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Lhcrmejstcrs Emil Schulze überreicht. Namens des »ezirksvercins Saclisen feierte Herr Obermeister Meier aus Zwickau den Altmeister des Gewerbes in hie siger Pflege und überreichte ihm ebenfalls ein Tjplom. Ter Geehrte dankte in bewegten Worten. Tic Freunde und Aachbarn sandten ebenfalls manche Zeichen der Aufmerksamkeit, und auch wir übermitteln Herrn Nötzold die besten Wünsche für einen heiteren Lebens abend. Tie Fleischerinnung verbindet die eigentliche Feier des seltenen Tages mit dem geplanten Konzert und Ball am 16. Februar im Goldenen Helm. Maulwürfe wurden dieser Tage bereits in hiesigen Wirten beobachtet, wie sie furchtsam über den Schnee liefen. Tast sie ihre schützende Wohnung verliesten, ist ein Zeichen, das; die Nahrung knapp zu werden beginnt: „eingeweihte Leute" wollen daraus aber ersehen, dast ivir noch einen Nachwinter bekommen - Tie neue Kerufprechgebührenorvnung. Im Reichstage ist der Entwurf einer Fcrnsvrecbge- bübreuordnung verteilt worden. Tanach sollen für jeden Anschlust an ein Fernsprechnetz eine G rnnd g e - bünr und eine Gesprächsgebühr erheben wer den Tie Grundgebühr beträgt bei Netzen von nicht über IGD Anschlüssen 50 Mark, bei mehr als MM bis einschliesslich MM Anschlüssen 65 Mark, bei mehr als MM bis einschliestlich 20 OM 80 Mark, bei mehr als 20 000 bjs einschliestlich 70 OM M Mark, bei mehr als 70 MO Anschlüssen für jede angesangcnen weiteren ü(MM Anschlüsse je zehn Mark mehr jährlich, für jeden Anschlust, der von der Vermitielungsstelle nicht lucbr als fünf Kilometer entfernt ist. Tie GesprächS- gebübr beträgt vier Pfennige für jede Verbindung. Für die Benutzung einer Berbiudunzsinlag? zwischen verschiedenen Orten werden Gesprächsgebühren er hoben. Sie betragen für eine Verbindung von nicht mehr als drei Minuten Tauer bei einer Entfernung bis zu 20 Kilometer einschliestlich 20 Pfennig, bis zn M Kilometern 25 Pfennig, bis zu IM Kilometern 00 Pfennig, bis zu 250 Kilometern 75 Pfennig, bis Kn MO Kilometern eine Mark, bis zn 750 Kilometern l,M Mark, bis zn 1000 Kilometern 2 Mark, über MM Kilometer für jede angcfangenen weiteren 250 Kilometer 50 Pfennig mehr. Für dringende Ge- svräcbc wird die dreifache Gebühr erhoben. - Tie ganze Sache geht also ans eine Verteuerung des Fern- sv rechv erkehrs hin a ns. Fleischbeschau. Im Monat Januar dieses Jahres wurden geschlachtet bezw. angemeldet: Rinder, Schwein^ Kälber, Sckafe, Ziegen, Hunde, Pferr-e. -u Lichtenstein: 73 173 66 41 4 3 — ;N Callnberg: 9 61 17 10 — 1 — Summe: 82 234 83 51 4 4 — g Mülsen St. Nillas. -Verschiedenes - Ter Svar, Kredit und Bezugsverein, e. 0). m. u. H., hält nächsten Montag un Hepderschen tKasthofe seine diesjährige Generalversammlung ab, die eine reich haltige Tagesordnung aufweist. — Au, Montag, den 15. Februar dieses Jahres, hält der Gesangverein Sängerhain im Meperschen Gasthofe sein Wjnterver- gnügen, bestehend in Abcndnnterhaltnng und Ball, ab, bei dem sehr gediegene Sachen zur Aufführung kommen. Grossschweidnitz. .Ein erschütternder Vorfall.) Eine Geisteskranke, die in die hiesige Irrenanstalt übergeführt werden sollte, versuchte sich vom Zuge überfahren zn lassen. Obgleich die Bedauernswerte von zweien ihrer Anverwandten am Arme geführt wurde, rist sie sich bei der Einfahrt des ll Uhr- Znges plötzlich los und warf sich vor die Lokomotive. Nur deni Umstande, dast der Stationsvorsteher im Verein mit den Verwandten die Unglückliche noch rasch an den Kleidern erfassen und zuriickschleifen konnte und der Äckomotivenführer mit aller Kraft bremste, ist die Rettung zu danken. Kamenz. (Tod in den Flammen.) In der Nacht zum Mittwoch brach in Obersteina in dein Zimmer mann Haaseschen Grundstück, Wohnhaus mit einge bauter Scheune, Feuer aus, das die ltzebäude in Asche legte. Tie im Schcuneneinbau wohnenden betagten Eltern des Besitzers vermochten sich nicht zu retten und sanden den Tod in den Flammen. Wie verlautet, soll der Brand durch Fahrlässigkeit in der Wohnung der alten Leute ansgebrochen sein. Lugau. (Eine hochherzige Stiftung ist der Gc- meindc Lugau durch Kaufmann Thiele hier geworden, der ihr ein Grnndstück von 100 Meter Länge an der oberen Hauptstrasse und von 7,0 Meter Breite an der Postslraste zu ihren eigenen Bebauungszwecken schenkte. Ter Gemeinderat hat diese Zuwendung angenommen, er übernimmt das daraus befindliche kleine Hans- grnndstück mit Lchennenanban für den Preis von 40.50 Mark (Brandkassenwert. Es dürste sich auf dem 50M Quadratmeter grosten Platze bald ein stattlicher Gemeindeban erheben. Reichenbach i. B. (Im Ticnste verunglückt. - Auf dem unteren Bahnhofe hierselbst ist der 22 Jahre alte Streckenarbeiter Albin Wolf aus Rotschau während des Rangierens zwischen den Passern zweier Wagengruppen durchgegangcu und hat hierbei in folge Quetschung schwere Lungenverletzungen davon getragen. Oeffentliche Stadtgemeinderats- fitzung in Callnberg am 10. Februar 1009, abends 8 Uhr. Als entschuldigt fehlen die Herren Stadtrat Louis Berger rind Stadtverordneter Gustav Berger. Nach Eröffnung der Sitzung erstattet zunächst Herr Bürgerm-.istcr Prahtel Bericht des Finanzausschusses über Prüfung einer Anzahl Stsftungsrechuungen aus das Jahr 1908. In Betracht kommen a Becherstiitung lStiftungstavital 1Mi, Mark-, b Bergerstistung (Stiltuugskapital looo Mark, gegenwärtiger Bestand 1188 Mart 25 Pfg.„ c Kertzscherstiftung -Stiftungs kapital .5000 Mark, d- Metznerstiitung (Ttiftungs- kapjtal 5ou Mark, und e Thumstiitung (Stistungs- kapital 9000 Mark- Sämtlicbe Rechnungen sind vom Finanzausschüsse einer Turchsicht um^ für klärt sich mit dem erstatteten Bericht einverstanden. Zu Punkt 2 legt der Herr Vorsitzende den Stadt- bebauungsplan znr Einsicht vor und gibt die erforder lichen Erläuterungen hierzu. Ter Plan ist von vier Bebörden begutachtet worden. Tie Erinnerungen der Strasten- und Wafserbauinspektion sind nur formeller Art. während die Bedingungen der Generaldirektion der Königlich Sächsischen Staatsbahnen weiter sich erstrecken, so unter anderem die Fernhaltnng der Schlensen- und Abfallwässer von den, fiskalischen Pe sitz verlangen, weiter must das Bahnareal durch eine feste Umzäunung abgcgrenzt sein, ebenso darf der Balmsislus nie zu Anliegerleistuugen herangezogeu werden. Ferner behält sich der Fiskus vor, dast, wenn die Parallelstrastc K. einmal ausgebaut würde, der Niveauiibergang in der Nähe des Löscherschen Ärun8» stücks wegfallen müsse. Tie Wünsche des Bezirks arztes gehen unter anderem dahin, die Anlage in offener Bauweise auszuführen und eitle biologisch« Kläranlage anzulegen, die Entwässerung nach links hält er jedoch für richtig und genügend. Vom Bau sachverständigen der Königlichen Amtshauptmanw- schast wird der Plan für entsprechend bezeichnet. Nacht» dem die Herren Schwarz, Gruhl, Löschner und Böhm ihrer Meinung zu diesem Bebauungsplan Ausdruck gegeben, beschliefst man, den Vorschlägen des Bau- nnsschusses allenthalben bejzutreten, also von einer Aufstellung einer n neu Stadlbouordnung abzusehen, hingegen aber ein Qrtsgesetz zu diesem Bebauungs plan zu schassen, das geschlossene Häuserreihe bis zur Querstraste G. vorsieht, im übrigen jedoch Bauten in Gruppen von 2 bis .4 Gebäuden vorsieht. Herr Schwarz gibt nach Erledigung dieses Gegen» standes seiner Freude darüber Ausdruck, dast die Leiteustraste am Fürstenwege, die schon im alten Bau- plane bestand, auch im neuen Bebauungsplan wieder vorgesehen sei. Manche irrige Auffassung sei da durch zunichte gemacht. Punkt :>: Gesuch des Geflügel und Kaninchen- züchtervercins um Bewilligung eines Ehrenpreises zur Ausstellung am 14. Februar 190p. Ohne Widerspruch wird der vom Finanzansichnst vorgescblagene Betrag von 8 Mark genehmigt. Punkt 1: Tic Besoldung der Leichenfrau betref fend. Es werden drei Gebührenklassen festgesetzt. Für die erste -kleine Kinder- sind 2 Mark 25 Psg,, für die zweite «grössere Kinder- :: Mark und sür die dritte -Erwachsene sind 4 Marl bisher :> Mark- Gebühren zn entrichten. Tie Mcbreiuuahme der Leichenfrau würde demnach voraussichtlich jährlich zirka 67 Mark betragen. Für Ticnste, die die Leichenfrau am Tage vor der Beisetzung leistet und die nicht direkt zu ihren Amtspflichten gehören, kann sie pro Stunde ZO Pfg. in Anrechnung bringen. Punkt .<: Mitteilungen. Tcr Herr Vorsitzende bedauert, dast aus ein seiner Zeit an Lichtenstein ge richtetes Schreiben bezüglich der Fleischbeschau, be treffend Bestätigung der Konsislate, nicht reagiert worden sei. Er habe sich in dieser Angelegenheit an die Königliche Amtshauptmannschast gewandt und den Bescheid erhalten, dast man bereits ein Regulativ für den amtshauptmannschaftlichen Bezirk in der Bearbeitung habe. Nach Fertigstellung werde diese- dem Kollegium zur Kenntnis gegeben werden. Punkt 6: Umfrage. Weiter wird der Eingang einer Beschwerde, betreffend das Feilhalten eines aus- wärtizeu Fl Oschers aus hiesigem Wochenmarkte, mit- Beschlnsse nicht gelangen, doch ivill man die darge- bvtenen Fleijchwaren eventuell durch den Tierarzt besichtigen lassen. Herr Stadtverordneter Schubert beklagt sich über die mangelnde Nactnbeleuchtnng und bittet um Be seitigung dieses Uebelstandes. Tem Wunsche soll, so weit dies nicht bereits g sch h n entwrocheu werden. Ans Antrag des Herrn Stadtverordneten Böhm, wird ein für die Tagesordnung der nichtöffentlicher» Sitzung bestimmter Punkt für die öffentliche znr Be ratung gestellt, es ist dies das Gesuch des Herrn Fabrikanten Kreistig nm Ermästignng der Anlieger ikonen für Fio b 'hu und Schl njenanlagc vor seinen» Grundstücke au der Hartensteiner Straste. Aus Grün den der Konieauenz, denn was dem einen recht, sei Regina. ! Roman von I. Jobst. 2N. Nachdruck verboten. ..Willst Tu Nicht in Teine Zimmer gehen. Mama?" bai Regina. „Mein Platz ist neben der Lesche meines Sohnes. Tocb Tic mnstt Tsth niederlegen, ich sorge sür alles, wie Tu siehst." „Tann bleibe ich bei Tir, auch ich gehöre hier bcr". lautete Reginas Antwort, ein Anslng ihres allen Stolns flog über ihr farbloses Gesicht. „Tu gelist, Regina. Ich habe an meines Svlmes Stan öie heilige Pflicht ;u erfüllen, über Tietz, die Tn bas Pfand seiner Liebe trügst, zn wachen. Be deute, wenn es der Sohn und Erbe wäre.' Es ,st das einzige, was nns sür ihn zu tun übrig bleibt." Tie Stimme der alten Baronin schwankte anfangs, aber oanu stlstost sie mit unnatürlicher Ruhe. Ihr ganzes Auftreten zeigte eine solche Besonnenheit nnd Energie, die man dieser zarten, verwöhnten Frau niemals zugetrant hätte. Regina neigte sich stumm vor ihr und ging in sbr Schlafzimmer: sie suhlte, dast die Mutter recht hatte. Ein Schlaspusver brachte ihr für wenige Stunden Vergessenheit - sie mnstte die grübelnden Gedanken zur Rube bringen, die sich immer wieder aus Wolf Tietrsth konzentrierten, und die Gefahr, die ihm ans seinem heutigen heimlichen Besuch erwachsen konnte. Sechstes Kapitel. Neber Gros; Ellern weine die Trauerfahne. Ani allen Gesichtern lag der Abglanz des Furchtbaren, das geschehen war. Es war unnötig, das Betreten der Terrasse zu verbieten, keiner hätte den Mut gehabt, sich dorthin zu begeben, wo der Körper des Ermordeten lag. Sibplle und Regina fasten stumm beisammen, und hielten die Totenwacht, bis das Gericht kam, sie zu erlösen. Am Himmel zog graneS, schweres Gewölk ans, die beiden Frauen sahen es heranfstejgen nnd sich aus breiten, die eine mit innerem, Heistern Tank gegen oben, die andere mit bitterem Groll. lind als die ersten Flocken fielen und es binnen kurzem unabsehbare Scharen waren, die ihre schnell wachsende Tecke über die Erde breiteten, jede Menschen spur verlöschend, da sagte die alte Baronin klagend: „Alles ist mit dem Mörder jm Bunde, der Himmel hat nns verlassen." Gegen mittag kam die Gerichlskommission ans der Stadt, der sich der Staatsanwalt ans P. auf so fortige Benachrichtigung hin sogleich augeschlossen hatte Nnn waltete der Arzt seines Amtes, die Ursachen des Todes wurden durch Sektion sestgestellt. Tas Ergebnis lautete: Schnst durch den Kopf mittels einer Büchsen - kugel. . Auch das Geschost wurde gesunden und nebst der Mütze des Toten vom Gericht beschlagnahmst Ter Schneefall aus der Terrasse hatte jede Spar verlöscht. Es wurde nach Reginas Bericht angenommen, dast Ellern von dem Geschost getroffen wurde, als seine Hand die Tür öffnete. So Ivar es zu erklären, dast er sich noch sür Augen blicke aufrecht hielt, um dann, als der Tod eintrat, mit dem scharrenden Geränsch nicderzuschlagen. Staatsanwalt und Arzt hatten ihre Arbeit be endet, der Untersuchungsrichter blieb, nnd das Verhör begann, das Verhör, vor dem sich Regina so gransam ängstigte. Einer nach dem anderen von dem Schlostbe- diensteten wurde vorgckaden. i War jemand darunter, der Woli TEtrich gesehen batte? , Keinen durste sie danach fragen, da alsdann der Verdacht erst recht ans den geliebten Mann fallen würde. Es waren Stunden der Qnal. die sie erlebte. Ihre ' Schwiegermutter hatte alles Geschäftliche an sich ge- - rifien und war in fieberhafter Tätigkeit, von dem alten Kranstneck voller Eiker unterstützt ? Anton batte sich das Recht nicht nehmen lassen, die vom Gericht freigegebene Leiche seines Herrn anf- zubabren, wie er es bei dem alten Baron auch gemacht hatte Ter Tote lag in seinem Zimmer, die weistseidcne i Tecke seines Bettes war mit Blumen geschmückt. Der ! Kopf war etwas znr Seite geneigt, als ob er schliefe. ! Es war ein friedlicher Anblick. Ter Tod war so rasch» über Um gekommen, dast kein Scbmerzenszng ibn ent stellte, nur nm den Mund spielte ein wehmütiger Zng. Einer der Beamten nahm ans Wunsch der alten Baronin ein Bild des Verstorbenen ans, als die Palmengrnpven zn seinen Hänpten standen und die Kerzen auf den Kandelabern brannten, daun wurde» die Fenster verhüllt nnd alles mit schwarzem Flor behangen. Nnn wurde der Zutritt freigegeben, nnd einer nach dem anderen trat aus dem Nebenzimmer, lrn» der Untersuchungsrichter seines Amtes waltete, vor den ermordeten Herrn bin, um ihm ein letztes Lebe wohl zu sagen. Und da war wohl keiner, dem die Angen trocken ' blieben. Streng war er gewesen, der neue Herr, aber gerecht. Unter dem alten Herrn war cs ja gemütlicher zu-» gegangen, man tat damals aus Liebe das, was man in letzter Zeit aus Furcht getan hatte. MF. f ) .