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Früher Wochen-und Nachrichtsblatt VA Tageblatt sb KHM Mit. Möftls, Mns, A.W«, tamMi NvitUL AMU vitimstirs, Wa St. Ms, St. Zgttt. St-MM St«lE MmM UWM «ü Nmtsblatt für das Kgl. Amtsgericht and den Stadttat zu Lichtenstein —Älteste Zeitung im KönigÜchen AmtsgerichtsbqiÄ - ' > SV. J«ch»DM»S ' ' Nr. 32. LLWchWR Dienstag, den 9. Februar. 1W9 M«s«< Blatt «schrint täglich «ch« Lov», und Kistloo» nachmittag« fitr dm folgend« Log. — VNrteNLHrNch« >««g»p«l» 1 M«I SO Psmotg«, durch die Poft bezog« I Mk. 7d Pf. Wvgü»« Nmnmem 10 Pfmmg«. vöftollmigm »eh«« «iß« der UmeoUio» t» Lichteupil», Motckamrpr. Sa. b d, all« N«t«llchm Postmftaltm, Popboi«, sowie di« Nurträg« entgegen. -Dsmote werden die I0nsgespaUm« Emndgetle wtt ic, fiir ourwärtig, g»s««t« «U IS Pfg. berechnet ReNawezell« SO Pfg. Z« amtlich« Leile kostet di, zweispaltige Zeile SO Pf, W«»speech Nt»schließ N». 7. A»s-«e1r».««m-«e m^itch »t» spttoO«»« »»»«ittogl LV «H». Lelegra«tm«dresser La gedlat t. D-s Wichtigste. * Die Elbe hat ihren höchsten Stand bereits über schritten, ebenso ist in einigen anderen Missen das Hochwasser zurückgegangen. Das Frostwetrer hat den UeHerflutungen wirksam Einhalt getan. * Tas englische Königspaar trifft Dienstag vor mittag 11 Uhr in Berlin ein. * Die Abstimmung über die Nachlaßsteucr wurde von der Steuerkommission des Reichstages vorläufig Ausgesetzt * Die Türkei hat den russischen Porschlag, be treffend den finanziellen Ausgleich mit Bulgarien, an- Scnmnmcn. * Die Geschäftsräume der deutschen Gesandtschaft in Satttiago de Chile sind durch Feuer vollkommen zerstört worden: ein Sekretär ist verbrannt. Der Besuch des englischen Königs paares in Berlin. König Eduard wird also am Dienstag vormittag 11 Uhr in Berlin eintreffen und erst am Freitag nachmittag 5 Uhr wieder von dort abreisen. Es ist imn genug Zeit vorhanden zu allerlei Unterredungen «nd auch dazu, die Mißstimmung aus beiden Seiten «ms der Welt zu schassen. Wird es gelingen ? Jeden falls ist es politisch klug, nicht allzuviel Erwartungen und Hoffnungen an diesen Besuch zu knüpfen, so bc- «ahrt man sich vor Enttäuschungen. König Eduard hat es bisher vermieden, den Boden brr Reichshauptstadt zu betreten, er hat vor fünf Jah ren in Kiel den Kaiser begrüßt und später in Homburg und Wilhelmshöhe nur flüchtigen Gruß mit dem Neffen ausgetauscht. Eine dürftige Erwiderung für «Ns die Fahrten des Kaisers nach England. Tie ver- Vwmdtschöstlichen Gefühle sind niemals bei König kduard in Zärtlichkeit ausgeartet, es schien vielmehr oft genug, als ob seine gegen Deutschland gerichtete Politik auch durch einen Gran von Abneigung oder -Mh Mißstimmung gegen den Neffen bestimmt worden fei, und es scheint, als ob Freimütigkeiten des Urteils, »vie sie auch die Episode des Daily Telegraph enthüllt h«ct, die Kühle der Beziehungen noch steigerten. Nur ist es eine seltsame Zutat zu dem jetzt bereiteten Wericht, daß die englische Nordseeflotte so ausfällig Vermehrt wird, daß acht erstklassige Schlachtschiffe und sechs erstklassige Panzerkreuzer herangezogen wurden, »m gewiß nicht den Eindruck einer Drohung zu er- Werken, wohl aber, um dem gesprochenen Worte einen besonderen realen Nachdruck zu schaffen. Wir werden den englischen Gast nicht mit über schwänglichem Jubel, sondern in ruhiger und achtungS- Vvller Weise begrüßen, wir werden uns vor lleber- Ireibungen hüten, und wenn die offiziösen Organe Wieder einmal von einem Markstein in der Geschichte rmsercr Beziehungen zu England schreiben, dann wer- d«n wir lächelnd darüber hiuweggehen. Tenn selbst Wenn die beiderseitigen Toaste und die (bespräche bei Kaffee und Kognak günstiger ausfallen sollten als in Kiel, wo gleichfalls die Kanzlerblätter Hymnen über die errungenen Erfolge sangen, und wo doch eine Per- Kimmung geboren wurde, die den König selbst von der Teilnahme an der Hochzeit des Kronprinzen fern- Hielt, so wird dennoch die Grundstimmung der großen Mehrheit des englischen Polkes sich nicht ändern. Daß «Her diese Grundstimmung deutlich den Stempel der Abneigung gegen uns trägt, lehrt ein Blick fast in Hie gesamte Presse des Britenlandes, die uns überall Alls Friedensstörer hinstellt und allerlei schwarze Pläne ««dichtet. Man weiß, daß das Polk Bismarcks un- -eheuer bescheiden geworden ist, aber man spürt doch «»ch dse Gefahr des lvirtfchaftlicben Aufschwungs, den Meutschland trotz der Dürftigkeit seiner Politik ge- «Wmmen hat, und so bleibt man mißtrauisch und feind- KAg, und wird auch in den festlichen Tagen, da König OWuaro"bei usts weilt, und in der unvergeßlichen Mi ¬ nute, da Herr Kirschner ihn vor dem Brandenburger Tore begrüßt, sich kühl bis ans Herz hinan zeigen. Tie englische Presse versteht es eben am besten, trotz der Warnung Bismarcks, die Fenster des Nachbarhauses einzuwerfen. An der Besserung zwischen England und Teutsch land arbeitet man schon seit Jahren, bisher ohne nennenswerten Ersolg. Darum gebietet es die politische Vorsicht, auch von diesem Besuckie des Königs Eduard nicht allzuviel zu erwarten. Uebertrifft der Erfolg unsere Hoffnungen, dann um so besser ! Deutsches Reich. Dresden. Die außerordentliche sächsische Lan- dessynodeg Für die Tagung der sächsischen außer ordentlichen Landessynode vom 8. bis 10. Februar im Ständehause zu Dresden sind soeben zwei zur Beratung kommende ministerielle Erlasse erschienen. Der erste betrifft die Regelung der Zulagen für Geistliche und geistliche Stellen, und der zweite den Mindestgehalt der Hilfsgeiftlichen. Berlin. (Die Aussichten der Nachlatzsteuer.) Der Antrag der Konservativen in der Sonnabendsitzung der Fniunzkommtfsion, die Abstimmung über Para graph l der Nachlaßsteuer auszusetzen, wird, wie eine parlamentarische Korrespondenz meldet, im Reichstage als ein günstiges Symptom zur Beurteilung der inner- politischen Lage aufgcfaßt. Es geht hieraus hervor, daß die Konservativen nicht bestrebt sind, die Situation zuzuspitzen, sondern hoffen, daß sich noch Mittel und Wege finden werden, ein Kompromiß zu schaffen. Wie verlautet, schweben zwischen den Konservativen und der Regierung neue Verhandlungen, wobei die Reichs partei vermittelnd einzuwirken versucht. — (Ter oldenburgische Landtag? nahm in seiner gestrigen Sitzung mit 23 gegen 22 Stimmen einen An trag an, der die Einführung eines Pluralwahlrechtes für die Wahlen zum Landtag bezweckt. Die vom letzten Landtag beschlossene Einführung des Reichstagswahl rechtes für Oldenburg ist dadurch rückgängig gemacht worden. Ausland. Wien. Die Audienz des Ministerpräsidenten Bje- nerth, bei Kaiser Franz Josef brachte die Entscheidung für die Umwandlung des provisorischen in ein defini tives Beamtenkabinett. Tas bedeutet vorläufig einen endgültigen Verzicht auf die Bildung einer parlamen tarischen Regierung. — Die Schließung des böhmischen Landtages beweist den ernsten Willen der Regierung, den Tschechen entgegenzutreten. Dadurch erlöscht die Immunität der Abgeordneten und macht Klofae und «Kenossen unmöglich, auch weiterhin ungestraft Heuen gegen die Deutschen zu organisieren. Aus Nah uud Fern. Lichtenstein, den 8, Februar ll>0'>. * - Neuer Schnee, neue Halte. Als wollte die Natur die Menschheit für die erlittene Unbill der letzten Tage trösten, hatte sie für gestern ein herrliches Winterbild gezeichnet. In den Nachmittagsstuuden war die Beleuchtung der tvintcrlichen Landschaft und namentlich des Waldes yerzergnickend. Und dse vielen Spaziergänger und Schlittenfahrer erfreuten sich an dem köstlichen Anblick. * Eine Rachfeier von Kaisers Geburts tag begingen gestern im Ratskellersaale die Postunter- beamten von hier und Umgebung. Herr Leitungsauf- seyer Kober brachte das begeistert aufgenommeue Kaiserhoch aus, verschiedene musikalische und humo rjstische Darbietungen verschönten die Feier. Ein Tänzchen schloß sich au. *— Der Jünglingsvevei« führte gestern in einer Nachmittags- und Abendvorstellung in dem bis auf den letzten Platz besetzten Saale des „Goldenen Helm" den Sächsischen Prinzenraub auf. Das hübscht! Spiel der in historische Kostüme gekleideten jungen Leute fesselte die Zuschauer, so daß letztere mit ge spannter Aufmerksamkeit jeder Szene folgt n. Beide. Aufführungen waren umrahmt von Posaunen-, Kla-» vier- und Gesangsvorträgen, sowie Deklamationen, so daß die Besucher auf ihre Kosten kamen und noch gern an die im Reiche der Vergangenheit verlebten Stunden zurückdenken werden. *— Turnerisches. Tie W. Gauvorturnerstuude des Niedererzgebirgischen Turngaues wurde gestern in der Turnhalle des hiesigen Turnvereins unter reger Beteiligung abgehalten. Vormittags 11 Uhr begann das Turnen zunächst in Ordnungs- und Frei übungen, an denen 8ö Teilnehmer zu verzeichnen waren? dann folgte das Geräteturnen in 9 Riegen^ Allgemeines Kürturnen beschloß die turnerische Arbeit« Nachmittags Vstz Uhr fand im Restaurant Johannis garten eine Sitzung statt. Nach Feststellung der An wesenheitsliste sprach man sich über das Turnen aus, das Ergebnis war ein sehr zufriedenstellendes. Der Gauturnwart Wohlfahrt-Hohndorf erstattete sodann Bericht über die erfolgreiche turnerische Tätigkeit des, Gaues im verflossenen Jahr«. Gewählt wurden als, Mitglieder des Turnausschusses: Wirlitsch-Lugau, Teubert-Oberlunguntz, Höfer-Hohenstein - Ernstthal, Zill-Rußdorf. Das Amt eines Turnwarts für den zweiten Bezirk wurde Vettermann-Lugau übertragen^ Nach Uebergabe der Urkunden an die Mnsterriegen beim Frankfurter Turnfest und versckZedener Mittei lungen und Anregungen wurde die Sitzung >45 Uhr geschlossen. — Tie 100. Gauvorturnerstunde findet am 26. Juni in Hohndorf statt. *— Sonntagsruhe in Apotheken. Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern wird' die gegenwärtige Sonntagsruhe in Apotheken dahin erweitert, daß die Schließung der Apotheken an den Tonn- und Festtagen künftig bereits von nachmittags 1 Uhr an erfolgen darf. Bis jetzt waren die Apotheken an den genannten Tagen bis nachmittags 2 Uhr offen. * - Aeuersignale versetzten am Sonnabend gegen 7 Uhr abends die hiesige Bewohnerschaft in begreif liche Aufregung. Im Hintergebäude des sogenannten Mühlbergschen Hauses am Kirchplatz waren auf noch nicht festgestellte Weise Hobelspäne in Brand geraten. Hausbewohner und Nachbarn erstickten das Feuer so fort wieder, so daß binnen kurzer Zeit jedwede Ge fahr beseitigt war. Die alarmierte Feuerwehr brauchte nicht einzugrcijen. Wäre der Brand in den Nachtstunderi entstanden, konnte unter Umständen un berechenbarer Schaden verursacht lverdcn. Das Ge rücht von der Verhaftung eines Handwerksburschen wegen Brandstiftung bewahrheitet sich nicht, nur ist ein solcher wegen Trunkenheit in Polizeigewahrsam genommen worden. * -- Ruhestörung. Mehrere Bergarbeiter aus Bauern, die sich in Hohndorf in Arbeit befinden, mußten am Sonnabend abend wegen ungebührlichen Betragens aus dem Restaurant „Stadt 'Zwickau" ge wiesen werden. Ta sie auch noch vor dem Lokale Ruhestörungen verübten, wurden sie behufs Namens- feststellung nach der Pvlizejwack>e gebracht. Die un ruhigen Nachtwandler werden ihre verdiente Straw erhalten *— Als Herren der Stratze betrachten sich im allgemeinen die Automobilisten, das konnte man auch gestern wieder auf der Straße nach Mülsen St. Jakob beobachten. Zwei Schulkinder passierten die genannte Straße, um in Lichtenstein Verrichtungen vorzunehmen. Plötzlich kam in der entgegengesetzten Richtung ein Automobil angefahren, das direkt auf die Kinder zusteuerte: nur durch schnelles Teitwärts- sprjngen in den dicht mit Schnee gefüllten Straßen- . graben konnten sich die Kinder vor Unheil schützen. (Geldstrafen allein genügen für derartige Nichtachtung . der öffentlichen Verkehrs-Sicherheit nicht mehr, hier müßte schon härter eingegriffen werden.