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letzter Zeit wiederholt der Ansicht begegnet, als vb seine Gesinnungen der Türkei gegenüber sich neuer dings geändert hätten Gegen derartige Unterste!- lungen lege er nachdrücklich Verwahrung ein. Der Botschafter könne sich für vergewissert halten, das; die aufrichtig freundlichen Gesinnungen für die Türkei, die er hege, und denen er bereits in Damaskus Ausdruck gegeben habe, auch jetzt unverändert fest beständen Als treuer Freund des otto ma nischen Volkes und seines erhabenen Herrschers erneuere er heute gleichzeitig den Wunsch, datz der konstitutionellen Türkei Glück und Segen beschitden sein möge." — «.Tie BiSm a r ck b ü st c- ist gestern in der Walhalla unter grosse» Feierlichkeiten enthüllt wor den. Fürst Bülow und der bäuerische Ministerpräsi dent-hielten Ansprachen, in denen das Bekenntnis zur Verfassung das Markanteste ist. Dem Manne, der die Taten eines Bismarck geleistet hat, gebührt mit vollem Recht ei» hervorragender Platz im Tem bet der Walhalla und freudige Genugtuung erregte es im ganze» Reiche, als am 8. April dieses Jahres das Handschreiben des Prinzregenten Luitpold er schien, worin er anordnete, das; die Walhalla mit der Büste des ersten Reichskanzlers geschmückt werden und daß die Ausstellung der Büste alsbald nach der Wiederkehr des U>. Todestages des Verewigten er folgen solle. Wer aber die vom bäuerischen Kultus Ministerium vertretene Richtung kennt, wird ohne weiteres zugebeu, das; Bismarcks Einzug in die Wal halla sicher erst nach Beseitigung starker Bedenken und Widerstände in die Wege geleitet worden ist. Seine Ausnahme bedeutet demnach daran ist unbedingt festzuhalten, und das ist das besonders Erfreuliche «an dem Akte — die Kapitulation des unentwegten Partikularistentums vor der Allgewalt des Reichs gedankens, den Lieg des gemeinsamen grasten deut schen Vaterlandes über die immer noch gnertreibendeu zentrifugalen Ltimmungeu in den einzelnen Vater ländern. Ein Ehrentag für Deutschlands ersten Kanz Iler war der gestrige Tag. Ganz Deutschland weilte im Geiste an den Ufer» der Donau und nahm teil an den Feierlichkeiten, die seinem Bismarck gelten, der unvergessen bleiben wird sür alle Zeiten - zDer König von Griechenland weilte vom Freitag bis Sonntag zu einem privaten Besuch des Kaisers in Berlin. Wahrscheinlich handelte es sich um eine vertrauliche Aussprache iu der .Kreta frage. Aus Nah und Fera. Lichtenstein, den Oktober * Kontroll-Versammlungen. Tie dies jährigen Herlnt-Koutroll-Versammluugen des Beur- laubtenstandcs finden in dein Kontroll-Bezirk Lich tenstein im Reuen Lchützenhause in nachstehen der Weise statt: Reservisten, die in den Jahren 1001 und lW2 in den Dienst getreten oder in diese Jahres klassen zurückversetzt sind, am d November vormittags ??!) Uhr. Reservisten, die in den Jahren 1008 und lstol in den Dienst getreten oder in diese Jahres klassen zurückversetzt sind, am st. November vormit tags G11 Uhr. Reservisten, die in den Jahren lstoä, lWi» und 1007 in den Dienst getreten oder in diese Jahresklasseu zurückversetzt sind, sowie die zur Dis position der Truvpenteile und die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassene» am st November nach mittags ' .2 Uhr Das Königliche Bezirks-Kommando Glauchau gibt weiter folgendes bekannt: Jahrgang 1908 saubere Fußbekleidung «»ziehen, da Futzmes- sung stattfindet. Eine persönliche Beorderung zu de» Kontroll-Versammlungen findet nicht statt Etwaige Befreiungsgesuche, die bis spätestens st Tage vor Be gin« der betreffenden Kontroll-Versammlung bei dem Haupt-Melde-Amte in Glauchau eingegangen sein müssen, finden nur ans Grund einer beigefügteu be hördlichen Bescheinigung in dringenden Fällen Be rücksichtigung Es ist ans keinen Fall gestattet und daher strassällig, an einer anderen als der besohlencn Kontroll Versammlung teilznnehmen Die Unter- ossiziere und Maunschasten haben in dem oben ge nannte» Orte pünktlich und in sauberer Kleidung zu erscheinen, sowie die Militärpässe, Kriegsbeorde rungen und Patznotizen mitzubringeu, da dieselben abgestcmpelt und geprüst werden Orden und Ehren zeichen sind anznlegeu, desgleichen Militär Bundes Vereinsabzeichen. * - In schnellem Wechsel hat uns der Herbst nun von den sommerlich schönen Tagen Abschied neh men lassen. Unter Nullgrad war heute jrüh dir Quecksilber-Säule des Thermometers gesunken, und kalt fegt der Wind durch die Ltratzen. So lmt in diesem Jahre der St. Gallustag — l<> Oktober - im all gemeinen seinen Rui, eine wichtige Scheidegrenze zwischen sommerlichem und kälterem Wetter zu sein, bewahrt. Allzuviel Gutes habe» wir nun von der Witterung nicht mehr zu erwarten. Mil unheim licher Schnelligkeit lichte» sich jetzt die Bauulkronen. Ein Bild des Pergeliens. Ja, der Herbst kommt j» der Natur wie im Menschenleben! - IN. Wahl. Au Stelle des nach Meitze» gehen den Herrn Gerischer ist Herr Lehrer Ricki ter aus Flöha an unsere Schule gewählt worden. * - Ehrung. Herr Stadtrat Lonis Perger in Eallnberg gehört seit 2st Jahren, seit dem lK. Oktober 18K8, miuntcrbrochen dem Kirche>ivorstande au uud hat wiihreud dieier Zeit mit großer Treue uud viel Liebe sürs Gottesrejch zu großem Segen der Kirchgemeinde dieses Amt verwaltet, sodaß ihm bereits seit zehn Jahren der stellvertretende Bonitz im Kirclienvorstandc übertragen ist. Leine großen Verdienste nm die Kirchgemeinde Eallnberg hat das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium durch eine künstlerisch ausgeführte Anerkennungsurkunde be lohnt, die dem Jubilar gestern nach dem Vormittags- gottesdienste im Pfarrhause vor versammeltem Kir chenvorstande durch Herrn Psarrer Backhaus unter herzlichen Glückwünschen überreicht wurde. Möge« Herrn Stadtrat Berger noch viele Jahre segensreichen Wirkens im Kirchcuvorstaude geschieden sein, der Kirchgemeinde zu Nutz und Frommen, ihm selbst zum Heile, Gott zur Ehre! * Rüstig vorwärts! Wiederum hat die Stadt- gemeinüe Lichtenstein eine Baustelle an der Wcbcn- dörserstraße verkauft, das ist bereits die sechste in diesem Jahre. Es ist erfreulich, daß sich iu diesem ueueu Stadtviertel die Bautätigkeit so rege ent wickelt. *— Hitfe juchte am Sonnabend nachmittag ein Lichtensteiner Einwohner bei einem hiesigen Arzte. Er zeigte eine blutende Hand vor: die Verwundung rührte anscheinend von einer Schlägerei her Näheres war von dem Manne, dem eine größere Kinderschar das Geleite gab, nickst zu ersahren. *— Ein Bettler aus dem Vogtlande trieb sich am Sonnabend i» Bernsdvri herum Iu de» Abend stunde» sragtc er zwei Bergarbeiter »ach dem Wege nach Hohndorf, und da fie ebenfalls nach dort wollten^ veranlaßten sie den „Wanderer", sich ihnen an zu- schließen. Aus dem Wege dahin versuchte er öfters, unter die Arme der beiden zu fassen, was sie sich natürlich energisch verbaten. . Der ,^»rme Wanderer" griff nun nach dem Messer nnd verletzte einen seW« Begleiter an der Hand. Er ergriff hierauf die Flucht nnd konnte anch nicht eingeholt werden. Erst später fand man ihn, am Kvpse verletzt, an einer Bachmauer aus. Bei dem beabsichtigten Einsteigen in» ein Gedöst war er abgestürzt nnd hatte sich dadurch diese Verletzungen zugezogen Man brachte den Un dankbaren nach dein Königlichen Amtsgericht Lichten stein nnd von da nach dem städtischen Krankenhause. Nach seiner lNnesnng wird er die verdiente Strafe erhalten. * - Glestohlrn wurde» vergangene Woche in der äußeren Rttmpsstratze hier sieben Kaninchen. Vo« den Dieben sehlt jede Spur. tz. Hohndorf. (Rohe Tat? Ein hier wohnender Teutschböhmc wurde am vorvergaugeneu Sountag abends von zwei Unbekannten in der Nähe der Post Übersalle,i und mit einem starken Knüppel so über den Kops geschlagen, daß er besinnungslos i» seine Wohnung gebracht werden mutzte. Der Mißhandelte liegt auch gegenwärtig noch schwerkrank darnieder. Ter hiesigen Lchutzmaunschast ist es nnn gelungen, ass Täter zwei in Oelsuitz wohnende rnssische Berg arbeiter zu ermitteln nnd zu verlstNteu. Stark ge- fesselt wnrden die beiden „Schläger" am Sonnabend abend dem Königlichen Amtsgericht Lichtenstein zu- gesührl. Mülfen St. Jnkot». «Tie Zinsen der Heinrich- schen Jahrcsstistung- kamen am l7. Oktober, am Ge burtstage des Erblassers, zur Verteilung, und zwar so, daß 22 Bedürstigen außer je Mark zur Feier des Tages Speise und Trank gewährt werden konnte, wodurch 87 Mark aus der Stistskasse zur Verwen dung kämen Ans dem Heinrschschen Armenstifte erhielten 82 hochbetagte, kranke, gebrechliche und ver schämte Arme Gaben von st bezw. lO Mark, sodaß 212 Mark dieser zweiten Stiitnng znr Auszahlung gelaugten. In 8l Jahren gewährte die Stiftung Personen 2Koi Mark, das Armenstiit in 8:> Jahren >20-1 Personen Ist l.M, Mark Unterstützungen. Ehemnitz. -Erweiterung des Stadlvarkeso Die letzte Ltädtvcrorducteusitzuug beschäftigte sich mit der Ratsvorlage über die Erwerbung von Grundstücke» in Altchemuitzer, Heidersdorfer, Markersdorfer und Harthauer Flur Nack, der fast einstimmig angenom menen Vorlage werden vier Millionen Mark zur Er werbung der Grundstücke flüssig gemackst: die Grund stücke umfassen 1 88.7 000 Quadratmeter. Dieses Areal wird in erster Linie zur Erweiterung des Ehcmmtz** Stadtparks denötigt, die Stadt wird ader anch Eigen tümerin des Nachbargeläudes und kann so der ge- werbsmäßeu Bodenspekulatioi, Einhalt tnn -> Dresden. «Flugapparat. Wie die Dresdener Nachrichten melden, verlautet von der Ersjndung eines neuen Flugapparates, dessen Schöpfer Arkady Jospe. ein Dresdener, ist, der mehrere Jahre die Technische Hochschule besuchte Der neue Apparat soll nach dem Urteil von Fachleuten, das sie sich aus Grund ein gehender Modellversuche gebildet haben, an Einfach heit, Sicherheit und Schnelligkeit alles b knmtc weit übertreffe» Eibenstock. Schneller Tod. Kantor Viertel, eirt Kirchenbeamler mit hervorragenden musikalischen. Familie Schöler. - Original-Roman von ArthurZapp. 28 Nachdruck verboten Helenes Enttäuschung, ihr Schrecken, ihre Ver wirrung war so groß, daß sie w,c betäubt dasatz. Tas war so plötzlich über sie gctvinmeu. daß sie nmi mit beiden Händen ihre Stirn umspannte nnd sich sragte, ob es denn möglich sei. vb sie denn nicht geträumt habe. Wie hatte er nur s» rücksjchlslos, so lieblos gegen sie verfahren tonnen? Jdre Alnregimg löste sich in einer Tränrnilnt, fie warf sich auf die Kine nieder und drückte ihr Gesicht n, die Kissen ihres Bettes. Ta trat Kuno über die Schwelle. Als er sie am Fußboden bemerkte, eilte er auf sie zu und zog sie in die Höhe. „Na, »a, Keines Kind!" jagte er begütigend nnd strich ihr die blassen Wangen. „Habe ich Dich ver letzt? Mutzt Dich nicht daran kehren, Kleine! Man ist eben manchmal zornig und njcht Herr über sich " Er jetzle iich nnd sprach mild nnd begütigend auf sie ein, iodatz sie sich wirklich rasch beruhigte und ihr Herz wieder Mut faßte Ja, sie entschuldigte ih» bei sich selbst. Die böse» Worte wäre» ihm nick» ans dem Her zen gekommen, sondern rmr in einer augeublicklicitzm .Auswallnng gesprochen, ju der Aufregung des ver werflichen Spieles. Sie trocknete ihre Tränen nnd schmiegte sich zärt lich an ihn lind lächelte Nun wieder zu. lind auch er war liebtmswürdig, nett, und mit stillem, sich rasch anfachrmdem Glücksgefühl fand sie, daß nach der Versöhnung seine Küsse um so süßer schmeckten. Ter Rest des Tages verstrich angenehm, bis ans den Schluß, der wieder einen Tropfen Wehmut brachte. An der table d'hote lernten sie eine interessante Russin kennen, eine Gräfin Dobrikofs, eine imposante Erscheinung, groß, mit schönen Formen und lebhaften, sprechenden Angen Ta sie nur gebrochen deutsch sprach, io wurde - die Unterhaltung sranzösisch geführt Helene bewnnderte im stillen, wie geläufig Kuuo das Französische sprach, fast wie seine Mutter sprache, imd sic bedauerte zum ersten Male, das; sie ihre Peufionszeil nicht besser genützt hatte. Sic per stand zwar einzelne Worte nnd Sätze, tonnte aber der schnellen imd lebhaiten Unterhaltung im gan zen nicht folgen Sie selbst svrach nur mühsam und stockend, so daß sie schließlich den Mnt verlor, nnd schwieg So viel sie von der Unterhaltung verstand, sprachen die beiden über Frankreich. Vor allem erklärte die Gräfin die Pariferinnen für die elegantesten, graziöseste» und anziehendste» Frauen der Well, woran; Kuno mit galanter Ver beugung erwiderte, das; der Pariserin, was persön liche Liebenswürdigkeit, Eharme und Ehic beträie, von alle» Frane» der Welt nur die Russin der vor nehme» Kreise gleichkäme, wozu wohl auch die Tat jache beilrage, das; keiu Ausländer sich des Franzö sisctwn so gewandt zn bedienen verstehe, wie der Russe. Als sie später ihr Zimmer ausgesucht hatte», war Kuno sehr aufgeräumt und guter Lauue. Er ging noch eine ganze Weile im Zimmer umher, lebhaft von der iienen Bekanntschaft sprechend Er redete ! sich in eintu sörmlickieu Enthusiasmus hinein. Eine « wie schöne Fra» »nd welch vollendete Eleganz und Vornehmheit! In feder Geste, in jeder Bewegung und Miene die vornehme Dame. Da könne Helene etwas profitieren und in Be- obachtung dieses Musters einer Weltdame die Kante« und Ecken, die ihre gesellschaftliche Bildung noch auf weift, abichleijen. Besonders möge sie die Gelegenheit wahrnehmew, sich.im französischen zn üben. Es sei ihm skandalös und er habe sich geradezu geichäml, wie mangelhaft sie sranzösisch spreche Die deutsche Pennonatsei zichuiuz müsse doch nicht viel wert sei» Heulzulage müsse doch jeder gebildete Mensch des Jrauzöjjscheu und Englische» mächtig sei». Am »üchste» Vormittag begegnete» sie der Russi» aus der Promenade. Sic besand sich in Begleitung einer ältlichen Dame, die sie als ihre Gesellschafterin vorstellte. Es kam bald wieder ein lebhaftes Gespräch in Gang. Kun» reichte der Russin seine» Arm, Helene und die Gesell schafterin folgte» dem voranschreitenden Paar. Eilt leiser cisersüchliger Schmerz dnrchzog die Seele der junge» Fra». Trotzdem sic sich wegen dieser Regung selbst im Stille» albern nnd kindisch schalt, konnte sie sich doch der Empfindung nicht erwehren, daß ihr eine verletzende Vernachlässigung widerfahre. War es reckst, daß ein Ehemann in den Flitterwock-en eine fremde Danie führte, während seine junge Frau wie eine untergeordnete Person hinterhergehen mutzte? Ani Nachmittag lenkte Kuno seine Schritte wieder nach dem Spiclsaal. Helene bekämpfte diesmal ihre Scheu und ihr Nn- behageu energischer und hielt tapfer an seiner Seite aus. ohne sich ein Wort des Mißfallens entschlüpfe» zu lasse». . Kuno verlor wieder An seinen flirrenden, glühende» Augen und 0» dem nervösen Zucken feiner Nasenflügel sah sie, dqßl eine ärgerliche Erregung wieder in ihm arhxjtete, und sie hütete sich ängstlich, seilten Zorn durch irgeM