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— (Stapellauf.) Auf der Werft des Bulkan in Stettin lies ein neuer kleiner Kreuzer vom Stapel. Er erhielt den Namen Mainz. (Bon einem geplanten deutschen Flottenbesuch in Nordamerika) im Mai will die Mil.-pol. Korr, er fahren haben. Und zwar soll ein Geschwader, bestehend aus zwei Linienschiffen, zwei Panzerkreuzern und einer Torredodivision Hampton Roads und andere Hasen anlausen. Schon aus diesem Grunde klingt die Mel dung sehr verdächtig, denn es ist im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß man zu solcher BesuchSsahrt den Divisionsverband von vier Linienschiffen teilen wird. Außerdem wäre es das erste Mal, daß deutsche Linien- fchisse den Atlantik kreuzten, und schließlich würden wir mit unseren Panzerkreuzern den Amerikanern wenig imponieren. Der Reichstag nahm am Sonnabend den Gesetzentwurf wegen Ab änderung der Wechselstempelsteuer in dritter Lesung an und erledigte in erster Lesung den Gesetzentwurf zur Abänderung des Reichsgesetzes wegen Beseitigung der Toppelbesteuerung. Sodann setzte man die Be sprechung der polnischen und sozialdemokratischen Jn- lervellation über die Handhabung des Berejnsgesetzes fort Die Diskussion hatte sich tatsächlich erschöpst. Aber obwohl die Sozialdemokraten fanden, daß cs genug sei des grausamen Spieles, und deshalb für die Vertagung stimmten, die in diesem Falle mit dem Schluß der Debatte gleichbedeutend ist, besaß der Ab geordnete von Czarlinski den Mut zu der Behauptung, daß der Reichstag den Polen nicht genügenden Spiel raum zum Reden gelassen habe. Aus Nah und Fern. Lichtenstein, de» 25. Januar 1909. -- - Postdienst am Geburtstage des Kaisers. Am Geburtstage des Kaisers, Mittwoch, den 27. Januar, werden die Postschalter von 8 bis 9 Uhr und von 11 bis 12 Uhr vormittags geöffnet sein. Tie Brjef- bestellung wird wie an Sonntagen ausgeführt wer den: eine Bestellung von Geld- und Paketsenduugeu findet nicht statt. Einen Vortrag über den Giroverband Sächsischer Gemeinden hielt am Lonnabeyd abend Herr Bürgermeister Ltcckner im Ratskeller hjer vor einem zahlreichen Interessent, nlrcis aus Lichtenstej«- Ealtuberg und den umliegenden Ortschaften. Zu nächst schilderte er iu anschaulicher Form Zweck und Meie des Giroverbandes, sodann die immensen Vor teile und Erleichterungen, die durch Einrichtung des selben dem gesamten Geschäftsverkehr erstehen wür den. An der sich anschließenden Diskussion beteiligte sich Herr Handelsschuldirektor Philipps, der ebenso warm wie der Referent einen recht regen Beitritt zum Verlnrnd empfahl. Ter große Beifall, mit dem der Vonmg ausgenommen wurde, läßt ejue zahlreiche Anmeldung zum Perbaude erwarten, die nicht allein; dem Geldverkehr, sondern auch unserer Stadtgemeiude selbst wesentliche Vorteile bringen dürfte. ' - Der K. L. Militärvcrcin beging gestern im Ratskeller den Geburtstag des Kaisers durch eine Vorfeier. Entsprechend gewählte Gesänge der Sänger- Abteilung, sowie Begrüßungsansprache mit Kaiser- Hoch und ein slottes Tänzchen gestalteten die Feier ' zu einer erhebenden. « Ter Esperauto-Kursus nimmt am Tiens tag abend seinen Anfang. Interessenten wollen das Nähere aus dem Inserat in heutiger Nummer er sehen. * Et» folgenschwere» Unglück konnte sich gestern nachmittag gegen Vr3 Uhr sehr leicht auf der Brücke ereignen, die am Wettiner Hof über den dortigen Back) führt. Bom jenseitigen Ufer her kam das Geschirr des Fuhrwerksbesitzers Woldemar Bogel gefahren, durch das Paten zusammengeholt werden sollten. Durch irgend welchen Umstand kam das Handpserd auf das Brückengeländer, so daß es in der Schwebe hing und von den; anderen Pferde nnr durch Zerschneiden des Geschirres getrennt werden konnte. Das Tier stürzte lsterauf unter fürchterlichem Wiehern in den Bach und zog sich mannigfache Verletzungen zu. Unter gewaltigen Anstrengungen vieler Personen wurde es wieder ans Trockene gebracht und in tier ärztliche Behandlung genommen. Die jm Wagen sitzenden Personen und der Kutscher kamen mit dem bloßen Schrecken davon, während der Wagen mehrere Defekte davontrng. Hunderte von Menschen hatten sich angcsammelt, um dem Rettungstverke beizu wohnen. *— Das Erdbeben in Süditalien hat eine furchtbare Not unter den Betroffenen geschaffen, die sich kaum in Worten schildern läßt. Herzliche An teilnahme tut sich überall im Deutschen Reiche kund, aber hier kann nnr werktätige Hilfe zur Linderung beitragen und so wendet sich auch das Rote Kreuz mit einem Aufruf an die Bevölkerung, mitzuhelfen am Werke der barmherzigen Nächstenliebe und tunlichst Gaben zu spenden, die zur Unterbringung der Not leidenden nnd deren Versorgung mit Bekleidung und Nahrung dienen. Benötigt werden dennoch vor allem Bett- und Leibwäsche, Lagerdecken, Kleider, Konserven usw. Doppelt gibt, wer schnell gibt! In Lichtenstein ist Herr Fritz Seydel zur Annahme von Spenden bereit. t. Hohndorf. (Tie ehemaligen Kampfgenossen) versammelten sich am Sonnabend zn einer kleinen, aber gutbesnchten Versammlung im Restaurant „Glück auf". Tiefe galt, wie der Redner des Abends, Herr Winkelmann, ausführte: l. dem Gedächtnis der Kaiser- proklamcnion vor 38 Jahren, 2. der Feier des Ge burtstages des Kaisers, 3. dem Gedenken an ihre Vereinigungsgründung am 18. Januar 1892. Seine Rede gipfelte in dem Kaiser- und Königshoch, in das alle begeistert einstimmtcn. Ter Abend wurde dann auSgefüllt durch Erzählungen von Erlebnissen der Teilnehmer jm Kriege und Frieden. Beim Ans- cinandcrgehen gelobten sich die Veteranen, im nächsten Jahre diesen Tag wieder kameradschaftlich zu be gehe« und so den iüngeren Kameraden einen Ansporn zur Pflege treuer Kameradschaft zu geben unter der Devife „Mit Gott für König und Vaterland, Kaiser nnd Reich!" e. Rüsdorf. Der Königlich Sächsische Militär- Verein) beging gestern im Gasthof zum goldenen Stern hier unter zahlreicher Anteilnahme der Nereinsmit gliedcr sowie geladener Gäste und Rachbarverejne sein 25jähriges Stiftungsfest durch Konzert der keller- fchcu Kapelle und Ball. Die Begrüßungsansprache hielt der Vorsteher des Vereins, Herr Hallbauer, während Herr Gewejudcvorstand Engel die Anw.Zeu- den durch eine Festrede begeisterte, beide Ansprachen schlosse«: mit dem Kaiser- nnd Königsbach, das leb haften Widerhall fand. Tie Feier nahm einen präch tigen Verlauf, sie brachte de», Jubelvereine auch eine Anzahl Geschenke, so vom Herrn Gemeindevorstand Engel eine Königsbüste, vom Militärverein St. Egvl dien ein hübsches Glas u. s s Ein frohes „Glück aus k" dem Militärverein Rüsdorf im zweiten Vierteljahr» hundert seines Bestehens! Mülsen Et. Jakod. (In die KonfirmandenauS- steuerkasse), Sitz Dresden, steuerten in unserer Schute 242 Kinder. Seit 1. Juli 1908 sind eingezahlt wor den 1221,45 Mark. Welche Zubuße solchen Kindern» die in dieser Kasse sparen, erwächst, wenn sie die Schule verlassen, geht daraus 1>ervor, daß Heuer an 21 Konfirmanden l 124,83 Mark ausgezahlt werde« konnten. Gegenwärtig steuern 236 Kinder. Bluerswalde. (Verbrannt.) Aus dem hiesigen Rittergute wollte der 74 Jahre alte RittergutswÄhter Lindner, der bereits über 40 Jahre im Dienste seiner jetzigen Herrschaft stand, in seinem Zimmer Holz ans den Ofen legen; dabei entzündeten sich durch herauK- schlagendc Flammen die Kleider des alten Mannes. In seiner Angst stürzte sich der lichterloh brennende Greis in einen Wassertrog, er starb aber doch als bald an den schweren Brandwunden. Chemnitz. (Tödlicher Sturz.) Am Sonnabend vor mittag in der 12. Stunde stürzte in einem Hause der Salzstraße ein 86jährigcr Rentenempfänger — wahrscheinlich infolge eines Schwindelanfalles — die Treppe hinab und blieb besinnungslos liegen. Bald darauf verstarb er. — Tas Teppich- und TckorationS- geschäft von Hartmann nnd Ko. in der Königstraße er litt durch Brand einen erheblickcen Schaden. Jahnddach. (Toller Hund.) Donnerstag früh wurden in unserem Orte von einem tollen Hund ein dreijähriger Knabe ins Kinn und der Postbote Feig aus Thum in das Bein gebissen. Auch in Thunr wurde vou dem gleichen Hunde, einem Spitz, an scheinend aus dem Stollberger Bezirk stammend, ein junger Mann verletzt. Ter Briefträger Feig ist be reits nach Berlin abgereist zur Behandlung im Pastcnrschen Institut. Tcr Hund ist am Donnerst tag nachmittag in Hormersdorf erschossen worden. Plauen. (Tod dnrch Gasvergiftung.) Die in der Schlachthofstraße 3? wohnende 22 Jahre alte Ar beiterin Olga Kaspar wnrde heute früh mit ihrem vier Monate alten Kind tot in der Wohnung ausgefunden. Tas Mädchen hatte vor dem Schlafengehen den Gas kochapparat benutzt: bei den: Kocher hatte sich aber der Gasschlauch gelöst. Turch das ausftrömende Gas. wurden beide, Mntter nnd Kind, erstickt. Nllcrsdorf bei Tresdcn. (Schwere Schicksals schläge haben die Familie des hier wohnenden Guts besitzers Rate betrossen. Tie Mntter des Herrn Nake war verstorben, und um den für die Leiche nötigen Sarg abzuholcu, fuhr Nake mit seiner Schwester im Wagen nach Eunuersdorf bei Schönfeld. Auf dem Rückwege scheuten die Pserde seines Geschirrs in der Dunkelheit vor einen: vorüberfahrenden Radfahrer und gingen dnrch. Anke verlor die Gewalt über die Tiere und wnrde mit seiner Schwester vom Wagen geschleudert. Rake wurde so schwer verletzt, daß er bald daraus starb. Seine Schwester trug eine An zahl Rippenbrüche davon, nnd anch ihr Zustand ist besorgniserregend. ^schopNU. (Erstickt? Gestern früh ju der siebenten Stunde Hai in der hiesige» Bezjrksanstatt die dort seit Jahre» iintergebrachte verwitwete Kaden ihr auf den: Lchlaisaalc der Anstalt besindliches Bett, i» dem sie sich wegen Unwohlseins noch nmhiclt, i» Brand gesteckt Hierbei hat sich dic Kaden schwere Brand wunden zugezvgew Am ganzen körper brennend, ist sie Hilse rasend die Treppe herumergel aufen. Trotz Regina. Roman von I. Jobst. z. Nachdruck verboten. „Ta rechnest schon mit der vollendeten Tatsache, während ich alles Nin werde, uw das Zustandekommen dieser Ehe zn verhindern." ..Tas wirst Tu nicht tun, Sibylle, ich verbiete es Tir. Danke Golt, daß er Wilhelm dieses Prächtige Gescböps zugejührt hat. Roch kann er an ihrer Rein heit gesunden. Hofsentlich erhalte ich morgen ihr „Ja", nnd dann wird es mein erstes sein, sie Tir zuzmühren als Braut unseres Sohnes und unsere liebe Tochter, lieber Rächt 'wirst Tu es schon ein sehen lernen, daß diese Ehe als ein Glück anztlsehen ist und mir ein ruhiges Sterben sichert." „Eltern, Tn willst mich doch nicht allein lassen. Ick: ine diese Rächt kein Auge zu. Schicke mir Wilhelm, ich will mit ihm reden." „Kein Wort, Sibylle. Tn wirst ihn erst morgen empfangen an der Seite seiner Braut, keine Bitter keit ioll in sein Glück sollen, und ich rate Dir ernst, witlst Tu Temen Lohn nicht verlieren, so kränke ihn nick« in seiner Liebe, er möchte cs Tir nie vergessen. Grne Rächt will ich Tir nick« wünschen, cs klänge wie Hohn. Möchte die Liebe zu Wilhelm Tjch das Rechte finden lassen. Lebe wohl, Sibylle. Wir sind nicht mehr stark genug, mit der Jugend zu kämpfe«, uuser Alter braucht Frieden." Er schloß dic Ausweinende zärtlich i« seine Arme und küßte ihren noch immer schönen Mund, dann ließ er sie allein. In dieser Rack« schlief von den Beteiligten außer dem allen Baron keiner einen ruhigen Schlaf. Selbst das einiame Försterhaus war in Mitleidenschaft ge zogen. Ter fchöne Rotkopf lag schluchzend jn den Kissen, den« zum ersten Male war der vornehme Geliebte am Platz des Stelldicheins ohne Entschuldigung ausge ¬ blieben, und die Reden, die Großvater führte, hatten sie tief erschreckt, er mußte von ihrer Liebe ersahre« haben, sonst würde er nicht so energisch dein jungen Förster Willert das Wort geredet haben. Rach Hcrrenlicbe dic Werbung eines einfache«, ehrlichen Mamies ihres Standes, das schien dein törichten Mädchen ein Hcrnntcrsteigen. 'Rein, noch gab sie ihre köstliche Freiheit nicht auf und ihren Liebsten erst recht nicht. Mit diesem Vorsatz schlies sie ein: um die blühenden, sinulichen Lippen lag schon wieder der Zug des Leichtsinns, der Else Eckardt eigentümlich war. Jn ihren Trälunen spielte der junge, ernste Förster keine Rolle mehr. Zivei les Kapitel. Als Regina am Morgen erwachte, war jhr erster Gedanke. Wolf Dietrich. Tan» erst trat die Gegemvart kalt u»d »achter» vor ihre Ange». Lie öffnete ihr Fenster weit, fie mnßte die Lonne sehen, das goldene Licht, denn das Grau des All tags legte sich beklemmend auf ihre junge Brust, daß ihr der Atem versage» wollte. Werde ich das Werk vollbringen? So fragte sic sich in quälender Lorge. Lic snchtc nach dem Unglücksbrief, dann siel ihr ein, daß Wolf Dietrick« Um zertreten hatte. Eine heiße Flut stieg in ihr auf, ihr Leid wollte sich in Tränen auslösen, aber die Augen, die binnen knrzem den scharfen Blicken ihres Freiers begegnen würden, mußten «ngetrübt bleibe«. Regina erfuhr zum erste« Male, wie u«gewei«tc Tränen schmerzen. Mit einer hestigen Bewegung faßte sie in die dunklen Haarwellen nnd begann mit fieberhafter Eile ihre Toilette. Was geschehe« sollte, mußte bald geschehen. Sic fürchtete sich vor sich selber, sie erkannte ihre Schkväche. War er» das bindend«' Work gesprochen, so würde es besser mit ihr werden. Lie liebte nnd verehrte den alten Herrn, jhm würde sie die Lache ihres Vaters vvrtragen, doch ohne seinen legten Fehltritt zn ossenbaren. Er mußt«' Hilf«' schassen. Für ihren Liolz war es peinlich, als Bittende zu komme», doppelt peinlich, da sie vo» der Erfüllnng ihres Wunsches jhr Jawort abhängig zu mache«: gedachte. Was sollte sie sagen, jn welcher Form die ganze fatale Angelegenheit Vorbringen? '.'(ach längerem Grübeln beschloß sie, der Eingebung des Aiigenblicks zn vertrauen nnd gewann ihre äußere Rube wieder. Lvnsi pslegte sic nm diese Zeit einen längeren Lvaziergang zn unternehmen, da die Ltnnden bis zehn Uhr jhr gehörten. Früher bedurfte die Baronin ihrer nicht. War der Loh«: des Hanfes aiiwefend, unterblieben diese Wege meistens ans Furcht, durch seine ihr ansgedrungene Begleitung belästigt zn werden, nnr wenn der alte Herr ihr seine Begleitung anbot, getränte sie sich, die weitere Umgebung anfznsuchen, er war jhr bester Schutz. Lje hatte ost das Gcsühl gehabt, daß der Gutsherr ihre Befürchtungen erriet nnd sie vor seinem eigenen. Sohn schützen wollte. Jn ihn: harte sie cjnen treuen Frennd, nnd er würde sie gern als Tochter an sein gütiges Herr nehmen, das hatte sie schon gestern gespürt. Um neun Uhr Pflegte er vom erste» Ausgang zurück zu sein, uud darum beschloß sic, ihn i» seinem Zimmer aufzu suchen. Dann hatte sie auch Zeit, in Rnhe die Lache ihres Vaters zu führen, ohne befürchten zu müssen, von Wilhelm gestört zu werde«, denn dieser hatte die An gewohnheit, sehr spät auszustehen. .Hastig nahm sie jhr Frühstück zu sich, der k^eiße^