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VÄH, Mv«nthal und Zimmersacher hereingebrochen ist, sind durch di« reichen Spenden aus dem ganzen Sachsensande schnell und wohltuend gemildert worden. Ls find über 5-0 000 Mark UnterstützungSgelder ein- gegangen. Zittau. (Tie älteste Person Sachsens — die Klch-irversorgte Johanna Eleonore verwitivete Geier — h-jert Tonnerstag, den 28 Januar, ihren lOZ Geb'.irislag. Tie Greisin erfreute sich in letzter Zeit eines guten Befindens: sie verrichtet ihre leichten Mus ilden Arbeiten noch selbst und nimmt reges Jn- terss - a,n täglichen Leben. Gerichtszeitung. - Leipzig. (Ter rebellische Pfarrer.) Bon der Strafe,inmer des Landgerichtes Mülhausen i. E. murr-: ani 2:!. Oktober vorigen Jahres der kattzo- tiieoe Piarrer Viktor Rjmelen aus Psirt wegen Rjch- terbr.eidigung und Ainreizung zum Widerstande gegen die O'natsgewalt zu 0 Monaten blefängnis verurteilt. Ruue'-rn sollte aus Besä,last des Psirler Amtsgerichtes rnun rc-weije zu einer Bernehnniug geholt werden, weit er sein sreiwilligcs Erscheinen vor Gericht ab- aelebu: Hatte. Ter mit der Borfübrung betraute Äawrmeister fand jedoch das Pfarrhaus verschlossen und 'es desluub dem Pfarrer, der wütend ans dem Fenner iclümvite, den Beschlus; von der Strasse aus vor. Line Anzahl Gemeinde,nitglieder des Pfarrers unbincn für ihn Partei und bedrohten den Beamten, nacbdem jbnen der Pfarrer zugernfen hatte, erst müsse der '«-meindeschelm abgesührt werden, ehe er ans das Lwwindelgcricht ginge. Als darauf der bedrängte Beamte drohte, von seiner Waffe Gebrauch zu machen, riet der Pfarrer seinen Getreuen zu, das; er daun auch nor!' ciuen Revolver habe. Schliesslich wurde dem rebcUißheu feiern die Haustüre gewaltsam geöffnet und io seine Verhaftung ermöglicht. Tic von dem Piarrer gegen seine Bernrtejlung eingelegte Revision -nord, ---eutk vom Reichsgericht verworfen. Eingesandt ..Ilie, d -Wr Rnbrik üdernehmen mir nur die preßgesetzliche Verantwortung.) Acht-Uhr-Ladenschlutz betreffend. Lei? einer Rejhe von Jahren hat eine große An zadt d-cuischer Städte den Acht-Uhr Ladeuschlus; ein gerührt und damit Geschäftsinhabern und Angestellten eine Wobllat zu teil werden lassen, die in unserem Orte noch schmerzlich entbehrt ivird. Tje Bedenken, die stmer Zeit beim Inkrafttreten des Reuu-llhr Ladeuig uisses hier und da geüussert wurden, sind ge schwuuden und haben einer allseitigen Befriedigung über Eine segensreiche Wirkung Platz gemacht. Es ist dies kein Wunder, wenn man berücksichtigt, vast der deutsche Kaufmanu wie jeder andere Beruiestand daraus Ansvrnch hat, seine Gesundheit zu ichstGm und sich im greise seiner Familie von der Arben des Tages und seinen Sorgen zu erholen. Tie gerechten Wünsche, die auch die Angestellten haben, tanu nun aber der zur Zeit bestehende Renn lUrr-LEtenichtuß nicht oder doch nur zum kleinsten Teil -.füllen. Er sollte ja auch tatsächlich, wie bei der Bc rarung des itzejetzentwurfes ausdrücklich betont wurde, vorerst einmal das Publikum überhaupt au ejne ein beitliä c Verkaufszeit gewöhnen, ohne das; man ihrer weiteren Beschränkung hindernd in den Weg treten woll:c. Bon der Freiheit, den Acht-Uhr-LadenMuß hei sich einzuführen, haben bis jetzt 450 Gemeinden im Deutschen Reiche Gebrauch gemacht, und überall ist man mit ihm so zufrieden, daß garnicht daran zu denken ist, er könne jemals wieder aufgehoben werden. Sagt doch auch die Handelskammer Pforzheim in ihren, Jahresbericht, daß der dort eingeführte Acht- Uhr-Ladenschlus; als eine Wohltat empfunden tverde, und die Leipziger Gewerbekammer hält die Durci)- führung des Acht-Uhr Ladenschlusses ohne jede Aus nahme sür sehr zweckmäßig In Halle a. S. hatten sich die Koloujalwaren- händler bei der ersten Abstimmung ausgeschlossen, kaum aber war der zeitigere Geschüstsschlus; für die anderen Brauchen eingeführt und die Koloujalwareu- händler hatten gesehen, wie wohl sich ihre Kollegen dabei befanden, alS sie aus freier Entschließung eine Abstimmung unter sich herbejsührten, die fast durch gäugig zu Gunsten des Acht-Uhr Ladenschlusses aus siel Jür den Acht-Uhr-Ladenschlus; spricht sodann auch das Beispiel von Lübeck, wo er 100! eingesührt wurde und zwar aus Grnnd einer Abstimmung, bei der von 1071 Ladeuinhabern 800 sich für den Acht- Ubr Ladenschluß erklärten. Ta jedoch dabei seitens der Behörde ein Versehen nnterlansen war, wurde die Maßnahme wieder rück gängig gemacht, und bei der Abstimmung im Jahre 1'.M2 waren von 11!>5> Geschäftsinhabern, dir sich daran beteiligten, nnr noch .'>0 dagegen. Tie anderen hatten sich also im Verlaus weniger Monate von der Vorzüglichkeit des früheren Laden schlusses überzeugt. Herrschte ferner unter den Berliner Tetailisten früher eine starke Stimmung gegen den Acht-Uhr- Ladenschluß. so zeugen nachstehende Zeilen maßgeben der Tetailisten-Vereine der Reichslmuptstadt von dem großen Umschwung, der in diesen Kreisen inzwischen eingetreten ist. Tje äußerst bemerkenswerte Veröffent lichung lautet: „Tie Einführung des Geschästsschlusses werk täglich nm 8 Uhr abends mit Ausnahme des Sonn abends stellt eine Maßregel dar, die nicht nur für die Angestellten, sondern ebenso sehr für die Ge schäftsinhaber ejne Wohltat bedeutet, die insbe sondere auch sür die Frauen und uinder der Inhaber von großer Bedeutung ist und daher mit allen Mitteln erstrebt wird. Wann soll der Geschäftsmann Erholung im Freien suchen? Gas und Elektrizitäts werke sind die einzigen, die den Rutzen der langen Geschäftszeit haben. Tie Hauptkonsumenten, die Arbeiter und Beamten, wollen gar nicht nach 8 Uhr abends kaufen. Sie kaufen nur gewohnheitsmäßig spät und be sorgen ihre Einkäufe im letzten Augenblick. Auch das öffentliche und politische Leben wird gewinnen. Tje so ost beklagte Teilnalnuelosigkeit der Kauf leute an gemeinsamen und allgemeinen Interessen wird verschwinden." Aber nicht nnr die Hülste aller deutschen Städte von mehr als 10 0OO Einwohnern genießt zur Zeit die Vorteile des AGtUhr - Ladenschlusses, sondern auch viele kleine und kleinste Gemeinden haben von ihrem Antragsrechte aus Einführung eines zeitigeren Schliebens der Läden Gebrauch gemacht. Alle empfinden den Acht-Uhr Ladenschluß als einen Legen. Wann wird auch Lichtenstein Eallnberg dieses Segens teilhastig werden'? —h. SibnOe .in. „Ich glaube sogar, daß dje altmodisch ernste Einrichtung gut zn Deiner etwas schwerfälligen Art rasst, für mich würde der Gesamteindruck er drückend wirken." „S:ewersällig ?" fragte Wilhelm verwundert. „Du findest Regina schwerfällig. Mutter'?" „Ja, die leichte Grazie geht ihr ab." ,Su iml allerdings nicht den Ebarnic, den Deine zienunc Person in der Jugend in so hohem Maße besaß, nebe Sibylle, und der Dir noch zu eigen ist. Ich habe nie größere Gegensätze gesehen als Ihr beiden Frauen, darum eben ergänzt Ihr Euch. Ihr seid Vertreterinnen zweier Typen, die nebeneinander bestehen können, ohne daß eine die andere überstrahlt, ein Vergleich ist unmöglich", erklärte der alte Baron galant „Doch wie ist es, wollt Ihr nicht Eure Prome nade machen, Kinder? Mama und ich werden derweil ein wenig arbeiten." Wilhelm ergriff freudig die Gelegenheit, endlich einmal Regina für sich zu haben, während sie ihm mit einen, heimlichen Seufzer folgte. Es war doch schwerer, als sie es sich gedacht batte, du Rolle zu spielen, die von ihr verlangt wurde. Soeben noch hatte Wilhelin sic in Wolf Tietrick^ Person tödlich gekränkt, es wurde ihr daruin doppelt schwer, ruf sein verliebtes Scherzen ejnzngehen. Ja, als er sie im Schutze einer dichten TaxuSliecke ju seine Arme zca und sie küßte, spürte er einen solchen Wider stand, dc.ß er verletzt fragte: „Ist Dir ein Ruß denn schon zu viel, Regina, es ist der erste heute. Ist es Stolz oder Prüderie oder beides ? Gegen Vater bist Du entgegenkommend, liebe Volt, und mir verweigerst Du die kleinste Gabe. Weißt Du, das. Du mich noch nie aus freien Stücken geküßt hast?" „Habe Geduld mit mir, Wilhelm", bat sie, „ich Will mich bessern." „Lo gib mir einen Kuß." „Richt so", flehte das erschreckte Mädchen, als er sie an sich preßte und ihr mit auslodernder Leiden schaft ins Auge sah: ihr Widerstand reizte ihn bis aufS Blut. „So witlsahre meiner Bitte." Sie schloß die Augen und berührte wie im Fluge seine Lippen, dann mackste sjc sich tief aufatmend frei. „Run glaubt sie, eine Heldentat voltsührt zn haben", spottete Wilhelm. „Kind, was machst Tu Dir die Sache schwer, aber Tu wirst cs schon noch lernen, Tu müßtest kein Wejb sein Und ich werde Tir ein guter Lehrmeister sein, nur habe ich wenig Gednld und das Warten habe ich nie verstanden. Morgen fahre ich aus drei Tage zu Bartcnstesns, ich weiß dort eiu passendes Pscrd sür Dich. Du bist ja als Kind viel geritten, tvie Du erzähltest, das wirst Du nicht verlernt haben." „Wie gut von Dir, daran zu denken. Ich sreuc mich daraus, mit Dir in die weitere Umgebung reiten zu dürseu, ich kenne sie noch so wenig." „Aber Du hast kein Kleid, da werden ustr leider noch eine Weile warten müssen. Toch halt, dje Gräfin hat ungefähr Deine Figur, sie reitet schon lange nicht mehr, der Arzt hat es ihr untersagt, die wird Dir mir zuliebe geru aushclfen, bis Tein Schneider die Bestellung ausgeführt hat" „Das versteht meine kleine Schneiderin nicht, Wilhelm, ein Schneider hat noch nie für mich ge arbeitet" „Ja, dann muß Mama raten. Warum soll über haupt mit der Bestellung Deiner persönlichen Aus stattung noch gewartet werden, ich wünsche, daß Du schon jetzt den späteren Verhältnissen entsprechend gekleidet gehst. Nein, nein, nicht wieder die ge wohnte Bescheidenheit, zu einer solchen Gestalt ge hört auch der dazu passende Rahmen. , (Fortsetzuna folgt.) „ Sport. — DieBallonfahrtderösterreichische« Erzherzoge. Tie beiden Erzherzoge Josef Ferdi nand und Heinrich unternahmen, >vie schon berichtet, von Innsbruck aus im Ballon „Salzburg" einen Auf stieg, der von einem guten Erfolg begleitet war. Einem Telegramm aus Innsbruck zufolge gelang es den Erzherzögen als ersten, die Nordkette der Zentral-» alpen, das Karwendelgebirge, im Luftballon zu über» queren. Nach ihrem Aufstieg flogen sie zunächst im Jnutal bis nach Schwaz, dann in einer Höhe von 2700 Metern über den Bettelwurf und landeten nach mittags im Gießenbachertal bei Scharnitz an der bayerischen Grenze. Letzte Telegramme. Diebesbande. Bertin. Seit Wochen nehmen in Berlin und Eharlottenburg die Einbrüche und Diebstähle in Fahr rad und Automobilgeschäften überhand, wobei haupt sächlich Fahrrad- und Automobilteile entwendet wur den. ES ist nunmehr der Eharlottenburger Krimi nalpolizei gelungen, die Hauptbeteiligten zu ver- hasteu. Tie Angelegenheit dürfte größeres Aufsehe« errege«, da eine Anzahl Mitglieder der Diebesbande den besten Kreisen angehören, zum Beispiel steht der Lolm des früheren Bürgermeisters von Königsberg, Kurt Selke, au der Spitze der Diebesbande, während andere Mitglieder sich aus Kaufleuten, Ingenieure« usw. zusammcnsetzen. Wilderer. Halle. Im Walde bei Wormsleben überraschte der Forstaufsehcr Michaelis einen unbekannten Wil derer. Beide gaben Feuer. Ter Wilderer wurde schwer verwundet. Im Reiche der Lüfte. München-Gladbach. Der deutsche Luft ballon „Abercron", der hier um 10 Uhr vormittags ausgestiegen war, ist um 4 Uhr nachmittags bei Bra- jchaet unweit Antwerpen gelandet. Kaisers Geburtstag. Wien. Anläßlich des heutigen 5,0. Geburtstages des deutschen Kaisers veröffentlicht die gesamte hiesige Presse äußerst sympathische Festartikel, iu denen be sonders die Bundestreue und das Bestreben Kaiser Wilhelms, den Frieden zu erhalten, hervorgehoben wird. Tas Fremdenblatt schreibt: „Am heutigen Ge denktage seien dem treuen und vertrauten Freunde und Bundesgenossen Kaiser Franz Josefs die wärmste« Glückwünsche dargebracht, die sicherlich einen Wider hall in der gesamten Monarchie finden." Untergang der „Republie E N e w n o r k. Der Dampfer „Baltic" von der Red Star Linie ist gestern nachts iu der amerikanischen Hauptstadt angekommeu. Er brachte die von der „Florida" geretteten Passagiere. Am Hafen hatte sich! ejne große Menge von Menschen eingefunden, die ml Bord des gesunkenen Dampfers „Republik" einen An gehörigen hatten und nun Erkundigungen einziehe« wollten. Tie geretteten Passagiere, die zum größten Teile fast unbekleidet die „Republic" verlassen hatten» boten ein groteskes Bild. Sie waren notdürftig be kleidet worden und mit Tüchern und allen entbehr lichen Stoffen phantastisch gegen die Unbilden der Witterung geschützt. Orient. Prag. Tie über serbische Verhältnisse gut unter richtete Narodnh Listy meldet aus Belgrad, es seien dort aus Konstantinopel verläßliche Nachrichten ein getroffen, welche es mehr als wahrscheinlich ersckieinea lassen, daß die österreichisch-türkische Verständigung vereitelt werden wird. Weitere Erklärungen werde« dem Blatte zugehen. Wien. Hier wird offiziös erklärt, daß das gegen wärtige Verhältnis zu Serbien unhaltbar sei. Oester reich-Ungarn kann nicht stündig eine Armee in Bos nien haben, um die serbischen Kleinstaaten in Schachi zn halten. Letztere würden daher bald bestimmte Garantien sür die Wahrung des Friedens geben müs sen, da sonst ejne kritische Situation eintreteu würde. Belgrad. Es bestätigt sich, daß gestern gege« den Minister des Aeußeren von zivej elegant ge kleideten Männern ein Attentat versucht wnrde, dass aber infolge des energischen Auftretens der Diener schaft nicht zur Ausführung kommen konnte. Sofia Hier jetzt man die Rüstungen fort, unt bei dem geringsten Anlaß losschlagen zu können. Konstantinopel. Obgleich man sich hier de« Anscl^in gibt, daß man den Rüstungen Bulgariens' keine Bedeutung beilegt, hat doch der Kricgsminister angeordnet, daß dem Kommandant von Adrianopek Trupvenverstärkungen und Ergänzungen von Kriegs material, besonders Munition, zugehen. Es werde« so Vorbereitungen getrosfen, um allen Eventualitäten gegenüber gesichert zu sein. London. Taity Telegraph meldet aus Mott» stantinopel: Tie Türkei werde die Summe von 125 Millionen Franken als definitive Kompensation seitens Bulgariens annehmen und ratenweise Zahlung zn- lassen, falls die Finanzlage Bulgariens es nicht ge* stattet, die ganze Summe sofort zu bezahlen.