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Bor, die iu diese» Tagen allen mittelftändischen Kor porationen zur Unterzeichnung zugehen werden. In diesen Petitionen wird darauf hingewiesen, daß der sogenannte Eventualwahlrechts-Vorschlag der Regie rung, der fast den, gesamten Mittelstände das gleiche vierfache Stimmgewicht gibt, wie den Wählern erster und zweiter Klasse, so recht ein Wahlrecht des Mittel standes ist. Es behandelt alle diejenigen Minder heiten der Bevölkerung gleich, au deren Schuh der .Staat ein besonderes Interesse hat. Tie Kammern werden gebeten, die Vorlage der Regierung anzu- nehmen. *— Kolonialvortrag. Wie wir schon berichteten, beabsichtigt die Abteilung Lichtenstein-Eallnberg der deutschen Kolonialgesellsckast am Dienstag abend im Goldenen Helin einen Bortrag über „Bilder aus de», näheren Orient zwischen Wien und Bagdad" halten zu lassen, zu dem Herr Schriftsteller Paul Dehn ge wonnen wurde. Taher dürften folgende biographische Notizen von Interesse sein: Ter Schriftsteller Paul Tebn wurde am 9. August lKtK in Perlin geboren. Er verössentlichte unter anderem „Deutschland und der Orient in ihren wirtschaftspolitischen Be ziehungen" «lKK4-: „Oesterreich-Ungarn in rejchsdent schein Licht" ,1890; „Jur nationalen Erstarkung" (1897 ; eint Sammlung nationalwirtschastlicher Bor- träge in Heften und ungezählte wirtschaftspolitische, populär belehrende und Kampfschriften von entschieden nationaler Färbung. Paul Dehn nnternahm längere Reisen nach dem näheren Orient, studierte in Kon- stantinopel türkische Verhältnisse und trat in neueren Schriften und Büchern, namentlich in der Schrift „Kommende Weltwirtschaftspolitik" und in dem Bitche „Weltwirtschaftliche Neubildungen" für die wcltwirt- tchaftliche Entwickelung des Tentschen Reiches und für die Verstärkung seiner Flotte ein. * - Fleischbeschau. Jin Monat ONvber dieses Jahres wurden geschlachtet bezw. angemeldet: Rinder Schwein- .«Eber Schaft Hund« Pseae in Lichtenstein 66 171 63 87 6 - - n Callnberg 9 67 21 7 — — — Lumme: 75 238 84 9t 6 — — - Pferdezucht-Lotterie. Tie für die i4. Sächsische Pferdezucht-Lotterie - - Ziehung am 8. Te zembcr, Lose a I Mark — angetansten ostvreußischeu Pferde wurden nm 81. Oktober, anlässlich des legten diesjährigen Renntages, vor die Hanpttribüne vor- gesührt. Auch die sonst noch für die Lotterie ange kauften Iudustrjegegenständr wurden eingehend be sichtigt, fand doch jedetmaun für seinen eigenen Bedarf eine Reihe ebenso geschmackvoller, wie nützlicher Gc- Lrauchsgegensrände. Seil Jahren schon sind die Lose lange vor Ziehung der Lotterie vergriffen, es ist dem nach etil rechtzeitiges Besorgen derselben nur anzu raten. Alles weitere gibt das heutige Inserat dieser Ieitung bekannt. g. Mülsen Lt. Niklas. ^Tivlstheritis Inner halb acht Tagen sind dein Materialisten Maz Scharf zwei Kinder, eine Tochter von acht Jahren und ein .Sohu von drei Jahren, an Tjphlheritis dahingerafft worden. Ter Fall ist nm so bedauerlicher, als die beiden Kinder die "einzigen der schwergevriitten Eltern waren. - »Ter hiesige Irauenver.iu heg ht nächsten Mittwoch einen Iamjlienabend, bestehend in gejang lieben und theatralischen Ausführungen mit an schließendem Tänzchen tm Mencrschen (sasthofe. Erimmitscha«. >Die verschwundene Spritze. Als die Pslichttenerwehr jm benachbarten Thonhausen eine Svriizenilbnng vornehmen wollte, musste sie die unliebsame Wahrnehmung machen, hast die der Feuer wehr gehörige Spritze von ihrem Auibewabrnngs orte weggeiahren war. Tie Spur führte nach eiuer ziemlich entfernt gelegenen Ieldschenne, ivo die Spritze auch unter den aufbewahrten Actergeräteu vorge- rnndeu wurde. Dresden. Freiwilliger Feu-rrob. Am Mittwoch abend wurde im Hause Schuorrstrane 21 die 48 Jahre alte Malersehefrau Büchel als gänzlich verkohlte Leiche vorgrinnd-u Wie sich herausstellte, hat sich die Iran in einem Anfalle von Schwermut nachmit tags 8 Uhr mit Petroleum begossen und dieses dann angezüudet, um den Feuertod zu sterben. Um ihr Iiel zu erreichen, Hane sie ihre Tochter aus dcr Wvhnung geschickt Ihr abends nach Hause kommen der Ehemann sand sie nur als verkohlte Masse vor. Leipzig. chOOl» Mark Belohnung.., Vor eiuiger Zeit sind einem älteren Privatmanne aus seiner Woh nung in der Branstraste 12 tE Mark in Wertpapieren gestohlen worden Ter Tjeb war fein eigener Reffe, der aus Leipzig flammende 28 Jahre alte Schlosser Arlhur Kluge, der mit den gestohlenen Pavieren flüchtig wurde Ter Bestohlene Hal seht auf die Wiederherbeischaifung des «Keldes ejiie Belohnung von A<E Mark ausgesetzt. Lugau. iEiienbalmiubiläum. Aii> Sonntag, den TV November, erfüllt sich der Jeu raum von stil Jahren, das; die Eisenbahnlinie Wüstenbrand Lugau dem Ver kehr übergeben worden ist. Tiefe Bahnlinie ist sür die wirtschastliche Entwickelung unseres Ortes von grosser Bedeutung gewesen. Deshalb wird hier der lö. November festlich begangen werden. In dem Jette wird auch der Herr Finauzminister erscheinen. Es ist ein entsprechendes Programm ausgestellt, die Musik bei der Festtafel wird die Lichtensteiner Stadt kapelle spielen. Meißen. (Elbwakserstand.l Ter Wasserstau!) des Elbstromes ist zur Zeit ans l70 Zentimeter unter Null herabgesunlen und hat damit in diesem Jahre den niedrigsten Stand erreicht. SaustevAbors (Todessturz eines Knabeno Ter 9 Jahre alte Sohn des Briefträgers Kurz erlitt durch einen Sturz von der Treppe einen Schädelbruch, der seinen Tod zur Folge hatte. Awitkau. (Einem hiesigen Brautpaare,, das in den Ehestand treten will, ist ein böser Streich zu spielen versucht worden. Langte da jetzt kurz vor dem als Termin bestimmten Hochzeitstage bei dem Standesamte eine Postkarte an, auf welcher der Bräu tigam die Aufhebung des Verlöbnisses anzeigt, wo durch auch der Hochzeitstag hinfällig geworden sei. Nur durch Zusall wurden die üblen Folgen oer mieden, weil die Braut kurz vorher nochmals auf dem Standesamte erschien und da zu ihrer grenzen losen Verwunderung von der, wie sich herausstellte, fingierten Sinnesänderung ihres Zukünftigen Kennt nis erhielt Dem beinahe um ihr Eheglück gebrachten Paare ist natürlich sehr daran gelegen, die Namen der betreffenden Täler in Erfahrung zu bringen. Gerichtszeitung. -- Awitkau. .E inen drei st e n S cb w jndel > versuchte der Ui Jahre alte vorbestrafte Schuhmacher meister Max Förster in (Bauchau im Mai vorigen Jahres zum Nachteile der Kohlenhändlerin verw. (Klas; daselbst, wodurch er sich 11E Mark zu verschaffen versuchte. Förster erschien in der Wohnung der verw. Elas; nnd legte dieser einen mit der Unterschrift des verstorbenen Ehemannes derselben versehenen Schuld schein über NE Mark mit der Behauptung vor, er habe diese Summe dem verstorbenen (Klas; geliehen nnd verlange nnn Bezahlung ans dem Nachlasse. Frau Elast bezeichnete dies sofort als Schwindel und wies Förster au ihren Beistand, den Bäckermeister Sviller iu Glauchau. Auch diesem gegenüber hat Förster eine Schuldnrknnde vvrgelegt und behauptet, Glast habe das Geld von ihm geliehen erhalten. Diese Urkunde war aber eine andere, als die der verw. Glast vorgelegte Tie Glastscheu Erben haben, da sie der festen Ueberzeugnng waren, dast hier Betrug und Fälschung vorliege, nichts gezahlt und Förster- Hat es auch unterlassen, seine angebliche Forderung im Ktngewege geltend zu machen. Dagegen wurde gegen ihn die Anklage wegen versuchten Betrugs und gewinnsüchtiger Urtnndensälschnng in zwei Fällen erhoben. Förster bebauvtete zwar nach wie vor, die Schuldverschreibungen seien ecln, er habe dem ver stvrbenen (Klag das Geld geliehen, doch hielt das Gericht seine Schuld für völlig erwiesen und ver urteilte ihn zu einem Jahre drei Monate Juchthans und fünf Jahren Ehrverlust. Aasterdem wurde er wegen Fluchtverdachts sofort in Haf/genommen Letzte Telegramme. Erdbeben. Rom. 7. -November Gestern früh wurden in Regio in Kalabrien starke wellenförmige Erdstösse ver spürt. Ter Bevölkerung bemächtigte sich groster Panik. Etwas später wurden Erdsröste in Earaifa und Brana lauia bemerkt. Die Bevölkerung floh aus den Häu sern, trotz des strömenden Regens. Bian liegt Befürch tungen für Earaifa, wo starke Erdrutsche stattgefunden haben. Familie Schöler. ! Original Roman von A r t h u r Z ap P. 43 Nachdruck veiboten. l Seine Blicke richteten sich unwillkürlich au! das ! elegante, schwa zlacki rie Lederwerk mit dem funkilu den, glitzernden Griss. „Ein turzangebundener Herr!" sagte der Iuwe lier mit gezwungenem Lächeln, hinter dem sich sein Aerger und seine Beschämung verbargen. Dann nahm er die Reitgerte in die Hand und lies; die Edelsteine im Lichte svieleu. Enni Brinkmanns Aufmerksamkeit wurde durch die Inschriik gekesselt, die in den goldenen Beschtag gra viert Ivar. „Zum II Oktober 1901." Er stutzte unwillkürlich. Ter vierzehnte Oktober — das war morgen. Helenes Geburtstag war im März gewesen lleber- dies war Helene keine Reiterin. Für Iven war das kostbare Angebinde, das sicher lich einen Werr von mindestens sünibunderi Marl batte, bestimmt? Für Paul? Nein, sür einen Herrn war das Ting zu zierlich, abgesehen davon, das; sich der Assessor seines Schwa gers oder irgend eines Freundes wegen taum in so groste Unkosten gestürzt haben würde. „Gestillt Sie Ihnenfragte der Juwelier, der in den immer noch aus dem Grjn der Gerte ruhenden Blicken seines neuen Kunden eine Bewunderung zn lesen glaubte, die ihm schmeichelte. Emil Briiikmauu zuckte mit den Achselu und wandte sich ab. Was gingen ibm die Einkäufe des Regierungs- asfessors Wichard au? Aber dennoch kehrten seine Blicke auch während seines Einkaufes immer wieder mechanisch zu der schmucken Reitpeitsche zurück, sür die Helenes Gatte eine so eingehende Sorgfalt bekundet hatte. Am anderen Morgen bescherte Emil Brinkmann seine Schwester piit d'sW tzelausicn Diamanlrina Gretes freudige Ueberraschung, ihr Entzücken und ihr Jubel bclohntcu ihn reich für dir außergewöhnliche Ausgabe „Und nun, Geburtstagstindchen", sagte er in seiner froben Stimmung, nun wähle, was Tir sür de« heutigen Tag lieber ist; Tie Vorstellung im Stadt- thcatcr oder der Besuch des Sinfonie-Konzertes des Philharmonischen Orchesters." „Kems von beiden", erwiderte die Gefragte lä^ chelnd. „Aber wenn Tu recht liebenswürdig sein willst, führst Tu micb einmal in den neuen Zirkus " Ter Zirkus, der seil vierzehn Tagen seine Vor stellungen in der Bezirkshanvtstadt gab, war fast bis ans den letzten Platz gefüllt Enul Brinkmann hatte sich fcbon an der Vor miltagskasse zwei Billetts gesichert und gute Plätze in der zweiten Reihe des Parketts, säst unmittelbar au der Menage, erhalten. Ter starke Besuch der Vorstellung hatte seine be sondere Ursache in dem Benefiz für die beliebte Schul- reiterin Mademoiselle Tenise Grandevurt. Ein unwillkürlicher Schatten flog über Emil Brink manns Gesicht, als er in einer der gegenüberliegende« Logen, die sich hinter dem Parkett erhoben, Herrn Wichard erblickte, der hier mit einigen Freunden und» Kameraden in Uniform nnd in Zivil lebhaft und un geniert laut plauderte. Tie Vorstellung selbst interessierte ihn nickst son- dertich. Er war kein Freund zirzensischer Künste. Aber er sand in dem glühenden Interesse und der lebhaften Spannung, die aus Gretes Augen und ihrem strahlen den Antlitz leuchtete, volle Entschädigung. Als die Haupinnniincr des Abends, das Auftreten der Bencstziantiu kam, ertönte von allen Seiten des Haufes begeistertes Händeklatschen. Tie Schulreiteriu war zweifellos eine interessante, gewinnende Erscheinung. Ihre schlanke, ebenmäßige Gestalt kleidete das langwallende schwarze Reitkleid ausgezeichnet. Tas rötlichblonde, modcfarbene Haar bildet' einen pikan ten Kontrast zu den dunklen Augenbrauen und den blitzenden, scknvarzen Augeu. Lehr graziös lüstete sie ibreu steilen. Hohen Sei- dcnlmt zum (Kruste, während ein verbindliches, lie benswürdiges Lächeln über ibre interessanten Züge strahlte. Die Französin ritt ebenso sicher wie elegant- — Jeder Abschnitt ihrer Nummer erregte tosenden Bei fall, der am Schluß, während die Benefizjantin aus der Menage sprengte, einen orkanartigen Eharaktev annahm. Als die Lckustreiterin uach wenigen Sekunden, wieder erschien, begrüßte sie em stürmisches Bravo, das sie veranlaßte, sich freundlich nacb allen Seiten-, den spiegelblanken Hui in der Hand, zu verneigen. Als sie den Hut wieder aufgesetzt hatte, schwang sie, sich zu einer Zugabe entschließend, eine zierliche Reit gerte. Emil Briukmaun hätte beinahe einen Schrei ausge stoßen. Jetzt bob die Reiterin ibre Reitpeitsche abermals nud mackste eine grüßende. Bewegung nach der Loge hinauf, in der Assessor Wjclmrö mit seinen Freundens saß. Emil Briiitmann glaubte es genau gesehen zu baben, und er sah auch, daß in diesem Moment ei»! selbstgefälliges, zufriedenes Lächeln aus dem dünket- baften, hochmütigen Gesicht des Assessors erschien!. Er erkannte sofort das zierliche Lederwerk mit dem gcstdbeschlagenen Grisi, dessen wegen Assessor Wichard am Tage zuvor dem Juwelier ärgerliche Vorhaltungen gemacht hatte Unwillkürlich griff er nach dem großen Opern glas in Gretes Hand, „Bitte, einen Augenblick", sagte er hastig und» sübne das (Pos niit rascher Hand vor sein Ge sicht. (Fortsetzung folgt.) Kirckenvachrichten. Lichtenstein Am 2l. Sonn:, n. Trim, vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit. Predigt von 1', Ende, (Tert: Ruth 1, 15 -17. Nachm. 2 Uhr lirchl Unterredung mit der tonf. männl, und weibl. Jugend von Obecpf. Seidel. Abends Jungfrau» rwerstn. Iünalingsverein fällt oud Heinrichsort. Am 21. ^onnt. n. d. Fefre der heil. Deicinigleb, dem 8. Nov, voim. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigr über Matth. Ev. 12, 46—59. (Jesu Brüder nnd Schwestern.) Montag nachm. von 4 6 Uhr Pfennigjvarkafse ln der Schule. Mülsen St. Jacob. 2l. Sonnt, n. Trin , 8. No». 1998, vorm. 9 Uhr Predigt- goltesdienfr (Mottb. 12, 46 -50.) "I2 Uhr Umetcedlvia mir der lonf. Fugend. Montag abends 8 Uhr Bibelstunde in der Schule. Mülsen St. Niclas. Früh V>10 Uhr Gottesdiensi mit Predigt. Getauft: Anna Paula und Reinhard Hans, Zwillings kinder d Reinhard Mar Heymann, Lokomotivführer h. Ern« Linda, T, d, Louis Bernhard Münzner, Web. h. Liddy Mattha, T. d. Karl Erhard Kühn, Hilfsfeuermann h. Kurt Rich , S. d. Otto Emil Günther, Gutsbes. h. Hedwig Martha. T. d. Albin Emil Bräunig, Schieferdecker h. Arthur Erich, S. d. Franz Mühlmann, Bergarb. h Ernst Walter, S. d. Jul. Rich. Werner, Handarb. h. Beerdigt: Elsa Marie, T. d. Ferdinand Mar Tröger^ . Zimmermann h., 3 I. 1 M. 26 Tg.