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seine Lie war sie allein. da, «in wilder Lier in Menschengestalt, da« Meisterin gesunden — „Der Seier will für Draht von Sold Sein hohes Nest nicht misten; Das wilde Pferd war nimmer hold Vergoldeten Gebissen!" MS die Bulgarin wenige Minuten später Türe öffnete, stützte der braun« Händler zu ihren Füßen nieder und führte stumm den Saum ihres Kleid«» an feine Lippen. In nächsten Aigenblicke Neuestes vow Tage. -j- Da» große Los als Verräter. Sin seltsame» Mißgeschick hat die Gewinnerin de» großen Lose» in Höhe von 400000 Lire, also 320 000 Mark, Rosa Tirana in Rom. Ms nämlich die Behörde in den Zeitungen la», daß Rosa Tirona de« seltenen Glücks teilhastig geworden war, da» groß« Lo» zu gewinnen, besann sie sich daraus, daß eben diese Glückliche noch steckbrieflich verfolgt wurde, weil sie ein« verhängte Strafe von zwei Jahren noch nicht abgebüßt hatte. Die Gewinnerin lebte unangemel det in der römischen Hauptstadt und nur dem glück lichen Zufall, daß si« durch die Mitteilsamkeit de» KollrkteurS genannt wurde, war e» zu verdanken, daß man ihr«r habhaft werden konnte, sie wurde sofort in Hast genommen, das gewonnene Geld wird ihr also erst in -wri Jahren zugute kommen. Jedenfalls hat sich die neue Finanzgröß« in einer wenig angenehmen Pension «ingemietrt. Grausig e Tat einer Mutte r. Sine furchtbare Entdeckung mußt« der in Gera beschäf tigte Tapezierer Herr D.etrtch machen, al« er am Sdend von der Arbeit heimkehrend seine im Hause Reichenbacher Straß« 93 gelegene Wohnung betreten wollt«. Di« Tür war oerschloffen. In der Annahme, zrau Dietrich sei auSgegangen, wartete er eine weile; al» es aber doch zu lange dauerte und man auch merkte, daß der Schlüssel innen steckte, wurde durch den Schlosser die Tür gröffnet. Der Anblick war ein furchtbarer. Frau Dietrich hatte sich am Brttpfostrn erringt und im Bett la- in einer Blut- lache da« fünf Vierteljahre alt« Töchterchen Lotte. Pau Dietrich, die zweifellos in einem Anfall« plötz- ich« Geistesgestörtheit handelt«, hat da« arm« W«s«n mit «in«r Sch«« durch fünf Stich« in den Leib furchtbar zugerichtet, trotzdem lebte da« Kind noch. D«r Abend batte sich gesenkt, Schatten begannen zu lagern. Zwischen Dämmerung und Dunkelheit tauchten auf der Heerstraße die Umrisse verwegener Gestalten auf. An dem offenen Fmstr der Särge rin huschten Schatten vorüber Im Zimmer brannte eine Kerze; BoriSlawa kniete vor einem geöffneten Koffer und packte ihre Juwelen aus. Diamanten und Perlen wie «in deutscher Dichter singt. Das Kerzenlicht brach sich in den Steinen und ließ sie in zauberischem Glanz erstrahlen. Jene» Armband, mit dem Medaillonporlrät, war das Geschenk eines fremdländischen Fürsten, — das große Kreuz hier, aus Amethysten, umrahmt von köäl chen Perlen, eine Gabe General P trokowS. Draußrn wurden eigentümlich huschende Geräusche wahrnehmbar, dem Migelschlag eine« Raubvogels ähnlich, der die Stätte umkreist, bevor er die Brüte entführen will Di« Bulgarin bemerkte e« nicht; nachdenklich sah sie auf die Perlen nieder: „Perlen bedeuten Tränen, sagt man im deutschen Lande," flüsterte sie. Gin Klopfen an der Tür unterbrach sie — die deutsch« Dienerin trat ein. „Herrin" — da» kam stammelnd heraus, angstgepreßt, so daß die Ange redete betroffen die Kerze hob, um die Sprecherin deutlich sehen zu können. „Mädchen, wie stehst Du au«!" entfuhr «S ihr. „Was ist geschehen?" „GS ist «in Mann draußen, er sagt, er sei rin Händler, habe Rosenwafstr zu verkaufen —" „Dar kann ich gebrauchen!" „Herrin, um Gotte» Willen, trauen St« ihm nicht!" Die Deutsche umklammert« flehend den Arm ihrer Gebieterin: „Ich fürchte, glaube, der Mann —" „Närrchen! Meine braunrn Landsleute tun Dir nichts!" „Aber Ihnen, Herrin, drr Mann scheint mir gar kein Händler, will nur «tndringen, um —" Ein Blick auf die Juwel n vollendete den Satz. Unwillig wehrte die Bulgarin ab: „Ich wiederhole nochmals, meine Landlleul« —" M „Abermals umklammerte die Dienerin ihre Herrin: „Hab ich es noch nicht gefagt? Der Mann kommt mir b«könnt vor. —" „Schöne War«, beste Ware!" tönt« es sitz! von der Halle her, in einsürmtg-flngendem Tone, wie ihn die südländischen Hausierer anschlagen. „Herrin armen Händler etwa» abkaufen wird." „Nein, Nein!" schrie das Mädchen, außer sich, auf, die Bulgarin, di« zur Tür schreiten wollte, zu ¬ rückhaltend. „Es ist einer der Zigeunermufikanten, die heute früh am wagen —" Borislaw a hatte den Schritt angehalten r „So, so," fagte sie langsam, nachdenklich, „ein Zigeuner? Und Du meinst, er könnte — ?" Schritte näherten sich; ein Klopfen an der Tür, da» mehr einem Faustschlag glich. Aufschreiend flüchtet« die Dienerin in di« Zimm«reck«. Kühn, furchtlos stand di« Bulgarin da, — ein Verbergen der Juwelen war so rasch nicht möglich, ebensowenig Beistand von den Hausgenossen zu erhoffen, denn sie waren arm« Ackrrsleut« und noch vom Felde nicht zurück, — nur ein Mittel konnte hier helfen —" Und dem aufblitzenden Stdanken nachgebend, gebot st« drr Dienerin: „D«r Mann soll in der Halle warten, bis ich komme, — fürchte nichts." Als die Tür, die zur Halle führte, sich hinter dem zitternden Mädchen geschloffen hatte, blieb sie hinter derselben lauschend stehen — Währenddes ließ der Wartende, rin Mann im Schaffell, den brennenden Blick unruhig kreisen. Das Los hatte zwischen drr Musikantenband« rntschieden und war auf den Gyma gefallen, den wildesten und talentvollsten der Schar, den Fang auszuführen — di« Juwelen der Sängerin zu rauben. Zwei Seelen wohnten in dem Syrna. Die eine gehört« dem M«ist«r drr Tön«, di« fähig war, groß zu «mpfindm bis zum Exzeß — die ander« dem Banditen in ihm, dem Sohn der wilden R ff», die raubgierig sein konnte, bis zur Bestie . . . Die Fingernägel in die Handhö'zlm gedrückt, jeder Nerv brutalste Gierde, wartete er. Wollte man etwa die Juwelen zuvor verbergen? Er würde sie schon zu finden wissen, und sein Messer die Kehlen der Weiber, sollten sie — Zusammenzuckrnd, als hab« er einen Schlag empfangen, hastete sein Blick jählings zur Tür. War war das? Hinter derselben wurden Tön« laut — eine Frauenstimme von herrlichem Klang hob zu singen an — den LiebltngSgesang der Zgeuner —: „Der Wind durchsauset Pußt' und Wald, Der Mond lenkt hoch sein Steuer, Darunter macht der Zigan (Zigeuner) halt, Und kocht fein Mahl am Feuer." Die geballten Hände de» Zigeuners hatten sich gelö'1; unter der braunen Haut seines Gesichtes trat die Mässe der Erregung herv»; wie ein Baum, den der Sturm peitscht, begann seine Gestalt zu schwanken — Klagte jetzt nicht die Sehnsucht in süßen Tönen? „Jung Mädchen, komm mit mir InS Schloß; Jh geb' Dir güldene Ringe Und seidene Kleider, Dienertroß Und ander« schöne Dinge." Rasten nicht Wogen der Leidenschaft daher, seliger Begeisterung? Wogen der Freiheit — ein« I rbel. Hymne von göttlichem Klang — ?! Da» Ohr an die Tür gepreßt stand Ler Lauscher Da» kuntverbrämte vulgarenjäckchtn stand ihrer frisch-herbrn Schönheit ausgezeichnet und die Stimme, die die köstlich« Esten, ausbot, hatte einen wunder baren Stlberllang. Di«» fand der russische General Petrokow, der sich vorübergehend in der Stadt auf- hielt, auch. „Kannst Du singen, Täubchen?" fragte er Borislaw«, währ«nd er einige Fläschchen Rosenöl «handelte, und dabei faßt« er die fünfzehnjährig« Schönheit scharf in» Auge. Solch ein« Silberstimme und solch kluge Augen — da müßt« «s mit dem Teufel zugehen, wenn nicht. . . Die» hatte noch niemand BoriSlawa gifragt, denn die wenigen, die sie kannten, wußten, daß si« singen konnte, wie die Lerch« singt. Bald darauf war sie im Hotelzimmer des General- und mußte ihm ein Lied singen. Al« Ne ge«nd«t, hob der ent zückte Kunstmäcrn ihr Grsicht empor: „Du sollst mit mir nach Petersburg kommen, Täubchen, ich will Dich zur Sängerin ausbilden lassen." Die Angered«te stand da wie betäubt; «in Glücks rausch erfaßte sie. Plötzlich aber blicktrn ihre Augen den Gönner an: „Nur dann kann ich mit Ihnen gehen, He« General, wenn Sie Bulgarien nicht feindlich gesinnt sind, denn ich nehm« keine Wohl taten an von den Feinden meine» Vaterlande»." Es war nach d«m Tode Kaiser Alexanders in. und Nikolaus H. verhielt sich nicht so schroff ab lehnend gegen Bulgarien, wie sein Vater. So konnte der Ruff«, hingerissen von dem eigenartigen jungen Wesen, mit gutem Gewissen versichern: „Du gehst kn Kreundesland, Täubchen." Ob er recht be halten hat? Hinter den Abhängen drübm ging die Sonne unter. Goldrot färbte sie die Konturen, während die Täler im fahleren Licht« dalagen, «in köstliches Bild, mit ihrem Rosenfl ar. Traumhaft«» Schweigen lag darüber ausgegoffen, ein einz'grr Wanderer nur, «in Händler offenbar, da» Schaffell über die Schul tern, belebte die Landschaft Die Bulgarin hatte die Augen mit der Hand beschattet. Wa» sie jetzt war, «ine gebildete und vollendete Künstlerin, halt« sie der Tüt« ihres russischen Gönners zu verdanken. Gin echter Edelmann, hatte er nie den Zoll der Dankbarkeit begehrt, wenn auch seine Augen ihr von Lieb« sprachen, sobald ihr Weg sie zusammen- führte. Nun endlich war das eitschiedende Wort gefallen — durch seinen HriratSantrag hatte er ihr bezeugt, wie hoch er sie achtete. Und sie? Ein leidenschaftlicher Strahl war in ihren Augen, al» sie sie jetzt hob. Si« — liebte ihn. Dennoch war ihre Antwort gleichbedeutend wie einst ausgefallen: „Nur einem Freunde Bulgarien» ver mag ich meine Hand zu reichen, Herr General, — die Zukunft wird entscheiden!" Und diesmal hatte Petrokow nur stumm ihre Ha:.d geküßt. , Es liegt gar keine Veranlassung zu der schrecklichen Tat vor, und der tief«fchütt«te so schwer betroffen» Ehemann kann sich da» Gräßliche nur «klären durch einen p'ötzltchm Wahnstnnsanfall, b«r zwar nicht in dies« furchtbaren Weis« vorauszuahn«n war, ab« mancherlei Anzeichen in dem Wesen der unglück lichen Mutt« in der letzten Zeit erklärlich macht. DaS Kindchen wurde in da» Krankenhaus gebracht und operiert. Di« Hoffnung auf Erhaltung seine» Leben» ist nicht groß. f Einen kleinen Str eich nach Köpe nicker Art versuchte in dem Moselorte Stromberg ein fetngekleidetrr Herr. E« wollte auf dem Post amt im Austrage de» Kaiser« eine Prüfung der Kasse vornehmen. Al» man ihn dort kräftig abwies, trat er mit demselben Ansinnen auf dem Bahnhof an den Stationsoorsteh« heran. AI« dieser sich weigerte, wurde er von dem falschen R oisor nied«- geschlagen. Inzwischen war Gendarmerie geholt worden, die Len Schwindler festnahm und ins Andernach« Gefängnis absührte. 1- Drei Bergleute verschüttet. Inden A chter schachten der Laurahütte wurden der Schlesi schen Zeitung zufolge in vrrgangm« Recht auf d« 200 m Sohl« durch unv«rmutet hereinbrechend« Gr- steinmaffen drei Mann verschütt«, von den«» ein« noch lebend, dir anderen beiden aber nur noch als Leichen geborgen werden konnten. j- Eine Erbschaft von 300000 Mark ist der Tagelöhnerswltwe Elis« Fiedler in Thurnau in Oberfranken zugesallen. Sie hat die amtliche Nach richt erhalten, daß ihr srit 17 Jahren verschollener Sohn in Amerika unvrrmählt mit Hinterlaffuug von 75000 Dollar gestorben ist und daß st« die Skbin sei. f Spionierende Ausländer als Jäger in Deutschland. Unter Bezugnahme auf die Mitteilung, daß ein Mädch n von rinem sranzöst- schrn OPfl«, der in der Nähe de» Straßburg« Forts Bose auf badischem Gebiet der Jagd oblag, durch einen SHrüschuß verletzt worden sci schreibt dl« Kebl« Z'itung: „Die Behauptung, daß sranzö Ische Offiziere in unserer Gegend, also in drr Näh« d«r Festung Straßburg und ihrer Außenwerke, di« Jagd auSüben, ist von der Behö de bis jetzt nicht bestritten worden. Man darf also «nehmen, daß die Möglich keit zugegeben wird. Di« Sache wär« noch bedenk« ltcher, wenn si« sich bewahrheiten sollte, wa» uns neuerdings mitgeteilt wird, Laß nänlich aus d«n Waldjagden der Umgegend Franzosen ohne Jagd- prß jazrn. Die Herren kämen im Auto an, sollen direkt in den Wald und abends ebenso wieder fort« fahren. Eine Kontrolle ist beinah« unmöglich. Wird «in« erwischt, so riskiert «r eine Strafe von höchstens 150 M., während der PH 50 M. kostet." ES ist dringend zu wünschen, daß sich die badischen Behörden endlich zu diesen Mitteilungen äußern. Auf elsässi schem Gebiet dürfen, wie di« Straßburger Post mit- teilt, auf Anordnung der M litärbehörd« keine Aus länd« in einem Umkreis von sieben Kilometern von den Straßburger Forts (und selbstverständlich auch nicht innerhalb LeS FestungSrayonS) zur JagdauS- Übung zugelaffen werden. Sämtliche Jrgdpächt« in diesem viel zu knapp bemessenen Gebiet werden unter Androhung LeS Verluste» de» Jagdrechte» ver pflichtet, keinen Ausländer zur Jagd mitzunehmrn. Verhaftete Wechselfälscher. Die Budapester Polizei verhaftete Donnerstag den haupt städtischen RrchnungSbeamten Joses Jenen jun., d« gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen Schullehr« Seza LaSzlo aus Rakokpalot im Verlaufe d« letzten sechs Jahre -um Schaden zahlreicher hauptstädtisch« und Rakokpalotaer Kreditinstitute Wrchselsälschungen in Höhe von ungefähr 100 000 Kronen verübte auf den Namen wohlhabender Budapest« und Palola« Bürger. Sie fälschten W -chsel und «-kontierten diese bei Kletnbanken, deren Dinktionen ein« od« der andere angehörten, an Tagen, wo sie Tage-kommiffäre waren. Hierbei trugen sie Sorge, daß die vermeint- lichen Begeb rr der Papiere von der Bant krinerlet Verständigung «hielten. Solange beide gemeinsam operierten, kamen di« B«1rüg«eien nicht hrraut. Als jedoch La--lo in der Vorwoche starb, war ein weiteres Manöver unmöglich. Bor einigen Tagen «hielt ei» Rakokpalotaer Arzt Ludwig Berg« die Verständigung, sein Papier sei fällig. Der Arzt, der keinen Wechsel unterschrieben hatte, ging der Sach« nach, und hierbet wurden die Fälschungen entd«ckt. -j- Unterschleifr «ine» Oberzahl- meister-. Die „Augsb. Post" meldet: Der früh«« Oberzahlmetst« de- 3 bayrischen I afanterieregimenis Koerbkr in Nug-burg unterschlug während sein« Dienstzeit 30000 Mark. Koerb« wurde al- Unter- suchung-gefangrner in- Lazarrtt etngelieftrt. f Ein raffinierte- Frauenzimmer. Einen neuen Trick hat eine Li-Her noch nicht «mtttttte Verbrecherin erfunden, die eine Art weiblich« Fregott ist. Al- vornehm gik e'drte Dame besuchte sie »«- mietungskonto e, engagierte dort Mädchen und ließ sich dle Dienstbücher au»händig«n. I n Besitz« dies« Dienstbücher nahm sie aber, diesmal wieder als Dienstmädchen gekleidet, selbst bei Htrrschafte» Stellungen an, um die neue Herrschaft dann btt d« ersten Gelegenheit zu bestehlen und mit d« Beut« zu oekschwtnden Dm von ihr selbst gemitteten Dienstmädchen hatte fie natürlich eine fingiert« Adresse angtgebtn.