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und wird nin Dienstag „ach Berlin zurückkehren, tvo alsdann die Besprechung nnt dein Reichskanzler Fürsten Bülow stattfinden wird. Dietrich Graf von Hülfen-Haeseler hat ein Alter von 65, Jahren er reicht. Tie Leitung des Militürkabinetts, die ja sehr viel Kenntnis der Armeeverhältuisse erfordert, lag bei ihm in den besten .Händen Viel trug dazu bei, das; er persona gratissima bei dem Kaiser war, der sehr viel auf ibn hielt, wie er denn ja auch stets in der nächsten Umgebung des Kaisers weilte, den er auch ans seinen Reisen säst ausnahmslos begleitete. - .Tie Krisis. Wir haben bereits gesagt, daß es in der vierstündigen Sitzung de- Bundesrats ansschnsses ziemlich lebbait bergegaiigeu ist. Vie hin zngefügt werden kann, haben die Vertreter der Bundes - staaten Einspruch gegen die Rundrejsepolitik erhoben, die seit einigen Jahren bei uns üblich ist. Tie haben den entschiedenen Wunsch geäußert, der Kaiser und die Leiter der auswärtigen Politik möchten nicht an dauernd aus verschiedenen Weltgcgendeu regieren, haben auch über das viele Festefeieru einige Bemer kungeu gemacht und haben den Fürsten Bülow er sucht, dem Kaiser diese Wünsche der Bundesstaaten zu iibermiitelu - Eiu T e in e n l i. Wie das Reutersrhe Bureau aus Amsterdam zu dem Artikel des „Vaterland" aus bester Quelle erfahrt, ist weder beim Ausbruch des russisch-javanischen Krieges, noch sonn im Laufe des Jahres NAU ein Brief des deutschen Kaisers «Kegen stand einer Unterhaltung zwischen der Königin von .Holland und dem Ministerpräsidenten Tr. Kuuper ge Wesen. Alle daran geknüpften Kommentare, ganz be sonders fo weil sie diese Angelegenheit mit dem Nord seHnbkommen in Zusammenhang bringen, au welchen Zusammenhang in diplomatischen Kreisen übrigens niemand geglaubt hat, sind demnach ohne jeden Wert Ausland Peking. (Ter Tod des Kaisers von C b i u ae Ter Kaiser von Ehjna ist narb offizieller Melkung am Tonuabend gestorben, in Wirtlichkeit soll sein Tod schon in der Rächt vom Ur aut den 11. November erfolgt sein. Tie Kaiserin Witwe liegt hoffnungslos darnieder, ist vielleicht auch schon tot. und ungeachtet ihrer 7ö Jahre drängt iich der Ge kante auf, daß das Jufammentreffen ihres Todes mit dem ihres Reffen kein zufälliges ist und daß viel leicht Gewaltakte in Peking vorgefallen find Ter verstorbene Kaiser wurde un Jahre >Mi? geboren rind wurde am Ist Januar 1-Mö, nachdem sein Theim, der Kaiser Fnugljebih. im Alter von zwanzig Jahren au den Blattern gestorben war, durch das Los zum Herrscher bestimmt. Ter junge Prinz tuest Tiaitieu, und der ihm beigelegte Raine Knanginü bedeutet „glänzender Erfolg" toll eine E harakieristit seiner Regierung sein Tiefer Rewe klingt wie bitterer .Holm, wenn mau sich vergegenwärtigt, wie tue ehr geizige und energische Kaiserin den Neffen, für den sie die Regentschaft übernahm, allmählich zu «Krade gängelte, nm selbst das Heil in der Hand zu behalteu. brr ivar ein JutelietkueUer mir reformatorischen Ten keuzeu. lieber diese fiel er. und seit der Erniederigung, die ihm das Jahr 1806 brachte, in dem er von der KaiserimWilwe in wdem Sinne nuier Vvrmuudjchafr gestellt wurde, führte er eiu traumhaftes Schatten dasein, das nun zu Ende gegangen ist. Infolge der seltsamen und verworrenen Lage liegt die Frage der Nachfolge augenblicklich im Tunkel. Ans Nah iu»d Fer«. Lichtenstein, den 16. November 1008. * - Vene Külte. Nach zwei Tagen milderen Wetters trat gestern wieder scharfer Ostwind aus, der neue Kälte brachte, sodaß heute früh das Thermo meter aus 8 Grad Celsius gefallen war. * - Schaufenster. Noch trennt uns geraume Zeit von Weihnachten, und doch beginnt jeht schon für die Kaufleute die Zeit, iu der sie der Ausschmückung ihrer Schaufenster besondere Aufmerksamkeit schenken müssen, um der Kauflust des Publikums eine weitere Anregung zu geben. CS ist gar nicht so einfach, wie in Laienkreise» ost gedacht wird, ein Schaufenster in wirklich geschmackvoller, umfassender und doch nickst überladener Weise zu schmuckem Aber unzwejsel halt trägt diese Mühe auch gute Früchte Ist es doch keine Trage, daß ein geschmackvolles Arrangement unwillkürlich nufere Blicke auf sich lenkt und außer dem sehr viel dazu beiträgt, die Vorzüge der aus gestellten Ware in das richtige Licht zu seyen Run beginnt auch die Zeit der Wejhuachts Annoncen, der Tirailleurc im Weihnackstsgeschästsfeldzug, die das Publikum aui die Zeit, die kommt, aufmerksam machen, eS animieren sollen, an seine Einkäufe zu denken Ein brummiger Hausvater meiut dann ja wobt, wenn auch aus der Familie die ersten leisen Anregungen kommen, es ist noch viel, viel Zeit! Aber wo bleiben die Wochen, wenn die Novembermitte erst vorüber ist? Tie fliegen nur so dahin, und deshalb ist es Zeit, bereits jetzt ernstlich an die Weibuachtsvvrbe reitnngen heran zngeben. * - Das erste Sinfonietonzert der städtischen Kapelle findet Tounerstag, den st. Tezember, im Goldenen Helm statt. Infolge Erkrankung des Frän leiu Schaff Konzertsängerin ans Tresden findet eiu Wechsel iu der Reihenfolge der Tollsten statt, und kommt für dieses Konzert Fräulein Eva Elsässer, Harieu Virtuonu aus Ehemnilz. * Lein 25jähriges Amtsjudiläum konnte gestern am 1ö. November in aller Stille der erste Schutzmann und Vertreter des Wachtmeisters, Herr Franz Reinhardt, hier begehen, der bereits 21 ch Jahre in städtischen Tiensten. st'> Jahre war der Jubilar, dem auch wir die besten Wünsche naclsträg kielt übermitteln, vordem in Neustadt bei Ehemnitz. * Unangenehm üvcrrafcht war n gestern abend die Bezieher von elektrischem Liebte ans dem Teis ui her Elettri zjlätswerke, als wahrscheinlich in folge eiiies Tefetres in der eliteu Slnnde der Ttrom gegen N Ttnnde ansselzte. In den davon betroffenen Talen und Restaurants usw. in Hohndorf, Rödlih. Lichtenstein Ealluberg mußte mau sich inzwischen mit Gas- und Petrokeumlscht oder bei Kerzen sch nn nrer Hebel wn. Ei» stärker»» ivcucrschein wurde gestern abend kurz nach 10 Ilhr in der Richtung nach Gersdorf beobachten Wie vertäutet, ist dort in der Nähe des Plutoschaclites eine Ziegelschcnue abgebrannt. * Neuer Lehrer. Au der Tcbule zu Eailn berg wurde heute Herr Lehrer Roch eiugewieseu, der au die Ttelle des vor einiger Zeit von hier nach Zwickau verzogenen Herrn Körner iriN. Bezirksausschntzsitzung. Ter nächsten Be zirksansfchnßsuznng. die morgen Tieustag vormil tags I> Uhr iw Tihungssaale der Königlichen Amts hanvunauufchan Glauchau stanüadel. liegen unter anderem folgende Punkte zur Beratung vor- Ani »ahme eines Tarkehus durch die Tiadlgemejude Eallu berg, Ueberuahnte einer bleibenden BerbindlichkE seitens der (Gemeinde Rödliv, Beitritt der Gemeinden Callnberg, St. Egidien, (Kersdorf und Oberlunswist zum Giro-Verbande sächsischer Gemeinden, FeuerWsch- vrdnung für die Gemeinde Mülsen St. Micheln, Dis> pensationsgesuche in TiSmembrationssackM der Pfabe- scheu Erben in Mülsen St. Micheln, Veränderung der in Stangendorf gelegenen Stauanlage des Getreide- Händlers Franz Fülle, Gesuch Kurt Reichs in Mülsen St. Iakob nm Genehmigung zum Ausschank von bäuerischem Bier und alkoholfreien «Strünken — Nebertragung - , erneutes Gesuch Bruno Schmidts in Stangendors um Genehmigung zum Bier und Brannt- weinsckiank Uebertragung —, Gesuch Richard Os wald Meiers iu Mülsen St Jakob um Erteilung der Erlaubnis zum Bier und Branutweinschank —- Uebertragung. * - Reue Fahrkarten. Im Lächsisch Bayerin scheu Personenverkehr werden vom ET November ab von St Egidien nach Bad Kissingen, Lindan, Markt redwitz und Regensburg direkte Fahrkarten ausge- geben. * - Patztarten. Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern haben die Paßkartcn sür das Jabr luoo einen silbergraueu Unterdrück er halten. * Falsche Hundertmarkscheine. Falsche Reicbsbankuoten über 100 Mark sind iu verschiedenen Städten in Umlauf gefetzt worden, ohne daß es bisher gelungen ist, die Täter zu ermitteln. Tie Falschstücke tragen die Nummer :',610ö!11T. Unterschrift und- Ansührung der Strafbestimmungen find undeutlich, künstliches Wasserzeichen, Kontroslbuchstaben. Stempel und Nuinmern besonders ausgedruckt. Tie Riffelung ist mit der Hand liergestellt Tie Fasern sind durch rötliche Striche angedeutet. Hals uud Rücken der weiblichen Figuren, sowie die am unteren Rande be findlichen Zeichen - Adler und IU» auf der Rück^ feite find mit der Hand nachgearbeitel. * - Lotterie. Am fünften und letzten Ziehnugs- tage der l l. Völkerschtachtdenkmal-Lotterje wurden an größeren Gewinnen gezogen die Nummern: 184 LOK mit öOO Mark, 1N>uuz mil KGw Mark, 1öO!W mit LG' Mark, W7stst mit 1«>«> Mark, 16667«! mit 100 Mark, 167 681 inst 1OOO Mark, 1220«' mit UM Mark. 162 !M6 mit Ul" Mart, T'st'U mit 10«' Mark, 6:'. 170 mit U'O Mark, 2.Köi6 mit 20" Mark, 161 81t mit 1G' Mark, 17 282 mit 200 Mark, 1 st 1 272 mit 200 Mark, löl 272 mit Uni Mark, löst200 mit 100 Marl, Uwööö nnt IG'O Mark, 76220 mil ö Mark und der Prämie von 7ö000 Mark. Stine Gewährst * Der Perbauv sächsischer Industrieller hak in einer Versammlung beschlossen, Schritte gegen die Beschlüsse der Gewerbeordnnngskommissiou des Reichstages über bie Arbeitzeit der Rrbriterin,»-^ zu unternehmen. r. Hohnvorf. Verhaltet uud ju das Königliche Amtsgericht Lichtenstein enigeliefert wurde gestern abend von der hiesigen Tchuhmannschaft ein russischer Bergarbeiter, der aus Sachseu ausgewiesen war, sich aber noch iu Lugan resv. .Hobudors aufhielt. . r. Hohndorf. Eine gut besuchte Versammlung vout Biiude der Landwirte fand gestern nachmittag im Schaunurltschen Gnsthoie liier stau, in der Herr Gnisbeiilzer 'Nötzold ans Ziclwcken einen zirka esu- einhalbstündigcu Vortrag über: „Wie ist eine Ge- snndnug nnjerer wirtschaftlichen Verhaltniife herbeizu-» führeuz"' hieli. Herr Nötzold führte nnter audercun Familie Schöler. l Original-Roman von ArthurZapp. SO Nachdruck verboten. lind nachdein fit den zitternden Litten empor gehoben, trat ne ihrem Maune gegenüber. Ihre Ange» flammten, in ihren Mienen vibrierten Ab sckeu uud Verachliing. „Sckstimst Tu Ticl> ustln c" jcluäe fie ilun, diclil vor ihm ireleud, ins «Keiiclu „Hast Tu denii kein Herz'-' Bist Tu denn tein Melis,ist? Bist Tu denn eiu Steiu? Tu gZu« Papa das '.KJd, augenblicklich sübst Tu ihm das «seid, hörst Tu! Es ist ja doch olles von ihm, es o' jz dock' altes jeiu!' Ta lackne er rauli auf. „Tu bist eiu Kind! Was verstehst Tu vou dieieu Tinge»" Ich denke ja garuicht daran" Und dann im Aerger über il>r plötzliches Ani begehren, das fo stark im Gegensatz zu dem an Un gewohnten willenlosen, ve.rfchücbterleu nnd unter wünigen Wesen stand, herr'clue er sie au - „Ueberhanpl, was nn!".s:can Tn Tickt. Was luust Tu. Tjch hier eiuzunufcheu'?" Er d.nlele mit einer uiclil mißziiverstehendeu Ge-- l-erac nach der Tür. Aber sie jwien plötzlich alle» Gehorsam, alle Furcht vor ihm verloren zn haben. Ihre Brust hob sich stünnnch, sse rang nach Atem, es waltie etwas iii Uir heraus Alle Liebe, alle Uuterwürfigtejt., die die fuugc Frau bis dahin deni schönen, stolzen, herrische» Ma»» euu gege»gcbracht. schien sjcb iu den weuigeu Mjuutcu, da jeiu CliarakteL- sich ihr iu seiner ganzen krassen, ge meinen Selbstsucht nnd Brnlalitäi enlhüllt hatte, in das Gegenteil verwandelt zu haben Ihre Gemütsbewegung war so stark, daß sie nichts als ein verachtungsvolles „Pfui! Pfui' Pfui!" über die Lippen brachte. Taraui kehric sie zu ihrem Vater zurück, um nrmte Um und sühne ihn daun ans dem Zimmer. Lime daran zu denken, sich zum Schutze gegen das kalte Weiter etwas nmznnehmeu, nnd viuie sich dessen bewußt z-a sein, daß sie im bloßen Kopse war, ge leitete Helene Uiren Vater aus dem Hause uud die Straße entlang. Znm Glück ivar die Tänimcrnug schon hereinge brocben, sodaß sie nick» aujfjel Klur bin und wieder blieb ein Vorübergehender stehen, nnt das jNi'ame Paar zn betrachten: den ge beugten, mübiam vorwärts schreitenden «Kreis nnd die jnnge Fran im leichten .Kleide, die den Arn, nocb immer nm den strauchelnden Alke» geschlungen hakte, ihn liebevoll uulerftützte nnd mil saniter leifer Stimme auf Uiii eiiiredele. Vor der Villa machten fie Hali. ..Ich billige Tir Hilfe, Väterclieu", sagie fie, feine Hand streichelnd. Er fah fw verstört, fragend au. Aber j,e nickte nur lächelnd, ermutigend, daun eilte sie leichtfüßig davon. Ihr >var ani einmal eine Idee gekommen. Emil Brinkmann! Er würde helfen, gewiß, er würde helfe», we»n er n»r irgend die Macht dazu hatte. Sie stellte sich sei» gütiges, teilnehmendes Wc'cn vor, und eine große Zuversicht erfüllte sie. Ihn würde die Not, der Jammer des alte» Man - ues rühren T,e wußte ja, wie hoch er ihren Baier stellte, wie fcbr er ihn immer verehrt hatte, und wen» er anch aus der Firma ausgetreten und gegen seinen ehemaligen Prinzipal verstimmt war, angesichts des drohenden Unglücks würde die Shmpntbie, die alte Zugehörigkeit zn der Familie Schöler wieder in ibm erwachen zu alter Stärke. Mit einem Make fiel ihr wieder ein, daß Emil Brinkmann eines Vormittags mit Knuo eine Unter- rednng gehabt baire. Sie hatte ibn noch nicht darüber gefragt. - WaK mochte es unr gewesen sein, worüber die beiden so ungleichen MPuuer verbandel! hatten'^ Unterwegs tam ihr plötzlich zuw Bewußtsein^ daß sie im bloßen .Kleide ging, im bloße» Kvps. mil unordenllichcm Haar, nnd so bog sie ab, um sich zunächst nach Hanse zu begebeu, uud, bevor fit zn Briulmauus ging, Hut uud Mantel zn holen. Während sie dnrch den Korridor huschte, hörte fie aus dem Wohnzimmer lanie Stimmen. Leise schließ sie iii das Nebenzimmer, nm sich hier das Haar zurecht zu streichen Zie >var nicht in der Stimmung, jetzt Besuch zit sehen und eine gleicbgütiige Unterhaltung zu führe». Ueberhauvt, ue ivar ia iii der Eite, uud hatte keine Minute zu vcrlicreu. Sie wußte jo. uulu, ob jbr Vater das Geld nickck schon worgen brauchte Ta hörte sie durch die angelegte Tür die Stimme ihrer Schwägerin Thea. „So tassen nur TiM nicht fort. Eine Tasse Tee mnßl Tii noch i,,u uns trinken, Erna." Und Erna von Boltenhagen erwiderte: „Wenn ich nicht störe. Uebrigens, wo ist dem» .Helene?" „Bei ihren Eltern wahrscheinlich", antwortete Knno mil einem «N^chmul, der die Lauschende e»- schaueru machic. Jetzt erhob sich Thea mit den Worten: „Entschuldige! Ich will nur eine« Auftrag ÄK der Küche geben." Eine kurze Pause folgte. Helene hielt vor Spannung den Atem an. Sie batte das Gefühl, sie wußte selbst nich^ nmrum, daß sich nun etwas ganz Besonderes. Auf« regendes ereignen müßte.