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Ruhe ist überall wieder hergcstellt Der Demonstra- tionSzug -es Hauptmanns Eharisius durch Turn ist bis auf wenige Schüsse einer Patrouille vollständig friedlich verlaufen. Die Anstifter der Bewegung wurden sämtlich verhaftet und Akide Mausa zum Tode verurteilt. Der genannte Truppenführer ist nach Aruscha zurückgekehrt, wo die Expedition aufge löst wurde. Eine Abteilung Askaris unter Ober leutnant von Trotha wird noch eine kurze Zeit in den beruhigten Landsck-aften verbleiben. Es ist dann beabsichtigt, daselbst einen ständigen Militärposten einzurichten. Aus Rah und Feru. Lichtenstein, den 9. Oktober lW8. *- Must i denn — — —! Tiefe Woche steht im Zeichen der Rekruten-Einstellungen. Vollbesetzte Eisenbahnzüge führen die angehenden Vaterlandsver teidiger den verschiedensten Garnisonen im ganzen Reiche zu, damit die Lücken wieder ausgefüllt werden. *— Konfirmandenunterricht. Eine wichtige und bedeutungsvolle Zeit beginnt jetzt sür diejenigen Kinder, die nächstes Ostern konfirmiert werden sollen: Die Zeit des KonsirmandenunterrichtS. Tie Kirche weist es dankbar zu schätzen, was Elternhaus und Schule in der religiösen Erziehung des Heranwach senden Geschlechtes ihr vvrgearbeitet haben, aber ehe sie sich entschließen kann, tausende junge Christen als mündige und selbständige Glieder ihrer Gemeinschaft anzuerkennen, must sie verlangen, das; ihren Geist lichen die Gelegenheit gegeben ist, diese Kinder in näherem Verkehr persönlich kennen zu lernen und je nach Bedarf ihre religiöse oder kirchliche Erkennt nis zu vertiefen oder zu erweitern. Es ist daher gute Sitte in christlichen Familien, daß man gerade dieser Zeit in der geistigen Entwickelung des Kindes besondere Aufmerksamkeit zuwendet und von den Kindern alles Zerstreuende abzuhalten sucht. Tie O-eistlichen müssen auch unbedingt ans diese Mit arbeit des Hauses rechnen, weil sonst all ihr Mühen illusorisch gemacht wird. * - Lotterieglück. Ein Geivinn von 2000 Mark fiel auf die Nummer 71088 jn die Losverkaufsstelle von .Hermann Lahl in »ubsclmappel. Crimmitschau. (Feuer.! Hente früh nach 7 Uhr brach in der Vigogne-Tvinnerei von Robert Sarfert in der Zwickauer Straße Feuer aus, das sich bald über den Spinnerei- und Krempelsaal ver breitete und großen Schaden an Maschinen nnd Material anrichtete. ' Dresden, ctkeber eine Aufsehen erregende Ver haftung! berichten in ihrer gestrigen Ausgabe die Dresdener Neuesten Nachrichten: Danach ist gegen die drei Inhaber und Begründer der Bombastus- werkc in Potschappel Anzeige wegen Betrugs erfolgt. Tie drei Direktoren sind seit gestern in Untersuchungs- Hast genommen worden, lieber die Eigenart des Geschäftsbetriebes in Verbindung mit spiritistischen Sitzungen gingen schon seit Wochen die sonderbarsten Gerüchte um. Ein Antrag auf .»onkurseröfnuiug ist gestellt worden. Zur Erläuterung sei bemerkt, daß die genannten Werke kosmetische Mittel Herstellen und bereits seit Jahren mit dem bekannte» Odolfabri- kauten ». A. Lingner in Dresden zahlreiche Zivil- prozesse führen. , Freiberg. (Aus dem Feilster totgestürzt.) Im benachbarten Brand stürzte der Reisende Heimer aus Glauchau, der sich hier besuchsweise aufhielt, an scheinend in Schlaftrunkenheit oder Anfall von Geistes gestörtheit nachts aus dem Fenster seines Schlaf zimmers in der zweiten Etage und erlitt so schwere Verletzungen, daß er bereits mittags verstarb. Freiberg. (Bei der Eröffnung des neuen Stu dienjahres der Königlichen Bergakademie) Uelt der Rektor Professor Tr. Erhard eine Ansprache, in welcher er zum Schluß ausführte, daß das König liche Finanzministerium Mittel zur Verfügung gestellt lwbe, auch im Freiberger Bergrevier nach radium- haltigen Wässern zu forschen. Begründet ist die Mög lichkeit des Vorkommens solcher Wässer stets dort, wo Uranpecherz gefunden wird. Es ist aber viel leicht noch nicht bekannt, daß auch in dem Frei berger Bergrevier dieses wertvolle Erz zu finden ist. Großenhain. (Einen guten Magen) muß ein Stellmacher im nahen Neuseußlitz habe«. Ohne Ver anlassung verspeiste der junge Mensch im dortigen Gasthofe drei Päckchen Streichhölzer mit Schwefel und Phosphor. Danach kaute und verschluckte er noch zwei Zigarren und ei» Talglicht und trank Brannt wein dazu. Am nächsten Tage vermochte er freilich weder zu arbeiten noch zu essen. Trotzdem verzagte er nicht, sondern begab sich, um sich zu „kurieren", nach der Herberge, und stellte auch tatsächlich das Gleichgewicht wieder her, durch welche Mittel, wird aber uicht angegeben. Grimma. kDen ansehnliche» Betrag vo» 10 000 Mark, hat der Besitzer des Rittergutes Otterwisch, Herr von Arnim, für Ermittelung des oder der Brandstifter ausgesetzt, die schon zn wiederholten Malen in letzter Zeit, zuletzt i» vergangener Nacht, Brände in den zum Rittergute Otterwisch gehörige» Anwesen anlegten. Meißen. (Eine wackere Tat' vollbrachte am Donnerstag der 10 Jahre alte Platzmeisterssohn Ernst Reiche. An der äußere» Talstraße war in der Mittagszeit der vierjährige Kurt Tntrhch beim Spielen i» den Mühlgraben gefalle». Der Kiiabc Reiche hatte dies gesehen, ist dem Kleinen nachgc- sprunge» und hat ihn aus dem Wasser geholt und seinem Vater übergeben. Ohne Reiches Hilfe wäre der Kleine wohl ertrunken, da dort der Mühlgraben ungefähr einen Meter tief ist und die Ufer steil sind. Plauen i. V. 'Einbrecher.) Ter 38 Jahre alte Schlosser Dög, der jüngst init einigen Helfershelfern wegen Verübung verschiedener Einbrüche verhaftet worden ist, hat eingestanden, noch eine ganze An zahl weiterer Einbrüche hier verübt zu haben. Im ganzen werden ihm nnd seinen Genossen einige 40 Einbrüche und Diebstähle zur Last gelegt. Riesa. <Jm Dienste verunglückt.' Vorgestern nach mittag gegen 3 Uhr ist auf dem hiesigen Bahnhose der Wagenrücker Otto Max Kühne aus Weida beim Rangiere« tödlich verunglückt. Schöneck. (Die feierliche Einweisung des Herrn Bürgermeisters Wimmer' ging gestern mittag knrz »ach l Uhr im Ratssitzmigszimmer vor sich. Herr Geheimrat Tr. Ahrer aus Zwickau vollzog die Ver pflichtung und Einweisung unseres neue» Stadtober- bauptes. Waldenburg. (Ermittelte Kindesmörderin.' Als die Mörderin des im Rudolsscben Teiche in Falken aufgefundenen »indes wurde dessen Mutter, die am ll). Oktober I»»:; geborene Arbeiterin Marie Geier aus Altstadtwaldenburg, ermittelt und in Haft gvH nommen. Aivickan. (Der Schader Steinkohlenbauverein) hat seinen Betrieb eingestellt, weil durch mächtige Grundwasserzuflüsse und Schachtbrüche die Betriebs kosten zu hohe geworden sind. Er ist in Liquidation getreten und hat jetzt beschlossen, auf je eine Aktie 40 Mark Abschlagszahlung zu leisten. — (Berhaftet.) Ein 22 Jahre alter Kaufmann aus Leipzig wurde hier wegeu Unterschlagung von 8000 Mark, die er in hiesiger Gegend für eine Leipziger Firma eingezogent hatte, festgenommcn. Die Orteut-Krisis. Tie Manifestationen, die gestern in den Straßen von Konstantinopel stattgcsunden haben, zeigen deut lich, daß es sehr voreilig wäre, den Frieden schon für gesichert zu halten. Wenn es den Alttürken ge lingt, die Erregung der Massen weiter zu steigern, so kann die jungtürkische Regierung, trotz allen ihren Friedenswünschen, zu kriegerischen Entschließungen ge» trieben werden. Die aus Konstautinopet eintreffen- deu Telegramme berichten auch, daß die türkische Regierung jetzt beginnt, die arg vernachlässigten Rüstungen zu vervollständigen. Hält man alles das mit den Ereignissen in Serbien, den Vorgängen auf Kreta und in Albanien zusammen, so ist das Bild nicht sehr erfreulich. Ter gestrige Tag hat sehr viel Reden und Er klärungen gebracht. Bei der Eröffnung der öster reichisch-ungarischen Telegationen hat Kaiser Franz Josef eine Rede gehalten, in der er die Hoffnung aus eine friedliche Beilegung aller Schwierigkeiten aussprach. Zu der Krisis auf dem Balkan haben auch der euglische Premierminister und der Minister des Aeußeren das Wort ergriffen. Tie Idee einer Konferenz wird in Paris und London jetzt weniger enthusiastisch begrüßt. I» Sofia ist eine ruhigere Stimmung eiugekehrt. Toch dauern die Kriegs- trcibereie» fort. I» Serbien fordert man nach wie vor den Krieg gegen Oesterreich-Ungarn, auch in Montenegro droht man niit Gewaltmaßregeln. Und dem Beisviel von Bulgarien und Kreta wird wahr scheinlich auch bald Albanien folgen, ebenso gährt es auf Samos, sodaß Kriegsschiffe dorthin av- ginge». - Nun bleibt ja vo» der europäischen Türkei, nicht viel mehr übrig! ch * H " Hierzu liegen noch folgende uns ziigegangene Telegramme vor: Wien, !). Oktober. Freiherr von Aehrenthak teilte in der österreichischen Telegation mit, daß die österreichische Regierung bei den anderen Mächten Schritte zur Anerkennung der Unabhängigkeitser- klärung Bulgariens zum »öuigreich getan habe. Rom, 0. Oktober. Gerüchtweise verlautet, daß Italien die Besitzergreifung von Tripolis vorbereite^ - Italienische Polizeisoldatru kamen mit Terwischett ins Handgemenge, wobei >8 Terwische sielen. Paris, !l Oktober. Tic Einladungen zu der internationale» Balka»koufere»z dürste» voraussicht lich Sonntag oder Montag veröffentlicht werden. . Von Rußland ist bisher in dieser Richtung noch keine Note emgetrosfew .»o ii st a n t i n o p e l, 'N Oktober. Tie Lage auf der Insel Samos ist sehr kritisch, die Uuabhäugig- kcitserklärung steht stündlich bevor. — Ei» bulgarisches Schiff, das mit der »öuigsflagge in de» Hasen ein- laineit wollte, nnißle, durch »anonenschüsse gezwun- Familie Schöler. Original-Roman von Arthur Zapp. 2t Nachdruck verboten „Ich denke, hnuderttaiifend Mart kauii ich meiner Tochter getrost milgebe»", fuhr Herr Schöler fori, „ohne mir Uiibeguemlichteite» z» bereitem" Und als der andere keine Antwort gab, sprach er weiter: „sich tönntc meinem Schwiegersohn die beiden Hnpoiheken aui dein Harlwigscben Grundstück über trage», wäre» iü»fzjgiause»d Mart: dann dreißig- tauie»d Mark Aktie» der Rheinischen Stahlwerke und zwaiizigtamend Mart von der Landesbaiit. Oder meine» Sie, daß ich so hoch nicht zu gebe» brauche?" Ter Prokurist schluckte und würgte, dann kam in heiserem, fast rauhem Tone die Ammon: „Bei Ihre» Verhälnnsien könne» Sie auch »och darüber hinansgche», ohne sich Verlegenheiten zn bereiten Sie habe» jn dock, »nr die eine Tochter." Der Fabrikbesitzer lächelte. „Sie haben doch ei» gutes Herz, Emil. Mei» Scbwiegersolm sollte sich bei Jlme» bedankem" Er stand ans und trat dicht an den sich ebenfalls Erheben den heran. „Schade, schade! Ich haue es mir so schön ge dacht. E. O. Schöler nnd »omvanie hätte» wir die Firma genannt. Helene hat es anders gewollt — schade!" Er sah de» jimgcn Ma»», der bleich, sich die Lippen wund beißend, vor ihm stand, noch einmal mit väterlichem Wohlwollen an, dann nickte er zum Zeichen, daß die private Unterredung beendet sei. Grete Briukmaini war die erste Gratnlati». Sie hatte cs in der Mittagspause von ihrem Bruder erfahre«, «iid sie kam «u« «och cm demselben Nach mittag, um ihrer Freiiudiii allerlei süße Eriniie- rungem Wünsche und eine mit leisem Neid gemischte Bewunderung zu entfachen. Grete Brinkmanns Seele hatte das plötzliche Er- cigins in ihrcii Tiefe« aufgewühlt: eine weiche, süß- fchmerzlichc Stimmimg herrschte in ihrer Brust. Da zu kam noch die Unruhe der Erwartung, die ihr das Blut in den Ader« sieden ließ. Immer wieder heftete sie ihre Augen «ach der Tür, imd bei jedem Geräusch erzitterte sie innerlich. Sie wußte, daß Paul Schöler als Rekonvaleszent in der elterliche» Wohnung weilte, und der Gedanke, daß er plötzlich eiiitrete» könnte, erfüllte sie mit heißer Sehnsucht. Aber erst nachdem der Verlobte erschiene» war »»d sie sich verabschiedet hatte, begegnete sie Paul im »orridor der Villa. Er schien hier aui sie gewartet z» habe», denn bei ihrem Erscheinen ging er sogleich lebhaft ans sie zu. Sie ivar ganz erschüttert bei seinem Anblick. Die Ängst nnd die Aniregimg, iii der ne seinetwegen in de» letzte» Woche« geschwebt, machte sieb wieder gel lend, und währciid sie ihm die zitternde Hand mit impulsiver Bewegung entgegenstrccktc, traten ihr die Tränen in die Augen. „Wie bleich Ta ansnchst!" wollte sie sagen, aber sie brachte lein Wort über die Lippe«. Die »ehle war ihr wie zugcschnürt, und das. Herz hämmerte ihr so stürmisch i« der Brust, daß es ihr fast de» Atem benahm. Er drückte herzlich ihre Hand und schien sehr erfreut, daß sie ihm so freundlich begrüßte. AlS er die Tränen wahrnahm, die jetzt langsam von de» Wimpern tropfte» u»d über die Wangen rollten, wallte die alte stiebe nnd Herzlichkeit wieder in ihm ans. „Hast Tii Dich um mich gebangt, Grete?" fragte er und sah ihr heiß in die Augen. „Ja, ja, um ein Haar wär es aus mit mir gewesen." Ta schluchzte sie laut auf und warf sich ihm rückhaltlos a» die Brust und preßte ihn mit ihren beiden Armen an sich, als fürchte sie, es könnte ihm jetzt noch irgend ei» Leid widerfahre». „Grete!" stammelte er. „Süßer, einziger Schatz!" tliid er küßte sie wieder nnd wieder. „Bist Tu mir wieder gut?" fragte er. „Zcli habe Dich ja so lieb, Paal!" flüsterte sie leidenschaftlich. Dann trieb das Geräusch einer sich önncmde» Tür sie auseinander nnd Greie floh den .»orridor hin unter dem Ansgaug zn. Neiintes »apstel. Eines Nachmittags -- Paul Schöler war bereits als völlig wieder bergestellt nach feiner Junggcsellen- wvhuuug in der Nähe der »aserne übergcsjedelt — erschien Referendar von Boltenhagen bei dem jungen Offizier. Schon das Aussehen des erregt ins Zimmer treten de» junge« Mamies verriet nichts Gutes. Seine Augen Ware» gerötet und fuhren ruhelos hin und her — sogar das Einglas, das er ohne Baud von früh bis spät in dem rechten Augenwinkel eingeklemmt zu trage« pflegte, fehlte. Nach kurzem Händedruck warf er sich ohne wei teres iu das unter seiner gewichtige« Körverlast äch zende Sofa und strich mit der Hand über das kurz geschorene Borstenhaar. „Schöne Geschichte!" „Was denn ?" sragte Paul Schöler, von einer un4 bestimmte« Unruhe ergriffen. „Was denn?" „Schöne Geschichte!" stöhnte der Referendar un8 stützte den runde« »vpf in die Hand. Da erinnerte sich der Leutnant plötzlich des Wech sels, den er am Tage vor seinem Duell mit unter zeichnet hatte, und an dem er in der ganzen Zeit- nicht ein einziges Mal gedacht lurtte. (Fortsetzuna folgt.) . .