Volltext Seite (XML)
Dies«» Blatt «scheint täglich außer vorn« und gesttoa» nachmttlog« für den folgenden Log. — vierteljährlicher BangDprei« 1 Mark 80 Pfennige, durch die Post bezogen 1 Mk. 78 Pf. Wngrdie Ruwmern 10 Pfennig». Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein. Zwickauerstr. Nr. 5b. all« «atserlichen Postanpalten, Postbote», sowie di« Austräger entgegen. Atserate werdrn di« stinsgespallenr vrundz«tle mit 10, für auswärtige Inserent« mit 15 Pfg. berechnet. Reklamezeil« SV Pfa. Im amllichen Teil« lostet die zwetfpaltige Zeile 80 Pf. WEe-ch'Nnschwst N». ». Jnserlen-Annahme täglich bi« spitt-sten« n»»«ttt»«< 10 «hr. Lelegramm-Adrefs«r Tageblatt. Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Lügeblatt si, HWns, Mit. 8aist«s. M«f, A. M», -ÄMch Rma«. MM Liinmstns, Ma A. M»s, A. ZM St Ml», Slatalns, Am, MaMa, SifsfuNtl ul MM Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Siadtrat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt »»! " ' —-> ! >. 88. Jahugeneg. - - Rr. 281. LLW-ZW! Donnerstag, de» 3. Dezember 1908 Nächsten Freitag, den 4. dieses Monats ateads 8 Uhr prünt im Sitzungszimmer des Rathauses öffentliche Stadtverordneten-Sitzung Lichtenstein, am 1. Dezember 1908. De» Borfitzead«. LageSordnung. 1. Richtigst» echung städtischer Rechnungen. 2. Mitentschließung «egen Ausstellung einer wetteren Oellatrrn« in der Aeußreen Rümpsstraße. I. NrnntniSnahme von dem Ankäufe einer Baustell« in der Webendörserstraße. U. Wahl von Eemeindewatsenräten. 8. Miltnischließung wegen BerwWtgung von Mitteln zur Hustelluug ein« Schleuse von der BezirlSanfialt nach der Haupischleuse der Rödlitzer Straß 6. Desgleichen zum Einbau mehrer» Zellen im Stadtbad. 7. Dergleichen zur AuSsührung d» Beschleusung der Lohbergs und der Straß« „Am Mühlgraben". 8. Entschließung wegen Einrichtung ein» Kunstsammlung. 9. Umfrage. Hierauf nichtöffentliche Sitz««-. «L Uj Heute Donnerslaa von früh 8 Uhr ab MMM. Fl-ischverkauf ßßSShs (frische» Rindfleisch) ii Pfd. »S n 4S Pfg. Freibankmarke» werden von vorm. ^8 Uhr ab in der Polizeiwache lmsgegeben. Da« Wichtigste. * Ter neue Militärhaushalt sicht für NNO die lkrrichtung eines neuen Kavallerie-Regiments in Sach- fvn vor. Dem Bernehmen nach soll cs Bautzen als Warnisonsort erhalten. * Der Staatssekretär des Auswärtigen, von Bchoen, ist vom Urlaube zurückgekehrt und Hai seine rhntsgeschäflc wieder übernommen. * In der Iustizkommission des Reichstages -vurde gestern der Regierungsvorschlag, die Zuständsg- Heit der Amtsgerichte ans 800 Mark zu erhöhen, ange nommen. * Rach Wiener Meldungen iiudeu größere Truv penverschiebungen nach dem Südosten statt. * Die österreichische Regierung hat geordnet, dass zur Unterdrückung und Verhütung der Unruhen in Krag alle Machtmittel in ansgiebigcm Ria he zur Anwendung kommen sollen. * Tie Ausschreitnngen in Prag dauerten auch gestern fort. * Tie russische Regierung läut halbamtlich er klären, dass nur ein internationaler Kongreß Vcr- Onderungen in der Stellung von Bosnien und der Herzegowina beschließen könne. DieWortsetzung der WahlrechtS- debatte. Tie Zweite Hammer des sächsischen Landtages beendete gestern die Generaldebatte über die Wahl rechtsresorm. Tie ursprüngliche Wahlrechtsvorlage der Regierung wurde mit 72 gegen 1 Stimmen , abgelehnk. Bei der Beratung der Eventualvorlage der Regierung wurden aus ihr durch die konser vative Mehrheit alle Bestimmungen, die eine Ver fassungsänderung bedeuteten, also Zweidrittelmehr heil erfordert hätten, gestrichen. Schließlich wurde . auch die Neuregelung der Wahlkreiseinteilung ab- gelehnt. Tie Mehrheit für den Eventualvorschlag : beträgt nach den ersten entscheidenden Abstimmungen 43 gegen 34 Stimmen, Heute wird die Verhandlung ! fortgesetzt. Tas .Baus gewährte auch gestern nach der Zahl Her Tribünenbesucher das Bild eines großen Tages. Im Gange der Beratungen äußerten sich die Redner für und wider die Regierungsvorsage und die Even tualvorlage, neues wurde wenig oder gar nicht ge boten. ! Ter erste Redner war der Abg. Bahner, der Mit seiner', der konservativen Partei ging. Abg. Tr. Vöphel verwarf beide Vorlagen und forderte die Wiederherstellung des Kompromisses mit dem Plural ZUahlrechte. Abg. Tr. Spieß trat wieder für die lEventualvorschläge ein, ebenso Abg. Andrä, der «egen die Güntherschen Darlegungen polemisierte und kurz auf die neuesten konservativen Anträge zur Even tualvorlage einging. Etwa eine Stunde lang sprach tonn Abg. Günther, -er sich in lebhafter Weise gegen die Darlegungen der Abgg. Ei icke und Ulrich wandte und lang und breit für das Rcichstagswahl- recht eintrat. Abg. Müller-Leipzig brachte etwas Humor in die Sache. Er kam schließlich auf den ur sprünglichen Regieruugsentwurf zurück, der hoffent lich derart von der Ersten Kammer abgeändert werde, daß er auch hier in dieser Kammer Zustimmung tinden könne, denn, was jetzt vorliege, ser unannehm bar. Ter Fraktionsvorsitzende der Rationalliberalen, Abg. Schieck, verteidigte den Standpunkt der Min derheit, während Abg. Hähnel für die Eventual vorschläge cintrat. Die Anhänger des ursprünglichen Hohenthalschen Entwurses scheinen nach und nach zu zunehmen, denn auch der Abg. Ehret erklärte sich sür ihn, wenn an Stelle der Körperschastsmahlen ein anderer gangbarer Weg geschossen werde. War auch bisher der Gang der Verhandlungen derselbe ruhige, ivie schon am Montag, so kam nun mehr etwas Bewegung ins Haus, als Abg. Ulrich sich auf das Gebiet der Polemik verlegte und ihm darin auch Abg. Tr. Schanz folgte. Ihnen ant wortete Abg. Hcltner, der das Minoritäts-Gut achten und die nationalliberale Wahlkreis-Einteilung dabei sehr lebhaft vertrat und ein ernstes Mahnwort an die Mehrheit richtete, umzukehren von dem be tretenen Wege, der zu demselben Ziele führe, wie das Wahlrecht von 1806. Besonders während der Aus führungen dieser drei Redner häuften sich die Zwischen ruse der Zuhörer außerordentlich, wenn sie auch das Maß des Erlaubten nicht überschreitet!. Abg. Fa- cins, der zur frcikonservativen Gruppe gehört, er klärte entgegen einer gestrigen Annahme, daß er für den Eventualvorschlag sei, aber erst, nachdem die neuesten konservativen Anträge das versöhnende Mo ment hineintragen möchten. Es sprachen daun noch mehrere andere Redner Um ' -3 Uhl war die Gene raldebatte beendet, eine Tatsache, die mit stürmischem Bravo ausgenommen wurde. Mit seiner persönlichen Bemerkung gegen den Abg. Ulrich zog sich Abg. Günther einen Srdnnngsrus durch den Präsidenten zu. Rach kurzen Bemerkungen der Berichterstatter er folgte die Abstimmung, und zwar wurde zunächst die Regierungsvorlage im Dekret dir. 12 mit 72 gegen 1 Stimmen abgelehnt: für die Regierungsvorlage traten nur die Abgg. Behrens, Encke, Rudelt und Wittig ein. Damit war der Weg frei für die Eventual Vor schläge, denen man sich hierauf znwandte. Rach der einleitenden Bemerkung des Berichterstatters ver breitete Staatsminister Gras Ho heul Hal sich ein gehend über den Standpunkt der Regierung, wobei er auch auf die Vorzüge der Eventualvorschlägc gegen über dem bestehenden Wahlrechte hinwies. Er kommt zu folgendem Schlüsse: Ter Eventualvorschlag ist nicht so gut wie das Dekret Rümmer l2, aber er ist wesentlich besser, als das jetzt geltende Wahlrecht. Er bringt die direkte Wahl wieder, er beseitigt den plutokratischen Eharakter des bestehenden Wahlrechts, er schützt die Minorität gegen die Ueberflutung durch die Massen, er bringt besser als das Treiklassenwahlrecht jede einzelne Stimme zur Geltung, er schasst in der Bewertung der einzelnen Wähler lange nicht so tiefe Unterschiede, wie das geltende Wahlrecht. Die Vorschläge der Dcputativnsminderheit sind schon um deswillen 'Ur die Regierung unannehmbar, weil sie keinen genügenden Schutz gegen die Ueberslutung der Kammer durch die Sozialdemokratie bilden, .Bravo.) In der Debatte stellte Abg. Dr. Spieß einen Abänderungsantrag für Paragraph 1 dahingehend, die Zahl der Abgeordneten nicht ans 96 fest zu setzen, sondern bei 82 zu belassen, während die Abgg. Günther, Tr. Vogel und Lang hammer gegen die Vorschläge sprachen. Der Antrag Spieß wurde aber mit 43 gegen 34 Stimmen angez n o nr m e n. Ein weiterer Antrag Tr. Spieß zu Para graph 3, die Bestimmung über die Ganzerneuerung der Kammer alle sechs Jahre zu streichen, kam ebenfalls mit demselben Stimmenverhältnis zur An nahme, so daß nunmehr alte diejenigen Be st i m m nngen beseitigt sind, die eine Berfas- s u n g s ä n d e r u n,g eriordert hätten. Bei diesen Beratungen, sowie bei den Verhand lungen über die WablkreiSeiuteilung kam es zu wie derholten Zusammenstößen zwischen rechts und links, die teilweise von einer gewissen Heftigkeit waren. Be sonders ging man von links der Regierung zu leibe, nachdem auf eine Anfrage des Abg. Langhammer Geheimer Regierungsrat Heink die Zeitungsmeldung von der Mitarbeit des Abg. Schmidt an der Wabl- krclseinteilung bestätigt hatte nnd diesen nun auch einen warmen Dank dafür aussprach. Ein Schluß antrag wurde abgelehnk und weiter ging der Rede Fluß, bis endlich die WablkreiSeiuteilung fiel, da sich nur 37 Abgeordnete dafür, 40 gegen sie aussprachen. In der siebenten Stunde wurde nach 8'-stündiger Tauer die Fortsetzung der Beratung auf Mittwoch srüh io Uhr vertagt. Deutsches Reich. Berlin. <T i e Großherzogin-Mutter Luise von Baden, eine echte edle deutsche Fran, ieicrt an diesem Donnerstage ihren 70. Geburtstag. Großherzogin Luise von Baden, die Tochter Kaiser Wilhelms I., ist weithin über den Kreis ihrer engeren badischen Heimat bekannt: ihr Rame ist allen pa triotisch gesinnten Deutschen teuer. Als die einzige Tochter des unvergeßlichen ersten Kaisers und der Kaiserin Augusta geboren, war es ihr vergönnt, in bewegter Zeit an der Seite ihres hochsinnigen Ge mahls zu stehen, der ivie kein anderer Herrscher An spruch aus den Ramen eines echt deutschen Fürsten hat- — .Verantwortlichkeit.' In einem Artikel zur innervolitischcn Lage telegraphiert der Berliner Korrespondent der Frankfurter Zeitung seinem Blatte: Nachdem vom Zentrum bis zur äußersten Linken die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers verlangt wird, ist damit eine große Mehrheit im Reichstage ent-