfalls Beim Rangieren ist auf dem hiesigen Bahnhofe der Schirrmeister Schubert durch eine Lokomotive überfahren worden. Er er litt hierbei Verletzungen am Kopfe, sowie eine« Riv- penbrnck,. — 'Entlassung von Bergarbeitern.' Aus der Zeche Kaisergrube in Gersdorf sind plötzlich 14 Bergarbeiter entlassen worden. Ta die Entlassenen sämtlich Vertreter der Knappschaftskrankenkasse und des Arbeiterausschusses sind, wird die Maßnahme von den Arbeitern als eine Maßregelung angesehen. Unsere geschätzten Inserenten bitten wir hierdurch höflichst U priam Iorerrte o bis zum Betrage von Mark L — bei ?? deren Ausgabe möglichst sofort zu 8 8 bezahlen. M.Wtckni4M r,ttU S8 Plättttt r. V. . Großieuer. Gestern nacht brach in dem i» der Nähe des Obere» Balmlwfes gelegenen, dein Baiimeister Gustav Seifert gehörige» Bauhofe Feuer ans, das in de» Holzveständc» reichliche Nah rung fand Der Schaden betrügt über 20 0<>0 Mark. Tie Emtstclmngsursache ist unbekannt. — Weiler kam «euern namt i» dein benachbarte» Rodersdorf Feuer a»s, das Wohnhaus, Stallung und Scheune des Giits- besitzers Vödisch völlig in Asche legte. Die Bewohner tonnten sich rechtzeitig retten, dagegen sind Vieh und Geflügel verbrannt. Man vermutet vorsätzliche Brandstiftung. Stollberg. (Vaterländischer Vereins Herr Gcmcralicntnant a. D. von Liebert, Reichstagsabge ordneter des Kreises Borna, wird Sonntag, den Kl. Januar, im Weiße» Roß zu Stollberg spreche». Als Tbcma bat der im ganzen Deutschen Reiche bekannte Redner gewäll: „Wichtige nationale Ausgabe»". Auch diese Versammlung des Vaterländischem Vereins für Stollberg und Umgegend ist öffentlich. Christentum Md Kirche. — Die Britische Bibelgesellschaft a«* beitet mit unermüdlichem Eifer daran, immer neue Völkerschaften zum frischen Quell des Gotteswvrtes zu führen. So hat sie wieder ein Evangelium ink Lengua (einem Dialekt der Chako-Jndianer in Para^ guay,, eins in Lu Nyankole (einer Negersprache inl Uganda,, und zivei in Hjndu-Sindhi (einer in der nord> indischen Provinz Sindh gebräuchlichen Mundart) herausgegeben. Das Sprachregister ihres Bibel- kataloges weist jetzt 412 Sprachen auf, und zwar wurde die ganze Bibel in l05, das Neue Testament in 99, einzelne Bibelteilc in zusammen 208 Sprache« und Dialekte übersetzt Durchschnittlich vermehrt sicht die Zahl der Uebersetzuiigen jährlich um drei. — Christen im j ap a n i s ch e u R e i ch s ta ge. Wie die Evangelisckwn Missionen mitteilen, sind in den neuen japanischen Reichstag 14 Christen gewählt worden, fast die doppelte Zahl, als sie der letzte Reichs tag aufwies. Tie Christen stellen jetzt säst vier Pro zent der 380 Abgeordneten, das heißt zehnmal mehr, als nach dem Verhältnis der Bevölkerung — die Christen Japans machen noch nicht ejnvjertel Prozent davon ans — aus sie entfallen würde. Das ist gewitz ein bedeutsames Zeichen für den wachsenden Einflutz des Christeritluns in Japan. Die Mehrzahl der christlichen Abgeordneten beteiligt sich auch aktiv ant christlichen nnd kirchlickKM Leben, zum Beispiel der Präsident der Toschischa, Jokoi, einer der eifrigsten Sozialreformer und Herausgeber eines der wich tigsten christliche» Blätter, Schimada u«d andere. AlS Gegenstück dazu nehme man, was ein buddhistisches Blatt, Keisei Schjmpo, über die Lage des Buddhismus schreibt: „Wir wisse«, daß es 409 810 buddhistische Tempel und 73 310 Priester gib,: jedoch über die Zahl der Buddhisten gibt es keine Statistik. Wohl rühmen sich einige buddhistische Sekten, eine oder gar zwei Millionen Anhänger zu haben: aber wieviele von diesen würden bereit ,'ejn, sich össentlich zum Buddhis mus zu bekennen? Wir müssen nm der Wahrheit willen antworten: Erstaunlich wenige! Derjenigen, welche den Geist des Buddha iu sich ausgenommen habe» »»d mit Interesse für die Wohlfahrt ihrer Landsleute erfüllt sind, sind beklagenswert wenige." Neuestes vom Tage. : R äube r. Bei der Verfolgnng von zwei Räu ber», die eine» Beutel uiit dem Wochenlohn einer Gummlfabrit iu Tvttema» geraubt harten und flüch teten, schossen dieselben aus ihre Verfolger. Lie ver letzten I) Personen, davon 2 tödlich. Einer der Räuber erschoß ncb daraus selbst. s Ei« a c s tt h l v o l t e r Me II s ch hat in einer amerikanischen Zeitung, dein „Sun", unlängst fol gende Anzeige verössentlickck: „Ich beehre mich, meinen Freimden und Bekannten mnziircilen, daß nijr gestern der Tod meine teure G.rtnu cmtrissen hat, in dem selben Augenblick, in dem sie mir einen Soh» schenkte, sür de» ick: eine glite Amme suche, solange bis ich eine nene Lebensgefährtin finde, die jung, hübsch nnd im Besitze von 20Mo Dollar Vermögen sein mnß, damit sie mich in der Leitung meines weitbekannten WäsckfC- gescbäites unterstütze» ka»», das ich d»rch eine» Aus verkauf »in jede» Preis räume» will, bevor ich in mei» »evc'rbcmtes Havs Nr. 174, 12. Avenue, über- iiedle, wo üb eine prächtige Wohnung zn vermieten habe." Der geiühlvolte (Katte bringt alfo in einer schreckt. Wir Männer sind ost ein wenig wilb, Du 1 hast mich auch er» erziehen müssen." I SibMle sah ilm an mit einem so zärtliche» Blick, ! Ivie ma» ilm bjeser sich sonst so kühl gebende» Fra» ! niemals ziigeiram bälte. „Wer tistnue sich mit Dir vergleich':», Ellern", f iaglc sie in herzlichem Ton und überließ ibre kleine, § zarte Hand dem herzhaften Druck seiner mächtige» ! Fa»ü. ! „Bleibe »icbt z» lange sort, Groß-EUern jß so einsam obne Dich. Wo D» bist, da ist sriscbes Leben", erwiderte Silmlle weiter. „Kinder'" riei der Sckstoßherr dem Brautpaar z», das die Terrasse betrat. „Mama macht mir so eben eine Liebeserklärung, Euer Beispiel neckt an: alte, jüßc Erinnerimgen werden wieder wach. Ja, i die Fugend' Nutzt sie ans, den» sic ist »ocb Euer!" Drittes Kapitel. Die beide» Damen waren allein, nnd es war, als ob ein tiefes Aufatmen Reginas Brust hob, als der Wagen sorifuhr. Er sollte den alten Herrn znm Zuge bringen nnd dann nach Bartenstein weiterfahren, wo Wilhelm schon voller Ungeduld erwartet wurde. Die Gräfin hatte eine tlejne Schwäche sür ilm, nnd sie wollte nnn alles ans feinem eigenen Munde hören über die Anserwählle, die ihr Bild hei ihm so ganz zn ver dunkeln vermochte. Nnn konnte Regina wieder jhrc geliebten Spazier gänge unternehmen, sic war überhaupt ganz Herrin ihrer selbst, da Sibickte sich inner dem Vorwand einer kleinen Unpäßlichkeit der ihr unjmnpathjschcn Gegen wart ihrer zukünftigen Schwiegertochter entzog nnd sie während der drei Tage, die schon vergangen waren, kaum gejehen halte. Es war ein köstkiches Gefühl, ganz frei zu fein. Regina hakte es anßer in der Äjnderzeit nie gekannt, denn die langen Pensionsjahrc waren nur die Vorbe ¬ reitung für ihren künftigen Berus gewesen und nicht die Brücke Ui eiucr sröhljcben Mädchenzeik. Das Gut, ihre geliebte Hcjmar, war derweil ver kauft worden, uub Vaier irrlicbterte in der Welt herum, wo um» sich uiclu langweil». Tb es Baron von Ellern gelinge» würde, ihlt »Keder ins Gleis zu bringen? Wäre es »icbt besser gewesen, sie hätte ihn be- gleuet lind ilm mit ihrem Einsluß unterstützt? Ter Vater hatte ne docb lieb, war sie doch sein einziges Kind, imd ivie ßolz Hane sein Bries »cklimgen, als er ibr gratulier«'. Docb kein Wörtchen stand darin mH der Anfrage, ob er kommen solle. Das ivar das böse Genüssen, das las man zwischen de» Zeilen, von dem srjichcn, ungebnudeuen Ton, der sonst lnndnrcliklaug, war nichts z» spüren gewesen. Tb er noch zu reuen war, ob das große Opfer sich lolmei: würde? oiun stand sie in dem Pavillon aus grüner Höhe und blickte znm Flußtal hinab. Nur einige Tage waren es, da hatte sie hier ge- weili und hatte Abschied genommen von einem wunder samen Glück. Wie groß es gewesen war, das spürte sie kies im Herzen. Es brannte darin von nngeweinten Tränen unt? wilder, glühender Sehnsucht uach dem eiucn, der sich grollend fernhieU. Hatte sie anch sein Leben verdorben? Würde anch er an dieser Liebe kranken, so tvie" sie? , Würde er nie Vergcssenheik sinden — nie Ers lösnng von dieser Quak? Sie würden einander begegnen und fremd an^ einander vorübergehen, und doch war er der Vetter des Hauses, gehörte zu den Intimen. / (Fortsetzung folgt.) 4