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Karlaknetttarier die Nerven für Dienst-S sehr schonen, der nun sicher die Erörterung der In. serview-Affäre bringen soll? Justi-rat Giese von den Konservativen äußert sich namens der Mehr heit der Fraktion zustimmend zu der Vorlage, Ober- Landgerichtspräsident Tr. Spahn vom Zentrum des gleichen. Scharfe Kritik übt der Freisinnige Rechts- anNMlt Dr. Ablaß im Namen seiner Berufskollegen an dem Gesetzentwurf. Auch sonst ist man mit der Vorlage nicht allenthalben einverstanden. Tr. Bese- ler verteidigt sie. Eine 28er Kommission wird sich Mit ihr näher beschäftigen. Während der letzten drei Reden hat der Präsident von Stolberg initten im Saale ein Konzilium abgehalten, au dem Ab geordnete aller Parteien teilnehmen Daß im Mittel punkt des Gespräches Fürst Bülow stand, sah der aufmerksame Zuschauer daran, daß der Präsident wie derholt Bülows Pose beim Reden nachahmte Schon gegen 6 Uhr vertagte sich das Hans. Morgen wird man über das Weingesctz beraten Deutsches Reich. Dresden. (Landtag. Die Sitzung der Särh fischen Zweiten Kammel dauerte gestern nur zehn Minnien, denn die beiden aus der Tagesordnung stehenden Petitionen wurden nach der Berichterstat tung durch Abgeordneten Dr. Schanz glatt und de- hattelos erledigt Der peinliche Borsall im sächsischen Landtage, über den wir berichteten, wird unter Um ständen noch schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Ter Abgeordnete Schmidt behauptet bekanntlich, das Manuskript des Entwurfes für ein Rundschreiben an die Vertrauensmänner des Bundes der Landwirte AU Gunsten der Eventual-Vorlage der Regierung sei ihm aus seiner im Arbeitszimmer des Landtages zu rückgelassenen Mappe entwendet worden. Er hat nun mehr nach Zustimmung des Direktoriums der Kammer bei der Staatsanwaltschaft Strafantrag wegen Dieb stahls gestellt. «Tie W a h l r e eh t s d e p u t a t i o m hielt gestern eine Sitzung ab. Von der Regierung waren erschienen Minister Graf von Hohenthal, Geheimrat Heink und Regierungsrat Dr. Adolf. Zunächst wurde der Entwurf des Wahlgesetzes vorgelegt, wie es sich nach den Beschlüssen der Deputation gestaltet hat, und mit geringen redaktionellen Aenderungcn ge billigt. Tie A'ationalliberalen und der Freisinnige Bär erklärten, daß sie nach wie vor dem Entwurf ablehnend gegenüber stehen. Sie beteiligen sich aber an der Einzelberatung, um formelle Ungleichheiten zu beseitigen. Schließlich wurde der Gesetzentwurf mit l2 gegen 8 Stimmen angenommen. Der Bericht der Deputation wird in etwa acht Tagen erscheinen und dann wird nur noch eine Sitzung zur Feststeltung des, BerictitLs stattfiuden und damit die Tätigkeit der Deputation beendet sein^ Perlin. Ter U r h e h e r d e s Tait n- Tele r a v h - A r t i k c t su Aus Wien wird der Vossiseben Zeitung gemeldet. Sidueu Whilman wehrt sich da gegen, daß man Um als Verfasser des Tailv Tete graph-Fnterviews mit üaiser Wilhelm bezeichnet. Der Verfasser des Interviews soll Winston Stuart auf Higheliff Eastle sein. Tie Aeußerungen Kaiser Wil belms seien dieser englischen Persönlichkeit teilweise während der letzten Manöver gemacht worden, zu denen Winston Stuart vom .üaiser eingeladen worden war. Fetzt bat Winston Stuart das Wort. - «Casablanca. Tie Telegramme über die Easablanea Affäre stimmen darin überein, daß die .Spannung zwischen Deutschland und Frankreich so ziemlich behoben ist und eine friedliche Lösung viel leicht sogar unmittelbar devvrsteht. Jedenfalls aber dürfte die Sache damit enden, daß nach Abfassung eines Protokolles das Haager Schiedsgericht das ent scheidende Wort zu sprechen haben wird. Wie ernst ober gestern die Stimmung war, gebt ans einem Telegramm der Vosnschen Zeitung hervor, dessen mar kanteste Sätze also lauten: Au der Pariser Börse und in der >lammer herrschte düsterste Stimmung. Aufgeregte Gerüchte flogen umher. Man sprach von der Beurlaubung des Fürsten Radolin und des Bot schafters Lambo» aus Berlin und dergleichen. An zuständiger Stelle in Berlin ist man »her das Endresultat nicht zweifelhaft. Man nimmt mit Be stimmtheit an, daß die Diplomatie jene Wege gehen Wird, die beiden Mächten volle Genugtunng dringen. — (Fürst Bülow. Wie verlautet, ist das kör perliche Befinden des Fürsten Bülow so wenig günstig, daß die ihm nahestehenden Kreise mit großer Besorgnis der Verhandlung über die Fniervellationen entgegen setzen. Ausland. Petersburg. iSlandalafs ä r eg Fl, Marine kreisen wird von der eriolgten Verabschiedung von Ist Admiralen gesprochen. Diese Ist Admirale sind größtenteils durch die Enthüllungen im Port Anhm Prozeß schon so stark kompromittier«, daß, sje nicht länger gut im Dienste bleiben konnten. Tie Ver Kbschiedung der Admirale wird mit einer Skandal «näre in Zuiannnenhang gebracht Bei Turchiicht der Abrechnung der .grenzet Shemnmg und Smaragd beide Tampser gingen in der Seeschlacht von Tschutschima verloren — sand man sttzoooo Rubel verbucht, deren Verausgabung man vielleicht mit der Bezeichnung „Schmiergelder" am besten quittiert. Es soll dem Fiuanzmiuistcr »ach Rücksprache mit dem Ministerpräsidenten Slvlnpin gelungen sein, nm.. fangreiche Buchungen von Admiralen festzusteslen, dse auf den Bericht beim Zaren hin ihre Verabschiedung erhalte» werden. Die Erderschüttrnmg, die sich gestern morgen gegen Vi" Uhr auch hier und in den umliegenden Ortschaften verstärkt be merkbar machte, gilt im Vogtlande als der heftigste Stoß des bisherigen Bebens und trieb die Bewohner aus den Betten. Ter Stoß war mit langanhaltendem Getöse und donnerähnlichem Geräusch und außer ordentlich heftigen Schwanknngen verbunden In Plauen hat der mächtige Stoß in« Gebäude des Su- periudeutenden das Gebälk verschoben, eine Anzahl Balke» ganz geknickt, die Wandbekleidung zerrissen usw. In den Wohnungen des Neundorfer und des neuen Seminarvjertcls ist die Wandbekleidung berab- gestürzt, die Uhren sind suchen geblieben, die Möbel ins Schwanken gebracht worden und dergleichen mehr. Die Erdstöße scheinen an Zahl abzunehmen, an Hef tigkeit aber znzunehmen. In der bekannten Sool quelle in Bad Elster, die den Sooler Sauerbrunnen liefert, ist das Waner seil dem st. November um ü Grad wärmer geworden, sie muß, also Znslnß von einer Heilquelle erhalten habe». * * * Vo» einem Freunde unseres Blattes wird uns über das Erdbeben im oberen Vogttande mitgeteilt. Ich kam am Dienstag abend Uhr in Markneu k i r ch e n an, traf aus dem Balmhose aufgeregte und ängstliche Menschen, die vom Erdbeben sprachen, und ersuhr, daß soeben ein so starker Stoß erfolgt sei, daß Bilder von der Wand und Lichter mit GlaS- tellern von« Klavier gcsallen seien Fn der Er wartung, etwas Interessantes zu sehen, vermied ick) den Omnibus uud beschloß, den weiten Weg zur Stadt zu Fuß zurückzulege». Der düster verschleierte Mond und der eiskalte Nordwind, der jn mächtigen Stößen den dichten Staub die menschenleere Straße dahintrieb, machte die Szenerie noch eigenartiger. Fn der Stadt standen vor den Türen ängsttiche Men schen, die Geschäfte teils geschlossen. Kanin war ich in das Zimmer meines Freundes getreten: Ein Er schütter» »»d Brumme», als we»» Eisenfässer durch das Hans rollte», was sich bald stärker, bald schwächer mit fernem Getöse wiederholte. Wir gingen später ans die Straße, da und don ängstlich sich verabichiedende Leute. Frauen er zählten, daß üe ihre üjnder unter die Tische gebettet hätten, nm sie vor Herabsallendein zu schützen. Die Schwelte des Lokals, das Ivie betraten, wankte gerade unter unsere«! Füßen, und von nun an folgten in zwei Stnnden ungefähr 20 Gelöse, als führen schwere Wagen aufwärts oder abwärts durch das Gebäude. ! Auf der Straß« Höne man dann das dnmpfe Rollen, das gegen i^uFuntle Höhe mit sein Bismarckturm zu ziehen schien. Trotz Müdigkeit war an Schlaf lange nicht zu denken, und oftmals fuhr mau vom Schlummer auf. Es folgte Rollen, Brummni nnd Rumoren fast ununterbrochen aufeinander. Fn liegen der Nachtruhe fühlte man deutlich, als fielen gewaltige Erdwändc nieder, nnd manchmal Ivar es, als wenn der fallenden Masse gleich noch eine andere nachstürzte nnd der Donner vermische sich. So erklärt sich es wohl auch, daß das Dröhneu und Beben einmal nach dieser, einmal nach jener Richtung hinzog Die heißen Ouetlen der nahe» Bäder berechtige» zu der Annahme von dem Ziisammeiiwirken von Feirer nnd Wasser in der Unterwelt und vcrgcgeu wärtigen das Gefühl der Wettnmgestaltnng Plötz lich wurden wir ans dem Schlummer gerüttelt, die Erschütterung war so stark, das; ich, schon ganz wach, das Schütteln sab nnd fühlte, rcl> sprang aus dem Bette nnd stellte fest, daß es l Uhr 8T Minuten war. von der Zen an nahm das Rollen fast kein Ende mehr. Fn der Nähe von Hartenstein hörte man am Mittwoch gegen mittag ein Donnern, ats wenn über die Wellen des Erzgebirges Hunderte von Danmstäm men herabgetosr tämen: es schien, als ob das Getöse sowohl in der Luft als auch in der Erde vorhanden wäre. Aus Nah uud 'Fern. Lichtenstein, den 7. November >008. * - Harter Heost hat in vergangenen Nächten wieder über der Gegend gelegen, io das; stiltstebende Gewässer im Freien sich mit einer Eisdecke über zogen. Am Thermometer konnte man heute früh l2 Grad Celsius feststelleu. Tie Schädlichkeit der Witterung dickes Herbstes sür unsere Vegetation tann man deuttich an vielen Bäumen beobachten, die mu- nmer schon neue grüne Triebe zeigen, die natürlich dem Froste zum Obrer fallen, dabei wird der Wasier- mangel immer stärker. * Der Ratio.talliberale Verein für Lich tenstein Eallnberg nnd Umgebung hielt gestern abend im Ratskeller eine gutbesnchte Protest Versammlung ab Ter Vorsitzende, Herr Färbereibesitzer Reumutb, erössncte unter Begrüßung der Erschienenen die Ver sammlung, schilderte in kurzen, bündigen Worten die nusgeregte Stimmung, die gegenwärtig nicht nur unser sächsisches, sondern das gesamte deutsche Volt beseele, denn gerade den neueren Vorkommnissen im Reiche müsse mit allen zir tKcbote stehenden Mitteln ein gewaltiger Damm entgegengestcllt werden. Euer gisch Front machen müsse man gegen die Wahlrechts- > Vorlage der sächsrsck>en Regierung, die nur ein. Klassen ! gesetz sei, ebenso mit aller Macht sei das Vorgeheit des obersten verantwortlichen Reichsbeamten, Fürst Bülow, zu bekämpfen. Er erteilte hierauf dem Re» ferenten des Abeuds, Herrn Redakteur Tr. Günther, das Wort zu dem angekündigten Vortrag: „Die Lage in Sachsen und im Reiche!" Nachdem der Referent die gegenwärtige Volksstimmung im allgemeinen ge schildert, ging er auf die Umsatzsteuer, das Wasser» gesetz, den Nachtragsetat und den Graf Hohcnthal- schen tveheimerlaß über, de» letztere» einer scharfen Kritik unterziehend. Ter Eventualvorschlag der Re gierung für das Landtagswahlgesetz sei ebenso wie der ursprüngliche Entwurs für die nationallibcrale Partei nnannehmbar. Viele Anzeichen sprächen da- sür, daß das i» Aussicht stehende Wahlgesetz weit ungerechter fick; aufbaue, als das schon bestehend«: den Liberalismus wolle mau aus dieser Körperschaft verdränge» u»d so ein Klassen-Regiment schaffet!, das selbstverständlich nicht versöhnend wirken, sondern nur Aufregung und Verbitterung in den breiten Massen Hervorrufen würde. Vom trüben Sachfen wendet sich Redner in das noch trübere Teutsche Reich, das nach de» Vorkommnisse» der letzte» Tage sich in einer begrcislichen Ansregnng befinde. T«e Fraktionen aller Parteien hätten mit gutem Rechte Interpellationen im Reichsparlamcut eingereicht, die aber leider noch nicht beantwortet feien Es müsse Klarheit geschaffen wer ben über Vorgänge, die das Reick; blotzstellen und dessen Ansehen schmätern. Mit bcgrcislicher Ent rüstung beleuchtet Redner seruer die nahezu au Miß wirtschaft grenzende Handlungsweise im Answärtigen Amte. In nicht mißzilvcrstehenden Worten sei den in Frage kommenden verantwortnugsvollen Stellen der Volkswille klar zn machen unter dem Verlangen: „Bis Hierlier nnd nicht weiter!" Ans dem nicht endcnwotlenden Beiiall, den der Redner sür seinen, zirka 1 > ..stündigen Vortrag erntete, ging klar und deutlich hervor, das; die Entrüstung über die jüngsten Vorgänge im Reiche alle Volksschichten ersaßt hat, und auch nicht früher Beriihigling eintritt, bis klipp «nd klar Rede nnd Antwort darüber gegeben worden ist, wie es mögtich war, so viel Unheil über das deutsche Vaterland heraus,znbeschwören. Da sich zu dem Bor trag niemand znin Worte meldete, fanden nachstehende Resolutionen, wovon die eine an die uatioualliberale Fraktion im Sächsischen Landtage, die andere dagegen an die gleiche Fraktion im Reichstage gesandt werden soll, einstimmige Annahme: Der Nationallibcrale Verein Lichtenstcin-Callu- berg nnd Umgebung erklärt den neuen RegicruugS- emwurf zur Walstrcchtsresorm, der eine schroffe Scheidung der Wähler in zwei Klassen vorsieht, und, dnrw Cnttührnng der Verhältniswahlen nur für die Großstädte, dic Einheitlichkeit des Wahlrechts durchbricht sowie die von der Rcgiernng akzeptiert- Wiihlkreiseintejlnng bes Geheimen Regierungsrat Heinl kür nnannehmbar, nnd erwartet, daß die nationaltibecatc Fraktton des Landtages nur einem einheitlichen Pluralwablrecht mit mäßiger Stim- menabstnfnng sowie einer nach dein Grundsatz aus- gtcichcnber Gerechtigkeit vorgenommenen Wahlkreis- einteilnng ihre Zustimmung gibt. Der Nativnattibcrale Verein zu Lichtenstein- Eallnberg und Umgebung spricht die bestimmte Er wartung ans, das; die nationallibcrale Fraktion des Reichstages bei der Begründung der alltäglich der Enthültnngen un Taim Telegraph ejugebrachten Interpellation mit alter Entschiedenheit auf der Gewährung nnzweideutiger Garantien zur Ver hütung ähnlicher, dic Stctigkeir der Entwickelung bes Deutschen Reiches schwer beeinträchtigender Bor- tomnuttsse besteht Im weiteren Verlaine der Versammlung ge langte die bevorstehende Stadtverordnetem»«^ iw Lichtenstein zur Tnrchsprarhe Dem Gesawtvorstand: wird es üherlasien, in dieser Angelegenheit die even tuell notwendigen Schritte zn nnternetnnen, jedoch svrichf man de» Wunsch ans, daß altes aufgeboten werden solle. uw Onertreibereicn, wie sie bei der letzten Stabtvcrordnetenwatzt vorgekommen sind, im Interesse der guten Sache zu verhindern. Die wohk- gelnngcne, interessante Versammlung erreichte gegen >>I2 Ubr itzr Ende. * - Saalfest. Ter Turn.c'ein Lichtenstein (D, T. labet für diesen Sonntag nachmittags 4 Uhr seine Mitglieder, Gönner und sonstige Schaulustige zu einer Tiroliahrt ein. Um nun die Reisekosten zu spuren, hat der Fein eranstatter gedacht: Jetzt ist es unge mütlich, sür teures Gelb soweit zu fahren, es ist gescheiter, wir lassen »ns die Tiroler Alpen, ein Tiroler Tünchen, Biiam nnb Tiandl'n nsw. hierher kommen. Gesagt, getan. Nun «st im .nnntallpcttast alles zum Kirchweihfeste fein bereitet: Die schnee- bebeckten Gipfel imb misgebnnt nnd schauen aus den geschmückten Dorfvlatz eines lieblichen Oerfchens, nm sich das nabe Treiben emwickeln soll nnd wo alles zur Ausnahme und nur.zweil der Gäste fertig ist. — Alfa: Alleweil kumma! * Edisonsalon. Wenn branßcn in der Natur Lie Wiutergejster ihr Wefen treiben, dann ist es im gni erwärmten Edifonialon recht gut sei», denn dort finden dic Besucher augcuehme Unterhaltung durch! die Vorsnhrnng eines gutgewählten Programms. Alles' nähere war in gestriger Nummer unseres BlatteK bekannt gegeben * - Wahlrechts-Petitionen. Tie Mittelstand- Vereinigung im Königreich Sachsen bereitet in Mahlrechtsfragc Massenpekitionen an den LandfaL