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nsr Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Äs-eblatt Ist HMnf Mit, »Mins, M»ls, A.W«, tzÄli-rnt, »«iem, MW, SliilMÄns, Wei A. MU A. Amt. A. Mli, StnieM. Am, MmÄs». Wttmel lü MW Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Siadtrat zu Lichtenstein Atteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirl - - 58. Jahrgang. » — - - - Nr. 2kl. LLWchWN. Sonntag, den 8. November 1W8. E. Ela't nsSeirt lörl ch vrfer Sur- vrt Fiplkf« rlckwliirgt für d,v foltzert«» Leg. — LinttlMrlichei I Mark L0Ps«rntg«, Lwch die Pop kcztgk» 1 Mk. 7- Pi Uwzelii« Nr» mein 10 Ppnmg». Leprvvrx«» relme» außer trr lktpidlUon i» Lichter Pit», LwiLauerpr. Nr. öd, ave Kaiserlichen Popo»palt«ri, Prpkote», Pwl« die Austräger entgeg!'. f > Anstrott wolir bi« lkr>sx«lptli«ne Erm dzeile »tt 10, für evtrrörtioe Zrsererie» mit tb »fg. terrchnet Rrilkmeaeil» 3V Pso, Iw cwtllchrn LUle krpet die -««lspaltlge Zeil« 8 t Pf. G«»st>rechiNvs<SI»h St». 7. Jnferaten-Annahmr täglich bl» svätrUr»« vor»ittag« LO Uhr. Lelegramr» «dreffe r Tageblatt. Bekarmtmachureg. Ein 7 Wochen alte» Mädchen, Mrd gesunder Eltern, ist von un» U> Pfl-ge zu geben. Reflrktanten wollen flch beim Ltadtrat v» Zürn hier melden. Bevor« zuat werden dl innigen, bl« dar Kind an Kindetstatt und unentgeltlich an« nehmen wollen. Lichtenstein, am 6 Nooemb r 1908. Le* Gtadtrat. Di- «ol«b1blioth-k zu Calw»«», von 2—3, «Uttvoch« und Lonn«b«idd II—,2 Uhr geöffnet. Stadtsparkaffe Calluberg eeqtnst alle Einlagen mit EM' »'i.'M» Di« an den ersten drei Tagen eine» Kalendermonate» bewirkte» Spa?« tknlagen werdrn für den vollen Monat ver^nst. Die Kaff« qwediert an jedem Werktage von 8 bi» 12 Uhr vormittag« und von 2 bi» 8 Uhr nachmittag», Sonnabend» von vormittag» 8 bi» roch. «Mag» 8 Uhr und behandell alle Geschäfte streng geheim. D-S Wichtigstr. * Nach englischen Meldungen Halle der Easa- blanca-Hwischenfall die Stellung Bülows noch mehr erschüttert: sein Nachfolger sei jedenfalls der Fürst Von Fürstenberg, ein persönlicher Freund des Kai- sers. * Tie Aussichten für eine friedliche Lösung des Tasablanca-Zwischensalles sind günstiger geworden. Angesichts des llebereifers, mit dem die französischen Blätter die Tifferenzen übertreiben, hat der sran- »Ssische Minister des Innern eine strenge Tcpefchen- Zensur insbesondere nach der Provinz cingesührt. * Tie Interpellationen über die Veröffentlichung im Taily Telegraph werden am Tjenstag beant wortet. * Abgeordneter Stöcker bat sein Rcichstagsinan- bat aus Gesundheilsrückiickncn niedergelegt. * Bei der Strandung des Stettiner Dampfers Archimedcs sind zehn Personen ertrunken. * Im chinesischen Meere find bei dem Unter tzange eines Passagierdampsers 200 Personen ums Leben gekommen. * Ter serbische Ariegsminister verlangte neuer dings von der Skupichtima :!0 Millionen Tinar. Tie Kriegs tu st ist wieder im Wachsen. Auch die Nach richten aus Konstantinopel über eine türkische bnt- gartsche Verständigung lauten ungünstig. Habenlwir England zu fürchten? Von Michael Wagebald. Unter dem erschütternden Eindrücke der jüngsten Politischen Vorkommnisse, der grossen Erregung, die bas in einer englischen Zeitung veröffentlichte Kaiser- Interview hervorgernfen hat, und die durch die noch größere Sensation der Enthüllung von Kulissenge- heimnissen aus dem Auswärtigen Amt abgetüst wurde, ist die eigentliche Hauptfrage, um die es sich dabei drehte, ein wenig in den Hintergrund getreten. Die Frage: Wie stehen wir zu England? Haben wir es nötig, Englarch nachzulaufen? Haben wir England zu fürchten? Wir haben von England nie eiwas anderes als Unfreundlichkeit erfahren. Schon 1K70- :187k hat uns die russische Rückendeckung vor eng lischen Einmisch»ngsoersuchen in unseren Krieg mit Frankreich bewahrt. Als das junge Reich erstarkte, fand es überall, wo es die Flagge zeigte, englische Mißgunst auf seinem Wege. In Samoa, in Afrika, ,in Kleinasien, ans hoher See — überall hat uns England gezeigt, wie lästig es den deutschen Wettbe tverb empfindet. Wo uns Schwierigkeiten erwuchsen, fanden wir England stets auf der Seite unserer Neider und Feinde. Und trotzdem sind wir England nach- gelaufen durch lange Jahre, haben ihm den Rücken ge deckt in schweren Stunden, haben immer wieder unsere Freundschaft für England feierlich bekräftigt und uns durch Journalisten-, Pastoren- und Bürgermeister- Wallfahrten zur Themse lächerlich gemacht. Wir tvissen, daß man an amtlichen Stellen Deutschlands ge radezu nervös wird, wenn über England ungünstig igesprochen oder gar unsere Flotte mit der englischen in Vergleich gezogen wird. Man fürchtet dort jedes Wort, das in England Mißstimmung erwecken oder ldie Besorgnis vor unserer Flotte schüren könnte. Nervöse Hochspannung! Tas ist das Wort, das nn sere Zeit.kennzeichnet. So zuversichtlich man einem Kriege gegen Frankreich cntgcgeusicht und so fest man davon überzeugt ist, daß wir uns auch ohne Bundes genossen selbst Frankreichs und Rußlands zugleich erwehren würden, so wenig Illusionen macht man sich über etwaige Erfolge iu einem Seekriege mit Eng land. In meinem soeben erschienenen Buche. „Europa in Flämmen. Ter deutsche Zukunftskrieg 1009" — Eoncordia, Deutsche Verlagsanstalt, Hermann Ehbock in Berlin W. 90 — habe ich mich bemüht, eine militär politische Studie in der äußeren Form eines Kriegs romanes zu geben, die dieses aktuellste Thema be handelt. Ta das Buch für deutsche Leser geschrieben ist, mußte es - bei allem Ernst de> sachlichen Dar stellung — t-em patriotischen Empfinden-'ns zu einem gewissen Grade Rechnung tragen. Te? Moment des Kriegsausbruches ist daher von mir so gewühlt, daß er der deutschen Flotte günstige Chancen — vielleicht sogar »»wahrscheinlich günstige Chancen — bot- Im August l909, während die deutsche Hochseeslotte bei Madeira ist, bricht der Krieg mit einem von den Fran zosen herbeigesührtcn Zwischensall an der marok kanischen Küste und mit der Landung der Engländer in Esbjerg aus. lluwahrscheinlich günstig. Zuge geben. Aber nicht unmöglich. Diese Kriegslage zwingt England zur Teilung seiner Scestreitkraste: Ein Teil deckt die Landung der Armee in Jütland und blockiert die Elbe nnd das Skagerrak: ein Teil — die Atlantik-Flotte mit der französischen zusammen - geht der deutschen Flotte im Atlantischen Ozean entgegen nnd wird geschlagen: während die Heimat slotle die englischen Häfen deckt. Ans dieser Situation entwickelt sich die Militär politische Studie streng logisch. Schiri gegen Schisi, Kanonen gegen Kanonen wird ganz objektiv abgewogen. Neben den rein militärischen Genchtsvniikten treten die volinsckum Er- wägitugen stark bcrvor. Ter Krieg könnte jo ver- lansen, wie er in diesem Roman unter veiulicbstcr l Beobachtung aller militärischen Reglements, taktischer ' Grundsätze, seemännischer Notwendigkeiten und des Verhältnisses der Sireitkräste geschildert ist. Aber immerhin: Rian mag mein Buch, das den Ernst des Krieges schildert und damit den Frieden predigt, optimistisch nenne». Shue eine» gesuudcn Optimismus kommen wir nicht aus — einen Ovti- mismus, der als nationales Krasibewußlsejn und als Wille znr Selbstbehauptung zn Tage tritt. Toeb wenn wir uns einmal ohne jede Annahme besonders günsti ger Ehauccu trage», wie de»» die Dinge im Ialle eines Krieges mit England liegen — Wir braurvten auch darin nicht zu verzagen! In unserer Marine ist man sieb darüber klar, das; auch eine aniängliehe glückliche Ossensive liniere Flotte nicht vor dem Geschick bewahren kann, von der englische» vernichtet oder in den Häse» emgenvlojfen zn werden. Mag die Tapserkeit, die vaterländische Begeisterung, die Manneszucht uud die seemännische Tüchtigkeit innerer Oiiiziere nnd Mannschaften noch so groß — die gnalitativc Ueberlegenheit unseres Geschützmaterials noch so sicher sein mögen unsere Schisse im Verhältnis zu ihrem geringen Deplacement noch so brillant konstruiert sein und alle Möglichkeiten der Armierung vollendet ausnutzen — das alles macht die nahezu dreifache Ueberlegenheit der Zahl ans eng lischer Seite nicht wett. In einem Seekriege mit Deutschland wird aber auch England überaus schwere Verluste erleiden. Selbst wenn es der englischen Flotte gelänge, unsere Schisse in osscner Hochseeschlacht zusammen zu schießen, würde cs damit rechnen müssen, daß es zum mindesten ebenso schwere Verluste erleiden würde. Und eine Blockade der deutschen Bucht oder gar ein Versuch, Kuzbaven oder Kiel z» nehmen, oder die Elbmündung zu forcieren, würde weitere Opfer fordern. Wenn Eng land unsere Flotte niedergekämpft hätte, würde es. sicher nahezu die Halste seiner Schisse verloren haben, ohne daß es deshalb etwa an den Lebensnerv Deutsch lands herankbnni^. Tenn cm Landkrieg gegen das Deutsche Reich würde für England unmöglich sein. Wo aber bliebe dann die englische Seeherrschatt'^ Nord- amcrikr nnd Japan würden einer schwer havarierten uud an Zahl stark berabgeminderleu eugliscknm Flotte als ebenbürtige Seemächte an die Seite treten, nntd es würde England niemals wieder gelingen, das alt« zahlenmäßige Uebergewicht herzustellen. Während! Deutschland sich an Frankreick» schadlos hielte, würde England eine uneinbringliche Einbuße an Macht er leiden. Nicht wir lmben also einen Krieg mit Eng land zn fürchten: nicht wir sind es, die zittern müssen. Dazu kommt die überaus große wirtschaftliche Schädi gung, die England in einem Kriege mit uns durch den AussaU des bestell Abnehmers seiner Waren er leiden würde. Ganz gewiß würden ancb wir zu leiden haben. Aber da nnsere Kraft im deutschen Lande ruht, während das Inselreich Großbritannien m erster Reihe aus Bezug und Absatz von Lebensmitteln, Roh produkten und Fabrikwaren von und nach dem Ans tande angewiesen ist, würde der Schaden sür England iveit größer werden. Dazu kommt, daß in einem Kriege, der die englische Flotte in der Nordsee fest legte, natürlich Amerika nnd Japan im Stillen Ozean ken Engländern de» Wind aus den Segelu nehmen würden. England also hat im letzrcn Grunde mehr zn jürckneu als wir, die wir uns auch von einer schweren Niederlage zur See schnell wieder erholen würden. Es liegt sür uns kein Anlaß vor, nns von England an die Wand drücken zn lassen oder vor England zn zittern. Wir sind gewiß die allerletzten, die einen Krieg wünschen. Tenn trotz aller wirtschaftlichen Ri valität, aller politischen Mißverständnisse und Gegen sätze gibt cs doch zwischen uns nnd England unncnd- sacbe Bande gemeiiiiamen Empfindens, verwandten Denkens, gegenseitiger Hochachtung — lauscudsache Baude aus geistigem uud religiösem Gebiete, daß wir nichts Besjeres wi'mscbcn können, als in Freundichast mit England zu leben und gemeiusam mtt ihm an den Auigaben der niiltur zu arbeite». Wir wünschen keinen Krieg mit England. Aber wir können ihm, wen» er eines Tages lommeu sollte, voll Blutes ins Auge blicke», lind das soll die Welt wisse». SWmM »s LMn MM. Eigen-Bericht.) Sch. Berlin, den E November N")K. Ei» Inristenkvlleginin saß heure vor Geruht über die Iustiznovelle. Und wären die Trcbünen nicht g»t besetzt gewesen, man halte glauben könne», da unten tagt man nnrcr Ausschluß der Oessenilichkeik. Ost sah es im Saale der Abgeordnete» so ans, wie ans der Erde znm Schöpfmigsbeginn. Wollen die